Mittwoch, 27. Juni 2018

ARD-Merkelkommentar: Mann beißt Hund

Unerhört und frech: Der Staatsfunk beißt die Hand, die ihn füttert.
Nach dem dritten Gesetz der Mediendynamik ist Hund beißt Mann" keine Nachricht, "Mann beißt Hund" dagegen ein Knaller: Das Ungewöhnliche, das Außerordentliche, das Überraschende und das, was mit herkömmlichen Erwartungshaltungen bricht, so sagen es die Regeln für den Medienpark, ist beim Publikum stets erfolgreicher als die Bestätigung des schon Gewussten. Genau aus diesem Grund können sich Schlagzeilen wie "Zerreißprobe für die EU", "Endspiel für den Euro", ".... (Land einsetzen) im Griff von Diktator .... (Namen einsetzen) oder "....... (Land einsetzen) tief gespalten" aufmerksamkeitstechnisch nicht gegen "Heidi Klum zeigt sich angezogen", "Plüschbär neuer Juror bei DSDS) oder "Altmaier bricht Diät nicht ab - er macht keine" durchsetzen.

Bei den Medienprofis der ARD ist das natürlich bekannt. Hier, wo lustig sprudelnde Steuergelder - aus kosmetischen Gründen "Rundfunkgebühr" genannt und vom Sender selbst als "Demokratieabgabe" bezeichnet - den Blick frei halten von kommerziellen Interessen, haben Mitarbeiter noch die Kraft, Erziehungsfernsehen der gehobenen Art anzubieten. Statt dumpfer Sensationshascherei schafft der von Rechtspopulisten etwa beim privaten Konkurrenten "Spiegel" als "Staatsfunk" verleumdete Sender bleibende Werte: Trotz Telemediengesetz, das nach ARD-Angaben verlangt, im Internet veröffentlichte Texte nach einem Jahr Standzeit zu löschen, bleiben dem Gebührenzahler draußen im Lande die meisten alten Kamellen für die Ewigkeit erhalten. Zumindest, so lange sie nicht im Lichte neuerer Faktenforschungsergebnisse ein falsches Licht auf die Politik der Bundesregierung werfen.

Die nämlich ist es, in deren Auftrag Sendungen wie "Anne Will", "Maybrit Illner", "Report" oder die "Tagesschau" Volksaufklärung betreiben - so zumindest der Vorwurf von "Hetzern, Hasser und Zweifler" (Claus Kleber) am rechten Rand, der inzwischen so weit in die Mitte der Mediengesellschaft gewuchert ist, dass es Schlagzeilen macht, wenn ein einzelner ARD-Mitarbeiter einen Kommentar veröffentlicht, in dem nicht das gemeinsame Absingen von Merkelhymnen, sondern der Rücktritt der Kanzlerin wegen erwiesenem Versagen gefordert wird.

Mann beißt Hund! Staatsfernsehen gegen Regierungschefin! MDR-Reporter fordert  Rücktritt von Merkel! Offene Rücktrittsforderung an Kanzlerin, überschlagen sich die Gazetten, offenbar überrascht, dass nicht sie, die immerhin nur zum Teil von der Bundesregierung finanzierten Medienhäuser es waren, die die den ersten Stein warfen. Sondern ein Malte Pieper vom ARD-Studio in Brüssel, ein Mann, der sich noch im Herbst letzten Jahres mit dem Ordnungsruf "Hört mit dem Populismus auf!" entschieden hinter seine Kanzlerin gestellt hatte.

Der Staatsfunk gegen die Regierungschefin? Das ist offenbar so überraschend, dass es landauf, landab zur Schlagzeile taugt.  



2 Kommentare:

  1. Entscheidend ist nicht, daß irgend ein ARD-Kasper Despektierliches unter sich läßt, sondern vielmehr die Frage, wer es ihm erlaubt hat.

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  2. Worauf Du einen lassen kannst. Darüber hinaus die Frage, w a r u m es ihm erlaubt wurde. Die Kannegießerlein auf Pipi bekommen ja schon feuchte Höschen, von wegen den HAUPTkopf der Hydra usw. - so etwas hat die Hydra doch gar nicht.

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