Samstag, 27. Juli 2013

Touristenboom in Weltflorenz

Frechheit! Was diese Leute sich herausnehmen! Da hatte die allmächtige Welterbekommission der Unesco in engem Zusammenspiel mit den deutschen Leitmedien erstmals ein Exempel statuiert und einer deutschen Stadt wegen Unbotmäßigkeit den Welterbetitel entzogen. Und obwohl namhafte Experten zuvor engagiert vor den möglichen Folgen für den Tourismus gewarnt hatten, tun die Touristen seitdem nicht nur nicht dergleichen, sondern sie scheinen geradezu magisch angezogen von der einzigen Stadt weltweit, die schon einmal Welterbe war, dies aber heute nicht mehr ist.

Ein Affront nicht nur für die führenden deutschen Medienhäuser. "Die Blamage ist jetzt amtlich", hatte der "Spiegel", der traditionell vom Blamagen lebt, seinerzeit getrauert. Deutschlandweit ergingen sich Qualitätsmedien in dunklen Betrachtungen über das Ende des Tourismus in Dresden, die Dummheit der Dresdner, eine für Hamburger, Kölner und Berliner völlig unnütze neue Brücke einzutauschen gegen den Ruf, eine von weltweit nur knapp 550 Welterbestätten zu sein, die jedes Schulkind kennt. Verständlicherweise habe die Welterbe-Kommission, deren sachkundige Abgeordnete damals unter anderem aus großen Kulturraumnationen wie Bahrain, Barbados, Madagaskar und Nigeria stammten, den Bau der Waldschlößchenbrücke im Dresdner Elbtal zielsicher als einen schwereren Eingriff in die Welterbestruktur erkannten als die Sprengung der Statuen von Bamiyan in Afghanistan. Während Dresden seinen Welterbestatus mit Beginn des Brückenbaus verlor, obwohl das Elbtal durch noch vorhanden ist, behielten die Statuen den ihren, obwohl sie von den Taliban gesprengt worden waren.

 
Enttäuschung herrscht heute, wenige Tage vor der Einweihung der Welterbevernichtungsbrücke, allenthalben über die Spätfolgen der Entscheidung: Die einstigen Warner - Günter Grass und Martin Walser  hatten 2008 sogar in einem offenen Brief von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gefordert, kaisergleich in Dresden zu intervenieren und den "Ruf unseres Landes als Kulturnation" zu retten - schweigen frustriert. Auch die ehemals so engagiert aufgeregten Leitmedien haben das Thema nie wieder erwähnt.

Denn seit Dresden kein Welterbe mehr ist, explodieren die Besucherzahlen geradezu. Um sagenhafte 25 Prozent stiegen die Zahlen seit der Aberkennung des Welterbestatus. Inzwischen bestaunen mehr als vier Millionen Touristen jedes Jahr das Elbtal und die im Bau befindliche Waldschlößchenbrücke, obwohl doch ausgemacht war, das Elbflorenz zu boykottieren ist, wenn die Sachsen auf ihrem Brückenbau bestehen.

Doch gerade hier entsteht bereits ein völlig neues Bedrohungspotential für eine derzeit in Vorbereitung befindliche neue Bewerbung um einen Welterbestatus für den Dresdner Stadtteil Hellerau. Touristen nämlich sind dauerhaft mit dem Welterbestatus nicht vereinbar, befand die Welterbekommission vor Jahren im Fall der Galapagosinseln. Wegen wachsender Touristenströme landete die Inselgruppe auf der Liste des bedrohten Welterbes, auf der auch Dresden einst stand. Doch während Dresden nach nur einem Jahr Bewährung ganz aus dem Welterbeverzeichnis gekippt wurde, gelang es der Regierung von Ecuador durch Zwangsumsiedlungen, das Welterbekomitee umzustimmen. Die Zahl der Touristen steigt seitdem fortwährend weiter.

9 Kommentare:

  1. Warten Sie, bis die UN Soldaten schicken! Will mal sehen, ob Sie dann immer noch lachen.

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  2. Die „Blamage“ Deutschlands in Sachen Tourismus, Weltkultur und Erben wird Ende August (24. bis 29.) vor der Weltöffentlichkeit nicht mehr zu verbergen sein. Dann veranstaltet nämlich die World Tourism Organization der UN (UNWTO) ihre alle zwei Jahre stattfindende Generalversammlung. Und wo tut sie das? In Simbabwe und Sambia. Und wer ist berufener über Kultur zu sprechen als der große Führer Simbabwes? Was wären Deutschlands Touristenattraktionen ohne die Heerscharen von Besuchern aus Afrika, Afghanistan, Venezuela etc. Da wird sich Dresden aber einiges von Robert Mugabe und seinen Experten in Sachen Kulturtourismus anhören müssen!
    Soll niemand sagen, die Praktikanten vom SPON hätten Dresden nicht gewarnt. Die Teilnehmerliste dieser Veranstaltungen liest sich übrigens regelmässig wie ein Auszug aus einem Fahndungsbuch. Dass alle Teilnehmer die Woche natürlich komplett auf westliche Steuerzahlerkosten verbringen, versteht sich von selbst. Das sie nebenbei das Thema HIV vor Ort ausgiebig studieren auch.

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  3. Liebes ppq! Du bist leider der jahrelangen Brückengegnerpropaganda erlegen. Der Stadt Dresden wurde keinesfalls der "Welterbetitel" aberkannt. Aus zwei Gründen nicht: 1. Seit dem 13.2.1945, 21:50 Uhr ist es der Stadt aus objektiven Gründen nicht mehr möglich, zum Weltkulturerbe erhoben zu werden. Auch da man es später versäumt hat, es wie Warschau oder Rothenburg ob der Tauber zu machen.
    2. Der "Welterberbetitel" wurde in diesem Jahrtausend keiner Stadt sondern der "Kulturlandschaft oberes Elbtal" verliehen. Damit waren aber nicht die flußnahen Industrieruinen in Heidenau und Pirna mitgemeint, sondern nur das, was der Bildungsbürger schön findet. Nämlich die Gegend zwischen Pillnitz und Weinböhla.

    Hellerau als Weltkulturerbe zu etablieren ist ein Schachzug von den gleichen Leuten. Das sind bestens vernetzte Pensionäre, zugezogen, mit viel Geld, die nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Staatsdienst das Drehen am großen Rad nicht lassen können.

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  4. Kurt:

    100 Punkte.

    Wer DD kennt, dort lebt und Auto (oder Bahn oder Straßenbahn) fährt, weiß, das die Brücke sehr notwendig war ist und sein wird, - und das es nicht die letzte Elbebrücke sein wird die in DD gebaut wird.

    Man stelle sich nur mal vor eine der drei anderen Brücken in Zentrumsnähe müsste man voll gesperrt werden.... - wegen Sanierung o.ä.... - naja.

    Grüne Gutmenschen werden dann sicher auf Lotosblättern ihre Fahrräder über die Elbe schippern. Oder auf Flößen aus Treibholz?

    WTF...

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  5. "Wer DD kennt, dort lebt und Auto (oder Bahn oder Straßenbahn) fährt, weiß, dass …"

    …das Blaue Wunder die besch. Elbüberquerung ist. Und der weiß auch, dass die Entlastung durch die Waldschlößchenbrücke vernachlässigbar gering ist.

    Vor 20 Jahren war noch die sog. "Zwei-Brücken-Lösung" im Gespräch. Eine Brücke am Thomas-Müntzer-Platz (wo heute die Fähre ist) und eine von der Tolkewitzer zur Pillnitzer Landstraße

    Diese Lösung hätte vor der WSB den Vorteil, dass statt einer Brücke für 180 Millionen zwei für insgesamt 100 entstanden wären. Ist ja schon mal was.
    Diese Lösung hätte den ganz allgemeinen Vorteil, dass zwei kleine Brücken in der Stadt sowieso günstiger sind. Wegen der Störsicherheit (wenn eine stillgelegt werden muss, ist immerhin noch ein anderer Übergang vorhanden) und weil für die Verteilung an den Ausläufern viel weniger Aufwand getrieben werden muss. Das ist einfach eine normale Apel-Kreuzung und das war es dann auch. Man vergleiche das mit den horrenden Umbauten auf der Neustädter Seite (Waldschlößchenstraße/Staufenbergallee)
    Und diese Lösung hätte den Vorteil, dass die kleine Brücke bei Laubegast das Blaue Wunder tatsächlich entlasten würde. Ein Großteil des Verkehrs, der heute von dort zur Pillnitzer Landstraße geht, könnte über diese Brücke geführt werden. Über das Blaue Wunder ginge im großen und ganzen nur noch der Verkehr zur Grund- und Schillerstraße.

    Diese Zwei-Brücken-Lösung wurde verworfen.
    Warum?
    Würde ich auch gern wissen. Die WSB-Fanatiker haben eine WebSite, wo vor Jahren noch unter FAQ diese Frage erwähnt wurde. Beantwortet haben sie die mit der Phrase, dass diese Variante geprüft und verworfen wurde. Irgendwann haben die wohl selbst bemerkt, wie entsetzlich blöd diese Antwort ist. Deshalb haben die … nein, keine gescheitere Begründung gefunden … die Frage gelöscht. So einfach kann´s gehen.

    Das Argument der Entlastung bei Vollsperrung einer anderen Brücke zieht übrigens nicht.
    Den übelsten Stau in der Rush-hour erlebt man heutzutage am Blauen Wunder. Und wenn das 100 Jahre alte Bauwerk irgendwann (das ist unvermeidbar) die Hufe hochreißt, sieht´s trüb aus. Die Entlastung durch die WSB ist minimal.
    Es ist schlicht keine Straße vorhanden, die die Verkehrsströme von Bühlau/Weißig (und den Dörfern dahinter) und von Pillnitz (und den Dörfern dahinter) zur WSB leiten könnte. Die Bautzner ist schon jetzt überlastet, andere Straßen gibt es nicht. Dann haben wir im durchaus dicht besiedelten Elbtal von Pirna (Sachsenbrücke) bis zur WSB überhaupt keine Elbüberquerung mehr. Ich hoffe nur, dass das Blaue Wunder so lange hält, bis ich in Rente gehe. Denn das Chaos würde ich nervlich nicht überstehen.

    Aber vielleicht bin ich auch nur ein notorischer Pessimiert. Ungrüne Gutmenschen werden dann sicher auf Lotosblättern ihre Fahrräder über die Elbe schippern. Oder auf Flößen aus Treibholz?

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  6. Naja, Volker, jeder darf das eben sehen wie er will, - nicht?

    Ich meine, du musst die WSB ja nicht nutzen. Die 2-Brückenlösung wäre sicher optimaler gewesen, -keine Frage. DD ist überall verstopft, also an allen wichtigen Straßen, Sträßchen und Plätzen - wie jede Großstadt. Es gibt eine zweite neue Brücke, - in Radebeul *lach* :D

    Du weisst ja wie der Filz filzt.

    Und ehrlich gesagt, das BW sehe ich nur einmal im Jahr, zum Elbhangfest :D

    So, und nun wisch dir den Schaum vorm Mund wieder ab - sieht nicht schön aus :D

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  7. Och Volker, sei nicht so humorlos. Die Zweibrückenlösung wurde nicht gebaut, weil die von dir erwähnte Brücke am Krankenhaus vorbeigeführt hätte. Das wollten die Diakonissen dort nicht leiden. Unterschätze bitte nicht die Macht des christlichen Klerus in Deutschland.
    Millionenschwere Staatsdotationen aus Steuergeldern abfetten, überall die Pfoten drinnhaben, aber nach außen nur als Wohltäter in Erscheinung treten – so sind unsere Amtskirchen. Deshalb ist die Frage aus den FAQ gelöscht worden.

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  8. "Och Volker, sei nicht so humorlos. Die Zweibrückenlösung wurde nicht gebaut, weil die von dir erwähnte Brücke am Krankenhaus vorbeigeführt hätte."

    Ich nehme an, Du meinst das Diakonissenkrankenhaus. Das ist wahr, da hätte sich der Verkehr vervielfacht. Nicht sehr schön.

    Mit der nun realisierten Variante WSB ist nicht das Diakonissenkrankenhaus, sondern die ungefähr zehn mal so große MedAk betroffen. Noch weniger schön. Findest Du nicht?

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  9. Die Karawane ist weitergezogen. Vermutlich liest das hier keiner. Aber egal, einfach fürs Protokoll ...

    Oben hatte ich geschrieben
    "…das Blaue Wunder die besch. Elbüberquerung ist. Und der weiß auch, dass die Entlastung durch die Waldschlößchenbrücke vernachlässigbar gering ist."

    Nun haben wir die amtlichen Zahlen:
    das Blaue Wunder wurde um 2220 auf jetzt 29 930 Autos entlastet

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