Freitag, 22. Oktober 2010

Besuch beim Führer der Herzen

Im Kino ist er einer der Kassenmagneten, im Fernsehen bespielt er zuweilen zwei, drei Kanäle gleichzeitig, auch als Theaterdarsteller hat es Adolf Hitler nach dem Ende seiner Karriere als "Führer und Reichskanzler" im Unterschied zu ehemaligen Gegenspielern wie Rosevelt, Chamberlain und Röhm oder Mitstreitern wie Hess, Heydrich und Himmler zu großer und nachhaltiger Beliebheit gebracht.

Ein Drittel der Deutschen wollen inzwischen wieder einen Führer wie ihn haben, ein Vertrauensbeweis für den derzeitigen n-tv- und ZDF-Moderator, auf den selbst Kollegen wie Thomas Gottschalk oder Günter Jauch neidisch sein dürften. Im Alter von 121 Jahren gelingt dem ewig schrecklich gebliebenen Mann aus Linz (Foto: Führerstatue aus dem Stadtmuseum in Halle), nach dem sogar ein Bärtchen benannt worden ist, so jetzt erneut ein Paukenschlag: Obwohl Hitler nachgewiesenermaßen völlig ungebildet war, ein Leben lang ohne Ausbildung zum Staatsmann und dazu notorisch menschenfeindlich blieb, zieht der unsterbliche Mythos des "Führers der Herzen" mit seiner Vorliebe für blonde Hunde mit einer Werksausstellung in Berlin Massen an, wie sie die frühere Reichshauptstadt zuletzt erlebte, als die gewitterhimmelblusenblauen Scharen der Freien Deutschen Jugend vor 20 Jahren den letzten Geburtstag ihrer sozialistischen DDR feierten.

Vom Mythos fehlt in der Ausstellung im Deutschen Historischen Museum allerdings natürlich jede Spur. Was die Menschen hierher zieht, als halte der leibhaftige Hitler noch einmal auf dem Reichstagsparteigelände in Nürnberg Hof, das sich inzwischen bei der Unesco um den naheliegenden Titel "Weltkulturerbe" beworben hat, sei nicht die Figur des Adolf Hitler, sagte ein Museumssprecher. „Die Leute lassen sich von den Medien inspirieren und kommen her“, hieß es. Der "Spiegel", der aller zwei Wochen mit einer Hitlergeschichte für einen neuen Blick auf den Führer trommele, habe da große Verdienste erworben. Besonders erfreut sei man über die große Resonanz in den skandinavischen Ländern, die seinerzeit viele Freiwillige entsandt hatten, die an der Seite deutscher Soldaten für die "ganz auf die Person Adolf Hitler zugeschnittene Diktatur" (dpa) gekämpft hatten.

Höhepunkte der liebenswerten Schau, die nach Ansicht des österreichischen Standard "an einem Tabu" rührt, das es nach Ansicht der Bundesregierung allerdings nie gegeben hat, sind nach Recherchen des Führerbegleitblattes "Bild" "Propaganda-Gemälde, Hitler-Büsten und Bücher wie der Fotoband „Hitler, wie ihn keiner kennt“. Zu sehen seien außerdem ein „Führerquartett“ mit Bildnissen Hitlers, Hindenburgs und anderer Größen der damaligen Politik und ein Wandteppich, gestickt von der NS-Frauenschaft und Angehörigen der Evangelischen Frauenhilfe aus Rotenburg (Fulda). Allein dafür lohne sich die Anreise, denn hier werde klar, dass die Schau ihre Ziel erreiche, dass von Deutschland nie wieder eine Faszination für Hitler ausgehe.

Ursprünglich hatte die Ausstellung schon Mitte der 90er Jahre stattfinden sollen, damals aber wurde sie abgesagt, weil die Macher fürchteten, Horden von Rechtsradikalen könnten aufmarschieren, um ihrem Idol zu huldigen. Kurator Hans-Ulrich Thamer sagte dem Deutschlandradio Kultur, mittlerweile sei es möglich, eine solche Hitlerschau in die ehemalige Reichshauptstadt zu bringen. Viele, die Hitler kannten, seinen tot. Die nachfolgenden „Erinnerungsgenerationen“ gingen mit dem Thema anders um, sie hätten auch keine Furcht, berichtet Die Anmerkung, die vom Führer seinerzeit höchstselbst eingeführte "Schutzhaft" noch einmal grundsätzlich zu überprüfen. Und sie als völlig im Einklang mit den aktuell gerade geltenden Menschenrechten befindlich zu erklären.

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