Donnerstag, 28. April 2022

Hahn zu: Der letzte Tropfen Öl

Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will: Gemeinsam mit Wladimir Putin treiben die Aktivsten der Letzten Generation den fossilen Ausstieg voran. Illustration: Kümram, Muschel-Radierung auf Ölpapier.

Es fiel alles auf einen Tag. Der Russe drehte den Partner in Polen und Bulgarien den Ölhahn zu, die Klimakämpfer der letzten Generation griffen in Deutschland ein. "Wir haben die Räder zum Fluss des Erdöls zugedreht", verkündete ein Sprecher der Aufstandsbewegung. Zwar seien die Absperrventile an den Leitungen aus dem Osten eigentlich nur für den Notfall gedacht, eine Havarie, ein russischer Raketenangriff, ein Erdbeben in Brandenburg. Doch alle Räder stehen still, wenn das Klimakind es will.  

Alle Räder stehen still

Und dessen radikalisierte Ränder gehen noch weiter. Seit Bundeskanzler Olaf Scholz und die Grünen-Spitze den Hungerstreikenden aus der Splittergruppe von Fridays for Future eine Audienz gewährten, sehen sich "Christian & Wolli" (LG) und ihre Kampfgefährten nicht nur in ihrer Diagnose bestätigt, dass die Welt "mitten in einem Klimanotfall" ihrem unmittelbar bevorstehenden Ende entgegentreibt, sondern als Beifahrer des Regierungsschiffes auch berufen, immer mal wieder in den Lenker zu greifen.

Eben noch irgendwo auf der Autobahn kleben und nun schon mit Wladimir Putin gemeinsam Tempo beim "Ausstieg aus den Fossilen" (Ricarda Lang). Schneller als die "Letzte Generation" hat noch keine revolutionäre Bewegung ihre großen Ziele gewechselt. Den Kriegsausbruch im  Februar begingen die Aktivistinnen und Aktivisten noch mit aufsehenerregenden Tomatenwurf-Aktionen im Rahmen ihrer Aktion "Essen retten", die ein deutsches "Essenretten-Gesetz" (BuERG) zum Dreh- und Angelpunkt der weltweiten  Klimawende bestimmte.

Essenretten am Ende

Acht Wochen später soll es nun eine "Lebenserklärung" von Klimawirtschaftsminister Robert Habeck sein, die die Welt vor dem Verbrennen rettet. Habeck soll darin versprechen, dass die Bundesregierung "FÜR statt GEGEN unser Überleben arbeitet" und bereit ist, nach Kernkraft und Kohle aus Öl und Gas sofort und ersatzlos aufzugeben. 

Wir haben noch zwei bis drei Jahre, in denen wir den fossilen Pfad der Vernichtung noch verlassen können", haben die Aufständischen beim Internationalen Klimakomitee gelesen. Unabhängig davon, dass dieser Zeitrum sich seit sieben Monaten nicht verändert hat und das allen früheren Erfahrungen zufolge auch niemals tun wird, drängt die Zeit. Schon im Jahr 2007 tickte die Klimauhr ohrenbetäubend. Der damalige IPCC-Vorsitzende Rajendra Pachauri, eine ausnehmend schmierige Figur mit einem Hang zu Fernreisen und regelmäßigem Krikett-Training, mahnt seinerzeit schon zur Eile: "Wir haben nur noch bis 2015 Zeit", appellierte er an die Welt. Danach sei es zu spät wie immer und immer wieder.

Zu spät wie immer

Frühe Warnungen, die verhallt sind, weil stets etwas anderes war. Flüchtlingszustrom 1.0, Euro-Rettung, Kampf gegen rechts, Bundesliga-Videoschiedsrichter und dann auch noch die Pandemie. Erst der völkerrechtswidrige Krieg im Osten, bis heute weder von Russland an die Ukraine noch von der Ukraine an Russland offiziell erklärt, wie es sich früher noch gehört hat, brachte Bewegung in die Problemlage, die bis dahin durch die regelmäßige Ausrufung immer neuer, immer ehrgeizigerer und immer ferner in der Zukunft liegende "Klimaziele", "Klimapläne" und "Klimapakete" gemanaged worden war.

Auf einmal ist Betrieb, auf einmal ist die Ankündigungsbühne voller Blumen und neben dem polnischen Ministerpräsidenten wirken Klimakrieger wie Edmund Schultz aus Braunschweig geradezu gemäßigt. Schon hat Robert Habeck persönlich den Ausstieg aus russischem Öl für "in wenigen Tagen" angekündigt, schon naht der Moment, indem Deutschland auf Freiheits- und Menschenrechtsenergie aus fröhlichem Fracking und Blutprinzenanbau umsteigt. 

Gleich, sofort und unverzüglich

Hahn zu, na, klar, aber gleichsofortunverzüglich. Weg mit dem lulligen Hang zur Heizerei, mit dem Rumgefahre im Land und der Herstellung aller möglichen Dinge aus allen möglichen chemischen Grundstoffen. In der Tradition der großen Kreidewanderung der Klimakinder im Jahr 2020 sind Edmund Schultz und die Seinen samt ihrer Sonnenblumentöpfe zu Fuß aus Braunschweig an die Killer-Pipelines gewandert, um den Klimasündern im Lande vor dem letzten Tropfen Öl zu bewahren, der das Klimafass zum Überlaufen bringen würde.

Ein Opfergang mit Gummisack und Aluleiter, mit Warnweste aus strapazierfähigem Polyester, dick bestrichen mit einer Schicht aus  hochveredelten chemischen Stoffen zur bimolekularen Fluoreszenzkomplementation, der mit Hilfe von aus China eingeflogenen Smartphones über ein komplexes Netz aus Stahlmasten mit Funkantennen voller seltener Erden aus Asien und rarer Edelmetalle aus Afrika in energieaufwendige Cloudspeicher am anderen Ende der Klimawelt übertragen wurde, auf dass er die Ausweglosigkeit der Situation  deutlich mache.

3 Kommentare:

  1. Nicht nur auf Pipi, auch auf Anti-Spiegel:

    << jsm36 sagt:
    28. April 2022 um 09:28 Uhr

    Was hat Russland denn verloren?
    Ist es nicht so das WIR mehr unter den Sanktionen leiden als Russland?
    Ist es nicht so das Russland seit Putin im Aufstig ist ?
    Fakt ist das er eben nicht immer gespiegelt reagiert hat, was uns mit Sicherheit so manchen Konflikt erspart hat. >>

    Es ist so wiederlich. Kein Schahmgefül.

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  2. Straftaten begehen, sich dabei filmen und das auch noch ins Netz stellen. Das ist wirklich die letzte Generation, sie wird wegen Dummheit aussterben.

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