Montag, 27. Februar 2023

Kinder an die Macht: Der Jugend Vertrauen und Verantwortung

Die Alten sind es, die den Klimakindern heute ihre kaputte, kranke Welt übergeben, auf dass es besser werde.

Es begann als Aufstand eines einzelnen Kindes weit oben im Norden, eine junge Schwedin, die sich aus lauter Verzweiflung  nicht mehr anders zu helfen wusste als sich selbst in die Schlacht um das Weltklima zu werfen. Daraus wurde eine Bewegung, die ganz Deutschland ergriff, zumindest in den großen Städten erklärten sich viele tausend Schülerinnen und Schüler solidarisch mit Greta Thunberg. Anfangs noch belächelt, gewann Fridays for Future schnell eine urbane Dynamik. Fernsehsender und Zeitungen berichteten, die Führerinnen der Bewegung bekamen Einladungen in Talkshows und auf Klimagipfel, vor die Uno und in den Bundestag.  

Eine bewährte Methode

Dem Strategiewechsel in der Politik lag eine alte Idee zugrunde: "Der Jugend Vertrauen und Verantwortung", eine Methode, die in den 60er Jahren in der damaligen DDR erfunden worden war. In der alten Bonner Republik als "Marsch durch die Institutionen" bezeichnet, beschreibt sie den Versuch, einer aufkommenden Protestbewegung durch Mitgehen die Wirkung zu nehmen. Eingemeinden statt Bekämpfen, Umarmen statt Ausschließen - galt diese Einladung in der fortschrittsgläubigen Zeit des siegreichen Sozialismus noch jungen Facharbeitern, Ingenieuren und Wissenschaftlern, richtrt dir dich nun vorzugshalber an die Überängstlichen, die Weltuntergangsgläubigen und Anhänger*/&Innen von Verzichtspredigten. 

Die Konsequenzen sind enorm. Sollte sich einst noch der Übergang aus dem Reich der blinden Notwendigkeit in das Reich der Freiheit vollziehen, angekurbelt von den jungen Leuten, die - ausreichend Anstrengung vorausgesetzt - das Glück haben würden, bald im Sozialismus zu leben und zwar jeder nach seinen Bedürfnissen, so wird nun in Aussicht gestellt, dass Entsagung und Bescheidenheit, die Abkehr von spätrömischer Dekadenz und kapitalistischem Konsumismus das Klima und damit auch die Zukunft retten werden.

Goethe weist den Weg

Für keine frühere Generation ist Goethes Wort zutreffender als für diese, die vor der Frage steht, mit weniger zu überleben oder gar nicht. "Du musst steigen oder sinken, Du musst herrschen und gewinnen, oder dienen und verlieren, leiden oder triumphieren, Amboss oder Hammer sein", forderte der Hesse vor 20 Jahren, irrtümlich insistierend, dass Steigen, Herrschen, Gewinnen,  Triumphieren und das Dasein als Hammer  erstrebenswerte Lebensziele seien. Goethe, ein alter, weißer Mann, hat seinen Irrtum nie eingesehen, ja, nicht einmal begriffen.

Der von ihm beschriebene Widerspruch zwischen Ideal und Wirklichkeit aber ist bis heute objektiver Natur. Kein Leiter, kein Lehrer, kein Funktionär habe das Recht, den unbequemen Fragen der Jugend auszuweichen, hat Egon Krenz, letzter Chef der DDR-Staatspartei SED vor ihrer Umbenennung, geschrieben. Mögen die Leiter und Lehrer des Landes auch heucheln müssen, dass sie eingesehen hätten, wie falsch alles war, das die Wohlstandsgesellschaft begründete, auf deren Rücken die Klimakinder ihre prinzipielle Unzufriedenheit ausdrücken. Die kleinsten Staatsbürgerinnen und Staatsbürger haben das größte Recht, heute schon zu verlangen, dass mit dem Umbau der Gegenwart nach den Vorgaben begonnen wird, nach denen sie später einmal leben wollen.

Jeder nach seiner Fähigkeit, Aufmerksamkeit zu generieren

Jeder nach seiner Fähigkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Jedem nach seiner Leistung beim Generieren öffentlicher Aufmerksamkeit. Gefragt ist Mut zum Aufstehen, auch um den Preis der eigenen Lächerlichkeit. Die Letzte Generation als vorerst letzte Inkarnation des Weltuntergangsglaubens hat den Standpunkt hoffähig gemacht, dass sich die eigene Meinung dem demokratischen Konsens, wie er sich an der Wahlurne abbildet, übergeordnet ist, wenn es ums Ganze geht. Den Notstand lieber heute als morgen, das Klimaregiment als Grundlage des Ausschlusses aller, die anderer Ansicht sind. Der Mensch als Wesen, das nur noch auf Anweisungen von oben wartetet und das selbständige Denken freiwillig der "Wissenschaft" überlässt, die ihn nicht nur mit Fakten, sondern auch mit Angaben dazu versorgt, was nun zu tun sei.

Widerspruch, Debatte und Diskussion, sie stehen dem Fortschritt im richtigen Wege, den die gefunden haben, die von einer apokalyptischen Angst vor Wohlstandsverlusten motiviert werden, alle anderen zum Wohlstandsverzicht aufzurufen. So wie wir heute verzichten, werden wir morgen leben, "meine Moral und meine Menschlichkeit verlangen es von mir, nicht tatenlos zuzusehen", argumentieren sie gegen ein "todbringendes Weiter-So", das zu "Hungersnöten, Hochwasser und Sturm" führen wird. Als das SED-Zentralorgan Neues Deutschland am 21. September 1963 Walter Ulbrichts flammenden Appell an die Jugend veröffentlichte, nicht auf die sozialistischen Welt der Zukunft zu warten, sondern sie selbst aufzubauen, hieß es "Setzt euch ein! Setzt euch durch! Eure Stunde ist angebrochen! Nutzt sie, und füllt sie aus". Und niemand nahm das ernst.

60 Jahre später aber wird der Aufruf von einer neuen Generation verwirklicht. Auf dass es besser werde, wenn es schon nie mehr gut werden kann.

7 Kommentare:

  1. So sehr ich Bemühungen um Klimaschutz teile, so sehr habe ich den Eindruck, bei den Aktivisten von ,Letzte Generation‘ handelt es sich um Trottel, die das Thema ins Lächerliche ziehen wollen“, schreibt etwa Autor und Journalist Hasnain Kazim auf Twitter
    (Mopo)

    Beim 'Wollen' liegt er daneben, aber ist den Trotteln näher, als er glaubt.

    AntwortenLöschen
  2. OT wer FDP wählt, wählt den Krieg:

    Die FDP fordert SPD und Grüne auf, die Linke zu boykottieren. Grund ist die Teilnahme von linken Politikerinnen an der Berliner Friedensdemo.

    Das ist das einzige Thema, bei dem die FDP zu einer 'klaren Kante' in der Lage ist.
    Einen potentiellen Dritten Weltkrieg abwenden zu wollen ist also die Rote Linie.

    AntwortenLöschen
  3. Zum Amboß hielt ich mich zu schlecht,
    zum Hammer war ich euch nicht recht.
    So bin ich Amboß nicht noch Hammer
    und rufe frei von Herzensjammer:
    So ist es gut, so ist es recht,
    Niemandes Herr, Niemandes Knecht ! Hoffmann von Fallersleben 1838

    AntwortenLöschen
  4. Ein schwacher Trost könnte sein: Als es Mao genug dünkte, ließ er seinen Hongweibing mit Militär den Übermut dämpfen, in Härtefällen sogar mit Artillerie. Lassen wir uns überraschen, wann und wie die Sache ausgebremst werden wird.

    AntwortenLöschen
  5. warum steckt man die Klebekinder nicht als pathologischen Fall in die Klappse und verabreicht ganz viel liebes Haldol . und ganz viel Zwang . Vieeel Zwang für die Greterkinder .

    Und manchmal könnte es schlümme Fettbrandumfälle geben tun

    AntwortenLöschen
  6. Greta Thunfisch kämpft jetzt in Norwegen gegen einen Windpark. Er verletzt die Rechte der Samen.
    Er stört die Rentierzucht. Wenn man mit dem Argument des Vogelschutzes kommt, wird das vom Tisch gewischt, Klima ist wichtiger. Bei Säugetieren ist das wohl anders. Wieviel Klimagas so eine Rentierherde im Jahr wohl ausscheidet?
    Näheres im Spiegel.

    AntwortenLöschen
  7. warum steckt man die Klebekinder nicht als pathologischen Fall in die Klappse ...

    Na, warum wohl nicht? Nichts für ungut, aber wir sind hier nicht bei PIPI. Und selbst da würde die Frage wohl auf Unmut stossen.

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.