Freitag, 14. Mai 2021

Doku Deutschland: Meine beinharte 60-Jahre-Diät

Man erahnt mein Problem schon auf diesem Selfie: Ich bin einfach immer noch einige Kilo zu groß, obwohl ich nahezu 1,80 Meter messe.

Ich weiß natürlich nicht mehr genau, wie das alles angefangen hat. Aber wenn ich darüber nachdenke, wird mir klar, dass das nicht daran liegt, dass ich das Problem ganz, ganz früher nicht hatte. Sondern eher daran, dass ich es immer schon mit mir herumgeschleppt habe, selbst zu der Zeit, als ich noch zu jung war, um mich heute noch daran zu erinnern, was ich damals dachte.

Um es kurz zu machen: Ich bin dick.  Zumindest nennen es Menschen so, die es gut mit mir meinen, die mich trotzdem leiden können und nicht die Nase rümpfen, nur weil ihnen jemand gegenübersteht - meist sitze ich - der dreimal so viel wiegt wie sie. Dreimal, sie lesen richtig. Ich bin im Moment bei knapp 210 Kilo, auch für einen Mann, der fast 1,80 Meter groß ist - genau sind es 1,73 - ist das eine ganze Menge.  

Zehn Kisten Bier

Man schleppt das ja immer mit sich, das ganze Zeug. Zehn Kisten Bier. Treppe hoch, Treppe runter. Die liegen einem beim Sitzen auf dem Schoß und beim Liegen auf der Brust. Verständlich, dass man sie loswerden möchte, wenn einem erst klargeworden ist, dass es so nicht weitergehen kann. 

Ich war 14, als ich das endgültig und mit allen Konsequenzen begriffen hatte. Das war vor 30 Jahren, wenn man es genau nimmt, und ich habe nicht mal lange gebraucht, um einen festen Diät-Plan zu entwickeln. Ich setzte mir einen festen Zeitrahmen und ein ehrgeiziges Programm, um mein Ziel zu erreichen. Zuerst einmal würde ich zehn Jahre lang nicht weiter zunehmen, damit ich mich an das Leichterwerden gewöhnen kann. Dann binnen von fünf Jahren entschlossen 25 Prozent Gewicht verlieren. Schließlich noch einmal 20 Prozent draufpacken, also abkochen.

Mein Gewicht, das bin ich

40 Prozent leichter in 30 Jahren, das klingt wenig, ist aber für jemanden, der gewohnt ist, sein Gewicht als Bestandteil seiner Persönlichkeit zu empfinden, eine ganze Menge. Ich gestehe denn auch offen: Es ist mir oft nicht gelungen. Also nie. Mental haderte ich mit dem Konzept, einen Teil von mir aufgeben zu müssen, um dem Rest von mir das Überleben zu sichern. Was verliert man, wenn man einen halben Menschen der Waage opfert, damit der andere Halbling es ein paar mehr Jahre lang gut hat? Im Innersten zweifelte ich an dem Konzept.

Diät und Diät versagte. Ich zehrte von den ersten paar Messungen, die mir bescheinigten, anfangs doch ziemlich Masse verloren zu haben. Aber danach ging nahezu nichts mehr. Um es in Zahlen zu fassen, damit Sie mein Problem verstehen: Ich wurde einfach nicht dünner, egal, was ich aß.

Ehrgeiz lässt nicht nach

Aber ich bin ehrgeizig. Wenn es mit dem ersten Abnehmziel nicht geklappt hat, sagte ich mir, warum dann nicht einfach ein zweites, drittes oder viertes aufstellen, das dich ein bisschen mehr fordert? Ohne langes Herumrechnen habe ich meine Diätziele also verdoppelt, das heißt, ich werde in den kommenden zehn Jahren Jahr für Jahr doppelt so viel Gewicht verlieren wie in den zurückliegenden drei Jahrzehnten! Und wenn ich das nicht geschafft habe, lege ich noch einen drauf: Heute schon habe ich mir vorgenommen, in zehn Jahren nicht aufzuhören, sondern konsequent weiterzumachen. Ich gebe mir dann noch einmal 15 Jahre Zeit, um weitere 35 Prozent Masse abzubauen. 

Sie staunen. Aber ich bin wirklich heute schon stolz darauf, wie ich das all diese Jahre durchgehalten haben werde. 60 Jahre Diät! 60 Jahre Entbehrung, Entsagung, dranbleiben, nie aufgeben, egal, was passiert. Das macht mir, glaube ich, so schnell niemand nach. Mögen mir auch die Leute nachgucken, wenn ich auf der Straße bin, mögen sie tuscheln und "fett" oder "adipös" denken. Ich weiß doch besser, was ich geleistet habe. Man sieht es vielleicht nicht, aber ich fühle es. Das können Sie ruhig weitersagen.

7 Kommentare:

  1. Mein MampfkampfMai 14, 2021

    Mutiert ppq nach dem kläglichen Scheitern im Politikkritikermilieu nun zu einem Blog für verlockende Diättipps?

    Das würde im fettesten aller Schlands vermutlich sehr viel mehr Kommentatoren einbringen als die bisherige verwässerte Magermilchsuppe im bunten Ramschtisch-Sonderangebot.

    Unser obiger Pfundskerl braucht sich jedoch keine Sorgen zu machen, denn unsere Medizin wird ihn lange leben bzw. leiden lassen, weil er für sie nachhaltig profitabel ist. Zudem importieren wir seit 2015 Millionen Fachkräfte im Transportwesen per Handkarre. Man wird ihn gegen einen angemessenen Goldwert-Obolus also sicher gerne klimaneutral von A nach B bringen. Notfalls führen wir zur weiteren Kulturbereicherung auch noch von-Tür-zu-Tür-Sänften ein, um jede mühselige Eigenbewegung unserer fleißigen Welthungerhilfe-Fettspender zu vermeiden.

    Der Wille des Menschen war, ist und bleibt sein Himmelreich, und sein Weg in die Hölle war, ist und bleibt mit guten Vorsätzen gepflastert.

    Es wird also wunderbar werden, unser erträumtes Wohlfühlparadies. Ein globales Harmoniereservat mitten im zerstrittenen Zentraleuropa. Ein kleines Gallierdorf mit all seiner niedlich-gehässigen Charaktervielfalt an der Grenze des Intoleranzimperiums. Nur hier hat echte Menschlichkeit noch eine Chance. Darum gilt: Weiter so! Wir schaffen das.

    Bei uns kann jedes schwabbelige Nilpferd sich für eine schlanke Gazelle halten ... im Illusionsdelirium. Und genau so wenig, wie man bücherbeladene Esel damit klüger machen kann, werden weder Klamotten noch Schmuck schwabbelige Fleischberge in zarte Leckerbissen verzaubern.

    Ja, es ist beinhart, sich der Fresssucht aus Frust zu entziehen, denn das Scheitern lauert überall.

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  2. Hab zwar nur 6 kg zu viel, aber die bringen mich auch langsam zur Verzweiflung.
    Also ich finde die "Magermilchsuppe" hier klasse.
    Und Kommentare braucht kein Mensch ...

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  3. OT

    Ich weiß nicht ob es sich schon rumgesprochen hat, in Deutschland gibts Brandanschläge gegen Synagogen. Und auf der Straße brüllen welche "Scheiß-Juden!".

    Der Zentralrat der Juden hat noch keine Informationen über die Provenienz der Täter. Sind es Klingonen? Repteloiden? Nazis?
    Weil man keine voreiligen Urteile aussprechen soll, ist die Reaktion entsprechend zurückhaltend.
    Eins ist allerdings schon ermittelt: Die Täter sind Antisemiten.
    Wer hätte das gedacht?

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  4. >ich weiß nicht ob es sich schon rumgesprochen hat, in Deutschland gibts Brandanschläge gegen
    >Synagogen.

    Heiko Maas hat doch den Staat aufgefordert, Synagogen zu schützen. Diese verdammte Staat! Wenn Heiko da bloß was tun könnte, na wegen Auschwitz, aber er ist ja bloß in der Regierung, was sollen sie da machen wenn der Staat nichts tut!

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  5. Abseits: Ist es Aberglaube? Kein Hansa nirgendwo?

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  6. @anonym 1: als selbst von übergewicht schwer betroffener frage ich mich stets, wo der adiposithass bei mitbürger:*_Innen wie "Mampfkampf" herkommt. hier müsste mit viel mehr bildungsangeboten geholfen werden, denn oft sind es stoffwechselstörungen und die miesen methoden der zucker- und fettindustrie, die als trigger bei denen wirken, die nicht wissen, was sie essen

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  7. Hase, Du bleibst hier ...Mai 14, 2021

    Nicht erreichte Klimaziele einfach neu ausschreiben, immer und immer wieder. So bleibt das Thema im Topf und die Köche schreiben für uns immer neue Speisekarten ohne Wahlessen.

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