Freitag, 1. Mai 2020

Corona-Leugner: Gefährliche Lockerungspopulisten

Der wohl bekannteste Corona-Leugner Armin Laschet (M.) trat schon mit demonstrativ lässig herunterhängendem Hase-Schutz auf, um die notwendigen Maßnahmen der Bundesregierung verächtlich zu machen.
Wo die Gefahr wächst, wächst auch die Gefahr, dass dreiste Feinde der wissenschaftlichen Mehrheit der Forscher das Bedrohende leugnen, es ignorieren und kleinreden. Das war bei der rechten Gefahr so, die seit nunmehr 75 Jahren droht, schon nächstens ein Viertes Reich zu errichten. Beim Klima wiederholte sich das, als rechtspopulistische Ignoranten dazu aufriefen, notwendige Schritte wie die Ausrufung des Klimanotstandes und die Erhebung neuer Steuern zu verhindern. Und nun ist es mitten in der Corona-Krise (MDR), DPA, Stern) wieder so: Gezielt versuchen Gegner der gesellschaftlichen Vereinbarung des unbedingten Abstandhaltens, beständigen Händewaschens und konsequenten Kontaktvermeidens, die von der Regierung verhängten notwendigen Maßnahmen zu unterlaufen, indem sie ihre Legitimität, Wirksamkeit und Angebrachtheit in Zweifel stellen.

Große Koalition der  Corona-Leugner


Unter den vielen Verschwörungstheorien, die Corona befeuert, ist eine inzwischen weitgehend so salonfähig geworden, dass sie auch von bis vor kurzem noch als ernsthaft und ambitioniert geltenden Spitzenpolitikern in der ernsthaften und etablierte Politik diskutiert wird: Zu hart und zu lange andauernd seien die Restriktionen zur Vermeidung der Virusverbreitung reklamiert die Linke im Bundestag, unterstützt von der AfD, und ihr Sprachrohr finden die beiden randständigen Parteien in Armin Laschet, der Kandidaten auf das Kanzlerkadidatenamt der Union.

Nur zwei Tage nach den ersten behutsamen Lockerungen in der Corona-Krise kritisierte der das viel zu lanbgsame Tempo der Erleichterungen und machte erste Vorschläge für weitergehende Öffnungen. Fußball soll schnellstmöglich wieder gespielt, Kneipen, Bars und Kino sollen geöffnet und Reisen wieder möglich werden, darauf müssten sich Bund und Länder schon bei ihrem nächsten Treffen am 30. April einigen, sagte Laschet, der eingestand, dass niemand wisse, wie die bereits beschlossenen Lockerungen sich auswirkten. „Ich glaube trotzdem, dass man noch einmal über ein paar weitere Maßnahmen nachdenken muss“, sagte Laschet, der im Wettrennen mit dem bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder um die Nachfolge Angela Merkels den liberalen Corona-Beschwichtiger zu geben beschlossen hat.

Ein weichpopulistischer Kurs, der sich vom hartpopulistischen Vorgehen des süddeutschen Konkurrenten abhebt - und überaus erfolgreich ist. Laschet, als Ministerpräsident einst eine Notbesetzung und als Kanzlerkandidatenkandidat von nahezu niemandem außerhalb der Berliner Politblase ernstgenommen, verweist inzwischen stolz darauf, dass er für seine Vorschläge, Corona in Kürze einfach zu ignorieren, "so viel Zuspruch wie noch nie in meinem politischen Leben" bekomme. Kein Wunder, denn der Christdemokrat bedient mit seinen Positionen die große Gruppe derer, die die Bewältigungsstrategie der Bundesregierung von Anfang an ablehnten. Und zwar nicht wegen der vielen Wirrungen, Richtungswechsel und widersprüchlichen Anweisungen, sondern weil sie prinzipiell nicht glauben wollen, dass Corona etwa anderes ist als eine gewöhnliche Grippe, unangenehm und lästig, aber keineswegs besonders gefährlich.

Keine Plattform den Lockerungspopulisten


Wochenlang versuchte die meinungsbildende Publizistik im Lande, diese Bevölkerungsgruppe zu ignorieren, um sie nicht zusätzlich aufzuwerten und Nachahmer zu produzieren. Im Zuge der vor allem auf mentale Aufrüstung durch klassisches Truppenbetreuungsprogramme geprägten Berichterstattung wurde Heldenverehrung in den Mittelpunkt gestellt und der Gemeinsinnfunk spielte Tanzmusik zur Ermutigung. Dennoch verbreiteten sich die falschen Lehren einer grundsätzliche  Ablehnung der Corona-Maßnahmen der Bundesregierung weiter, Bürgerinnen und Bürger propagierten, angelehnt an das Beispiel Laschet, dass die von Medien und Politik verbreitete offizielle Version nicht richtig ist und infolgedessen auch der Umgang mit der Krise nicht stimmig sei. Laut einer Befragung des ZDF ist inzwischen bereits eine Mehrheit der Deutschen für die Lockerungen der Corona-Schutzmassnahmen. 55 Prozent sagen, dass sie die Lockerungen für richtig halten, nur ein Drittel will weiter alle Anweisungen zum daheim bleiben, Masketragen und Abstandhalten einhalten.

In anderen Zusammenhängen liegen im Werkzeugkasten der modernen Journalistik für solche Fälle Begriffe wie "Verschwörungstheoretiker", "besorgte Bürger" oder auch "Klima-Leugner" bereit, die sich auf so vielfältige Weise kombinieren lassen, dass jeder so bezeichnete Kritiker wo von auch immer nach einer Wurzelbehandlung durch ARD, ZDF, Spiegel, Stern, SZ, taz und FR dasteht wie kinderschändender Kryptofaschist, der versucht hat, alten Damen die Goldkronen bei lebendigem Leibe herauszubrechen. Doch beim Meinungskampf auf dem Corona-Schlachtfeld fehlte ein solcher Kampfbegriff bisher: Außer Notvokabeln wie "Corona-Kritiker" oder "wirtschaftsfreundlicher Schnellhochfahrer" hatte auch die in den vergangenen Wochen überbeanspruchte Bundesworthülsenfabrik (BWHF) keinerlei Handreichung zur Verfügung gestellt.

Doch nun, spät als nie, brillieren die Sprachschmiede aus der Berliner Bundesbehörde mit einem neuen Fachbegriff, der überaus geeignet scheint, dem wachsenden Widerstand selbstsüchtiger Bevölkerungskreise gegen die bedachtsame, kluge und wendungsreiche Strategie der Bundeskanzlerin und ihres virologischen Beraterstabes den Garaus zu machen. Als "Corona-Leugner" darf ab sofort jedermann und jede Frau bezeichnet werden, die Zweifel an Notwendigkeit oder Wirksamkeit aller oder einiger Schutzvorkehrungen schürt, gegen Kontaktsperren hetzt oder versucht, die unkündbaren Grundrechte aus der nur vorübergehend suspendierten Verfassung und der europäischen Grundrechtecharta zu instrumentalisieren, um Menschen zu verunsichern und zu spalten, um mit ihrem Lockerungspopulismus Punkte zu machen.

9 Kommentare:

  1. Leander K.Mai 01, 2020

    Aha, jetzt ist also jeder, der eine Maßnahme in Zweifel zieht, ein böser Corona-Leugner, Wutbürger, Verschwörungstheoretiker - und natürlich RECHTS, womöglich ein Nazi!

    Ist Euch noch ganz gut? Eine Demokratie lebt davon, die Aktivitäten der Regierung debattieren und auch kritisieren zu können. Erst recht ist das zu erwarten (und auch gut so!) wenn über längere Zeit massivst Grundrechte eingeschränkt werden.

    Ihr ruft nun dazu auf, anstelle der Debatte die Diffamierung zu setzen: Kritiker sollen publizistisch gemobbt werden, ausgegrenzt aus dem Diskurs, als bloße Irre / Verschwörungstheoretiker hingestellt werden. Ich glaub, es hackt!

    Die Akzeptanz einer Maßnahme hängt davon ab, wie gut es der Regierung gelingt, ihren Sinn zu vermitteln. Je länger es dauert, je weniger Neuinfektionen und je geringer Faktor R ist, desto eher verlieren einzelne Beschränkungen ihren Sinn bzw. erscheinen als unverhältnismäßig.

    Dass Menschen z.B. ihre Religion ausüben und mal wieder Gottesdienst, Taufen etc. erleben wollen, ist (auch für mich als Ungläubigen) gut nachvollziehbar. Und wer mal außerhalb großer Feiertage eine Kirche von innen gesehen hat, weiß, dass das so wenige Besucher sind, dass sie locker 3 Meter Abstand halten können!

    Dann steht es den Bürgern durchaus frei, verschiedene Risiken und "Kollateralschäden" gegeneinander abzuwägen und zu anderen Ergebnissen zu kommen als die Regierung. Steigende häusliche Gewalt, überlastete Familien (Homeschooling, Homeoffice, dauernd aufeinander hocken, auch in kleinen Wohnungen ohne auch nur Balkon), Isolationsfolgen und Bewegungsmangel - von den vielen Existenzen, die gerade kaputt gehen, ganz zu schweigen.

    Über all das soll also Eurer Ansicht nach ein Maulkorb bei Strafe sozialer Ausgrenzung und Diffamierung verhängt werden.

    Mit Verlaub, das ist ein Griff ins Klo!

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  2. Ja, Leander. Oder auch nicht.

    Lesen lernen hat noch nie jemanden geschadet. Dachte ich bisher.

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  3. Leander K.Mai 01, 2020

    Glaubst du ernsthaft, ich würde so ausführlich kommentieren, wenn ich den Artikel NICHT gelesen hätte? Diese Antwort ist ganz typisch für das Verweigern von Debatte: deine Meinung ist sakrosankt und alle, die nicht zustimmen, können wohl nicht lesen.

    Tja, dann noch viel Spass mit diesem Blog.

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  4. @leander: du schreibst einen derart langen Kommentar auf einer Seite, die von geschätzt maximal 600 Leuten gelesen werden.und adressiert deinen Kommentar an Leute,die ganz sicher nicht zu diesen 599 gehören

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  5. @leander: meiner unmaßgeblichen ansicht zufolge hast du den artikel womöglich gelesen. aber verstanden hast du ihn nicht.

    bitte versuch es doch nochmal. stell dir einfach vor, nicht alles, was da steht, ist so gemeint, wie du es verstehen willst.

    falls du ein wenig ahnung von notenlehre hast: der eingangssatz "Wo die Gefahr wächst, wächst auch die Gefahr, dass dreiste Feinde der wissenschaftlichen Mehrheit der Forscher das Bedrohende leugnen, es ignorieren und kleinreden" ist so etwas wie der notenschlüssel dieses kleinen menuetts. eigens für die, die zu schnell lesen, um inhalt zu erfassen, steht danach noch der satz "Das war bei der rechten Gefahr so, die seit nunmehr 75 Jahren droht, schon nächstens ein Viertes Reich zu errichten."

    wenn du die tonart nun summen kannst, wird es dir sicher auch gelingen, den rest des sermons zu entschlüsseln. gutes gelingen!

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  6. Noch ne Site die sich als schmieriger Denuznziatendreck outet, die Krise hat wirklich ihr gutes. Was im Text steht interessiert nicht mehr, werde ich auch nicht lesen.

    Euch Agenten kann man nur "das Beste" wünschen.

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  7. danke. "schmieriger denuzniatendreck" kommt leicht korrigiert ins waffenarsenal. großartiger begriff

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  8. Die Stunde der Spitzel, Oportunisten und Denuzianten
    hat geschlagen! Der Verstand wurde durch einen Irrsinnigen
    Glauben ersetzt was für ein Fortschritt !!

    Der Glaube ist die Kette
    Indoktrination das Schloß
    Der Verstand der Schlüssel
    für die Befreiung!

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  9. "Zersetzen, spalten und ruinieren,
    das geht einem wirklich an die Nieren!
    Spitzeln, abhören und denunzieren,
    wer nicht mitmacht, wird alles verlieren!
    Schlimmer und böser kann's nicht mehr kommen,
    den einen zum Schaden, den andern zum Frommen."

    der alois
    reichbespitzelungswart

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