Montag, 8. Juli 2019

Chemtrails 2.0: Die verschwiegene Wolken-Gefahr

Ein typischer Chemtrail-Bomber versprüht unbemerkt Zirruswolkensamen.

Seit es das Internet gibt, gibt es auch Chemtrails, diese breiten weißen und oft besonders hübsch anzuschauenden Himmelserscheinungen, in denen rechtsradikale Hetzer, Reichsbürger und Zweifler an der aktuellen Regierungspolitik der Klimastabilisierung eine der populärsten Verschwörungstheorien der Gegenwart sehen.

Nathan Smith entwarf die Theorie 1969 in seinem Buch "Bible 2.0", spätestens mit der Verbreitung seiner abenteuerlichen Thesen gelten Chemtrails als eine der Bruchstellen zwischen Vernunft und Wahnsinn: Wer überzeugt ist, dass Regierungen ihre eigene Bevölkerung mit Chemikalien besprühen lässt, war offensichtlich irrsinnig. Wer Fotosammlungen von Wolkenbildern für einen Beweis hält, hatte nicht mehr alle Latten am Zaun. Und wer das sagte, durfte sich im sonnigen Gefühl einrichten, aufgeklärt und fakenewsresistent zu sein.

Ausgerechnet der renommierte "Tagesspiegel" aus Berlin, ein Schwesterblatt der  noch angeseheneren "Zeit" aus Hamburg, rührt nun am Glauben vom naturbelassenen Himmel. Im Kampf gegen den Klimanotstand, dem sich die Redaktion verpflichtet sieht, hat Autor Florian Schumann die Chemtrails als Unterstützer entdeckt: "Durch immer mehr Flüge könnte sich der Klimaeffekt von Kondensstreifen bis 2050 verdreifachen", warntdas Blatt, denn die "Eiswolken aus Jet-Abgasen" führten dazu, "dass die Erde sich aufheizt".

Bisher waren Chemtrails dafür verantwortlich gemacht worden, die Erde abzukühlen, den Bevölkerungszuwachs zu bremsen und das Geschäft von Agrarchemiekonzernen zu beflügeln. Als Florian Schumann das, was er "das Phänomen" nennt, nun entdeckte, kehrte sich die Wirkung um. "Fliegt ein Flugzeug am Himmel vorbei, hinterlässt es Kondensstreifen", analysiert er. Aus ihnen entstünden Zirruswolken, die wiederum "Berechnungen zufolge im Jahr 2050 drei Mal so starke Auswirkungen auf das Klima haben" würden wie noch 2006".

Reverse Geoengineering, das die Forscherinnen Ulrike Burkhardt und Lisa Bock vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt im Fachjournal "Atmospheric Chemistry and Physics" beschreiben. Denn im Gegensatz zu natürlichen Eiswolken, die in großer Höhe auftreten,sind die aus den Kondensstreifen von Flugzeugen entstehenden Zirruswolken ("Federwolken") in der Klimarechnung der Erde nicht vorgesehen. Sie entstünden, indem sich Wassermoleküle an die von den Flugzeugtriebwerken  ausgestoßenen Rußteilchen anlagern. "Aus den direkt hinter den Flugzeugen entstehenden Wolken können sich durch Windbewegungen und Transport wesentlich großflächigere Wolken bilden, die stundenlang bestehen bleiben können", verriet die Atmosphärenphysikerin Lisa Bock dem "Tagesspiegel".

Kunstwolken, von Eingeweihten auch "Chemtrails 2.0" genannt, die einerseits einfallendes Sonnenlicht reflektieren und so verhindern, dass es die Erdoberfläche erwärmt. "Zum anderen aber schirmen sie die Wärmestrahlung der Erde ab, das wirkt wie ein Treibhauseffekt", warnt Bock. Damit entwickeln die künstlichen Zirruswolken, deren Existenz gerade erst wieder im Deutschlandfunk widerlegt worden war, eine wärmende Wirkung, den ihren eigenen Kühleffekt global gesehen überwiege.
Und wie. Insgesamt, sagt Bock, sei der Einfluss der Kondensstreifen-Zirren auf die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung seit Beginn der Luftfahrt sogar größer als der der CO2-Emissionen der Flugzeuge, der bei fünf Prozent Anteil etwa am derzeitigen deutschen Klimasommer liege. Dieser Effekt werde sich in den kommenden Jahren verstärken, da der Flugverkehr weiter zunehme. Am verheerendsten wirken die Chemtrails 2.0 dabei in über Nordamerika und Europa, weil dort am meisten Flugbewegungen stattfinden.

Einen Ausweg, Rettung gar gebe es nicht, so die Forscherinnen im "Tagesspiegel". Wenn die derzeitigen Prognosen zum Anstieg des Luftverkehrs stimmten, werde nicht einmal eine Reduzierung der Rußemissionen aus den Flugzeugturbinen um 90 Prozent ausreichen, den verheerenden Einfluss des Kondensstreifen-Effektes auf das Weltklima zu reduzieren. Technisch möglich scheint zudem derzeit allenfalls eine Reduktion um etwa 50 Prozent.

Ein Schritt näher an den Klimaabgrund. Trotzdem ignoriert die Politik das Thema völlig. Zu groß ist die Angst, als Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt zu werden, zu akut die Furcht, mit einer weiteren Baustelle am Himmel nur eine weitere Niederlage vorzuprogrammieren. Wie beim Grassierenden Haustierproblem setzen die Größen der EU, aber auch die deutsche Regierung samt der Opposition auf eine Strategie des Aussitzens, Ignorierens und Wegmoderierens.

Dabei, haben Ulrike Burkhardt und Lisa Bockherausgefunden, wäre eine Lösung für alle so denkbar einfach: Weniger fliegen.

4 Kommentare:

  1. Irgendwie ist zuviel Öl im Feuer.

    Anstatt alle Verbrenner auf Magnetmotoren umzurüsten wird weiter geölt und auf mehr Lithium und Co. gesetzt. Die Industrie hinterlässt immer mehr Wüsten, anstatt sich Ihrer Verantwortung dem Planeten gegenüber bewusst zu werden. Der Schaden ist nicht zu bezahlen.

    Schöne neue Welt

    Magnet Motor - Fakt oder Fake? - Wurde das Patent von der Industrie aufgekauft und "auf Eis gelegt"?
    https://www.youtube.com/watch?v=nWQTmfvnvb0

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  2. @Anonym:
    Magnetmotor???
    Nicht ernsthaft, oder?
    Es ist doch echt erstaunlich, dass es immer und immer wieder Leute gibt, die versuchen, ein Perpetuum mobile zu entwerfen.
    Und wenn's noch so geschickt gemacht wird, es geht nicht!
    Es scheitert immer an einem der Hauptsätze der Thermodynamik.

    "Aber... aber ... da gibt's doch auf youtube Videos, wo man das eindeutig sieht ...."
    Junge, verdammt noch mal, das ist kein Beleg. Sonst könnte ich genauso glauben, dass die Erde vor paar Jahren von Aliens angegriffen wurde, wir diese aber erfolgreich zurückschlagen konnten. Mehrfach!
    Das kann man ja in den Dokumentarfilmen "Independence Day" und "Mars attacks!" sehen.
    "Aber ... aber ... das sind keine Dokus, das sind Filme!"
    Aha. Und deine Youtube-Dokus können nicht zufällig auch einfach nur Tricksereien sein??

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  3. Anonym @ Perpetuum Demobilisierer hat gesagt...

    Sei gepriesen für Deine Worte. Aber ob es ankommen wird?

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  4. Andersen 2019Juli 09, 2019

    https://gehtanders.de/magnetmotor/

    Glaub es oder glaube es nicht. Solange es Menschen gibt, die wie in Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ alles auf sich nehmen, die offensichtlichsten Dinge zu leugnen, um sich selbst und anderen einzureden, Weiß wäre Schwarz und Schwarz wäre Weiß, wird die Öl-Mafia, der MIK, die Chemie-Branche usw. sich ins Fäustchen lachen, wie naiv die meisten Menschen doch sind und wie einfach man sie manipulieren kann.

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