In Krisenzeiten versammelt sich das Volk hinter seinen Anführern. |
Im Westfernsehen, dort, die alte Bischofsstadt Magdeburg nur "Maaaagdeburg" heißt, sprechen sie ihn immer noch mit "Haselhoff" an. Ein älterer Herr, fliehendes Haar, der Anzug sitzt eher Kik, die Stimme immer aufregt. Vor dem Wahltag setzte niemand einen Cent auf den "Landesvater" des dunkeldeutschen Schreckensgebietes zwischen Altmark und Braunkohle. Punkt 18 Uhr aber war er da, ein Triumphator, ein Sieger nicht nur der Herzen, sondern eine Ein-Mann-Brandmauer gegen den neuen Faschismus.
Rauschender Sieg über die Demoskopie
Auf dem Zettel der Demoskopen stand der rauschende Sieg des Wittenbergers nicht. Ein Kopf-an-Kopf rennen mit der Schwefelpartei, ein zweiter Platz gar hinter der "in Teilen rechtsextremen Partei" (DPA), so etwa sahen die Prognosen aus. Nicht der einzige Totalausfall der Propheten: Die Grünen, angeführt von der Kanzlerinnenkandidatin der "Westmedien" (Haseloff), sollten eigentlich ein "Rekordergebnis" (Der Spiegel) einfahren. In die SPD würde vom Scholz-Bonus profitieren und ihr furchtbares Ergebnis vom letzten Mal zumindest auf hohem Niveau stabilisieren.
Demoskopie der Extraklasse. |
Es ist dann wie immer ganz anders gekommen beim "letzten Stimmungstest vor der Bundestagswahl". Nahezu nichts von dem, was vorhergesagt war, wollten die Wählerinnen und Wähler im abgehängten Bundesland so umsetzen. Die Linke, einst Volkspartei in der kleinen DDR, die mit dem "Magdeburger Modell" aus SPD, Grünen und Linker, damals noch PDS, regiert wurde, verlor erneut ein Drittel ihrer Anhänger. Die SPD, vor 22 Jahren noch stärkste Partei mit 35,8 Prozent der Stimmen, ist mit knapp über acht Prozent nur noch einstellig. Die Grünen, denen im Umfragen zwischen neun und zwölf Prozent der Stimmen zugesprochen worden waren, schaffen nur sechs.
Die Erforscher des falschen Volkswissens
Einmal mehr lag niemand so falsch wie die Erforscher des Volkswillens, die dessenungeachtet noch am Abend des Debakels wieder vor der Kamera standen und nun genau zu erklären wussten, wer wie wann und warum wen gewählt hatte. Danach sind sie niemals schlauer. In den Elefantenrunden, den Schnellschusskommentaren und abgehangenen Analysen - nirgendwo wird die faktenferne Wahrsagerei als der Budenzauber und die Voodookunst bezeichnet, der sie ist.
Denn Demoskopie, die behauptet, sie könne nach Befragung von ein- oder zweitausend ausgewählten Wählen mit einer kleinen Fehlertoleranz vorhersagen, wer wo was gewinnt, wie beliebt jemand ist und wie sich das zur Vorwoche verändert habe, ist ein zentraler Baustein einer Fernsehdemokratie, die nach Aktenlage agiert und deshalb weitgehend ohne Rückkopplung in die Welt der normalen Menschen zurechtkommt. Knochenwurf und Vogelflug vermögen echtes Interesse für Anliegen je mehr zu ersetzen, je unbequemer und unmodischer die zu sein scheinen. Nie stimmt, was vorher verkündet wird. Stets aber ist das die Grundlage die politischen Agierens aller Beteiligten.
Eine Frage des Aberglaubens
Eine Frage des Glaubens an Zahlen, die irgendwo in der Nähe von Raten, Losen und Lottospielen liegen. Mit einer Antwort, die auch hier stärker ist als jeder Fakt, jeder Beweis, jede Widerlegung. Selbst alte Haudegen des politischen Geschäfts wie Reiner Haseloff sind bis zur Mittagstunde des Wahltages, wenn ihnen aus einer düsteren Grauzone der Gesetzgebung heraus die ersten Wahlprognosen hereingereicht werden, immer wieder überzeugt davon, dass das, was der Gesetzgeber die "Umfragen von Meinungsforschungsinstituten" nennt, das wahre Leben da draußen vor der Staatskanzlei abbilden.
Reiner Haseloff selbst rechnete dieses Mal spürbar mit der epochalen Pleite, die ihm vorhergesagt worden war. Dass sie ausblieb, macht den drittältesten deutschen Ministerpräsidenten nun zum Helden, ein Weichensteller für den Bund, ein Bestätiger des richtigen Kurses, ein Beweis dafür, dass alles nicht so schlimm kommen muss, wie es kommen wird.
Nachdem hier ja in Mode gekommen ist, ältere Leserkommentare ein zweites Mal zu präsentieren, damit die nicht irgendwo in der literaturnobelpreisverdächtigen Meinungsflut versauern, erspare ich euch diese mühselige Arbeit.
AntwortenLöschenDarum also erneut mein ebenfalls detailreich gestalteter Beitrag von gestern:
Die Sacksen - ob nun nur anhaltend oder sogar zurück kriechend - haben ihre Wahl getroffen und jene Heilsversprecher gewählt, die sie aus den allabendlichen Propagandasendungen des ö.-r. schwarzen Buntkanals kennen. Sie werden also weitere Jahre mit der farbigen Soße nach Schnitzlers Rezeptur leben müssen, die von der Chefköchin I.M.Erika zusammen gerührt das echte Kotzbraun-Süppchen ergibt.
Egal, denn der Volksmund sagt: Jeder ist seines Glückes Schmied.
Die Wähler innen und außen wollen dort weiter beschissen werden, weil sie die westlichen Fäkalduschen der letzten 30 Jahre vermutlich genossen haben wie ihre Arbeiter-und-Bauern-Genossen-Kloake zuvor. Möge ihnen also schmecken, was man ihnen zukünftig vom Teller nimmt, um weitere globale Nichtsnutze zu verhätscheln.
... und wieder einmal hat der Deutsche bewiesen, dass er eine verdammt lange Leitung hat und dazu eine kurze Lunte für schwachsinnige Spontanexplosionen im Keinsthirn mit inzwischen wohl auch bereits gehorsam gespritzer Venentrombose.
Was schluckt man nicht alles für unbekanntes Gift, um endlich wieder shoppen und reisen zu dürfen? Keine Klopapierpanik mehr und dauerhaft die Haare schön. Was will der Nacktaffe denn mehr, um wieder rundum glücklich zu sein?
Es besteht also keine Gefahr, dass das kinderleicht zu manipulierende Nutzvieh sich beunruhigt fühlen könnte, wenn die Führer ihm pausenlos den allein selig machenden Herdentriebweg weisen. Regelmäßig Futter und etwas Herumgetolle auf der grünen Wiese ... und schon sind alle Wiederkäuer zufrieden mit ihrem gemolkenen Sklavendasein.
Die Krise ist längst viel elementarer, als dass sie der einen oder anderen Partei zuzuschreiben wäre, denn diesmal stinkt der Fisch nicht nur vom Kopf her, sondern aus dem kollektiven Gekröse heraus. Der gesamte Volkskörper ist am vermodern und auch noch stolz darauf.
Was für Irre dienen und befehlen auf diesem Narrenschiff BRD eigentlich???
Wer erwartet mit denen noch einen Erfolgskurs in der Evolution?
Ihre Maulhaltenkörbe tragen sie ja bereits brav. Die Zwangsjacken werden folgen und ihnen noch mehr illusorische Sicherheit vor dem Killervirus suggerieren, die real nicht existiert.
Viel Spaß also noch im besten aller Schlands. Genießt das Heute, denn bereits morgen könnte es kein morgen mehr geben. Die Schwarzen Löcher saugen mit ihrer Schwerkraft nämlich so stark, das jedes Licht erlöschen muss, das den Ereignishorizont, den Point of no Return, überschreitet. Dabei werden Sonnensyteme verschlungen.
Was also sollen Tranfunzeln ausrichten ... außer schon vorher freiwillig das Licht auszuknipsen, weil Erleuchtung für Unterbelichtete ja diskriminierend sein könnte?
Wer will die totale Idiotie?
Wer will sie totaler, als wir sie uns heute vorzustellen vermögen?
Zweifel?
Nein, denn sie jubeln in Erwartung einer großen Sause ja bereits wieder.
Der periodische Zug der Lemminge ist nicht zu stoppen.
Der muss sich totlaufen.
Juni 06, 2021
danke. mir sind das zu viele kraftausdrücke, adjektive und bezichtigungen, aber wenn es raus muss, muss es raus, danach geht es einem ja meist deutlich besser.
AntwortenLöschenin der hoffnung, dass wir haben helfen können - viele grüße, ppq
Das Wahlvieh in Blödschland mag den Schrecken ohne Ende, was könnte das sinnbildlicher darstellen als das Wahlplakat der Halbmondpartei in passendem anhaltinischen Ambiente!
AntwortenLöschenWürdiger Blogwart, das Geseiher dieses Etwas ist so vergnüglich zu lesen, wie frische Kothäufchen auf dem fertig gedeckten Speisetisch zu schauen. Also eher nicht.
AntwortenLöschendanke, ich dachte, ich fühle das verkehrt. aber die geschmäcker sind verschieden und meine toleranz ist bekanntlich fast endlos
AntwortenLöschenUnd ihr sagt mir, Freunde, daß nicht zu streiten sei über Geschmack und Schmecken? Aber alles Leben ist Streit um Geschmack und Schmecken! F.Nietzsche
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