Donnerstag, 9. Juni 2016

Deutschland und sein Erziehungsauftrag

Gesetzt den Fall, die Alten hauen sich jeden Abend die Rübe zu, bekommen den Haushalt nicht mehr geregelt, brüllen sich nur noch an. "Gurkentruppe" schallt es von hier, "Pack" und "Mob" und "Nazis" ruft es von dort zurück. Teller fliegen, es fließt Blut, die Polizei kommt gelegentlich vorbei, hat aber die Lage nicht mehr im Griff. Wenn die Kinder in den Kühlschrank schauen, ist meist nichts drin. Armut herrscht, sexuelle Gewalt. Sie hasst ihn. Er hasst sie.

Wenn dieses aparte Pärchen nun loszöge, den Nachbarn Eheberatung zu geben, wie würde das ankommen? Gäben sie dazu noch Lektionen in Kindererziehung, zwischenmenschlicher Kommunikation und Aufarbeitung der eigenen Kindheitsgeschichte, wäre die Erfolgsstory programmiert.

Das Gleichnis weist natürlich auf Deutschlands Schicksal alsLehrer der Völker hin. Teile das Landes sind No-Go-Area, von Gewalt und vom "braunem Pack" beherrscht. Ein Viertel der Bevölkerung wählt europafeindlich, ein Drittel der Bevölkerung hat, so eine staatliche Studie, "verhärtete völkische Positonen". Die Regierung wird nicht mehr wertgeschätzt, 75 Prozent halten ihre Politik wenigstens in Teilen für falsch, bis hinein ins Kabinett. Draußen im Land, weit weg von Berlin, streifen Bürgerwehren umher. Sparer klagen, dass es keine Zinsen mehr gibt, Bauern schimpfen, weil die Milch nichts mehr bringt.

In den Fernseh-Talkshows ist dennoch tagtäglich von fremden Ländern die Rede. Mal geht es um die Ukraine, dann um Russland, dann um die Türkei und Griechenland. Demnächst ist die USA dran, deren ungebildete und politisch kaum erzogene Bürger im Begriff zu sein scheinen, einen Präsidenten zu wählen, der Krieg mit den deutschen Medien bedeutet. 

Deutschland hat zu allem eine Meinung, meist sogar mehrere, und alle sind richtiger als alles, was dort, wo nicht Deutschland ist, darüber gedacht wird. Deutschland ist, das lässt sich nicht leugnen, von der Vorsehung berufen, die Welt durch sein Beispiel, aber auch durch direkte Ansprache zu lehren, wie eine Gesellschaft zu funktionieren hat. Ohne Atom, aber mit Herz. Ohne Grenzen, aber mit Bremse. Ohne Angst, aber Vorsorgeprinzip.

Erstaunlich ist die Weigerung der Welt, auch mal eine Lehre anzunehmen. Obwohl die brummende Wirtschaft hierzulande, die niedrigen Schulden, die gutgelaunten Menschen und die beliebte Regierung dafür sprechen, dass der deutsche Weg allen Menschen gut tut, weigern sich die verstockten Regimes in Russland, Polen, Griechenland, der Schweiz, der Türkei, in Österreich und Dänemark stur, ihren Kurs entsprechend zu ändern.

Würden die doch nur auf uns hören! Deutschland hätte die Staatsfinanzkrisen anderswo längst gelöst, die andauernde Exportschwäche der Nachbarn behoben, den Afghanistankrieg friedlich und die Afghanen zum Freunde gewonnen. Kriegsursachen wären sämtlichst beseitigt, das Weltklima weltweite Verträge verbindlich eingehegt und die Flüchtlingskrise mit einer europäischen Lösung beigelegt.

Wie gut könnte es die Menschheit haben, würden kluge, würden deutsche Politiker ihre Geschicke lenken. Tun sie aber nicht. Und so bleibt das Ausland - abzulesen auch an der Themenwahl deutscher Talkshows - weiterhin Deutschlands größtes, Deutschlands drängendstes Problem.

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