Lange, ja, selbst für deutsche Verhältnisse fast schon sehr lange acht Jahre dauerte es, bis die Stimme der Vernunft die großen Parteien erreicht hatte und deren Führungsspitzen begannen, einen konkreten und radikalen Vorschlag in Erwägung zu ziehen, den der damalige Bundesumweltminister
Norbert Röttgen im Spätherbst 2011 vorgelegt hatte. Ein "einheitliches CO2-Budget für jeden Menschen" schlug der nach dem Scheitern seiner Idee von einer "machiavellischen" (WAZ) Klimakanzlerin kurzerhand entlassene CDU-Politiker seinerzeit vor - für die damaligen Verhältnisse in Deutschland eine Ungeheuerlichtkeit, denn
individuelle Freiheit und Eigenverantwortung wurden in jenen Tagen gefühlte tausend Jahre vor dem Klimanotstand noch unverantwortlich großgeschrieben.
Doch das
"Limit für das Leben", wie es PPQ als eine der wenigen seriösen Plattformen nannte, die Röttgens mutigen und wegweisenden Vorschlag in dieser dunklen Zeit der Klimavernunft engagiert aufgegriffen hatten, konnte nur weggedrückt, nicht aber dauerhaft denunziert und zerstört werden.
Mitten im "Klimasommer" (Annalena Baerbock) taucht der Vorschlag einer strikten Begrenzung der während eines Menschenlebens zulässigen Menge an "CO2-Verbrauch" (Malu Dreyer) wieder auf: Die Kanzlerin, aber auch die SPD, die Grünen sowieso und nun sogar die FDP in Person ihres Vorsitzenden Patrick Lindner haben sich in den letzten Tagen für
ein solches CO2-Limit ausgesprochen. Lindner war dabei gewohnt gedankenklar: "Wir geben ein Limit vor von CO2, das wir noch verbrauchen dürfen bis zum Jahr 2030, 2040, 2050", verriet er der ARD im großen Sommerinterview, "und jeder, der daran einen Anteil haben möchte - für Fliegen, Verbrennungsmotor, für Energie, für Fleisch - der muss sich seinen Anteil an diesem Budget kaufen".
Ein konsequenter, freiheitlicher und marktwirtschaftlicher Plan, der den nach Perspektiven zur Rettung vor dem Hitzetod fragenden Wählerinnen und Wählern im Land endlich konkrete Antwort auf ihre Frage gibt, wie ihr Leben in der Zukunft aussehen wird, wie Mobilität eingeschränkt, Fleischverbrauch begrenzt und auch der Medien- wie Modekonsum auf ein gesundes Maß zurückgeschnitten werden kann, ohne dass es zu neuer Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich kommt.
Schon vor der äußerst wichtigen Klimakonferenz in Durban, von der
nichts weiter erwartet wurde als der Ausstoss von zusätzlichen rund 7453
Tonnen "des schädlichen Klimagiftes Kohlendioxid" (dpa), hat Norbert
Röttgen im
Besorgnismagazin Spiegel(CDU) "für weltweit einheitliche Ziele" bei der Klimapolitik plädiert. In der künftigen Weltklimapolitik solle ein einheitliches CO2-Budget für jeden Menschen festgelegt werden,
fordert der CDU-Politiker.
"Es ist vernünftig und geboten, eine globale Wettbewerbsordnung zum
Schutz des Klimas einzuführen." Das Endziel sei "ein Pro-Kopf-Budget für
die Emission von Treibhausgasen, das für jeden Menschen auf der Welt
gilt."
Egal, ob Amerikaner, Europäer, Asiate oder Afrikaner - die
Obergrenze würde alle einen. Im Umweltministerium wird derzeit
berechnet, wo die nach einem Buch des großen Umwelterzählers Frank
Schätzing "Limit" genannte Lebensdosis etwa liegen könnte. "Ein Mensch
im Ruhezustand hat einen CO2-Ausstoß von etwa 10-20 Litern in der
Stunde", verriet ein Mitarbeiter der Normgruppe gegenüber PPQ. Das seien
zwischen 86.400 und 172.800 Litern im Jahr bei einer Dichte von
Kohlendioxid von 1,977 Gramm also 17,281 Kilogramm. "Ein Energiesparauto
emittiert 140 Gramm pro Kilometer", erklärt der Experte weiter, "ein
Flug nach Südafrika dagegen acht Tonnen."
Nach den Plänen von Norbert Röttgen, denen sich Christian Lindner jetzt angeschlossen hat, erhielte jeder Menschen bei seiner
Geburt eine Art Kohlendioxid-Gutschrift auf seinem persönlichen Konto
bei der Uno-CO2-Behörde, der sich am natürlichen Durchschnittsverbrauch,
aber auch an den Notwendigkeiten eines nachhaltigen Umsteuerns in der
Klimapolitik orientiere. "Von diesem Konto", heißt es im
Umweltministerium, "wird dann jeder Verbrauch abgebucht."
Wer joggt, raucht, Fleisch isst, viele Kinder hat, lange Strecken mit
Auto fährt oder Flugreisen in den Urlaub unternimmt, muss sich darauf
einstellen, dass sein CO2-Plus schnell dahinschmilzt. Betroffen wären
aber auch Konsumenten: Wer viel einkauft, haftet mit seinem eigenen
Konto für einen Teil der CO2-Kosten, die bei der Herstellung von Waren
anfallen.
Nötig ist das aber nicht: Im Durchschnitt produziert ein Mensch schon beim Atmen vier Prozent CO2 pro
eingeatmetem Liter Sauerstoff. Während in Ruhe ungefähr vier Liter Luft
pro Minute die Lunge passieren, steigert sich dies bei körperlicher
Belastung auf über 50 Liter pro Minute. Um in der verbleibenden Zeit bis 2050 – das sind mit Stand heute nur
drei Jahre mehr als bisher zur Verfügung standen – dreimal mehr
Reduktion zu erreichen, muss der Mensch selbst den Unterschied machen.
Die Zahlen zeigen, dass auch eine Lebensweise der konsequenten
Untätigkeit - etwa, wenn ein kleiner, unsportlicher Mensch sein Leben
ausschließlich im Bett verbringt - einem decarbonisierten Leben nicht
einmal nahekommen kann. Damit die EU-Staaten ihr Ziel der völligen Decarbonisierung erreichen,
müssten deshalb bis 2050 alle Europäer nicht nur jede Art von Sport, sondern das Atmen einstellen. Da das
praktisch nicht möglich ist, würde das in der Praxis bedeuten, dass die
betroffenen Bürgerinnen und Bürger aus dem leben scheiden müssen - was
allerdings vielfach problematisch ist, weil sie natürlich einerseits als
Produzenten, andererseits als Steuerzahler und drittens als Verbraucher
und Mieter gebraucht werden.
Was aber, wenn das Konto sich leert wie ein normales Giro-Konto? Was,
wenn der Kontoinhaber sich trotz leerer CO2-Kassen immer noch ganz gut
fühlt und eigentlich noch nicht daran denkt, abzutreten und Platz für
neue Weltklimaverbraucher zu machen? Christian Lindner hat das noch nicht abschließend entschieden, doch "ein solches Limit macht natürlich nur
Sinn, wenn die Einhaltung durchgesetzt wird", heißt es bei mit der
Angelegenheit vertrauten höheren Mitarbeitern. Während einige wenige
liberale Umweltpolitiker auf einen privaten CO2-Rechtehandel setzen, bei
dem Vielflieger, Shoppingopfer, Autofahrer, Fleischesser und
Freizeitsportler die benötigten zusätzlichen Kontingente an
Verbrauchsrechten von asketischen Stubenhockern, Komapatienten und den
Inhabern von Baumschulen kaufen könnten, machen sich die
ordnungspolitischen Kräfte für eine entschiedenere Lösung stark.
Danach soll mit dem Auslaufen des jeweiligen CO2-Vorrats eines Menschen
auch dessen Leben enden. Der Betroffene würde dann etwa nach einer
klimaschädlichen Mallorca-Reise daheim ankommen, auf dem Flughafen könnte schon
beim Einchecken festgestellt werden, dass sein "Live-Limit" mit Beendigung des
Fluges erreicht ist und die nächste Klimaschutzstufe greift: Die CO2-Polizei am Zielflughafen
wird alarmiert, die den sogenannten "Exceeter" direkt nach der Ankunft in
Empfang nimmt und in einem speziellen "Exciting-Room" eliminiert.
Noch
ungeklärt sei derzeit, was mit den klimagiftigen sterblichen Resten
geschehen werde. Erste Überlegungen, hieß es in Berlin, gingen jedoch in
die Richtung, auf jedem CO2-Konto einen Sperrbetrag verpflichtend zu
machen. Dieses Restguthaben könnte vom Besitzer nicht nach Wahl
verwendet werden, sondern würde nach dem Ableben des Betreffenden für
die Beseitigung der sterblichen und überdies klimaschädlichen Überreste
abgebucht.
Nun kann sich jeder ausrechnen, wie er steht und wie weit er mit seinem Anteil am weltweiten "CO2-Verbrauch" (Lindner) kommen wird: Ein Mensch im Ruhezustand hat einen CO2-Ausstoß von etwa zehn bis zwanzig Litern in der Stunde, das sind zwischen 86.400 und 172.800 Liter im Jahr also
umgerechnet etwa 3,4 Tonnen. Das Lebenslimit eines Menschen sollte mithin nicht viel mehr als 300 Tonnen betragen, um
wirklich die Erziehungseffekte zu erreichen, die nötig sind, damit menschliches Leben auf der Erde weiterhin möglich bleibt.
Ein energiesparendes Auto emittiert 140 Gramm pro Kilometer, ein Flug nach Südafrika acht Tonnen. Angela Merkel hatte das mögliche CO2-Lebenslimit für einen Menschen zwar auf "etwa zwei Tonnen" festgelegt, doch auch diese erweiterte Schwelle wäre schon mit einem Linienflug von Frankfurt nach New York gerissen, der pro Person vier Tonnen CO₂ "verbraucht" (Malu Dreyer)
Merkel aber will zwei Tonnen pro Person. Insgesamt. Pro Jahr. Würde das wirklich durchgesetzt, wie es der Klimaplan der Bundesregierung vorsieht, der nach den Landtagswahlen in Ostdeutschland im Herbst über das Land kommen wird, zählte in der Konsequenz endlich das CO₂-Konto jedes Menschen mehr als das Girokonto. Mit seiner Geburt hätte jeder BürgerIn auf seinem Klimakillerkonto zwei Tonnen CO₂-Guthaben pro Jahr, die er "verbrauchen" (Malu Dreyer) darf. Für einen Flug in die USA heißt es - bei sonstigem Nullverbrauch - zwei Jahre sparen, für den Rückflug nocheinmal zwei. Ist kein Guthaben mehr auf dem Konto, ist die Möglichkeit menschlicher Aktivität auf die eines Bären im Winterschlaf limitiert – egal, wie reich einer ist oder wie arm.
Damit erfüllte sich der Karl Marxens alter Traum von einer Revolution des Kapitalismus. Luxus in der gegenwärtigen Form wäre obsolet, Statussymbole für Menschen wären nicht mehr teure Autos, Häuser oder Smartphones, sondern klimaethische Freiheitsgrage. Luxus und Verschwendung durch Konsum, Mobilität oder übereiweisreiche Ernährung, wie sie heute noch an der Tagesordnung sind, wären nur noch sehr begrenzt möglich. Im Zentrum allen Bemühens des Homo Climacterius, der sich selbst durch die grüne Null des CO₂-Limits im Namen und zum Nutzen kommenden Generationen Vernichtungsfesseln angelegt hat, stünde ein klimaneutrales oder besser noch gänzlich umweltneutrales Leben, wie es
heute noch nur sehr wenige zu führen vermögen.
Wir schaffen das: Mit entsprechendem staatlichem Druck, enger Überwachung aller Lebensäußerungen und scharfen Sanktionen gegen Unverantwortliche, die kein CO₂-Limit-gerechtes Leben führen, kann Deutschland radikal grün werden.