Freitag, 2. Dezember 2022

Pleiteweltmeister: Die große Krise der großen Klappe

Der einzige Moment, der vom deutschen Auftritt in Katar blieben wird: Die "Mannschaft" prangert die cancel culture an, einen rechten Kampfbegriff, für etwas, das es gar nicht gibt.
Der Moralweltmeister blieb letztlich ungeschlagen, das Haupt erhoben kehrt er nun heim, ungebrochen und, wie Hansi Flick, der Chefdesigner der neuen Fußballära sagt, "gar nicht so schlecht auch sportlich, abgesehen von 20 Minuten gegen Japan". Ein Fußballspiel geht über 90, neuerdings bis zu 100. Gerechterweise hätte die "Mannschaft", die seit einigen Tagen auch wieder dei "deutsche Mannschaft" ist, bei ihrem Feindflug nach Katar wenigstens einen Trostpreis für die beste Turniervorbereitung, das verschworenste Team und die schönsten Ausreden bei den "Festspielen der unverstellten Bigotterie" (Cicero) der mitbringen müssen.

Was Deutschland alles noch kann

Stattdessen schon wieder viele Millionen zum Fenster hinausgeworfen im Versuch, der Welt die da draußen zu zeigen, was Deutschland alles doch noch kann. Erfindungen nicht mehr, auch mit Hightech, Computern, Internet, Waffen, Autos, Maschinen, Ingenieure sieht es nicht gut aus. Die Energieversorgung müssen sich die Leute leisten können, ebenso die Vorstellung, das Gemeinwesen sorge selbst dafür, dass weitgehend Frieden herrscht. Nun auch noch Fußball, den das Land nicht mehr kann, das zumindest zeitweise der Ansicht war, ihn erfunden zu haben. 

Das "neue Normal" (Olaf Scholz). Die große Klappe, sie ist in der Krise. Ein "kolossales Versagen", wie n-tv mit einer hitlerschen Lieblingsvokabel beschreibt. Ein Debakel auch, ein episches Versagen, ein Desaster. Und keiner weiß, warum denn nun. Gemeinsam hatte man sich die Welt hübsch gelogen in der Erwartung, am Ende werde schon vor irgendwoher Strom einer kommen, der die nötigen Tore macht.

Nach dem 2:4 gegen Costa Rica, einem Kaffeestaat, von dem nicht viel mehr bekannt ist, als dass seine Liga etwa die Niveau der zweiten in Deutschland entspricht und noch nie eine costa-ricanische Mannschaft die Champions League gewonnen hat, sitzt der Frust tief und der Fall noch tiefer: Der selbsternannte Bindenweltmeister, der aufgebrochen war, im Handstreich Menschenrechte im arabischen Raum zu errichten und den Koran mit seinen Regeln auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen, muss sich beim Abschied verspottet lassen. "Don't leave your flags behind" ätzt einer der Blutprinzen im Bademantel angesichts des Umstandes, dass sein Zwergenstaat mi kickenden "Gastarbeiterkindern" (Die Zeit) genau lange im Turnier durchgehalten hat wie das Superstar-Ensemble der deutschen "Hochtalentierten". 

Neuer ohne Gelbe Karte

Ein Ziel ist erreicht. Manuel Neuer, der die One-Love-Binde nicht tragen konnte, weil ihm Gelbe Karte drohte, kommt nun mit weißer Weste nach Hause. Und Hansi Flick beweist, dass Marx Recht hatte, als er vermutete, dass Geschichte sich als Farce wiederholte: Der frühere Assistent des ewigen Jogi Löw brachte als neuer Chef so viel frischen Wind, so viele neue Ideen und so viel ungekanntes Temperament mit ins Amt wie weiland Egon Krenz als Nachfolger von Erich Honecker.
 
Der Sport in Deutschland, das ihn über die Fernsehabgabe, die Polizei, den Zoll und allerlei andere gewagte Konstruktionen fördert, er war zuletzt in der Tat so politisch, als die DDR ihre Testosteronkrieger zu Wettkämpfen schickte, um mit Siegen die Überlegenheit des Sozialismus zu beweisen. Vom selben Glauben sind die Funktionäre und die Politiker hinter ihnen heute erneut befallen, angetrieben von Medien, die Doppelmoral gern zu einer Dreifachspirale drehen: Sie finanzieren das Theater, füllen mit dem eingekauften content ihr Programm - und echauffieren sich dann darüber, dass das alles stattfindet.

Begräbnis erster Klasse

Es war zumindest ein Begräbnis erster Klasse, dass sich die DFB-Auswahl in Katar gönnte. 8:0, vielleicht auch nur 7:0 hätten sie gewinnen müssen, um weiterzukommen. Aber das geht ja nicht. Das darf man zuvor gar nicht sagen. Das wäre unsportlich. Daran zu glauben, man könne so gut sein wie die Spanier, unmöglich. Als es nach zehn Minuten 1:0 stand, ausreichend, um noch auf ein 9:0 zu kommen, nahm die "Mannschaft" das Tempo raus.
 
Jamal Musiala wirbelte noch, mehr und mehr so, dass es schien, er wisse gar nicht mehr , wo das Tor steht. Die Strategie, viele Flanken auf einen Mittelstürmer zu schicken, den es nicht gab, zeigte einmal mehr, für wie viel Verwirrung sie sorgen kann: ARD-Kommentäter Gerd Gottlob war anfangs ganz verzaubert von den Ballstafetten, den Läufen, den Musiala-Versuchen, mit dem Kopf durch die Wand zu brechen.

Spiel im Schlafwagen

Später, viel später, das Spiel war schon in einen Schlafwagen umgeladen worden, kippte er um. Es gefiel ihm nun nicht mehr alles, nur die Hoffnung, die verließ ihn nicht. Unglaube, als Deutschland auszuscheiden begann. Die nachhaltigste, geschlechtergerechteste und hochtalentierteste Elf der ganzen WM! Und wie sie das taten: Keine Verzweiflungsangriffe, kein Alles-oder-Nichts, keine Brechstange, denn die war daheim geblieben, im DFB-Museum in Frankfurt, unter Glas. Neuer blieb hinten, "Manu", wie sie ihn rufen. Die Bank blieb ruhig. Die Spanier, immerhin EU-Partner, würden es gegen Japan richten. 
 
An einen Verrat der EU-Kollegen glaubte niemand. Warum sollten die Iberer? Nur, um nicht gleich gegen Brasilien spielen zu müssen? Nur, um Deutschland elegant aus dem Turnier zu werfen? Ein Tor. Ein paar Millimeter. Die deutsche Mannschaft spielte ihr Endspiel gegen Costa Rica alles in allem nicht viel anders als die Vorbereitungsbegegnung gegen den Oman. Begeisternd wie Trockenblumenstrauß. Mitreißend wie ein Wasserstrudel im Waschbecken. Ein Achselzucken in Stollenschuhen. Beim Festival der Verlogenheit. Mit Robert Habecks Worten: Deutschland war danach nicht ausgeschieden. Es spielt nun nur für eine Weile nicht mehr mit.

Keine Leidenschaft. Kein Temperament. Thomas Hitzlsberger, der frühere Auswahlspieler, forderte später gar "Wut" als Antrieb, das Unmögliche zu versuchen. "Wir brauchen Wut", sagte er und meinte nicht die Wut der Fans draußen. Aber soll Deutschland wirklich so weit gehen? Wut, das ist nahe beim Hass, das klingt nach Horst Hrubesch, Stielicke und Breitner, nach Schweinsteiger, Mertesacker und Klose und Männerschweiß und Testosteron. Und ist damit weit weg von dem, wie Deutschland Fußball spielen will: Klinisch sauber, moralisch unangreifbar, bewegungstechnisch elegant, jung. bunt, divers, geschlechtergerecht und LBTGQUGFRGH-freundllich, liebevoll, emissionsfrei, grün und ohne Foul und Mittelstürmer. Dafür aber respektiert als Gegner, der mehr Bundesleistungszentren hat als die gesamte übrige Welt. Und die DFB-Duschen, die die werden alle von Blockheizkraftwerken* angetrieben! Und der DFB, der ist sowieso voll geschlechtergerecht*!

Was im Augenblick noch fehlt, um noch erfolgreicher zu sein, sind womöglich nur ein paar Tamponautomaten auf DFB-Fußballhochschultoiletten.

Wer als Erster framt, gewinnt

Das framing in den ersten Minuten nach dem Spiel war klar. Die Funktionäre wie die Spieler, sichtlich fassungslos, nun auf derselben Geschichtsbuchseite zu stehen wie die kickenden Großmächte Katar, Tunesien und Saudi-Arabien, blendeten die Wirklichkeit aus. Die absurde Vorstellung, lauter Schnicker, Trickser und Hochtalentierte ergäben eine Weltmeisterelf, die taktischen Fehler, die Arroganz, die dem ganzen Auftreten wie eine Fahne vorauswehte, das alles blieb unerwähnt. Wie damals beim Löw wird nun irgendwann später eine "Analyse" folgen, die nie folgen wird. Denn so schlecht war das nicht. Einmal verloren, einmal gewonnen, ein Remis. 6:4 Tore. Ein Punkt mehr schon als damals in Russland. Und nur drei Gelbe Karten! 
 
Um 14 Uhr Ortszeit startet der Flieger zurück dorthin, wo Moral noch mehr gilt als Tore und Titel, die von einem korrupten Verband in einem islamistische geprägten Land vergeben werden. Daheim wird Zeit sein, Entschuldigungen zu finden, mit denen alle leben können, Besserung zu versprechen und weiterzumachen wie bisher. Bei der nächsten Weltmeisterschaft sind schon 48 Mannschaften dabei, es wird sich zwangsläufig ein Viertel aller Länder qualifizieren müssen, die überhaupt Fußball spielen, um das Teilnehmerfeld vollzubekommen. 
 
Die deutschen Chancen stehen dadurch recht gut. Auf Augenhöhe mit Gibraltar, den angeschlagenen Dänen und Albanien wird die Qualifikation gelingen. Und naturgemäß ist dann vor Ort in Kanada, Mexiko und den USA auch die eine oder andere Elf dabei, die noch schlechter ist als die deutsche Vertretung, die dann vielleicht schon mit sieben oder acht hochtalentierten Mittelfeldwirblern auflaufen wird. Wenn, natürlich nur wenn Donald Trump dann nicht doch wieder US-Präsident ist und Deutschland zwingt, die Undemokratie des Veranstalterstaates zu meiden.

* auf Erdgasbasis

10 Kommentare:

  1. Da endet also die Reise der ehemaligen "Mannschaft" nach Katar bereits in der Vorrunde im "Bunten Durcheinander".
    Was ich mich jetzt frage: Fliegen die Kicker nun noch einmal geschlossen nach Frankfurt zurück? Oder nimmt man für die jetzt anstehende Auszeit in der Sonne aus Klimaschutz- und Gerechtigkeitsgründen gleich den direkten Linienflug oder die Fähre nach Dubai bzw. Abu Dhabi?

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  2. 100% auf der Seite des Bademantelmodels

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  3. würde die Bademantelnden auch nicht belehren wollen


    "ja aber ...die machen das und das und außerdem sind wir hochmoralisch und haben Philo studiert"

    zurück in deine Kolonne Malte Buntbürger

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  4. Es hat einfach der Doppelwumms gefehlt. Aber das haben die deutschen Kickenden erst gemerkt, nachdem ihn Nancy und Annalena unter Bademänteln verorteten. Ein klarer Fall von Betrug und Täuschung der Wüstlinge - äh Wüstenscheichs, der den LBGQTDHK-Fußballenden die Kraft wahrer Männlichkeit geraubt hat. Der DFB täte gut daran, die Bademanteltragenden auf Hinterhältigkeit zu verklagen und eine Wiederholung der WM und das Verbot von Bademänteln zu verlangen.

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  5. Die Brechstange herauszuholen und die Gegner damit zu penetrieren, das geht nun wirklich gar nicht, denn merke: die Zeit männlicher Tugenden ist vorbei, ja geradezu degoutant. Solche Ideen müßten geradezu verboten werden, das haben Hansi und Oliver schon lange eingesehen. Deswegen wollten sie die Gegner auch mit Binden überraschen, ähnlich den spanischen Toreros, die den Stier mit einer großen Binde reizen bis er erschöpft zusammenbricht.


    Unsere Binde flattert uns voran!
    In das Spiel ziehen wir Mann für Mann!
    Wir spielen für Hansi den Ball mit dem Fuß
    Und senden dem Oliver einen schönen Gruß.
    Und wenn’s mit dem Fuße nicht klappt,
    jeder von uns eine Binde sich schnappt
    und bindet sie sich an Arm und Bein;
    wenn wir dann verlieren sind wir doch rein
    und gehen in den LBGTQDF-Himmel hinein.
    Wir ernten den stürmischen Applaus von Nancy und Scholz.
    Unsere Brust bläht sich dann vor verdientem Stolz.
    Derweil wälzt sich Manu auf dem Rasen mit der Binde im Mund
    und hält sie fest mit den Zähnen wie den Knochen der Hund.

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  6. Immerhin haben unsere Haltungshelden noch die Chance auf den Gesinnungsweltmeistertitel.

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  7. https://archive.org/details/reichelt.vs.-gez-bolschewisten

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  8. Die Weltgemeinschaft der sexuell Andersveranlagten bedankt sich beim DFB mit warmen Grüßen aus der Unterhose für die Fokussierung der deutschen Fußballernden auf das einzig wichtig Thema unserer Zeit, das die Köpfe aller Menschen mit fortschrittlichen Sexualgewohnheiten leidenschaftlich bewegt. Vorbildlich hätten die deutschen Spielenden dem absurden, lächerlichen Hinterherrennen einer Schweinsblase wenig Aufmerksamkeit geschenkt, sondern sich in höchsthumaner Weise für ein ungehindertes Ausleben der Grundbegehrlichkeiten der Menschen*innen auf allen Kontinenten bindenverstärkt eingesetzt. Durch die vorzeitige Abreise der Mannschaft habe sie mit den Kondensstreifen ihres mit einer Hoffnung gebenden Beschriftung verzierten Flugzeugs noch einmal ein nachhaltiges Zeichen gegen die heterosexuelle Verbohrtheit und Ignoranz der anderen Mannschaften an den Himmel gemalt. Möge auch Allah diese Botschaft aufnehmen und seine Surengläubigen zur wahren Erleuchtung verhelfen.

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  9. Übrigens haben sich die deutschen Balltretenden nicht nur den Mund zugehalten. Sie haben vor lauter Ekel vor dem heterosexuellen Bockgestank in der Arena auch die Nase gegen das Inhalieren dieses gesundheitsschädlichen Miefs blockiert. Es war somit eine Doppelgeste, gegen die Uneinsichtigkeit der FIFA wie gegen die Ausdünstungen derjenigen, die gefangen sind in einem rigiden Dogma der Rechtsgläubigen, das sie zwingt alles heterohafte als das einzig zulässige zu betrachten.

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  10. "Um 14 Uhr Ortszeit startet der Flieger zurück dorthin, wo Moral noch mehr gilt als Tore und Titel"

    Ist das dieser Flieger?

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