Montag, 13. April 2020

Corona in den Medien: Lob des Versagens

Der Feind steht rechts - was scheren uns da noch die Fakten? Deutschland war jedenfalls sehr gut vorbereitet, daran wird nicht gerüttelt.

Nirgends ist die Zahl der Corona-Infizierten höher als in Europa. Mit Luxemburg, Island, Spanien, Belgien, Italien, Frankreich und Irland liegen gleich sieben europäische Staaten an der Spitze der Seuchen-Charts, das erst nicht-europäische Land in der Liste ist die USA, erst nach Österreich, Portugal, Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und Großbritannien folgt mit Israel das erste Land auf einem Kontinent, der nicht Europa oder Nordamerika heißt. Gut, es geht in dieser Statistik um die Zahl der Fälle pro Kopf der Bevölkerung, ein Wert, der Betroffenheit vergleichbar macht.

Also nichts, was sich zu berichten lohnt wo es darum geht, Verantwortung für Versagen zu externalisieren. Und das ist nun schon seit Wochen die Partitur, nach der in deutschen Medien zu Corona gesungen wird.  Wenn  US-Präsident Donald Trump in einer telefonischen Krisenkonferenz mit Gouverneuren der US-Bundesstaaten im März sagt, "Beatmungsgeräte, die ganze Ausrüstung, versucht es selbst zu bekommen, das geht viel schneller", dann zeigt das die Verantwortungslosigkeit der US-Administration, die einem ähnlichen Bundesstaat vorsteht wie die Berliner Bundesregierung. Deren Krisenmanagement litt laut "Spiegel" lange und spürbar unter der Länderhoheit bei der Seuchenbekämpfung. Erst unter dem Druck der Ereignisse gelang es schließlich nach Wochen, sich "zusammenzuraufen" (Süddeutsche Zeitung).

Kostenfrei und folgenlos


Doch wer wird das kritisieren, wenn er stattdessen kostenfrei und folgenlos andere Staaten kritisieren kann? Texte, die sich analytisch der Arbeit der eigenen Regierung in der Krise nähern, wie sie die New York Times liefert, wird man in Deutschland vergeblich suchen. Hier arbeiten sich Medienkonzerne im Dutzend an Fehlern Versäumnissen und falschen Einschätzungen ab, die anderswo passiert sind und passieren. Der eigenen Administration dagegen nur Blumen: Nichts war falsch, verkehrt oder auch nur zu spät.  Ein HUndsfott und Spalter, wer jetzt nicht lobt und jubelt.


Trumps Ratschlag an die Bundesstaaten, sich selbst zu kümmern, war dagegen natürlich "ein politischer Offenbarungseid". Das in Deutschland bis heute unübersehbare Durcheinander von Landesregierungen, die sich gegenseitig beim Schutzmaskenkauf überbieten, die Baumärkte schließen, so dass die Landeskinder zum Einkaufen ins Nachbarbundesland strömen oder gar Grundrechte so grundsätzlich aushebeln, dass von der Verfassung nur Fassungslosigkeit übrigbleibt, gilt als Kollateralschaden, über den zu sprechen oder gar zu schreiben sich verbietet.

Aus dem Bundeskanzleramt, das war den Landesfürsten lange Zeit klar, war weder tatkräftige Hilfe, noch klare Führung zu erwarten. Die einzelnen Bundesländer waren angesichts der größten Katastrophe "seit dem Zweiten Weltkrieg" (Merkel) auf sich allein gestellt. Allenfalls als zusätzlicher Preistreiber trat der Bund in Erscheinung.  Und nach drei Wochen erst schaltete sich die Kanzlerin ein, um das Mangelgut Maske aufzutreiben.

Die Hoffnung auf den Staat, der die gemeinsame Gefahrenabwehr koordiniert und mit Blick aufs Gemeinwohl handelt, ist unter Angela Merkel vergebens, heißt es bei n-tv. Nur dass dort selbstverständlich nicht "Angela Merkel" steht, sondern "Trump".

Dabei zeigte sich in Deutschland, dessen Infektionszahlen nur marginal unter denen der USA liegen, ebenso, dass die finanzielle und organisatorische Stärke des nach Überzeugung öffentlich-rechtlicher Sender "reichsten Landes der Welt" ohne Plan und Vernunft nicht viel nütze im Kampf gegen einen unsichtbaren, in alle Bundesländer vordringenden Gegner.  Spätestens Ende Januar hätten die Alarmsirenen schrillen müssen - das Weiße Haus, dass die Corona- Herausforderung nach Ansicht deutscher Medien "wochenlang unterschätzte, hatte damals seine Coronavirus Task Force gegründet.

Wo ist denn nun der Einheitsstecker


Deutschland diskutierte zur selben Zeit die Einführung eines EU-Einheitssteckers für Handys und ein Indianerkostümverbot für Kindergärten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn tröstete die Zuschauer der "Tagesschau" zu dieser Zeit noch mit Whataboutism: Der Mann mit Kanzlerambitionen verwies auf die Grippe, an der in Deutschland jedes Jahr bis zu 20.000 Menschen sterben. "Auch das ist eben ein Risiko, das wir jeden Tag haben." Bei der neuen Lungenkrankheit sei das Infektionsgeschehen im Vergleich dazu auch milder.

Am 31. Januar erklärte die Trump-Administration das Coronavirus zum Notfall der öffentlichen Gesundheit. Für China wurden Reisebeschränkungen angekündigt, die sämtliche ausländische n Staatsangehörige trafen, deren Einreise die Gefahr einer Übertragung des Coronavirus erhöhen könne. Deutschlands Grenzen blieben offen. Gesundheitsminister Jens Spahn versicherte, es gebe "keinenn Anlass zu Unruhe oder unnötigem Alarmismus". Deutschland sei "gut vorbereitet".

Ein Monat war da schon vergangen, seit China berichtet der Weltgesundheitsorganisation die Entdeckung des Coronavirus gemeldet hatte. Das Center for Disease Contal in Atlanta richtete ein Coronavirus-Management-System ein, um Informationen über den Virus besser teilen und darauf reagieren zu können. Das deutsche Pedant Robert-Koch-Institut meldete sich auch zu Wort: Die Mortalität bei Covid-19 sei "nicht so hoch wie bei Sars" und man sehe "angesichts des in China entdeckten Coronavirus keinen Grund zur übermäßigen Sorge".

Am 17. Januar begann das mit der Einführung von Kontrollen auf den drei US-Flughäfen, die die meisten Reisenden aus Wuhan empfangen. Am 23. Januar wurde eine Notfallgenehmigung bei der staatlichen Arzneimittelbehörde FDA beantragt, damit neu entwickelte Coronavirus-Test sofort genutzt werden können. Am 27. Januar wurden Amerikaner aufgefordert, alle nicht essentiellen Reisen nach China zu vermeiden. Die Bundesregierung riet weiterhin nicht von Reisen nach China ab. Landesgrenzen und Firmen dicht zu machen und Großveranstaltungen abzusagen, sei "weiter nicht verhältnismäßig und angemessen", versicherte Jens Spahn.

Merkel arbeitet an wichtigen Themen


Als US-Präsident Donald Trump sich am 4. Februar zum ersten Mal in einer Rede zu Corona äußerte und versprach, " alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Amerikaner vor dem Coronavirus zu schützen", war Angela Merkel mit ganz anderen Problemen konfrontiert. In Thüringen drohte das Ende der Demokratie, es galt, Machtworte zu sprechen und die Verhältnisse in Staat und Partei beherzt neu zu ordnen. Als das CDC am 6. Februar mit dem Versand von Corona-Testkits begann, dämmte die CDU-Führung ganz andere Krisenherde ein. Für das  Corona blieb kein Satz, kein Fitzelchen Aufmerksamkeitsreserve. Nicht einmal ein paar subalterne Beamte wurde in Marsch gesetzt, die Schutzmaskenvorräte zu zählen., geschweige denn, dass irgendwo irgendein Krisenstab begonnen hätte, Nachschub zu ordern. Stattdessen schickte das supergut vorbereitete Deutschland Masken dorhin, wo sie hergekommen waren.

Am 24. Februar schickte Trump einen Brief an den Kongress, in dem er um mindestens 2.5 Milliarden Dollar zur Bekämpfung der Verbreitung des Coronavirus bat.Angela Merkel war nun komplett abgetaucht, "Merkel kneift in Sachen Corona-Krise" hieß es in der Bild-Zeitung, "wo bleibt Merkels Notfallplan?" mahnte der Merkur. Am 28. Februar, genau einen Monat nach den USA, richtete schließlich auch die Bundesregierung einen Krisenstab ein.

Berlin war nun fast auch schon der Meinung, es könne unter gewissen Umständen großes Ungemach drohen: Eine Absage der  Internationalen Tourismusmesse! Erste Maßnahme, das Schlimmste zu verhüten: Menschen, die mit Bahn, Bus oder dem Schiff nach Deutschland kommen, sollten von nun an besondere „Aussteigerkarten“ ausfüllen müssen, teilte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Davon, dass diese Wunderwaffe im Viruskampf nach dem Ausfüllen irgendwo von irgendwem ausgewertet hätte werden müssen, war nicht die Rede. 

Stattdessen war nun in öffentlich-rechtlichen Medien viel vom Händewaschen die Rede. Europas Beste lieferten sich Waschtisch-Duelle. Vom Kinderfernsehen bis zur "Sendung mit der Maus" schien ein probates Mittel gegen die Meuchelseuche gefunden. Nur Schutzmasken dürfe man keinesfalls aufsetzen, auch da herrschte Einigkeit. Zum Glück, denn wegen der ausgesprochen guten Vorbereitung auf die Pandemie es gab ja keine.

Flugzeuge aus damaligen Seuchenzentren wie China, dem Iran oder Italien landeten weiterhin unkontrolliert auf deutschen Flughäfen. Die Landgrenzen waren - einer aus dem Jahr 2015 stammenden Festlegung der Kanzlerin folgend - offen, bis Österreich sie seinerseits schloss. Als Trump die Mitte März Grenzen der USA schloss, sorgte das in ganz Europa für helle Empörung. Bundesaußenminister Heiko Maas  kritisierte, dass "möglicherweise weniger sachliche Gründe eine Rolle gespielt haben bei dieser Entscheidung“. Denn Versäumnisse bei der Seuchenbekämpfung in Europa, wie sie Trump angeprangert hatte, habe es nicht gegeben.

Wer die Wahrheit bestimmt


Eine Woche später, nahezu alle EU-Mitgliedsstaaten hatten sich inzwischen auf eigene Faust voneinander abgeschottet, schloss die EU ihre Außengrenzen. Kommissionspräsidentin von der Leyen, die Trump eben noch gemeinsam mit EU-Ratspräsident Charles Michel "scharf" kritisiert hatte, zeigte sich zufrieden, dass die Mitgliedsländer ihrer Empfehlung gefolgt seien: "Wir haben die volle Zustimmung für unsere Richtlinien erhalten", sagte sie. Über ein 30-tägiges Reiseverbot für die Mehrheit der EU-Bürger könne die Verbreitung des Coronavirus am besten begrenzt werden, so von der Leyen. „Je weniger Reisen, desto besser können wir den Virus eindämmen.“

Wenn die" Tagesschau" nun urteilt, dass "Trump Corona lange Zeit ignorierte und verharmloste" und der "Spiegel" schildert, wie Präsident Trump die Pandemie erst ignorierte und sie nun politisiere, folgt das nicht einer objektiven Interpretation der Fakten. Sondern einem Bedürfnis zu "Herunterspielen, abwiegeln, verzerren" (Spiegel), folgt das der Logik des Eigenschutzes durch Ablenkung. Dasselbe Magazin, das Angela Merkel für ihr zögerliches und lange von keiner Einsicht in die Dringlichkeit der Tatsachen geprägtes Vorgehen noch Mitte März als "die Richtige" gerühmt hatte, erfand nun den guten alten rechten Populismus als wahre Todesursache.

Unter den 30 Staaten, die am härtesten von Corona getroffen wurde, sind mit den USA, Großbritannien, Österreich, Israel und der Türkei genau fünf (13 Prozent), deren Bürgerinnen und Bürger sich im weitesten "Spiegel"-Sinne rechtspopulistische Regierungen glauben ungestraft leisten zu können.

Die Anmerkung:  Corona-Krise: Wie "Der Spiegel" herunterspielt, abwiegelt, verzerrt

4 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Ich habe den Bericht zu Merkels Totalversagen und ihrer Propagandapostille, den Marc Petzki an seinen Auftraggeber in den USA kabelte, sorgfältig ins Deutsche übertragen, weil ja hierzulande kaum jemand amerikanische Medien konsumiert. Er läßt kein gutes Haar an den deutschen Medien.

ppq hat gesagt…

danke, ich verlinke es mal oben

Die Anmerkung hat gesagt…

Seid verschwiegen, Millionen.
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https://www.achgut.com/artikel/merkels_sprechverbot

Merkels Sprechverbot

In dieser Situation hat die Bundeskanzlerin in einer Videobotschaft verkündet, dass jetzt nicht der Zeitpunkt sei, über eine Rücknahme von Restriktionen zu sprechen. Sie hat wirklich das Wort „sprechen“ gewählt. Hätte sie nur abgelehnt, jetzt schon eine Entscheidung zu treffen, wäre es noch vertretbar gewesen. Aber der Versuch, sogar das vorbereitende Gespräch zu verhindern, ist ein ganz schlechtes Signal. Eine Denk-Quarantäne ist das Letzte, was Staat und Gesellschaft jetzt gebrauchen.

wolfgang fubel hat gesagt…


Die Medien haben Weltweit dafür gesorgt, das aus einer
Grippewelle ein Tsunamie der Massenhysterie geworden ist!!
Sie arbeiten einigen wenigen Leuten in die Hände, die diese
von den Medien geschaffene Situation für Ihre Zwecke zu
nutzen weiß!!