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Übergriffig und böse: Viele hassgeneigte Menschen können nichts für ihre Gefühle. |
Der Hass wächst, dazu auch das Bedürfnis vieler Menschen, sich hetzerisch zu äußern oder Regierungskritik in sozialen Netzwerken zu verbreiten. Trotz aller Bemühungen des Staates und zahlreicher von ihm finanzierter Initiativen, dem Verfall der Sitten beizukommen, fehlt es bisher an strategischen Untersuchungen dazu, woher das exponentielle Wachstum in diesen dunklen Arealen der menschlichen Natur kommt.
Die aus Sachsen gebürtige Gebärdendolmetscherin Frauke Hahnwech, die in Lyon und Klagenfurt Körpersprache studiert hat, ist eine der wenigen Wissenschaftler*innen weltweit, die sich seit Jahren systematisch der Analyse der Hass-Szene widmet.
Gemeinsam mit dem Kryptiker Alexander Langenbach ist die bekannte Lingua corporis-Expertin einem Phänomen auf die Spur gekommen, das viele Rätsel lösen und etliche Fragen beantworten könnte.
Schlüssel zur Erklärung
Der Schlüssel zur Erklärung der Hassszene sei das Denken, ist Hahnwech sicher. Im Gespräch erklärt sie, wie Hetze im Hirnscan aussieht, wie Sachsen ticken und warum Social Media nur bei Elon Musks Plattform X extremes Denken so perfekt befeuert, dass die EU-Kommission unbedingt zum Verbot schreiten sollte.
PPQ: Frau Hahnwech, Sie waren über viele Jahre hinweg auf der Suche nach den Ursachen des sich ausbreitenden Hasses nicht nur im Internet. Was haben Sie herausgefunden?
Hahnwech: Ich habe vor über zehn Jahren begonnen, mich damit zu beschäftigen, warum Menschen sich radikalisieren. Dabei fiel mir auf, dass sich die Analyse vor allem auf geografische Faktoren kapriziert. Herkunft, Alter, Geschlecht, Bildungsgrad oder sozioökonomischer Status, das sind die landläufig gängigen Erklärungen. Um es konkret zu machen: Der Sachse gilt als außerordentlicher Hasser wegen seiner DDR-Herkunft, der Islamist wegen der hohen Temperaturen und Menschen aus Afrika wird nachgesagt, sie würden wegen der Kolonialgeschichte am meisten unter Hass leiden. Mir und meinem Kollegen Alexander Langenbach war das zu einfach. Wir fragten uns: Warum sind von jenen Menschen, die unter ähnlichen Bedingungen leben, manche bereit, zu hassen? Und andere nicht? Für uns war klar, es muss eine Ursache geben.
PPQ: Was haben Sie herausgefunden?
Hahnwech: Dass wir so falsch nicht liegen. es ist wirklich so, dass Menschen mit bestimmten Denkmustern und Gehirnmerkmalen eher zu Hass, Hetze und Zweifel neigen als andere – unabhängig von deren Art und Ausrichtung am gängigen Linksrechts-Schema. Es ist nicht so, dass Hass aus dem leeren Raum kommt oder anerzogen wir. Wir haben Hirnscans durchgeführt, die beweisen, dass schon die Vorform - der jedem Menschen bekannte Zweifel - einige Menschen befällt, andere hingegen nie. Diesen Personen fehlt dann auch die Fähigkeit, aus der Enttäuschung und der Wut über bestätigte Zweifel Hass zu machen, der sich gegen Personen oder Institutionen richtet, die verantwortlich sind. Solche Menschen verstehen es, sich anzupassen und zwischen verschiedenen Denkweisen zu wechseln, je nach Erfordernis. Und sie tun das nicht bewusst.
PPQ: Es ist ein Automatismus?
Hahnwech: So erstaunlich das klingt, es ist bei beiden Ausprägungen ein Automatismus. Sowohl die eine Art Mensch als auch die andere verharrt stabil in starren Denkmustern. Wir konnten das in Tests mit tausenden Teilnehmer*innen belegen. Wer ausgiebiger denkt, der zweifelt mehr, wer mehr zweifelt, fühlt sich häufiger falsch informiert und darauf wird in vielen Fällen mit Hass reagiert. Wer nicht kognitiv flexibel ist und sein Erwartungsverhalten so ausrichten kann, dass er zufrieden ist mit dem, was er bekommt, wird häufiger enttäuscht und er ist in der Folge auch häufiger hassbereit.
PPQ: Sie unterscheiden ja zwischen rigiden und flexiblen Denkstrukturen, die einmal hasszugewandt sind, im anderen Fall zur Genügsamkeit tendieren. Ist letztlich das Denken am Hass schuld?
Hahnwech: Ja, man könnte das so ausdrücken, obwohl es chemische Prozesse sind, die da ablaufen, ob es die betreffende Person will oder nicht. Ohnehin passiert vieles in vielen Personen parallel, kaum jemand ist nur Hasser oder nur Hinnehmer, wie wir die beiden Pole der Persönlichkeitsausprägung genannt haben. Die Mehrheit hat beides, kann beides und entscheidet von Fall zu Fall.
PPQ: Hat eine bestimmte Ideologie, die als Grundüberzeugung dient, dabei eine bestimmte Rolle?
Hahnwech: Wer von einer Ideologie überzeugt ist, richtet seine Reaktionen häufig an dieser Ideologie aus. Doch prägt sie ihn? Oder hat ihn seine Prägung zu ihr geführt? Im Computertomografen konnten wir beobachten, dass es nicht auf die Art der vorgegebenen Denkweise ankommt, ob jemand mit Hass auf Enttäuschungen reagiert. Es reicht, dass es eine geprägte Denkweise gibt. Die nimmt dann jeden Beweis dafür, dass es andere Überzeugungen als die eigenen gibt, als Beleg, dass man sich wehren muss.
PPQ: Unter dem Mikroskop haben sie beobachtet, wie autoritäre Charaktere innerlich aussehen, wenn sie der Wunsch überkommt, alle mögen so denken wie sie selbst. Wie sah das konkret aus?
Hahnwech: Das war ein großes Wimmern, ein buntes, aber stilles Geschrei. Unsere Mikroskope können ja nur einen Ausschnitt zeigen, aber es war deutlich zu sehen, was passiert, wenn das ideologische Denken im Gehirn dazu führt, dass Menschen modelhaft denken, weil sie zwanghaft individuell denken wollen. Extreme Linke und extreme Rechte weisen bei dieser kognitiven Rigidität erstaunliche Ähnlichkeiten auf. Beiden hilft der Hass auf die jeweils andere Seite, ihren Gefühlshaushalt stabil zu halten.
PPQ: Das ist doch dann aber ein gute Sache, oder?
Hahnwech: Wir müssen natürlich sehen, dass die Schäden ringsum nicht unbeträchtlich sind. Hass ist keine Meinung, sondern psychoanalytisch gesehen eine Fähigkeit, die nicht jeder hat. Das wiederum macht es schwer, Verständnis dafür zu wecken, dass Menschen das in ihrer Persönlichkeit haben, so dass ihr Denken zur Entmenschlichung anderer führt. Im MRTs lässt sich diese Gehirnaktivität sichtbar machen, aber eine Behandlungsmethode existiert nicht. Sehen Sie, bis heute lebt die Branche der Bekämpfer von den Erfahrungen aus der Zeit des Faschismus, darauf hebt alles ab. Die Bilanz der Erfolge spricht aber eher dafür, dass es wenig erfolgversprechend ist, daran festzuhalten.
PPQ: Wieso denn das?
Hahnwech: Weil der Ertrag ausbleibt. Wir führen das nach unserer Tests auch darauf zurück, dass die psychologische Veranlagung der Personen, die sich im Kampf gegen den Hass engagieren, häufig kaum zu unterscheiden ist von denen, die dem Hass erlegen sind. In den Daten sehen wir, dass da Ähnlichkeiten wirken, unabhängig davon, ob jemand extrem links oder extrem rechts denkt.
PPQ: Diese Gleichsetzung hat ihnen sicher viel Tadel eingebracht?
Hahnwech: Wissenschaft muss nicht gefallen, schon gar nicht jedem. Und bei chemischen Prozessen im Körper, die letztlich verantwortlich sind für das Denken, haben wir es nicht mit einem Wunschkonzert zu tun, sondern mit beobachtbaren Tatsachen. Ich bin da also völlig gelassen. Wir sind uns sicher, dass es biologische und psychologische Prozesse gibt, die dazu führen, dass Menschen hassen. Und ebenso gibt es Menschen, die beim Denken kaum nachdenken und damit für Zweifel wenig empfänglich sind. In Kombination mit einer Ideologie entsteht so das Potenzial für Hass, der dann auch Hirnstrukturen verändert.
PPQ: Das lässt sich dann im Röntgenbild wirklich sehen? Wie sieht so ein hassgeprägtes Hirn aus?
Hahnwech: Das sind winzige Veränderungen, für das Laienauge nicht wahrnehmbar. Die Aktivitäten im Hirn sind insgesamt höher, der Grundumsatz an Gedanken ebenso. Wir können mit Hilfe eines Kontrastmittels sogar Haltung sichtbar machen, wenn diese Anzeichen vorliegen. Aber leider nicht welche (lacht).
PPQ: Die Politik sucht ja immer nach Möglichkeiten, sogenannte Gefährder vorab auszumachen und etwa Anschläge zu verhindern, ehe sie geschehen. Könnten Ihre Forschungsergebnisse dabei helfen?
Hahnwech: Ja, durchaus, aber nur theoretisch. Stellen Sie sich vor, Sie müssten jede Person vorab testen, ein Hassprofil anlegen, die ideologischen Neigungen und Wünsche erfragen und über ausgiebige psychologische Fragestellungen eruieren, ob der Betroffene in der Lage ist, seine unwillkürlichen Gefühle im Zaum zu halten oder ob er das einfach nicht kann. Das ist schon allein durch die hohen Kosten nicht für Millionen Menschen durchführbar, bei den knappen Kassen.
PPQ: Aber schön wäre es schon, hätte man so etwas?
Hahnwech: Absolut. Stellen Sie sich vor, dass wir diese Daten anwenden könnten! Wir hätten ein Testfeld, so groß wie nie, um Persönlichkeitsprofile, Hassaffinität und politische Überzeugungen mit einander abzugleichen, die Gehirnstruktur danebenzulegen und das alles flächendeckend zu untersuchen. Ich bin sicher, nach einiger Zeit wären wir in der Lage, die wirklichen Gefährder herauszufiltern, noch ehe die selbst wissen, dass sie jederzeit Schlimmes anrichten können.
PPQ: Das ethische Problem wäre dann aber, wie vorgehen gegen diese Menschen, denn Sie sagen ja, die tun das nicht bewusst.
Hahnwech: Ja, das ist derzeit noch ein Problem. Wenn Denken an sich zur Entmenschlichung führt, wie unsere Studie zeigt, dann wäre es sicher gut, wenn weniger gedacht würde. An dieser Schraube aber kann man nur sehr langfristig drehen, mit Bildungs- und Kulturabbau und so weiter. Kurzfristig ließen sich die Menschen ausfiltern, die aufgrund ihrer vorgeprägten Denkungsart ein Gefühl wie Hass zu hegen in der Lage sind. Aber was dann mit denen tun? Ich weiß es nicht. Das ist eine politische Frage.
PPQ: Machen Sie es sich damit nicht ein wenig bequem? Sie haben durch Ihre Forschungsergebnisse doch erst nachgewiesen, dass Denken Probleme verursacht. Aber eine Lösung haben Sie nicht.
Hahnwech: Das sehe ich nicht als unsere Aufgabe an. Wir haben Dopaminkonzentrationen im Gehirn oder die Aktivität der Amygdala gemessen, Mangelerscheinungen beobachtet, die Hass auslösen können, und andere negative Emotionen entdeckt, wie Trauer und Ekel, die das Ausleben von Hass bremsen. Was sich damit anfangen lässt, um unsere Gesellschaft wieder sicher und hassfrei zu machen? Wofür gibt es denn Ethikkommissionen? Die müssen entscheiden, ob man die Gefährdeten wegsperrt oder ihnen die sozialen Netzwerke nimmt wie es bei X dringend geboten wäre. Wir als Neurobiologen sagen nur: Beides könnte wirken, beides könnte schaden.
Bei den denkenden Menschen geht es im Umgang mit ihren kaum bis nicht denkenden Zeitgenossen, die viel Chaos und Schaden anrichten, eher um Verachtung denn um Hass.
AntwortenLöschenEinen Schwachkopf kann man für seine Idiotietaten nämlich nicht verantwortlich machen, sagt sogar der Gesetzgeber im Paradies bzw. Reservat aller Sonderbegabten und hat jeden Volltrottel unter besonderen Schutz vor Strafe gestellt, als gelte es eine aussterbende Tierart im Zoo zu retten, was - wen wundert's in Absurdistan - dann alle Normalklugen bezahlen dürfen/müssen.
Und eine weitgehend von Staatsknete-Aufträgen abhängige Team-Wissenschaft kennt nur noch den Song: "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing". Da kommt laut Birne Kohl hinten dann immer das gewünschte Wichtig-Ergebnis bei raus, denn man will ja auch morgen noch Job und Geld haben.
Wie sagte es einst ein Vernunftbegabter: "Der Intelligente langweilt sich in Gesellschaft".
Vermutlich wurden deshalb so viele Denker, Dichter, Forscher und Erfinder von der Masse als Eigenbrötler oder gar Ketzer betrachtet. Mit den bekannten Konsequenzen, dass Dummheit permanent Klugheit bekämpfte und umbrachte.
Man sollte außerdem denken nicht mit glauben verwechseln.
Sobald ein Premiumprimitivling sich durch ihn störende Fakten provoziert fühlt, kann der Wissende nichts dagegen tun außer vor der Haue schnell abzuhauen.