Samstag, 10. September 2016

Trotz Brexit: Flucht aus Europa



Im Juli vergangenen Jahres war der "Dschungel" von Calais plötzlich da. In Frankreich, kurz vor dem Kanaltunnel, so erfuhren die staunenden Deutschen, gebe es seit Jahren ein Lager, in dem sich Menschen versammeln, die aus dem vereinigten Europa fliehen wollen. Großbritannien ist ihr Ziel, alle Angebote der anderen europäischen Länder, sie aufzunehmen, lehnen sie ab. Mehr als zehntausend Menschen, vor allem tatkräftige junge Männer aus Nordafrika und Afghanistan, hatten sich zu diesem Zeitpunkt vor dem Tunnel versammelt. Sie belagerten die Straßen und versuchten, auf vorüberfahrende Lkw zu springen.

Ein unhaltbarer Zustand, für den Europa zwar keine der beliebten gemeinsamen Lösungen fand. Aber eine im Alleingang: Beschützt von zahlreichen Polizisten, begannen Arbeiter auf Anweisung der französischen Regierung im Februar, den illegalen Slum der Migranten abzureißen.

"Zum Einsatz kamen auch zwei Bulldozer", hieß es seinerzeit in der "Zeit".
Ein letztes Lebenszeichen des Schandortes, der allen Bemühungen Europas Hohn spricht, zu einer geregelten Asylpolitik auf gesetzlicher Grundlage zurückzukehren. Der "Dschungel" verschwand. Allerdings nur aus der Berichterstattung.

Um nun plötzlich wieder aufzutauchen, weil Großbritannien angekündigt hat, auf französischem Boden eine Mauer bauen zu wollen, die den "Zustrom" (Merkel) von Migranten stoppen soll. Zustrom von Migranten? Von Frankreich nach Britannien? Trotz Brexit?

Es ist unvorstellbar für den durchschnittlichen deutschen Leitmediennutzer, der in den Monaten seit der Lossagung der Insel vom Kontinent gelernt hat, dass die separatistische Insel unter einer Welle an Auswanderung leidet, weil die Menschen sich im Zweifel für eine sichere Heimat in der Völkerfamilie der EU entscheiden, wo die EZB mit Luchsaugen über die Stabilität der Währung wacht, Angela Merkel als Quell nimmermüden Optimismus für alle Menschen sprudelt und Deutschland den Menschen leuchtendes Beispiel dafür ist, wie ein guter Plan zum Gelingen führen kann.

Niemand will hier weg. Außer die Flüchtlinge. Deren Traumland noch immer Großbritannien, trotz Brexit, trotz prophezeiter Wirtschaftsschwäche, trotz Boris Johnson und schwindsüchtigem Pfund. Die Flüchtlinge flüchten aus Europa, die EU hebt hilflos die Arme, Frankreich schafft das nicht.

Plötzlich muss wieder geräumt werden, was in der Erinnerung deutscher Mediennutzer längst geräumt ist. Und die Abwandlung von Donald Trumps Idee, eine Mauer zu bauen, wird vom höhnisch kommentierten Beweis für öffentlich ausgelebte Geisteskrankheit zum allseits akzeptierten Mittel, Fluchtwillige am Verlassen der EU zu hindern.

Gott hat Humor. Aber lustig ist der nicht.

5 Kommentare:

  1. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14344559.html

    beseitigt die Feinde der Menschen

    krautchan ist die Lösung

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  2. Na ja. Selbst Albert Schweitzer befand auf seine alten Tage, daß der Witz der Mohren den der Weißen deutlich untertrifft. Man nehme es ihnen also nicht allzu übel, daß sie glauben, in Engeland flössen Milch und Honig für lau.
    Der eigentliche Feind sind die, welche die einfältigen Bimbos spitzgemacht haben.

    Halbgott in Weiß

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  3. Dass Gott Humor hat, der alles andere als lustig ist, beweist sein legendärer Ausspruch am Nachmittag des 6. Schöpfungstages: "Hirn ist aus. Ab jetzt gibt es Titten."

    Damit begann bekanntlich Adams Martyrium.

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