Mittwoch, 12. Juli 2017

Bundesworthülsenfabrik hilft SPD mit "Protestterroristen" aus

"Protestterroristinnen" nennt die SPD andere Linke, die nicht mehr nur zuschauen wollen, wie der Kapitalismus für immer mehr Elend auf der Welt sorgt. Die Bundesworthülsenfrabik lieferte den neuen Kampfbegriff auf Anforderung der Arbeiterpartei.


Letzte Rettung Bundesworthülsenfabrik (BWHF)! Mitten in den Streit um entmenschte linke Straßenkämpfer, die Hamburg während des G-20-Gipfels in Schutt und Asche legten, kontert die SPD Vorwürfe, es habe sich bei den vertierten Gestalten in Jack-Wolfskin-Uniformen um Linke gehandelt, mit einer Zulieferung aus der Geschwätzschmiede unter dem Kanzleramt: Es waren "Protestterroristen"!

Eine Vokabel, von der alle uneingeschränkt begeistert sind, die konkret klingt, völlig wage ist  und vor allem keine Richtungsbeschreibung enthält - Volltreffer! Das Team der Worthülsenfabrik hat es einmal mehr geschafft, einer medialen Diskussion durch die Platzierung einer völlig neuen, im Deutschen bis dahin unbekannten Vokabel Sinn und Richtung zu nehmen.

Die Medien sind hingerissen, Sozialdemokraten fluten die sozialen Netzwerke (oben) bereits mit der neuen Bundesworthülse, als sei sie altes deutschen Spracherbe. "Protestterroristinnen" und "Protestterroristen", für das gerechte Gendern muss in Zeiten Zeit sein, in denen "Zeit für mehr Gerechtigkeit" (SPD), ist aber auch unwiderstehlich. Wie zuvor "Rettungsschirm", "Energiewende",  "Schulden-" und "Mietpreisbremse", "Stromautobahnen" oder "Wachstumspakt" haben die von Rainald Schawidow, dem Chef der BWHF, geleiteten Sprachexperten aus dem früheren DDR-Kombinat VEB Geschwätz  mit dem Begriff  "Protestterroristen" eine völlig neue, absurde Dimension in die Diskussion um staatliche Förderung linker Gewaltprojekte eingezogen.

Im Land des Reiseweltmeisters tendieren Bürgerinnen und Bürger zur Menschenfeindlichkeit, wenn ihnen in Krisensituationen wie der, in der sich der "Schulz-Zug" gerade befindet, nicht umgehend irgendeine Art von Ablenkung präsentiert wird. Das können "mehr Polizisten" sein oder auch "härtere Gesetze", meist aber läuft es auf einen Anruf aus den Parteizentralen in der - der Mehrzahl der Bundesbürger bis heute völlig unbekannten - Bundesworthülsenfabrik hinaus. Dort bestellen Merkel. Gabriel, Schulz, Tauber, aber auch Özdemir, Kipping oder Wagenknecht dann sogenannte Worthülsen: Zumeist zusammengesetzte Substantive, die vorgeben, real existierende Begriffe zu sein und im Meinungskampf verwendet werden können, um Realitäten zu verdrängen. Beispiele sind etwa "Milchpreisgarantie", "Abwrackprämie" und „Transparenzregister“.


Diesmal kam der Notruf von der SPD, die nach G 20 fürchten muss, dass sich der "Volkszorn" (übrigens eine Kreation des BWHF-Vorgängers Reichsworthülsenamt) gegen die eigenen Genossen richtet und etwa den in der Antifa engagierten Sohn des sozialdemokratischen Volksdichters Ralf Stegner oder Teile der Partei trifft, die noch bereit sind, sich im Wahlkampf auch mal mit Größeren anzulegen.

Die Schwierigkeit, die die Politpoeten der Worthülsenfabrik formulierungtechnisch auch nach den "Bürgerkriegszuständen" (Bild) von Hamburg ausblenden mussten: Wie tauglich ist ein Wort, das nichts beschreibt? Und auf alles anwendbar ist? Rainald Schawidow, der zu DDR-Zeiten schon für Erich Honecker und Kurt Hager arbeitete, erwähnt im Hintergrundgespräch, dass anfangs Begriffe wie "Krawallzigeuner" und "Linkstouristen" im Gespräch waren, als er sich auf Anforderung des SPD-Vorstandes noch am G-20-Wochenende mit einer kleinen Gruppe aus Wortdrechslern, Geschwätzdesignern und Spezialisten für sogenannte Wahlkampf-Komposita zusammensetzte, um einen möglichst offenen, gehaltlosen Begriff zu finden, mit dem sich die schwer angeschlagene sozialdemokratische Wahlkampagne wenigstens pro forma über den Sommer retten lässt.

Auf "Protestterroristinnen und Protestterroristen" ist Schawidow stolz. Es handele sich um ein "sinnfreies Buchstabengebilde mit entschlossen distanzierendem Gepränge", beschreibt der BWHF-Chef, der der auf Beschluss der Regierung Kohl vor Jahren direkt im Berliner Regierungsviertel unterhalb der Kanzlerwaschmaschine in den märkischen Restsand gegossenen Anstalt öffentlichen Rechts seit der Gründung vorsteht. Selbst der früher unabhängige "Spiegel" habe den "eigentlich ja von keiner inneren Logik angegriffenen Begriff stante pede" übernommen, freut sich der Fachmann.

Ein beeindruckender Erfolg einer Pressekampagne, die ganz auf der formulierungstechnisch grundierten Vernebelungskraft des Sechssilbers aus der Bundesworthülsenfabrik beruht. Rainald Schawidow ist zufrieden: "Ich zweifle nicht daran", sagt er, "dass unsere Schöpfung womöglich schon im kommenden Jahr auch im Duden stehen wird".

Don Alphonso über die linke Anschlussfähigkeit zur Gewalt


11 Kommentare:

  1. Carl GustafJuli 12, 2017

    Zumindest Gendergerecht war es formuliert.

    Aber dann noch eine Frage an ppq: Darf ich dann die Digitalen Advertisten, die mich mit reichlich Spam in Form von unerbetener Produktwerbung, Newslettern, Zeitschriftenabos etc. pp. überhäufen, in Zukunft dann als #Digitalterroristen bezeichnen?

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  2. @Carl Gustaf
    Es ist der erste dokumentierte Fall, bei dem das Wort Terrorist (unsatirisch) geschlechtergerecht verwendet wird. Mit Sicherheit, um keine Protestterroristinnen zu diskriminieren, weil die u.a. auch SPD wählen. Das nenne ich konsequent gedacht.

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  3. Gefährlicher als diese Gewalttäter sind auf alle Fälle rechte Gedankenterroristen.

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  4. Nachtrag: Man arbeitet daran.

    https://www.gmx.net/magazine/wissen/forscher-entwickeln-computer-programm-gedanken-32413434

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  5. SozenschlotzeJuli 12, 2017

    Ja, wo laufen sie denn???

    Liefen sie überhaupt?

    Wieso kein großer Dank an die friedlichen Demonstrantinnen?

    Die 100%-Schulz-Partei Dooflands unterschlägt bzw. vertuscht schon wieder 50% der globalen Hamburger Protestbevölkerung.

    Seltsame Vorstellung von Gerechtigkeit haben die Genossen von Freude-schöner-Götterfunke-Olaf.

    Naja, entspricht eben ihrem Stegnerschen Geisteshorizont. Kein Wunder, wo dessen Sohn ja zur Terror-Antifa gehören soll.

    So, und nun wollen wir schnell wieder gegen das phöse Pack von Rächzz feuern, bevor das aus den Jagdszenen einer Kanzlerin wahltaktischen Profit ziehen kann.

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  6. Nach der "WeltKanzlerin" kommen nun die "Protestterroristen". Lassen wir uns überraschen...

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  7. Bundesworthülsenfabrik klingt viel besser als "thinktank"!

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  8. Carl GustafJuli 12, 2017

    Ist da der Stegner jetzt ein #Twitterterrorist, ein poetischer?

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  9. Katharina König toppt, sie rechnet die Hilfen gegenseitig auf und vergleicht die Geschädigten der G-20 Krawallen mit den NSU Opfern, man stelle sich nur einmal vor die Opfer der Krawallen würden sich darüber beklagen, daß Holocaust Opfer mehr Entschädigung, als sie selber bekommen haben.

    https://twitter.com/KatharinaKoenig/status/885180457419243521




    Adebar

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  10. Die Phrase, das Schlagwort, ist eine der Hauptwaffen des internationalen Rübennasentums. Heinrich Furth - Die internationale Rübennase* -

    Ja doch - ich wiederhole mich. Man muß die Wahrheit immer wieder wiederholen - wer war das noch mal ...

    *Synonyma: Schankwirte, Pianisten, Unsichtbare ... (besonders dem gewaltigen Checker Le Penseur gewidmet: Trau keinem Fuchs auf güner Heid' - und der Vorsicht halber noch nicht einmal Karl Kraus, J.G.Burg und Gerard Menuhin - du wirst von allen drei'n beschissen...)

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  11. Ah, erst jetzt mitbekommen: "Anschlußfähigkeit" - Anschlußfähigkeit! Da wachsen einem ja vom Lesen allein schon Bejkeles! Die Phrase, das Schlagwort ...
    Pfui Jahwe...

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