Freitag, 19. Februar 2021

Der Umfaller: Führender Faktenfinder leugnet Corona-Erfolg

Eben noch war die Kanzlerin vor die Tür getreten, um Aufmerksamkeitshappen an die Treuesten der Treuen zu verteilen. Auch die EU-Kommissionspräsidentin, in den Monaten der neuen Corona-Normalität meistenteils komplett abgetaucht, fuhr schwere Geldgeschütze auf, um die große Staatengemeinschaft vor Zweifeln und Selbstzerstörung zu bewahren. Immer im Fernsehen wie Karl Lauterbach, jeden Tag ein Interview gegen die schlechte Laune und beinahe stündlich neue Einkaufsmeldungen über zusätzliche Fantastrilliarden an Impfstoffdosen, Liefertermin irgendwann, wenn alles klappt.  

Kapitulation der Treuesten

Doch es reicht nicht mehr. Die Appelle, die Durchhalteparolen, die Arschzusammenkneiforden, der ganze Einsatz der Gemeinsinnmedien zur Abwehr von Hetze, Hass und Zweifel, ein untauglicher Versuch. Dort, in den Glaspalästen der streng nichtstaatlichen Sendezentralen, sind es es nun gerade die Treuesten der Treuen, die umfallen. Es kommt zu Kritik, direkt auf dem Sender. Es kommt zu Schuldvorwürfe, zu hässlichen Kommentaren und knieweichen Bekundungen, so habe man sich das nicht vorgestellt, als man vor einem Jahr schwor, niemals und in keinem einzigen Moment irgendeine Maßnahme des Corona-Kabinettes auch nur für den Fall infragezustellen, dass ihre mangelnde  Sinnhaftigkeit selbst einem Koma-Patienten direkt ins Gesicht springen könnte.

Gut, die Besten in der Disziplin des Faktenerfindens, Begründungensuchens und Feindeindentifizierens haben lange durchgehalten. Rund ein Jahr lang etwa schaffte es der höchste deutsche Faktenchecker Patrick Gensing, allen Wahrheiten aus dem Weg zu gehen und je nach Erfordernis Beweise dafür beizubringen, dass Masken nichts nützen, oder aber doch, dass Gurgeln hilft oder eben nicht und dass Trump Medikamente empfiehlt, die erst viel später von Jens Spahn eingekauft wurden.

Im Krieg gegen das Böse

Nun aber bröckelt auch da etwas weg, nun aber scheint etwas zerbrochen in Kopf und Herz des Mannes, der sich vom kleinen Freiwilligen im Krieg gegen das Böse zu einem führenden Wahrheitsfunktionär im staatsnahen Nachrichtendienst entwickeln durfte.

Ausgerechnet Gensing, dem es gerade noch gelungen war, mit einer aus irrationalen Zahlen und kompletter journalistischer Selbstverleugnung zusammengestellten Rabulistik zu beweisen, dass Deutschland ein wahres Musterland des Impfens gegen Corona ist, hat sich jetzt öffentlich losgesagt von Bundesregierung, Landesregierung und EU-Kommission und der fakten- und statistikunabhängig vertretenen Botschaft, dass Deutschland nur zu beneiden sei für die elegante Art und Weise, wie das Land nahezu schadlos durch die Pandemie schlüpfte.

Bitte künftig auf Selbstlob, Deutschland sei gut durch Corona-Pandemie gekommen, verzichten", fordert der Chef des "Tagesschau"-Ressorts für Wahrheitsfindung plötzlich -  für alle Fans des "Faktencheckers" ein schmerzlicher Tiefschlag. Bis vor kurzen hatte Gensings Faktentruppe in vorderster Front gestanden, um in dunkler Nacht für fröhliche Stimmung  zu sorgen und die Lage an der Heimatfront durch Hinweise auf die viel schlimmere Lage anderswo aufzuheitern.  

 Kehrt Marsch

Das Zögern der Bundesländer" (Gensing) war im Herbst vollkommen richtig, zum Ende des Winters nun aber hat der Faktenfinder herausbekommen, dass es "Zehntausende Menschenleben gekostet" (Gensing) hat. Bei der "absoluten Zahl der Todesopfer hat D nun Spanien überholt, das im Frühjahr sehr stark betroffen war", schreibt der Faktenspezialist, der damit 47 Millionen Spanier mit 83 Millionen Deutschen vergleicht, um passgenau an ein in einer früheren Faktenphase von Rechtsextremen verbreitetes Verschwörungsmärchen anzudocken, nach dem die Maßnahmen gegen die Pandemie zu zögerlich gewesen und die Corona-Toten deshalb "Merkels Tote" seien.

In deren Gesellschaft begibt sich der bisher als verlässliche Wahrheitsinstanz reisende Cheffaktenerfinder nun ohne Not, wenn über die letzten heißumkämpften Corona-Monate spottet. "Die sich auftürmende zweite Welle sollte in Deutschland zunächst mit Kneipen, die eine Stunde früher schließen, dann mit einem „Lockdown light“ aufgehalten werden", ätzt er gegen die Eindämmungsschritte, die vom Wellenbrecher-Lockdown zur Weihnachtsrettung langsam in den Dauerlockdown zur Verhindung von Ostern als langsam anschwellender Bocksgesang bisher bei Faktenfinders außer Frage standen. "Erst Mitte Dezember wurden Maßnahmen ergriffen, die einen Rückgang bewirkten", klagt er.

3 Kommentare:

  1. "Also: tu pist ein Tefitist." (Pilatus zu Brian)

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  2. Ich hoffe, eins der Faktenorakel kann mir irgendwann erklären, wie sich die Corona-Megatoten und die ausgebliebene Übersterblichkeit zu einer Geschichte zusammenfügen.

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  3. Auf welche wissenschaftlich ermittelten Torten bezieht er sich? Die "an" oder die "mit" Carola gestorbenen?

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