Montag, 16. September 2019

Im Land der Mimosen: Schneeflöckchen, schlimm verwundet

Toleranz sucht nach Symbolisation, denn wer sich nicht wiederfindet, ist schnell verletzt. Oben: Die neue Nationalflagge.
Ein Land voller Mimosen, empfindlich wie die Schenkelhaut frischerblühter 18-Jähriger, so sieht es aus, das Deutschland des Jahres 2018. Worte können hier so verletzend sein, dass großgewachsene Männer beinahe weinen müssen. Alles lechzt beständig nach Entschuldigungen, ein Sorry ist das mindeste, um durch Worte gerissene Wunden zu pflastern und Beleidigungen zu tilgen.

Der Papst etwa hat während seiner Amtszeit kaum Wichtigeres zu tun als offensive Öffentlichkeitsarbeit für die zahllosen Leichen zu machen, die von seinen Vorgängern und zahllosen anderen katholischen Amtsträgern ermordet in den Kellern der Mutterkirche liegen. Da muss er sich aber, so blökt eine allzeit mobiler Meinungsmob dazu, erstmal entschuldigen! Staaten entschuldigen sich für Morde. Schönheitsköniginnen für ihre Schönheit. Und Unternehmen für ihre Produkte.

Ein Land voller Mimosen, empfindlich wie die Schenkelhaut frischerblühter 18-Jähriger. Treten wollen sie alle, getreten werden will niemand. Der Ruf nach Toleranz, er endet am Rande der Zurechnungsfähigkeit.

Ist jemand anderer Meinung, wirkt der Spielplatzrefelx aus Kindertagen: Bocken und pathetisches Beleidigtsein, bis der Täter seine Worte zurücknimmt. Ein Spiel für Erwachsene, die dem Publikum wie sich selbst vorgaukeln, dass wahre Meinungsfreiheit darin bestehe, dass das , was man denke, besser unausgesprochen bleibt, wenn man annimmt, dass jemand anderer es zum Anlass nehmen könne, beleidigt zu tun. Gedacht werden darf im Moment noch weiter, denn die Gedanken sind frei. Zu sagen, was man denkt aber führt unweigerlich zu Bußforderungen, die mit zunehmender Lächerlichkeit nur immer noch berechtigter werden.

Deutschland denkt über ein Entschuldigung an Afrika nach. Der Bundespräsident war wieder in Polen und hat sich noch einmal entschuldigt. Ein Ministerpräsident entschuldigt sich für seine Polizisten. Dazu wird Schmerz simuliert, wo Weghören Opfer vermeiden könnte, die vorgetäuschte Verletzung aber dient dem selbsternannten Betroffenen als Druckmittel zur Durchsetzung seiner Ansichten. Wo sie vergessen, dass nie der, der gefehlt hat, sich entschuldigen kann - er kann den, dem geschadet wurde, allerhöchstens um dessen Entschuldigung bitten.

Aber Scham ist hier nur eine Theateremotion, eine Waffe in der Medienschlacht um den Meinungsmainstream. Alles, was übersteht, muss sich entschuldigen, muss zerknirscht sein, muss öffentlich Abbitte leisten für das, was es tut oder denkt oder was Opa getan oder gedacht haben könnte, und fürderhin still schweigen. Alles schreit nach Entschuldigungen, alles erweckt den Eindruck, als eine andere Ansicht schon allein deshalb eine schwere Beleidigung, weil sie nicht mit der eigenen übereinstimmt.

Überall verletzte religiöse, politische und geschlechtliche Gefühle, überall feinfühlige Abendland-Talibane, die Radiowellen, nackte Haut auf Plakaten und abweichende Sexualpraktiken riechen und sofort Entschädigungsbedarf zu reklamieren verstehen. Aufs Stichwort sinken sie hin wie vom Gegenspieler gefällt Weltklassefußballer, brutal gestoppt durch ein Wort, einen Satz, eine Geste, ein Bild, eine Filmszene, ein Lied. Sie haben Alpträume, wenn sie jemand verlogen nennt. Sie bekommen Angst, wenn ihre Nasen jemanden an Hitler erinnern. Sie verbieten es sich, öffentlich mit ihren Meinungen von gestern oder vorgestern konfrontiert zu werden.

Sie sind empfindlich wie wundgescheuerte Bewohner eines Landes voller Mimosen, die gern die DDR zurückhätten oder die Sowjetunion Stalins: Alle schweigen in stillem Selbstgespräch, keiner weiß, was der andere denkt, niemand ist beleidigt, weil die Meinungsfreiheit eben endlich nur Meinen meint und nicht immerzu rausplatzen damit.

5 Kommentare:

  1. Ist ja richtig, ist aber alles auch nicht spezifisch deutsch. Die Ideologie dahinter dürfte eher aus US-amerikanischen Universitäten kommen, und sie ist, wenn wundert es, in dieser Form in den 60iger und 70iger Jahren entstanden. Deren Durchsetzung im akademischen Alltag dürfte schon auf die späten 80iger zu datieren sein. Tom Wolfe hat hier ein paar böse Aufsätze drüber geschrieben (etwa in "Hooking up", sowas konnte übrigens 2001 sogar noch wohlwollend in der SZ rezensiert werden). Empfehlenswert auch, was der US-Blogger 28sherman zum Collegeleben in den 90igern berichtet hat (den Blog gibts nicht mehr, evt. auf archive.org mal recherchieren, die Posts sind so 2014/15 veröffentlicht). Das Milieu milde auf die Schippe nehmend: Die "Simpsons in the 90ies"-Episode, in der Marge auf das College geht ("Wusstest du, dass alle Gründerväter alte weiße Männer waren?") und Homer Grunge-Star wird.

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  2. Die Farben auf der neuen Flagge sind ja für den unbedarften Beobachter schön und gut. Aber diese spitzen und aggressiv anmutenden Winkel die auch noch nach rechts weisen. Der Designer zeigt doch damit ganz klar das seine Denkstrukturen noch immer offen für völkisches Gedankengut sind. So geht das nicht.
    Ich fordere die Abrundung der gewaltverherrlichenden Winkel und die Ausrichtung nach links. Sonst kommt unweigerlich das vierte Reich. Haben wir denn nichts aus der Geschichte gelernt?
    Und außerdem fordere ich eine Entschuldigung. Sonst halte ich die Luft an, bis etwas passiert.

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  3. Die neue Nationalflagge, die im aktuellen Grenzenlos-Zeitgeist ja bereits ein Widerspruch in sich ist, wird das alte Schwarzrotgold (schwarz wie die Seele, rot wie die Ideologie und gold wie die materielle Gier) behalten, nur mittig ergänzt mit dem von einer islamgrünen Wolke umrahmten weißen Schriftzug samt Krummschwertern von der saudiarabischen Fahne.

    Das wird eher das Zukunftssymbol Deutschlands sein, wenn der kollektive Willkommens-Irrsinn nicht schnell gestoppt wird.

    All die bunten Paradiesvögler werden vermutlich als erste ultimative Freiflüge am Baukran geschenkt bekommen oder anderweitig ihren multigeschlechtlichen Wirrkopf verlieren. Da ist der Moslem sehr einfallsreich.

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  4. kommt so ein weinerliches Klimamädchen daher . "Hast du mal eben Zeit , wir helfen armen Negern im Kongo und die brauchen ein neues Händy sowie blingblang-Produkte , hier bitte unterschreiben" .

    Bernd staunt erstmal .

    "willst du ne Info haben ? wir haben auch eine Internetzseite , wewewe.sos-negerhilfe.de "

    Bernd dann so : "ich würde das Problem eher grundsätzlich erörtern. Ich beute keine neger aus . Aber da gibt es Agrarkonzerne - die nehmen den Negern das Land weg "

    "ja schon aber wir haben ein tolles Projekt und dafür brauchen wir 40 Mio Reichsmark"

    "der Schlingensief hat auch in die neger investiert - hat aber nicht funktioniert . klar - es gibt Idioten die immer wieder Geld in die Entwicklungshilfe stecken - aber der Wirkungsgrad ist lächerlich "

    https://www.zvab.com/9783905937435/Afrika-muss-H%C3%B6lle-gehen-Alex-3905937433/plp

    naja

    dann die üblichen Beschimpfungen

    "FASCHIST"

    Bernd dann so : " darf man nach 50 Jahren Entwicklungshilfe NICHT einmal solche "Projekte" hinterfragen ?

    wieso ruinieren die neger jede deutsche Technik ?

    sind die alle dumm wie grüne Farbe ?

    ja . das wollt ihr nicht hören .

    warum investierst du nicht dein Bafög in deinen neger ?

    bist du ein wenig verlogen Frl. Sonnenschein ?

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  5. Endlich wieder Bernd!

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