Donnerstag, 7. Juli 2022

Öko-Landbau: Ohne Reis im Teufelskreis

Der abrupte Umstieg auf Bioreis riss Sri Lanka in eine Ernährungs- und Finanzkrise.

Der Kampf um die Zukunft, er ist ein ungeheurer nicht nur in Deutschland. Zwar erfährt das Land der Energieaussteiger jenseits von Geo und Weltspiegel wenig vom Bemühen anderer Staaten und Völkerschaften um ein klimaneutrales Wirtschaften, doch nicht nur Angola, das als erster Staat weltweit aus der Braunkohle ausstieg, die es nie genutzt hatte, müht sich Nachhaltigkeit, um Achtsamkeit und Rücksichtnahme auf endliche Ressourcen.

Neuer Kurs zur Nachhaltigkeit

Sri Lanka etwa, jene große, Urlauber als relativ schmutzig und unaufgeräumt erinnerliche Insel kurz vor Indien, hatte vor drei Jahren mit der Wahl eines neuen Präsidenten auch einen neuen Kurs beim Umgang mit der Umwelt eingeschlagen. Gehörte es bis dahin zum Brauchtum, Müll jeweils dort fallen zu lassen, wo man gerade stand, weil der Wind am Ende ihnehin alles irgendwann ins Meer befördern würde, sollte nun ein großes Umwelterwachen beginnen. Der neue Mann namens Gotabaya Rajapaksa, ein 72-jähriger Sproß einer alteingesessenen Politikerdynastie, verkündete ein große Vision. "Vistas of Prosperity and Splendour" sollte binnen zehn Jahren den Umbau zur Bio-Landwirtschaft im ganzen Land vollenden und damit zu Wohlstand und Pracht führen. 

Im Mai vor einem Jahr verbot die Regierung dann die Einfuhr von chemischen Düngemitteln und Agrochemikalien, angeblich, um die Gesundheitsschäden aufgrund der negativen Auswirkungen von chemischen Düngemitteln und Pestiziden in den Griff zu bekommen. Die Spatzen pfiffen von den Dächern, dass es an Devisen fehlte, um Importe zu bezahlen. Die Staatspleite schaute damals schon durchs Fenster herein. 

Wenig Einsicht bei den Bauern


Die Einsicht bei den Bauern war denn auch gering. Sie protestierten, aus eigennützigen Motiven, denn weniger Dünger bedeutet in der Regel weniger Ertrag, weniger Ertrag aber heißt weniger Einkommen. Bei steigenden Preisen, denn die geringeren Erträge trafen bald auf eine ungebrochen hohe Nachfrage. Lebensmittel wurden drastisch teurer, so teuer, dass Kleinverdiener sie sich nicht mehr leisten konnten. 

Wachsende Proteste und Besorgnis über die Lebensmittelpreise veranlassten die Regierung, das Verbot innerhalb von sieben Monaten nach seiner Verhängung aufzuheben. Es war jedoch bereits erheblicher Schaden angerichtet worden. Berichten zufolge blieb fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche Sri Lankas aufgrund des Verbots ungenutzt,  die Reisproduktion ging um 20 Prozent zurückging. Sri Lanka, das sich bis dahin selbst versorgt hatte, war nun gezwungen, Reis im Wert von 450 Millionen US-Dollar zu importieren. Die Teeindustrie, Sri Lankas wichtigster Devisenbringer, wurde ebenfalls massiv getroffen, es fehlten Einnahmen von 425 Millionen Dollar.

Mit dem Reis im Teufelskreis

Ein Teufelskreis. Sri Lanka ist ein kleines Land mit nicht genügend Ackerland. Seit Jahrzehnten war es gelungen, die landwirtschaftliche Produktivität zu erhöhen, so dass genügend geerntet wurde, um die Bevölkerung zu ernähren. Die Entscheidung, plötzlich auf den ökologischen Landbau umzusteigen, beendete diese Entwicklung. Im Bio-Anbau liegen die Erträge rund 20 Prozent niedriger, in Sri Lanka fehlte zudem jedes Know-how, um die Landwirte, die eben noch konventionell gedüngt hatten, binnen weniger Monate mit den Grundlagen des ökologischen Landbau vertraut zu machen. 

Schon in Bhutan, einem Traumland Hamburger Armutsfantasien, war der Versuch kläglich gescheitert: Hier hatte die Regierung den Landbau bereits bis 2008 auf Bio umstellen wollen, doch selbst 2021 waren nur zehn Prozent der Pflanzenproduktion nachhaltig und ökologisch, so dass die Erreichung des Zieles auf 2035 verschoben wurde.

Schuld sind die Neoliberalen


Sri Lanka stolperte dennoch blind ins Verderben. In einem Staat, dessen Reis-, Tee- und Kautschukproduktion Schätzungen zufolge Sri Lankas zu mehr als 90 Prozent von chemischen Düngern abhängig ist, fristet die Produktion von Biodünger naturgemäß ein Schattendasein. Wenn es plötzlich keine chemischen Dünger mehr gibt, steigt aber der Bedarf nach Biodünger. Den es dann aber auch nicht gibt. Am Ende dann gibt es nicht ausreichend zu essen, das aber zu hohen Preisen. Und das wiederum ist nach der Beschreibung der Umweltschutzorganisation Navdanya International, die der srilankischen Regierung riet, Kunstdünger zu verbieten, eine direkte Folge von "neoliberaler Politik".

4 Kommentare:

  1. Der Irrsinn ist nicht auf Deutschland beschränkt, und Deutschand soll nicht exklusiv ausradiert werden? Im Hinterland der Dritten Welt sind die gleichen Spinner am Ruder? Das wird der Seele manchen Kommentators wehtun.

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  2. Teufelskreis Internet
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    Die Gerüchteküche brodelt, das Internet in Westminster ist überlastet, berichtet Striegler.

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  3. Einer unter Vielen sagt:
    6. Juli 2022 um 01:02 Uhr

    Ich vertraue ganz auf die Natur. Es ist Zeit für eine gründliche Säuberung und ich bin überzeugt, die Natur wird in nicht all zu langer Zeit dem Menschen zuvorkommen bei der Selbstzerstörung und wieder mal richtig Rumpeln, dass es 2 oder 3 Jahre Dunkel wird auf dem Planeten. Ich hatte vor kurzem eine Begegnung mit so einem jungen Klimaweltretter. Nachdem ich ihm gesagt habe, dass alleine der letzte Ausbruch des Ätna mehr CO2 Freigesetzt hat als alle Menschen in Europa in einem Jahr Ausstossen, sagte der zu mir doch allen ernstes, ich zitiere: “ Das natürliche CO2 ist nicht dasselbe wie das Menschengemachte. Das natürliche CO2 schädigt das Klima nicht. -------------------------
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    Immer wieder werde ich eines besseren (Rechtschreibung bis 1996) belehrt, wenn ich wähne, mich könne nichts mehr umbraten, aber dann - doa hockst di hi.

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  4. Aktakul sagt:
    6. Juli 2022 um 16:00 Uhr

    Das das CO2 Molekül Wärme speichert, durch Reflexion von Infrarot-Strahlung ist genauso Stand der Wissenschaft, wie der Energieerhaltungssatz.

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    Man hört nichts weiter von Paulinen, als: "Döppe, ick verachte Ihnen!"

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