Montag, 30. September 2019

Es war nicht alles Brecht: Wirklich, wir leben in finsteren Zeiten!



Wie in allen Arealen, die der Regierung und Verwaltung vorbehalten sind, ist im Brüsseler EU-Viertel das Physische rücksichtslos dem Immateriellen, der Erfordernissen der Sprache untergeordnet worden. Es ist ein Bereich mit dezenten Bürotrakten und stillen Parks, des Reichtums ohne Protzerei, des Luxus ohne sichtbare Verschwendung.

Die zurückhaltende Anonymität der Gebäude ist das äußere Symptom von etwas Tiefergehendem, das seinen Ursprung im noblen, aber ein wenig unheimlichen Ziel eines endgültigen Konsensus hat, einer Beendigung der brutalen dionysischen Geschichte des Kontinents.

Verordnungen, Statistiken, Weisungen und Aktionspläne: In der Sprache des EU-Viertels herrscht Ordnung und mit der Ordnung kommt die Gewalt, die in die Uniformen der gelangweilten Polizei übersetzt ist, die vor dem Parlament Wache stehen. Es ist eine Gewalt, die in Sprache gekleidet und von ihr zunehmend umschlossen und gezähmt worden ist, bis sie die sanfte Tönung und das gedämpfte Licht des übrigen europäischen Projekts angenommen hat.

Diskrete Gewalt wie überwachtes Privatleben und humanitärer Krieg. Typisch europäische Paradoxe, die als Gedicht eine Atmosphäre auslaufender Milch verströmen. Es war niemals schlimmer, das walte Brecht.

Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!

Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.

Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?

Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt
Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich satt zu essen.
Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt
Bin ich verloren.)

Man sagt mir: iß und trink du! Sei froh, daß du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich es dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.

Ich wäre gerne auch weise
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen
Auch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!


2

In die Städte kam ich zu der Zeit der Unordnung
Als da Hunger herrschte.
Unter die Menschen kam ich zu der Zeit des Aufruhrs
Und ich empörte mich mit ihnen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten
Schlafen legt ich mich unter die Mörder
Der Liebe pflegte ich achtlos
Und die Natur sah ich ohne Geduld.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Straßen führten in den Sumpf zu meiner Zeit
Die Sprache verriet mich dem Schlächter
Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden
Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Kräfte waren gering. Das Ziel
Lag in großer Ferne
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
Kaum zu erreichen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.


3

Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.

Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.

Dabei wissen wir ja:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.

Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.

Zur PPQ-Dokumentation von Gedichten aus DDR-Zeiten, die 2002 in einer Pappkiste im Pionierhaus Halle geborgen werden konnten: Es war nicht alles Brecht

Verspargelte Landschaft: Die Schönheit des Windes

Vögel sind begeistert vom Ausblick, Menschen aber erregen sich oft noch über Windkraftanlagen

Puristen und Rechtspopulisten erregen sich, Autofahrer staunen, Fliegen und Mücken, aber auch Vögel und Fledermäuse zieht es wie magisch in ihre riesigen Rotoren. Windkraftanlagen sind für viele Ewiggestrige ein fürchterlicher Anblick, sie schimpfen über die "Verspargelung der Landschaft" und empören sich künstlich über Bauwerke, die nichts anderes sind als die Windmühlen der Moderne, Motoren des Fortschritts und metallgewordene Unabhängigkeitserklkärung des Menschen gegenüber der Natur.


Eine Betrachtung von PPQ-Kolumnistin Svenja Prantl

Nachts auf der Autobahn sind ihre tröstenden Leuchtzeichen überall. Rot, tot, rot, so blinkt es durch die Dunkelheit, wo immer sie stehen: Gewaltige Metallröhren mit Windmühlenflügeln am oberen Ende, die per Lampenlicht allen Fledermäusen, Vögeln, Bienen, Mücken und tieffliegenden Privatpersonen Bescheid geben darüber, dass der Mensch sich für unabhängig erklärt hat von den Ölvorräten, die ein gnädiger Gott einst für ihn vergraben hat. Und dass er stattdessen auf Erneuerbare setzt, Windmühlen, die für Fortschritt und Wohlstand und die höchsten Strompreise der Welt stehen.

Dennoch regen sich viele über die "Verspargelung" der Landschaft auf. Nicht schön oder gar hässlich werden die kleinen Kraftwerke genannt, deren Nebenwirkung - neben einem gewissen Flirren in der Luft und dem berühmten Diskoeffekt - nur ihr Anblick ist, abgesehen von den Leitungen im Boden und den Wartungswegen in die Felder und die Trafos am Wegesrand.

Trotzdem sollen und müssen noch viele weitere Windkraftwerke entstehen, bis Deutschland gänzlich aus der Energie ausgestiegen ist, wie es die Bundesregierung beschlossen hat: Jährlich soll die installierte Leistung nach derzeitiger Planung um 2,5 Gigawatt wachsen, was etwa 900 neuen Anlagen entspricht, die immer größer und gewaltiger werden, um den Wind auch dort einfangen zu können, wo des Menschen Kinderdrache nicht hinfliegt.

Deutschland galt bislang als der Musterschüler des Weltökoumbaus. Aber das wird aller Voraussicht nach nicht reichen, bis zum Jahr 2030 alle Treibhausgasemissionen um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Derzeit liegen die Welt bei unter 28 Prozent, und das auch nur, weil nach wie vor die riesigen Reduktionsmengen durch die Stilllegung der DDR-Industrie angerechnet werden, die Helmut Kohl damals dankenswerterweise in die Klimaabkommen hineinverhandelt hat. Ohne die sähe es ganz, ganz bitter aus. Und bis 2030 wird die Erde, wenn nichts passiert, wohl nur 32 Prozent schaffen.

Das ist ein trauriges Ergebnis, weil der Flächenverbrauch der Windenergie weit unter dem  Flächenverbrauch der beiden konkurrierenden nachhaltigen Technologien liegt. Ein 770 Quadratkilometer großes Areal voller Windkraftanalgen könne ein 1000-Megawatt-Atomkraftwerk problemlos ersetzen! Um den Stromverbrauch der USA zu decken ist damit gerademal eine Fläche von der Größe des Bundesstaates Texas notwendig: 780.000 Quadratkilometer voller Windkraftanlagen, denn die sind so effektiv, dass 100 Quadratmeter einer mit Windkrafterzeugungsanlagen bebauten Fläche ausreichen, ein oder zwei Glühbirnen brennen zu lassen. Der Metropole New York City würde die Fläche des relativ kleinen US-Bundesstaates Connecticut vollkommen ausreichen, um ihren Energiebedarf komplett aus Windkraft zu bestreiten, zumindest, so lange der Wind weht.

Dennoch verweigern sich viele große Energiekonzerne dem Umstieg noch immer kategorisch. Die Ökoboykotteure rücken aber nun endlich ins Visier der Brüsseler Aufseher. Im Zuge der Vollendung des Friedenswerkes der europäischen Einigung laufen bei den EU-Behörden gegen alle EU-Länder außer Deutschland und Österreich, die wegen der Weitsicht und Weisheit ihrer Führer bereits eine EEG-Umlage von Bürgern und Wirtschaft kassieren, Verfahren wegen des Verdachts auf unzulässige Beihilfen. Die EU-Kommission, die ihre Energie nach wie vor aus den sieben belgischen Atommeilern  bezieht,  beanstandet, dass sämtliche Unternehmen, aber auch alle Bürger in 25 von 27 Mitgliedsstaaten der Union von der Finanzierung des zukunftsträchtigen Ausbaus von Solar-, Wind- und Biomasse-Anlagen befreit sind. Die EU-Kommission hat dagegen ernste Bedenken. Es könne sein, dass der Wettbewerb dadurch verzerrt wird, heißt es in Brüssel, denn die Erde sei nur von späteren EU-Kommissionen geborgt, es verbiete sich, sie mit traditionellen Energien zu beheizen.


Deutschland hat die Zeichen der Zeit erkannt. Europas Kernstaat produziert derzeit im Jahr noch über 900 Millionen Tonnen Treibhausgase. Das ist nicht einmal ein Siebtel dessen, was Indien in Kürze erreichen wird, aber viel zu viel Wenn die Welt gerettet werden will, dann müssen Politik und Gesellschaft hierzulande schneller als bislang geplant und kompletter als gedacht aus dem Energieverbrauch aussteigen. Alternativ könnte natürlich auch ein noch mal unterentwickeltes Land wie die DDR angegliedert werden. Anschließend könnte man dessen Industrie stilllegen und die Menschen dort mit den Produkten aus deutschen Fabriken versorgen, die sie heute schon gern kaufen.

Der vor Jahren im politischen Berlin unter der Hand einmal diskutiert Vorschlag, Tunesien als 17. Bundesland beitreten zu lassen und die dortigen Braunkohlekraftwerke dichtmachen, böte einen schnellen und sauberen Ausweg. Das ginge, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden, denn die derzeit dort noch produzierten 38 Milliarden Kilowatt würden die viel moderneren deutschen Braunkohlekraftwerken zusätzlich anbieten können, ohne dass deren  Kohlendioxidemissionen merklich steigen würden. Die sogenannte tunesische Senke sparte ungleich mehr als die deutschen Werke zusätzlich ausstoßen müssten.

Dieser Plan ist robust gerechnet, aber mit Widerstand. Will Tunesien beitreten? Wer übernimmt die Stillegung dort, denn die Männer aus dem Westen, die das damals in der DDR erledigt haben, sind inzwischen vielleicht zu alt dazu? Wie wird die Lieferung nach Afrika erfolgen? Und kann der deutsche Steuerzahler genügen Geld aufbringen, um die Kassen der Jobcenter ausreichend aufzurüsten?  Tunesien setzt derzeit zu 95 Prozent auf Kohle zur Energieversorgung, es ist ein Class-1-Target für jeden Klimaschützer. Doch mit dem Braunkohleausstieg dort müssten zusätzliche Arbeitslose versorgt werden.

Die Entwicklung ist alternativlos, denn grüne Energie ist der einzige Weg, aus Atom und Kohle auszusteigen, ohne sich vom Russen und seinem Gas abhängig zu machen. Nötig ist es deshalb, den Blick zu ändern, den der Mensch auf die Anlagen wirft: Von wegen "hässlich", von wegen "unschön", von wegen "verschandelnd". Windkraftanlagen sind nicht nur ein Beitrag zur regionalen Identität - Kinder im von der Entwicklung der Weltwirtschaft grausam zurückgelassenen dunkeldeutschen Mansfeld etwa erkennen ihre Heimat an den roten Blinklichtern, den surrenden Rädern und endlosen Landschaften aus Mühlen. Sondern sie verkörpern auch eine neue Art von Schönheit.

Diese Botschaft zu verbreiten und eine neue Art des Sehens zu lernen, daran arbeitet der Arbeitskreis "Ästhetische Energielandschaften" im Netzwerk Baukultur Niedersachsen. Das Hochaufragende, die wilde Streuselung entlang der Windeinfallsfluchten, all das müsse künftig als Chance gesehen werden, fordert AK-Sprecherin Gudrun Maler, die auf die kaum bekannte Funktion der vermeintlichen Energieerzeuger als Landschaftslüfter hinweist, die in Zeiten der Klimakatastrophe unerlässlich sind und immer mehr werden.

Schönheit liege im Auge des Betrachters, der Mensch sei in der Lage, seine Wahrnehmung der Anlagen zu ändern, schließlich sei es ihm auch gelungen, seine Sichtweise auf ein Phänomen wie das Auto mehrfach neu zu justieren. "Anfangs fand man das schrecklich, laut und hässlich, später wurde es zum Schönheitsideal und derzeit arbeiten alle daran, es wieder in ein Unheilssymbol zu verwandeln."

Ähnliches plant der Arbeitskreis für zwei Windparks, nur umgekehrt. Umweltschützern, denen der schnelle Ausbau der Windkraft nicht schnell genug geht, die aber gleichzeitig gegen neue Stromautobahnen und die fortschreitende Verspargelung wettern, soll der Wind aus den Segeln genommen werden. In Landschaften mit sanften Hügeln und vielen, teils kilometerlangen Bodenwellen wollen die Fachleute neue Windräder stellen, die himmelblau angemalt werden.

In Berglandschaften ist geplant, die nach einem Vorschlag aus der Bundesworthülsenfabrik" nur noch als "Klimaschutzanlagen" bezeichneten Energieerzeuger in zwei Reihen parallel zu errichten und so den Eindruck von Ruhe und Ordnung und gezieltem Regierungshandeln zu erzeugen.

Betonte Reliefs der Landschaft, Rettung für das Klima, weiträumige Absperrungen und Pfeifen an den Rotoren, die bei entsprechender Drehungen Goethes 5. Sinfonie spielen - auch das wären Maler zufolge Akzente, die gesetzt werden können, um mehr Menschen vom Wind zu begeistern.

Einen anderen Ansatz verfolgt der Designer Hans Meyer aus dem ostdeutschen Eisenhüttenstadt Thierstein: Er wirbt für durchsichtige Windräder. In waldreichen Gegenden könnten aus Plastikverbundstoffen errichtete durchsichtige Räder in der Landschaft verschwimmen, bei offenem Himmel und weiten Flächen ließen sie den Blick frei auf die Weite der Region.

"Durchsichtigkeit verbindet Windrad und Landschaft auf harmonische Weise", sagt Meyer. Noch gibt es jedoch keine technologische Lösung, wie sich ein kompletter Windpark aus durchsichtigem Plastik errichten lasse, weil eine Verordnung des Bundes vorschreibt, dass alle Anlagen von mehr als hundert Metern Höhe in vierzig Metern Höhe einen roten Ring tragen müssen, der sichtbar sein muss, um Bienen, Vögel und Fledermäuse zu warnen.

Warum werden Windräder überhaupt als störend empfunden? "Unser Verständnis von Landschaft ist durch die Romantik geprägt, unser Ideal sind vorindustrielle Bilder. Technik passt dort nicht hinein", erklärt Martin Prominski, Professor am Institut für Freiraumentwicklung der Universität Hannover. Dabei werde ausgeblendet, dass sich das Landschaftsbild stetig ändert. "Landschaft ist immer ein Ausdruck ihrer Zeit. Deshalb müssen wir Veränderungen akzeptieren", sagt Prominski. Ob schön oder nicht - an den Anblick von Windparks wird man sich sowieso gewöhnen müssen. Sie verweilen, denn, wie Goethe schon sang: Sie sind so schön.

Sonntag, 29. September 2019

Erforscht: Darum sind Saarländer so erfolgreich

Elektrisierend: Je mehr Blitze pro Quadratmeter einschlagen, desto mehr Vertretungsbreite erlangen Regionen in der Bundespolitik.

Es ist ein Bundesland, nicht größer als eine kleine Großstadt, 50 mal 50 Kilometer im Umriss, mit einem Ministerpräsidenten, dessen Namen sie nicht einmal im benachbarten Kaiserslautern auswendig können. "Großes entsteht immer im Kleinen" hat sich das verlorene Häuflein der Saarländer trotzig zum Wahlspruch erkoren - und siehe da, seit Annegret Kramp-Karrenbauer an die Spitze der CDU rückte, beherrscht eine Phalanx aus Saarländern die Spitze des Staates. Neben der kommenden Kanzlerin sind da auch noch Peter Altmaier und Heiko Maaß, die als Vertreter der nur knapp eine Million Saarländer neben derzeit zwei Verfassungsrichtern einen dominanten Einfluss auf die Bundespolitik ausüben.

Der Vergleich die Quote für die 15 Millionen Ostdeutschen zeigt den Unterschied besonders deutlich: Fünfzehn mal mehr Menschen stellen fünfmal weniger Entscheidungsträger der höchsten Ebene. Woran aber liegt das? Wie kommt es, dass das kleinste Bundesland traditionell Kaderschmiede für die deutsche Schicksalsschmiede war und Spitzenpolitiker wie Erich Honecker, Oskar Lafontaine und Ottmar Schreiner schickte, die dem Leben der Deutschen auf unterschiedlicher Weise ihren Stempel aufdrückten? Während bestimmt andere Bundesländer seit Jahr und Tag mühsam mitregiert werden müssen und nicht einmal kapital große und ehrgeizige Entwicklungspläne der deutschen Sozialdemokratie es vermögen, "die soziale Einheit zu vollenden" (SPD-Ostprogramm)?

Der Migrationsbiologe und Klimabewegungsforscher Heiko Hassknecht, Professor für Ökolomie und Kulturgeschichte an der Hochschule Vividrina im ostdeutschen Guben, hat in den vergangenen Jahren Ursachenforschung betrieben und Erstaunliches zutage gefördert: Danach besteht eine direkte Korrelation der Vertretungsbreite von Saarländern mit der bundesweiten Verteilung der Anzahl von Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer. "Hier wie in der Repräsentanz in der Bundespolitik liegt das Saarland an der Spitze aller deutschen Regionen" beschreibt Hassknecht, der zuletzt mit fundamentaler Grundlagenforschung am Tabu des Klimawandelbeitrags von Hunden und Katzen  rührte und öffentlich machte, dass die kleinen Klimakiller etwa eine Milliarde Tonnen des Klimagiftes CO2 pro Jahr zu verantworten haben.

Die unter dem Titel "The correlation between lightning strike and representation in German federal politics" jetzt im Wissenschaftsmagazin "Real Science Nature" veröffentlichte Grundsatzstudie, die Hassknecht gemeinsam mit einem Team unter der Leitung des Medienforschers Hans Achtelbuscher vom An-Institut für Angewandte Entropie der Bundeskulturstiftung erarbeitet hat, räumt nun auf mit dem Urglauben an die gottgegebene besondere Mission der Saarländer, die eine "Saarlandisierung" der gesamten Republik (Der Spiegel) zu einer Art natürlicher Folge der Auslese der Besten der Besten der Besten macht.

Dies sei keineswegs der Fall, ist Heiko Hassknecht überzeugt. Vielmehr seien die Grundvoraussetzungen, mit denen Saarländer und normale Deutsche bis hin zu gebürtigen Sachsen und Dunkeldeutschen aus anderen Gebieten an der Straße der Gewalt in politische Karrieren starteten, nahezu gleich. "Im Fall der Saarländer finden wir dann aber auf der Suche nach differenzierenden Einflußpotentialen die übermäßig erhöhte Elektrisierung der Atmosphäre an der Saar. " Im Verleich zu abgehängten Ländern wie Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin liege die Zahl der einschlagenden Blitze im Saarland etwa doppelt so hoch, im Vergleich zu Schleswig-Holstein und Mecklenburg sogar drei- bis sechsmal höher.

"Wir gehen davon aus, dass der daraus resultierende Energieeintrag den musculus politicus stimuliert", beschreibt Hassknecht die bisherigen Forschungsergebnisse. Saarländer seien während ihrer Kindheit und Jugend etwa doppelt so häufig einer doppelt so hohen Belastung durch  Funkenentladungen und kurzzeitigen Lichtbögen zwischen Wolken oder zwischen Wolken und der Erde ausgesetzt.

Pro Jahr gehen mehr als 5000 Blitze auf die überschaubaren 2500 Quadratkilometer Saarland nieder - die Stromstärke einer einzigen Hauptentladung beträgt dabei im Durchschnitt etwa 20.000 Ampere, jedes einzelne Mal umhüllt ein starkes Magnetfeld den eigentlichen Blitzkanal. Die Kombination aus Strom und Magnetfeld bewirkt eine Kompression des leitfähigen Plasmakanals (Pinch-Effekt), der einen Durchmesser von nur wenigen Zentimetern besitzt, offenbar aber bis in Politikergehirne wirkt. "Hier sehen wir die Ursache des rätselhaften Phänomens, das der britische ,Economist' als "the Saarlandization of German Politics" beschreibt, analysiert der Forscher.

"Wir bleiben die Alten": Die letzten Tage des Sozialismus


Fast 30 Jahre leitete der westdeutsche Historiker Hubertus Knabe die Stasi-Gedenkstäte Hohenschönhausen. Dann geriet der unerbittliche Ankläger des Despotismus der DDR in eine Intrige, mittels der es Linkspartei, SPD und CDU schafften, ihn aus dem Amt zu drängen. Knabe musste gehen, er nahm den Eindruck mit, dass es bei der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit um die DDR, die SED, die Stasi und die Unterdrückung der Ostdeutschen gegangen sein könnte. Historie war vielmehr von Anfang an Machtinstrument, genutzt, um über die Denunziation des Anderen das Eigene zu polieren.

Dabei muss Geschichte eigentlich nicht beurteilt werden. Es reichte, sie zu kennen. Knabe selbst, über lange Zeit mit einem privilegierten Zugang zu den Stasi-Archiven, zeigt es an einem Beispiel: Einvon der Stasi abgehörtes Gespräch zweier Spitzenfunktionäre der alleinherrschenden Partei zeigt, wie tief das Gift des Zweifels am sozialistischen System Ende der 80er Jahre bereits in den SED-Apparat eingedrungen war.

Im Sommer 1988 trafen im Internationalen Pressezentrum (IPZ) der DDR zwei erfahrene Spitzenagenten aufeinander: Heinz Felfe, einst Topquelle des KGB im Bundesnachrichtendienst. Nach achtjähriger Haft hatte man ihn ausgetauscht und zum Professor an der Sektion Kriminalistik der Berliner Humboldt-Universität gemacht. Der andere war Fred Müller, Direktor des Pressezentrums und Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit, angesetzt auf den „Klassenfeind“. Beide waren im Apparat von SED und Stasi bestens vernetzt.

Felfe kam gerade aus Moskau zurück, wo er unter anderem den Vizechef des KGBs getroffen hat. Im Gespräch mit seinem Genossen Müller geht es um das, was den Sozialismus im Innersten zusammenhält - oder auch nicht. Getreu dem Leninschen Leitsatzes „Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser“ hörte die Stasi das Gespräch ab und zeichnete es auf. Ein Auswerter schrieb den Inhalt nieder und fasste ihn dabei streckenweise zusammen. Entstanden ist, was Hubertus Knabe "ein Sittengemälde aus den letzten Tagen des Sozialismus" nennt.



„Felfe berichtet über Aufenthalt in UdSSR vor ca. 6 Wochen. (…).

Müller animiert Felfe mit der Frage:

Nun ist die große Debatte, wie geht es dort drüben weiter? Hast Du mit den Strecken (gemeint sind Arbeitsbereiche des KGB; Anm. HK), mit denen Du da so gearbeitet hast…?

Felfe: Natürlich, mit dem Hauptquartier.

M.: Ich habe den Eindruck, die machen gar nichts. Die lassen den Scheißdreck laufen, oder ist der Eindruck verkehrt?

F.: Es sollte am Tage vor der Abreise eine Zusammenkunft mit Tschebrikow (KGB-Chef; Anm. HK) geben. Der konnte nicht, musste ins ZK oder Politbüro. Also war ich beim Stellvertreter, Armeegeneral. Hauptquartier, außerhalb, wo keiner rein kommt. Meine ganzen Genossen mussten draußen bleiben. Nur der Abteilungschef, der General für die politischen Sachen, und der Dolmetscher waren mit drin. Es wagte keiner von denen, einen Piep zu sagen.


Vier-Augen-Gespräch unter Genossen – ehemaliges DDR-Pressezentrum in der Berliner Mohrenstraße (2019)
Der Armeegeneral gab so eine „Tour de horizon“: Wir haben viele Fehler gemacht, wir sehen das ein. Unsere Politik gegenüber Jugoslawien, China. Wir haben eingesehen, dass wir nicht die Nummer 1 sind und alle sich nach uns zu richten haben, sondern jeder seinen eigenen Weg suchen muss. Fragte mich, welche Meinung wir dazu haben. Ich sagte, wir sind auch dafür. Er meinte, auch der Mann auf der Straße ist für eine Änderung, aber es nützt ihm nichts, wenn es keinen Kaffee und Zucker gibt.

Mein Partner (gemeint: der Betreuer vom KGB; Anm. HK) war bei seinem Schwager in Kuibyschew gewesen. Der hatte nicht mal Tee. Stell Dir das mal vor: Es gibt keinen Tee! Die sind nun der Meinung, dass in den Zwischenetagen Leute sitzen, die sabotieren jetzt, weil sie um ihre Posten fürchten.

Auffallend in Moskau sind jetzt die vielen Kioske. Dort gibt es alles. Die Toiletten sind privatisiert, dort ist jetzt Musik und alles sauber.

M.: Siehst Du…

F.: Was ich immer sagte: Der private Ehrgeiz ist die große Triebkraft.

M.: Absolut.

„Wo Geld fließt, muss Leistung sein“

F.: Unser ganzes Gerede von Wettbewerb und sozialistischer Hilfe ist alles Scheiße, weil jeder nur denkt: Wie kann ich mich vor der Arbeit drücken?

M.: Wo Geld fließt, muss Leistung sein. Dann haste die Leute hinter Dir.

Sie tauschen Beispiele des DDR-Alltags aus, was alles „nicht läuft“.

M.: Das erlebe ich jetzt rechts und links von mir mit schärfsten Kontrasten. Das Patentamt baut seit anderthalb Jahren am Fundament. Das Dom-Hotel hat vor zwei Monaten angefangen – die gießen schon aus. Das baut eine Westberliner Firma mit unserem Tiefbau.

F. bringt Beispiel einer Justitiarin, einer guten Bekannten.

F.: Sie ist beim Talsperrenbau und so. Sie sitzt schon um sieben Uhr am Schreibtisch, ihre Ingenieure kommen um acht. Wenn sie das in der Parteiversammlung anspricht, wird nach oben alles glatt gemacht. Also, sagt sie, wir lügen. Sie hat die Schnauze so voll, dass sie aus der Partei austreten will.


Abgeschirmt hinter Gittertoren – Wohnsiedlung des SED-Politbüros bei Wandlitz (2019)
M.: Ich kann sie verstehen. Wir haben hier bei uns über die Thesen 70 Jahre KPD diskutiert. Ich bin erschrocken, was es dazu – zu einem ZK-Beschluss! – für Meinungen gab.

F.: Wenn Du die Zeitung aufschlägst, wirst Du doch belogen. Heute steht: „400 000 Trockenrasierer für die Bevölkerung“. Ich brauche keinen Trockenrasierer. Ich brauche was anderes. Kauf doch mal Zement in Bautzen – nichts da, der geht nach Frankreich zum Kanalbau.

Meine Verwandtschaft war jetzt da und erzählt, sie waren an der Ostsee im Urlaub. Dort ist die Versorgung noch mieser als in Bautzen. Ist denn das nur in der ganzen DDR so schlimm?

„Keine Zwiebeln und kein Senf“

M.: Meine Masseuse war in Reichenbach/Vogtland. Es gibt dort keine Zwiebeln und Senf. Da sitzen bestimmt ein Haufen Leute im Handel, die denken, die Leute sollen sich doch ihre Zwiebeln anbauen.

F.: Ich war in der Lausitz und bekomme kein Sauerkraut. Die Leute sagen, erst mal wird nach Berlin und in die Bezirksstädte geliefert, der Rest ist für uns. Geh doch mal in Westberlin einkaufen: Alle Geschäfte sind voll! Apfelsinen, Bananen, Pfirsiche. Meine Frau, die jetzt auch rüber darf, sagt: „Man wird verrückt, was es da alles gibt. Wie machen die denn das mit dem Zeug, was sie am Tag nicht verkauft haben…?“

M.: Ich sag das schon laufend. Ich fahre nun ja schon 20 Jahre rüber… Ich hab mit vielen Rentnern diskutiert, die fahren und das selbst sehen. Wenn Du auf den Markt einer kleinen oder mittleren Stadt gehst – dort ist alles da.

F.: Meine Frau hat jetzt Früchte gesehen, da hatte sie nie was von gehört: Nektarinen, Avocatos…

M.: Das fressen dort sogar die Arbeitslosen.

F.: Der Verkehr auf dem Kudamm, ein starker Verkehr: Das läuft und rauscht, kein Lärm, keine Zweitakter, keine kaputten Auspuffanlagen, alles freundlich, man bekommt gleich Stapel bunter Prospekte.

M.: Der reiche Kapitalismus…

F.: Dann kommst Du an die Grenze zurück: Miese Verhältnisse, ein Tisch, ein Stuhl, musst halb im Sitzen den Zettel ausfüllen und wirst dumm angeredet. Vor meiner Frau wurde eine Rentnerin angemiest, weil die den Zöllner nicht gesehen hatte – genau so, wie die Leute in der DDR von der Obrigkeit behandelt werden. In Westberlin dagegen: Alles freundlich, vom Busfahrer über den Zeitungsverkäufer – alle. Dieses Graue, Triste an der Grenze. Warum können wir unsere Eingangstür nicht besser machen?


Sozialistische Tristesse – DDR-Gemüseladen in der Senefelderstraße in Berlin (1984) (2)
M.: Es geht nicht nur um die Eingangstür.

Er will dann ein anderes Beispiel dagegen halten, erzählt von dem Grenzort Wendehausen, wohin er mit einem französischen Schriftsteller fuhr, der dort als Kind zeitweise lebte.

Ein erzkatholisches Nest. Der Schützenverein und die Feuerwehr haben alles in der Hand. Saubere Häuser und Straßen, die Kirche – alles neu gemacht. Gaststätten – sehr sauber, private und Genossenschaft. Ich hatte auch mit der Sicherheit gesprochen, damit bei Einfahrt in das Grenzgebiet alles in Ordnung geht (das DDR-Grenzgebiet durfte nur mit besonderer Genehmigung betreten werden; Anm. HK). Die haben das gleich anders überdreht: Schlagbaum oben, keine Kontrolle. Habe dann später gemerkt: Die hatten alle umgekleidet, die entsprechenden Leute als Förster verkleidet (gemeint sind Stasi-Observationskräfte; Anm. HK). Kam eine auf dem Moped als Förster – die guckte schon so komisch. Dann einer mit der Waffe, oben am Wald, als wenn er zur Jagd geht. So haben sie dort gemacht.

„Alles hätte schon früher in Privathand gehört“

Anschließend kolportiert er einen Bericht von (Karlheinz) Baum, „Frankfurter Rundschau“, über Görlitz:

Stell Dir vor, haben Sie dort die Ausfallstraße, die Bautzener Straße, gesperrt, weil angeblich ein denkmalgeschütztes Haus einsturzgefährdet ist. Der Baum ist natürlich um den Zaun herum, und da sieht er: Das Haus ist ja schon eingestürzt und seit Monaten wird nichts geräumt! Nur die Straße ist gesperrt. Die Kirche geht in die Offensive, und die hat die Leute hinter sich.

Müller und Felfe sind sich in dem weiteren Austausch negativer Beispiele einig:

F.: In unseren Dienstleistungsbereichen – Gaststätten zum Beispiel – hätte schon früher alles in Privathand gehört.

M.: Die Leute müssen aber nicht so hoch besteuert werden.

F.: Habe bei mir in Weißensee einen Malermeister, der sein Gewerbe in Pankow hat. Wurde der doch vor kurzem mit 400 Mark Strafe belangt, weil er außerhalb von Pankow gemalert hat.

M.: Gibt es denn so was! Das sind die Dinger, wo die Leute auf die Barrikaden gehen, wo uns die Optik versaut wird. Der hätte ein Dankschreiben kriegen müssen.


Staatliches Restaurant in der DDR – Klubgaststätte „Drushba“ in Berlin-Lichtenberg (1975) (3)
Sie kommen wieder auf die Umgestaltung in der UdSSR…

M.: Ich habe gelesen: 18 Millionen Bürokraten, 15 Millionen Parteiarbeiter. Das sind die Schräubchen, Ämterchen, Pöstchen, wo sich was dreht oder nicht. Ich habe durch die Westpresse die ganzen Reden und so gelesen – diese Korruptionsfälle und alles...

F.: Und gibt es das nicht auch bei uns? Wo mal aufgeräumt werden müsste? Wir decken doch alles zu…

Sie kommen auf die Skinhead-Problematik, Zunahme von Kriminalität, Morden, besonders grausame Begehungsweisen (letzter Leichenfund im PKW-Kofferraum).

F.: Die sind doch alle durch die Pioniere, FDJ, Arbeit und NVA gegangen – und entwickeln sich so? Die Skinheads von der Zionskirche (gemeint ist ein Überfall von Skinheads auf die Ost-Berliner Zionskirche im Oktober 1987; Anm. HK) haben Karate in der GST (Gesellschaft für Sport und Technik; Anm. HK) gelernt. So ist das.

„Mit der Doppelzüngigkeit aufgewachsen“

M.: Wir haben es uns oft zu einfach gemacht und alles auf die Westmedien geschoben. Die Ursachen sind auch bei uns selbst. Da wird formal gelehrt, und da berauscht man sich, wenn die richtigen Antworten für die Zensuren gegeben werden. Emotional ist überhaupt nichts da. Nur auswendig gelernt. Einige kriegen im Elternhaus schlimme Sachen vorgelebt…

F.: Sie sind mit der Doppelzüngigkeit aufgewachsen: Zu Hause wird in die West-Röhre geguckt – in der Schule anders geredet. Diese Scheuklappenpolitik hat nochmal schlimme Konsequenzen…

M.: Bedauerlich, dass wir das nicht offen ansprechen.

F.: Wenn ich unsere Zeitung aufschlage, da wird mit Zahlen mir etwas vorgemacht, oder ich muss zwischen den Zeilen lesen. Wir sind nicht in der Lage zu sagen, das und das ist Sache. (…)


DDR-Lügenpresse – Redaktionsgebäude des SED-Zentralorgans Neues Deutschland in Berlin (2019)
M.: Heinz, ich hoffe, wir lernen es noch.

F.: Ich werde immer sarkastischer. Mir nimmt es keiner übel, ich habe Kredit. Ich werde immer vorgeschickt, wenn es brenzlig ist. Wir wollten einen Staat bauen, in dem es gerecht zugeht, wo es allen gut geht, wo alles seine Ordnung hat. Was haben wir erreicht? Unsere Hoffnungen sind alle enttäuscht worden.

M.: Der ganze Sozialismus zeigt Schwächen, die ich so nicht für möglich gehalten hätte. Wir sind in der DDR noch am weitesten vorangekommen, aber – da wir es allein nicht schaffen – müssten wir unseren Standpunkt neu formulieren.

Das DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung in Westberlin; Anm. HK) hat gestern gerade geschrieben: Die DDR – ein Museum des demokratischen Sozialismus. Das ist die Mischung zwischen Richtigem und total Verkehrtem. Einerseits Hetze, andererseits ein deutliches Wort zu unserem Stand. Wir haben mit der und der Produktivität gerechnet, aber es gibt Störungen aus den und den Gründen und daher dort und dort Engpässe. Das muss man sagen, darf es nicht abtun und denken, wir bleiben bei unserer Erfolgsberichterstattung. Wenn das nur kurzzeitig wäre, ginge es ja noch. Aber wenn es eine langzeitige Frage wird, und das ist es schon, kannst Du mit solcher Berichterstattung die Leute nicht erreichen.


„Hohe Produktivität“ – Schlagzeile im SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ (1982)
Bringt Beispiel Textilkombinat Leinefelde. Dort wird produziert und in der BRD verkauft, aber ohne Bezug zum Hersteller (gemeint: ohne Nennung des ostdeutschen Herstellers; Anm. HK).

Wir produzieren für den BRD-Markt, aber niemand traut sich das zu sagen. So niveaulos sind wir!

F.: Doppelte Moral, doppelte Buchführung.

Die Sektion, unsere, (gemeint ist die Sektion Kriminalistik an der Humboldt-Universität; Anm. HK) kriegte einen Bauplatz am Reichstagsufer (…). Die gesamte Sektion in einem Neubau. Projektierung fertig, Baukapazität. alles klar, es kann losgehen. Plötzlich ist das Projekt gestorben. Kommt der AHB (Außenhandelsbetrieb; Anm. HK) Polygraph und sagt: Wir brauchen als AHB einen repräsentativen Bau in Berlin. Wir bringen Devisen. Hier sind sieben Millionen DM und 30 Millionen Mark – da flog die Sektion als Gesellschaftsbau raus. Was sagst Du dazu?

Der Direktor vom Palast-Hotel braucht aus Weißwasser Ware. Kann er sofort erhalten – aber nur gegen Valuta. Der Direktor vom Palast der Republik soll in Kahla Geschirr gegen Valuta kaufen…

M.: Alles ist auf den Kopf gestellt. (…)

Die Negativ-Beispiel gehen immer weiter, wieder nur Auswahl:

M.: Mir hat mein Schwager erzählt (er schildert ihn als den „Feuerwehr-Experten der DDR in Sachen Stahlkonstruktionen): Wenn ein Staat seine Rohstoffe so verpulvert, muss man die Leiter an die Wand stellen. Das macht niemand in der Welt, außer die Sowjets. (…)


Geld ohne Wert – 100-Mark-Schein der DDR
Wenn man in Westeuropa in der Chemieindustrie als Arbeiter ausgebeutet wird und abends ausgepowert nach Hause kommt, hat man aber Geld in der Tasche und weiß, dass man was dafür kriegt.

F.: Warum soll bei uns jemand Überstunden machen? Er kann sich doch nichts kaufen!

M.: Wenn man wüsste, für 1000 Mark kann ich einen Videorecorder kaufen. Aber kein Auspuff in ganz Berlin ist zu kriegen. (…)

„Wir brauchen ein neues System“

Wir brauchen ein neues System, eine völlig neue Preisgestaltung – umfassend: von Tarifen, Renten, Industriepreisen, Löhnen, Infrastruktur. Seit drei bis vier Jahren müssten bei uns Spezialisten sitzen, die das durchgerechnet und dann vorgelegt haben – wenn wir ein richtiger demokratischer Staat wären. Dann zwei Jahre öffentliche Debatte. Die Leute würden in die Versammlungen kommen, wenn es um ihr Geld geht. Grundprinzipien durchsetzen: Jeder nach seinen Leistungen. Aber da geht ja keiner ran, die Subventionen bleiben. Um uns herum wird es gemacht: Verdoppelte Preise, Lohnausgleich – bei uns findet nichts statt.

Es werden weitere Beispiele aufgezählt, wie es nicht sein dürfte. Dann Verabschiedung:

M.: Heinz, wir bleiben die Alten.

F.: Wir bleiben die Alten.“

Quelle: HA II/13: Information Nr. 18 vom 2.8.1988; BStU, ZA, HA II/13 459, Bl. 14-25.

(1) Bundesarchiv, Bild 183-1989-1007-402 / Franke, Klaus / CC-BY-SA
(2) https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Senefelderstraße.jpg
(3) Bundesarchiv, Bild 183-P1216-0027 / CC-BY-SA 3.0

Samstag, 28. September 2019

Zitate zur Zeit: Yölan und Abi arbeiten


„Es ist dem Menschen nicht gegeben, zu wissen, was das Böse und was das Gute ist, er muss wissen, dass Yölan und Abi an seinem Glück arbeiten.”

Boualem Sansal, "2084: Das Ende der Welt"

Kampf gegen Plastik: Die Rettung der Welt ist nahe

Ein Badelatschenverbot würde wirksam gegen die Verschmutzung der Meere helfen.

Endlich ein Schritt in die richtige Richtung, endlich ein Signal für die Welt. Mit dem Trinkhalmverbot und dem öffentlich erklärten Krieg gegen Plastiktüten haben EU-Kommission und Bundesregierung auf die Forderungen der #fridaysforfuture-Bewegung reagiert und konsequenten Umweltschutz ins Angebot aufgenommen. Mit deutlichen Folgen: 320 Millionen Tonnen Plastik werden weltweit jährlich produziert. 61.500 Tonnen davon werden für Plastiktüten verbraucht. Das sind 0.019 Prozent. So dass ein hundertprozentiger Tütenbann über die nächsten 5.000 Jahre eine komplette Jahresproduktion der Weltplastikindustrie einsparen wird.

Das Verbot von Plastiktüten kann so unseren Planeten retten, allerdings, merken Kritiker wie der Däne Björn Lomborg an, wird es eben eine ganze Weile dauern. Der Präsident des Kopenhagener Konsenszentrums gilt als Querdenker im Umweltbereich, er sieht in Plastik auch Vorteile, denn das Material verstopfe zwar Abflüsse und verursache Überschwemmungen, verschmutze die Natur und töte Tiere und Vögel, doch es mache das menschliche Leben eben auch auf vielfältige Weise besser.

"In nur vier Jahrzehnten sind Kunststoffverpackungen allgegenwärtig geworden, weil sie alles von Getreide bis Saft frischer halten und Transportverluste reduzieren, während Einwegkunststoffe im medizinischen Bereich Spritzen, Tablettenfläschchen und Diagnosegeräte sicherer werden", lobt Lomborg das, was umweltbewegten Menschen als die "Pest der Neuzeit" gilt.

Dass sich Deutschland mit einem möglichlichen Plastikbann unter die derzeit 20 Länder einsortiert, die wie eine von Al-Qaida unterstützte Terroristengruppe Plastiktüten zur "ernsthaften Bedrohung für das Wohlergehen von Mensch und Tier" erklärt haben, ficht die Kämpfer für ein Leben in Jute und Biobaumwolle nicht an. Deutschland und die EU können, wenn sie auf Einkaufstüten, Einwegstrohhalme, Wattestäbchen und Kunststoffteller verzichten, eine bessere Welt bauen, die Signalwirkung haben wird.

Vor allem innenpolitisch. Die Menschen sehen, dass das, was sie für ein ernstes und akutes Problem halten, von der Politik aufgegriffen wird. "Statt die Gesamtprobleme anzugehen, um die Plastikbelastung in den Ozeanen tatsächlich zu verringern", formuliert Lomborg, "setzen wir auf relativ geringe Veränderungen, an denen die Verbraucher beteiligt sind, was bedeutet, dass wir immer nur an den Rändern herumspielen." Hauptsache, es sieht nach Aktivität und Lösung aus:"Selbst wenn jedes Land Plastiktüten verbieten würde, würde das keinen großen Unterschied machen, da Plastiktüten weniger als 0,8 Prozent der Plastikmasse ausmachen, die derzeit auf den Weltmeeren schwimmt."


Wer betroffene Strände besucht, sieht es selbst. Am Ufer liegen Badelatschen, Wasserflaschen, Fischernetze und Sonnenmilchdosen, die schon allein vom Grundgewicht her hunderte Plastiktüten aufwiegen. Ein paar Flipflops wiegt so viel wie 20 Aldi-Tüten. Aus dem Plastikmaterial einer einzigen Wasserflasche lassen sich Dutzende Einkaufstüten machen.

Anstatt zu versuchen, die Ozeane mit Plastiktüten-Verboten in reichen Ländern zu retten, meint Björn Lomborg, "müssen wir uns darauf konzentrieren, das minderwertige Abfallmanagement und die schlechte Umweltpolitik in Entwicklungsregionen zu bekämpfen". Weniger als fünf Prozent der landgestützten Kunststoffabfälle, die in den Ozean gelangen, stammen nach Lomborgs Angaben derzeit aus OECD-Ländern, die Hälfte hingegen aus China, Indonesien, Philippinen und Vietnam.

Das Beispiel des kalifornischen Plastiktütenverbots zeigt, dass die Einsparung bei Plastiktüten den  Verbrauch von Papiertüten um das Doppelte der eingesparten Plastikmenge erhöht. Schlecht für die Umwelt, so Lomborg, denn eine einfache Papiertüte erfordere 43 Wiederverwendungen, ehe sie die Umwelt schone. Deswegen führe der Umstieg von Plastik auf Papier zu viel größeren CO₂-Emissionen.

Auch Baumwolltaschen sind offenbar keine Alternative ohne Nachteil. So zeige eine Studie des dänischen Ministeriums für Umwelt und Ernährung, dass eine Einkaufstasche aus Bio-Baumwolle 20.000 Mal wiederverwendet werden müsse, bevor sie weniger Umweltschäden verursacht als eine Plastiktüte. "Wenn wir zweimal pro Woche in den Laden gehen und dieselbe Einkaufstasche verwenden, dauert es 191 Jahre, bis die Gesamtumweltbelastung durch die Verwendung der Baumwolltasche geringer ist als bei der Verwendung von Kunststoff."


Als einzig wirklich praktikablen Weg der Verminderung des Eintrags von Kunststoffen in die Ozeane sieht der Däne eine Konzentration auf die größten Umweltverschmutzer wie China, Indonesien, die Philippinen und Vietnam durch eine bessere Abfallentsorgung.

Ein Lösungsvariante, die einfach wäre, kostengünstig und ressourcenschonend. Der er es jedoch an der Signalwirkung mangelt, auf die es nach Ansicht deutscher Politiker vor allem ankommt.

Freitag, 27. September 2019

Gefährlicher als Feinstaub: Positronenstaub

Erst unterm MRT-Atommikroskop 8000-milliardenfach vergrößert zeigt ein Positronenstaubteilchen seine ganze Gefährlichkeit.

Im Unterschied zum gröberen Feinstaub  und dem 100-mal kleineren Ultrafeinstaub ist der sogenannte Positronenstaub viel weniger bekannt und viel schwieriger nachzuweisen. Doch seine Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit können viel gravierender sein, wie die 8000-milliardenfach vergrößerte Darstellung eines Positronenstaubteilchen zeigt, die jetzt im An-Institut für Angewandte Entropie gelang: Die Elementarteilchen aus der Gruppe der Leptonen, wissenschaftlich bisher nur als Antiteilchen des Elektrons beachtet, mit dem es bis auf das Vorzeichen der elektrischen Ladung und des magnetischen Moments in allen Eigenschaften übereinstimmen, entpuppten sich als Quelle gefährlichster Gammaquanten, die in normaler Umgebung innerhalb kürzester Zeit durch gegenseitige Annihilation mit Elektronen reagieren.

Als wichtigste Quelle für Fein- und Ultrafeinstaub galt bisher der Verkehr, insbesondere in Städten. Dazu kamen Heizungen, Feuerwerke, Sportveranstaltungen und Zigarettenraucher, die allesamt  Kleinstteilchen abgeben, die Passanten gesundheitlichschädigenkönnen, die Beschaffenheit von Wolken verändern und sogar unser Wetter massiv beeinflussen können.

Allerdings scheint der Gesundheit der menschlichen Gesellschaft nun noch ein neuer, härterer, weil noch unsichtbarerer Gegner zu erwachsen. Hans Achtelbuscher vom An-Institut für Angewandte Entropie hat die vergangenen 55 Jahre damit verbracht, Teilchen hinterherzujagen, die für das menschliche Auge absolut unsichtbar sind, weil ihre Masse gerademal 1 me beträgt. Das ist das milliardstel Teil des Durchmessers eines menschlichen Hautatoms - kein Wunder, dass sogenannter Positronenstaub lange als harmlos galt, obwohl seine beim Zerfall positiver Myonen aus dem welktall früh den Verdacht weckte, die bei der Annihilation im menschlichen Körper entstehenden Positroniumatome könnten  gravierendere Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit als Feinstaub und der erst jüngst entdeckte Ultra- bzw. Nanofeinstaub.

Dafür spricht die wissenschaftliche Erfahrung, nach derTeilchen desto schädlicher wirken je kleiner sie sind. Zuletzt warnten Wissenschaftler etwa in einer Studie im Fachblatt Science of the Total Environment vor den verheerenden Folgen von Ultrafeinstaub auf das Herz- und Kreislaufsystem des Menschen, der zwar immer älter wird, dadurch aber auch immer länger unter dem Einfluss von Nanopartikeln zu leiden hat, als deren wichtigste Quelle nach wie vor der Verkehr gilt, insbesondere in Städten, aber auch auf dem Land.

Positronenstaub allerdings ist noch hinterlistiger und noch schwerer zu stoppen, bislang hat die EU nicht einmal Grenzwerte für die zulässige Belastung mit den gefährlich strahlenden Mini-Teilchen erlassen, die vom menschlichen Körpergewebe wie Nahrung und Atemluft verstoffwechselt werden.
Ungestört geschieht das, jeden Tag, überall, selbst in Gebäuden.

Zusammen mit Forschern aus Japan und Argentinien hat Hans Achtelbuschers Team nun das Ergebnisse von Langzeitmessungen im US-Fachblatt Bulletin of the American Meteorological Society vorgelegt: Die gewichtigste Einzelquelle für die ultrananokleinen Partikel seien Weltraumstrahlung. "Die Atmosphäre schützt uns nicht", sagt Achtelbuscher. Vielmehr entstünden die meisten Myonen, die Forschern als Quelle des Positronenstaubs gelten, in der äußeren Atmosphäre: "In einer Höhe von etwa 10 Kilometern", klagt Achtelbuscher an, "sind schon 90 Prozent aller in der gesamten Atmosphäre produzierten Myonen entstanden."

Obwohl viele Länder bereits Mitte der 70er-Jahre begannen, ihre Kohlekraftwerke mit Filteranlagen auszustatten und Autos mit Katalysatoren auszurüsten, gelangen durch die unzureichende Isolierung der Erde vor dem leeren Raum weiterhin Unmengen an ultranafeinen Partikeln in die menschliche Atemluft.

Zusätzlich zur Belastung durch Ultrafeinstaubpartikel, die sich durch Ammoniak bilden, das Autoabgasen beigefügt wird, um schädliche Stickoxide in Wasser und Stickstoff umzuwandeln, werden die Lungen von Millionen Menschen dadurch zehntausenden von Tonnen unsichtbarer Schadstofflast ausgesetzt. Der EU ist das Problem ebenso wie dem Berliner Politikbetrieb bekannt, trotz aller Warnungen von Experten aus der Positronenszene gibt es aber bisher weder in Brüssel noch in der deutschen Hauptstadt Bemühungen, wenigstens in einen Trialog um notwendige Grenzwerte zu treten.


Dunkle deutsche Geschichte: Rollkommando im Märchenwald


Es war spät, aber noch nicht zu spät, als die SPD im Februar mutig den Startschuss gab für eine Aufarbeitungsrallye, die endlich Schluss machte mit dem Überzeichnen des Osten als homogene, bedrohliche, faszinierende Landschaft voller Gruselgeschichten und Abenteuer, in der tribale Sippen herrschen, deren demokratischer Willen nur den Mustern ihrer kollektiven Krankheit folgt. Auf einmal aber war da dieser Beschluss der ältesten deutschen Partei: "Wir wollen die Erinnerung an 30 Jahre friedliche Revolution und Mauerfall mit einem neuen Aufbruch für Ostdeutschland verbinden", rief die entschlossen. Und sie erinnerte daran, wie "die Menschen im Herbst 1989 Grenzen gemeinsam eingerissen und auf friedliche Weise ein freies Leben und demokratische Strukturen erkämpft" hatten.

Die neue Freiheit aber ging mit harten beruflichen und familiären Veränderungen einher. Das anfängliche Gefühl des Aufbruchs, von Stolz und dem Willen, unsere Gesellschaft besser machen zu wollen, es verlor sich. Die Schatten der düsteren vergangenheit kehrten zurück, die Angst vor Obrigkeit und Strafe, die Furcht, eine Aufarbeitung der DDR-Zeit könne nach vorne gerichtetnach hinten losgehen und die beabsichtigte Debatte um die Anerkennung der Lebensleistung scheitern wie einst Oskar Lafontaines Sturm auf das Kanzleramt.

Der Mut der SPD


Denn die Traumata, sie wirken nach, die ganze Generationen Ostdeutscher schon in frühester Kindheit erlitten - damals, als ihnen mit dem Bären Bummi, einem brummigen sandgelbe Kerl, der seinem Meister Nadelöhr treu Gesellschaft leistet, eine Liebe genommen wurde, die niemals wiederkehrte.

Brutal zeigte die Staatsmacht den Ihren hier ihre Macht: Bummi, der die fröhlichen Kinder der Arbeiter und Bauern der sozialistischen DDR ab Ende der 50er Jahre immer Sonntagsnachmittags „Zu Besuch im Märchenland“ empfing, wurde beobachtet, beargwöhnt, gegriffen und entführt. Von einem Tag auf den anderen verschwand der liebenswerte Plüschteddy mit dem großen Herzen, der erst das Feld bereitet hatte für Schnattchen und Pittiplatsch, der 1962, kurz nach dem Mauerbau, in einem offensichtlichen Westpaket in die Schneiderstube kam, um systemerhaltende Streiche zu spielen und Rock-Roller-Sprüche wie "Ach, du meine Nase" und das später durch PPQ weltweit bekanntgewordene "Platsch-Quatsch!" in die Kamera zu sagen.

Der kleine Schwarze ist eine legendäre Figur der deutschen Geschichte. Er war dabei, als der Bummi-Bär in die Sowjetunion verschleppt wurde, als ein zwielichtiger KGB-Agent das Kinderfernsehen der DDR übernahm und er verkörperte über Jahrzehnte das rebellische Moment in der ostdeutschen Jugendkultur. Als im Mai 2016 seine Mutter Emma Maria Lange starb, trauerte auch das Märchenland-Board PPQ um Pittiplatsch den Lieben, eine mythische Figur, die zuletzt weltweit für Aufsehen gesorgt hatte, als sie im legendären Sommer 2012 im EM-Halbfinalspiel der deutschen Mannschaft gegen Italien alle Titelträume der deutschen Elf beendete: Zweimal traf der wiedergeborene Pitti gegen Manuel Neuer. Ein typisches Statement des ewigen Querkopfs, der sich nie um Konventionen und Erwartungen gekümmert hat, sondern stur seinem eigenen Kompass folgte.

Der Hass der Spitzel


Dennoch war es nicht der schwarze Kobold, den der Bannstrahl traf. Pittiplatsch, bis heute Namensgeber eines der elaboriertesten Internetblogs, wurde nach Protesten von sozialistischen Pädagogen zwar für einige Zeit vom Sender genommen und hinter den Kulissen auf zahm umerzogen. Heiligabend 1962 durfte der runde schwarze Fex wieder Possen reißen und Schnatterinchen ärgern - nur wenige erkannten, dass der, der da wieder Faxen machte, ein gebrochener Mann war, ein Schatten seiner selbst. Ihm zur Seite gestellt worden waren nun die Kobolde Nickeneck, Drehrumbum der Runde und Wuschel, drei Figuren von großer Undurchsichtigkeit. Waren sie Spitzel, die auf ihn angesetzt wurden? Waren sie seine Betreuer, weil den Machthabern der labile Zustand Pittis nicht entgangen war und sie einen öffentlichkeitswirksamen Ausfall des Stars fürchteten?


Oder hatte Pitti selbst bei der Stasi unterschrieben? Entsprechende Gerüchte machten früh die Runde, konnten aber nie belegt werden. Doch der Ablauf der weiteren Ereignisse im Märchenwald spricht eine deutliche Sprache: So lange der gebürtige Wenigeröder Eckart Friedrichson, der in der Rolle seines Lebens den Nadelöhr gab, seine schützende Hand über die Märchenwäldler hielt, ging alles gut. Fröhlich sang er mit seiner großen Zauber-Elle, die als Ersatz für eine Gitarre diente, das Lied „Ich komme aus dem Märchenland“, kein leiser Hauch von kaltem Krieg wehte durch Studio.

"Pitti kam aus Afrika", behauptet der Pittiplatschfrorscher Stefan Schwarz in seinem gleichnamigen Aufsatz, der der Pittiplatschforschung heute als Goldstandard gilt. Wenn wisse, dass Pittiplatsch Anfang der 1960er plötzlich bei Meister Nadelöhr auftauche, also in der Zeit der intensiven Kontaktaufnahmen zwischen dem sozialistischen Lager und den afrikanischen Befreiungsbewegungen, dränge sich der Schluss auf, dass Pitti gar kein Kobold, sondern vielmehr ein zu Ausbildungszwecken in die DDR verschickter Afrikaner sei. Genauere Analyse zeige sogar: "Ethnisch gesehen ist Pittiplatsch wahrscheinlich ein Bantu."

Und ein Wegweiser. Mit Pitti, so Schwarz, das vermutlich vom Suahelischen Wort „Pitia“ wie „Vorbeikommen“ abgeleitet sei, komme "Jahre vorm westdeutschen Gastarbeitermitfühl-Hit „Griechischer Wein“ die Migrantenproblematik im ostdeutschen Fernsehen zur Sprache". Wenn auch marginalisiert, unterdrückt und zeitweise strafversetzt ins Fernseharchiv. Ein Sympathieträger trotzdem oder gerade deshalb. Schwarz sieht Pitti bei den Flüchtlingen, den Kohlenträgern, den Menschen ohne Stimme. "Tatsächlich ist Pittiplatsch von außerordentlich dunkler Hautfarbe, hat eine runde Nase und große leuchtende Augen - die Ähnlichkeit mit dem ehemaligen mosambiquanischen Präsidenten Samora Machel geht ins Doppelgängerische", heißt es. Die saucoole Pelzweste, die der sture Dropout trägt, wird später von der afroamerikanischen Rapperszene übernommen werden.

 

Klassenkampf im Kinderzimmer


Das gefiel auch in der DDR nicht allen. Hinter den Kulissen, so behaupten Eingeweihte, schraubten die Realpolitiker längst an einer völligen Neuorientierung der kindlichen Sendung, der sie vorwarfen, zu wenig auf Klassenkampf zu setzen, die Völkerfreundschaft zu vernachlässigen und Anarchisten wie Pittiplatsch zu viel Raum zugeben. Mit Herrn Fuchs wurde von den maßgeblichen Kreisen in Pankow und Moskau ein typischer Vertreter des auf dem Boden der DDR endgültig geschlagenen Kleinbürgertums in die Wald-WG aufgenommen. Fuchs sollte als Zielscheibe für böse Späße Adenauer ersetzen. Der Hund Moppi kam als typischer Vertreter des Proletariats hinzu – er redete nicht viel, aber Blödsinn. Zeigte aber stets deutlich, dass er bereit war, die Sache der Arbeiter mit aller Kraft zu verteidigen. Gute Voraussetzungen für eine große Karriere nicht nur im Showgeschäft.


Dann kam der Tag, an dem Bummi-Bär starb. Ein Rollkommando aus Wünsdorf fuhr unangekündigt vor den Märchenwald-Studios in Babelsberg vor. Augenzeugen erinnern sich an sieben bis neun Männer in Uniformen der sowjetischen Fallschirmjägertruppe, eine Eliteeinheit, die für den KGB besonders knifflige Aufgaben erledigte. Während zwei Mann die Eingänge sicherten, so ein Zeitzeuge, seien die anderen in die Aufenthaltsräume der Darsteller gestürmt. „Dort wurde Bummi knallhart gepackt und rausgeschleift“, erinnert sich der Mann, der bis heute unter traumatischen Träumen wegen des Vorfalls leidet. Der in einem Lied besungene („Bummi, Bummi“, oben) Star wurde stellvertretend abgestraft, vermuten Forscher heute, wo Stasiakten, die PPQ vorliegen, zumindest die halbe Wahrheit verraten.


Es soll eine Intervention von ganz oben, sprich aus Moskau gewesen sein, die zu dieser Aktion führte. Bummi verschwand spurlos. Eckhard Friedrichson verkraftete es nicht. Das Herz. Meister Nadelöhr, seit seiner Kindheit an Diabetis erkrankt, starb völlig unerwartet, für eine ganze Generation endete mit diesen beiden Verlusten die Kindheit. Das Ende der DDR, es deutete sich bereits an. Im Herbst danach folgte die Biermann-Ausbürgerung, später gingen auch Manfred Krug und Nina Hagen in den Westen, um nicht ebenfalls wie Bummi in die Sowjetunion verschleppt zu werden.

Verschleppt nach Workuta


Den Feinden des Friedens im Märchenwald aber kam das nur recht. Hintergrund der Disziplinierungsaktion gegen Bummi, so wurde es später bei einer geheimen Parteiversammlung mitgeteilt, seien Hinweise darauf gewesen, dass der altgediente Bär mit seiner Rolle als Sidekick der dominanten Schnattchen und Pitti nicht mehr zufrieden gewesen sein. Bummi sei in Kreise geraten, die der DDR nicht wohlgesonnen gewesen seien, der Verdacht der Spionage und des Dissidententums habe im Raum gestanden, heißt es in den Stasi-Unterlagen, die von Mielke selbst gegengezeichnet wurden.


Gemeinsam mit der Stasi-Kinderabteilung entwarf der KGB den Plan, Bummi „zu seiner eigenen Sicherheit“ nach Moskau zu bringen. Offiziell wurde dann über den Sender erklärt, der beliebte Bär sei auf Reisen im sozialistische Ausland, um Freundschaft mit Bären aus aller Welt zu schließen.

Die Lücke im Märchenwald schloß sein bärbeißiger sowjetischer Vetter Mischka, ein hochrangiger KGB-Offizier mit Einzelkämpferausbildung, Typus Putin, der bis zum Ende der DDR tatsächlich mit Drohungen und zuweilen auch blanker Gewalt für stabile Verhältnisse im Märchenland sorgte. Gemeinsam mit Pittiplatsch und Schnatterinchen trat der alptraumhafte, dunkelhaarige Bär, der nach dem Chef der DDR-Auslandsaufklärung Mischa Wolf benannt worden war, auch in hunderten Ausgaben des Abendgrußes „Unser Sandmännchen“ auf. Noch laufen wissenschaftliche Untersuchungen, um zu ermitteln, welche Langzeitschäden die dauernde Konfrontation mit dem wortkargen Russen bei den Kindern verursacht hat.

Ein gebrochener Bär



Bummi hingegen, für viele ahnungslose DDR-Kinder immer noch ein Idol, wurde allenfalls zu hohen staatlichen Feiertagen aus seinem Moskauer Exil zugeschaltet. Er sagte dann ein paar Worte, Kenner spürten, dass er zuvor unter Drogen gesetzt worden war. Nach dem Mauerfall gab es einige hilflose Versuche des talentierten Plüschriesen, in sein altes Metier zurückzukehren. Keiner glückte. Heute lebt Bummi, immer noch schwer bewacht, inzwischen aber auch leicht umnachtet, in einem Heim für verdienstvolle Kulturschaffende der Sowjetunion in Wladiwostok. Interviewbitten von PPQ wurden von der Heimleitung ohne Begründung abgelehnt.


Donnerstag, 26. September 2019

Kika-Lovestory: So ging die große Liebe weiter


Eine Romanze wie aus dem Bilderbuch des globalisierten Zusammenwachsens war es, mit dem der in Dunkeldeutschland residierende Kinderkanal (Kika)  Anfang des Jahres einen riesigen Reichweitenerfolg in den sozialen Netzwerken feierte.  In der seiner Doku-Reihe "Schau in meine Welt"  konzentriert sich der Sender eigentlich auf Kinder, doch für ein weiteres interkulturelles Paar machte er eine Ausnahme: Kevin (20) ist der Sohn eines Wiesbadener Supermarktbesitzers und seit drei Jahren verliebt in Aishe (16), die Tochter eines Kfz-Schlossers aus Damaskus. Eine Romanze, die viele Herzen rührte, als sie bekannt wurde. Was aber wurde aus dem Traumpaar?

Aishe (16 Jahre alt) und Kevin (19 Jahre alt)* sind seit 29 Monaten ein Paar. Aishe wurde in Syrien geboren und ist als Geflüchtete nach Deutschland gekommen. Kevins Familie lebt schon länger hier, seine Vorfahren kamen einst aus Frankreich, wo die damalige Regierung Protestanten jagte und aus dem Land vertrieb. Kevin hat also selbst auch Fluchterfahrungen, er weiß, was in dem Mädchen vorgeht, das er liebt, seit sich beide bei ihm zu Hause kennenlernten, wo Aishe am Computer skypen durfte.

Es ist eine Liebesgeschichte, die so gar nicht dem normalen Bild entspricht, aber stark genug ist, um kleine kulturelle Verschwiegenheiten auszugleichen. Nach ihrer Flucht aus Syrien im Jahr 2015, wo im Bürgerkrieg zwischen Assad, Islamisten, Kurdenmilizen, US-Truppen, Iranern, Hisbollah-Männern, Russen, Türken und  Saudis Aishes (15) Heimatstadt Aleppo zerstört wurde, lebte Aishe (16) in Fulda in einem Flüchtlingsheim. Ihr Vater Ali (62), der daheim eine Autowerkstatt besaß, lebte auch in Fulda, denn er war zusammen mit Aishe (17) und ihrem größeren Bruder Diaa (22) nach Deutschland gekommen. Aishes Mutter, der kleinere Bruder und die kleinere Schwester mussten noch in Griechenland darauf warten, dass sie nach Deutschland kommen dürfen. Alle Wege waren zu, alle Routen geschlossen, nachdem die offenen Grenzen offen blieben, andere Grenzen dazwischen aber nicht mehr. Ein Hilferuf, der nicht ankam, weil Deutschland seine Empfangsantennen eingezogen hatte.

Als Protestant geflohen


Kevins Vaters gilt hingegen als alteingesessen. Im Jahr 2015 kam Aishe (15) nach Deutschland, da in ihrem Heimatland Syrien Krieg herrscht. Ihre Heimatstadt Aleppo wurde zerstört. Auch das Haus der Familie ist nicht mehr bewohnbar. Ständig musste die Familie Angst vor Terror haben. Die Familie hat sich auf die lange Reise nach Deutschland gemacht, um ein besseres Leben zu beginnen.

Zuerst lebte Aishe (16) in Fulda in einem Flüchtlingsheim. Ihr Vater Ali (62), der daheim eine Autowerkstatt besaß, lebte auch in Fulda, denn er war zusammen mit Aishe (17) und ihrem größeren Bruder Diaa (22) nach Deutschland gekommen. Aishes Mutter, der kleinere Bruder und die kleinere Schwester mussten noch in Griechenland darauf warten, dass sie nach Deutschland kommen dürfen.


Die Liebesgeschichte


Kevins Vaters engagierte sich von Anfang an für Flüchtende. Als Besitzer eines kleinen Supermarktes spendete er Essen und warme Kleidung, später nahm er Aishe mit zu seiner Familie nach Hause, damit am Computer mit ihrer Mutter skypen konnte. So lernte Kevin (18) die hübsche Syrerin kennen. Oft begleitete er sie in den Wochen nach ihrer ersten Begegnung abends zurück ins Flüchtlingsheim. Bald half er in seiner Freizeit dann auch Geflüchteten beim Deutschlernen.

Kevin (21) kennt sich da gut aus, denn wenn er keine Zeit mit Aishe verbringt, macht er gern Poetry Slam oder beschäftigt sich mit seinem Hund und Computerspielen. Die Texte, die er heute immer wieder gern beim Poetry Slam vorträgt, handeln oft von der Beziehung zu Aishe, die nicht nur etwas jünger ist als er, sondern auch in einem anderen Land aufwuchs.
Da die Familie selbst aus Frankreich stammt, wo sie während der Jagd auf Protestanten vor vielen Jahren fliehen musste, engagierte Heinz sich von Anfang an für Flüchtende. Als Besitzer eines kleinen Supermarktes spendete er Essen und warme Kleidung, später nahm er Aishe mit zu seiner Familie nach Hause, wo sie am Computer mit ihrer Mutter skypen durfte. So lernte Kevin (18) die hübsche Syrerin kennen. Oft begleitete er sie in den Wochen nach ihrer ersten Begegnung abends zurück ins Flüchtlingsheim, weil er der Ansicht war, dass die Straßen nicht mehr sicher sind.

Und wie das so ist: Kevin (21) verliebte sich. Der Fan von Poetry Slam und  Computerspielen entdeckte mit Aishe zusammen eine ganz neue Welt. Aishe, die nicht nur etwas jünger ist als er, sondern auch in einem anderen Land aufwuchs, ging es genauso: "Wie ein Blitz", sagt sie heute, habe Amors Pfeil sie getroffen.

Anfangs hatten beide viele unterschiedliche Ansichten, was das Leben betrifft, da sie mit unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sind. Es passierte häufiger, dass Kompromisse für Ansichten gefunden werden müssen und sie sich dadurch auch streiten: Kevin (16) möchte ins Freibad, Aishe (14) lieber nicht, da muss eine Lösung gefunden werden. Auch wenn Kevin (18) mal ein Bier trinken wollte, war das lange ein Problem, weil Küssen danach kaum noch möglich ist. „Meine Religion verbot es mir“, sagt Aishe (20), die jetzt einen Burkini besitzt, während Kevin statt Bier lieber Cola trinkt.

Gern mal knappe Röcke



„Wir haben gelernt, uns zu einigen", sagt Aishe (13). Sie wolle gern auch mal  kurze Sachen anziehen, wenn Kevin sie seinen Freunden präsentieren müsse. Dabei fühle sie sich immer noch  "kulturell unwohl", aber "dafür schauen die Jungs dann nicht nach anderen Mädchen". In der Praxis gefällt ihr das, Kleider zu tragen, kaum über den Oberschenkel reichen. "Es ist wie nackt spazierengehen", beschreibt sie, "dann spüre ich die Freiheit, die wir hier in Deutschland haben.“ Kevin (15) finde das mutig von seiner Freundin, die er "sehr sexy" nennt. "Gucken ist erlaubt, aber wer tatscht, kriegt eine auf die Nase", warnt er.

„Ich habe das Problem mit ihm, dass ich oft in eine Richtung gelenkt werde, in die ich gar nicht kommen möchte", sagt Aishe (13). Sie solle jetzt kurze Sachen anziehen, "immer nur kurze Sachen", in denen sie sich "kulturell unwohl" fühle. In der Praxis heiße das, Kleider dürfen nur höchstens bis zum Knie gehen. "Das war's - nicht länger.“ Kevin (15) finde das sexy und er sei stolz, sie seinen Freunden so zu zeigen.

Aber die arabische Kultur und die muslimische Religion gibt eben andere Regeln vor als die deutsche Tradition und der christliche Glauben. Aishe und Kevin, die inzwischen seit 18 Monaten fest zusammen sind, müssen sich deshalb bei vielen Traditionen entgegen kommen, sodass sie eine gemeinsame Lösung finden, mit der sie beide einverstanden sind. So hat Aishe (17) das Kopftuch abgenommen, sie isst jetzt auch Schweinefleisch und manchmal, wenn Kevin (14) mit seinen deutschen Kumpels, die zumeist Christen oder Atheisten sind, in der Kneipe ein paar Gläser trinkt, bestellt sie sich schon mal auch ein Weinchen dazu.

Zwei diverse Kulturen


Die deutsche Kultur und die muslimische Religion haben eben andere Regeln als selbst eine lange Reise aus Syrien nach Fulda überbrücken kann. Aishe und Kevin tarieren die Unterschiede zusammen aus:  Aishe (17) trägt heute nur noch gelegentlich Kopftuch, oft hat sie es abgenommen, sie isst jetzt auch Schweinfleisch und wenn Kevin (23) in der Kneipe doch mal ein Bier nimmt, bestellt sie sich einen Prosecco dazu, "damit ich mich nicht so ausgegrenzt fühle". Dafür ist Kevin zum Islam konvertiert, "nicht ganz ernsthaft", wie er sagt, "aber wenn es Aishe hilft, ist es gut". Seine Liebste schaut in dankbar an. Das ist Liebe.

Eine Liebe, die sich im Alltag bewährt, die sich durchkämpft und akzeptiert wird. Aishes größerer Bruder Diaa (22) nickt. "Die beiden sind cool", sagt er, der die große, aber im ganz kleinen Detail bis ins Tiefste bewegende Liebesgeschichte im kalten, neoliberal-sozialistischen Deutschland dieser Tage hautnah miterleben darf. Engagiert und sympathisch spulten die beiden Hauptdarsteller auch im Kika ihre Rollen vor den Augen eines staunenden Publikums ab: Dass so etwas mitten in Mitteleuropa möglich ist, eine himmelsstürmende Romanze zwischen einer selbstbewussten Migrantin und einem Schüler, der seit Jahren Migranten hilft, das hätte niemand gedacht.
 Die beiden haben viele unterschiedliche Ansichten, was das Leben betrifft, da sie mit unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sind. Es passiert häufiger, dass Kompromisse für Ansichten gefunden werden müssen und sie sich dadurch auch streiten: Kevin (16) möchte ins Freibad, Aishe (14) lieber nicht, da muss eine Lösung gefunden werden. Auch wenn Kevin (18) mal ein Bier trinken wollte, war das lange ein Problem, weil Küssen danach kaum noch möglich ist. „Meine Religion verbot es mir“, sagt Aishe (20).

Und doch ist es wahr, die Darsteller sind echt, die Geschichte spielt im wahren Leben, sogar die sexy Blicke, die Aishe Nadine gelegentlich in die Kamera wirft, sind ihrem Profil beim sozialen Netzwerk Facebook entnommen. Grund für Selbstbewusstsein hat die 16-Jährige: Sie hat sich emanzipiert,  und fest eingebunden in die Familienstrukturen von Kevin. Ein Leben, ganz der eigenen Innerlichkeit gewidmet: Aishe ist ständig dabei, sich zu finden, alles zu ordnen und klar im Kopf zu werden. Deutschland, die ehemalige Kulturnation, ist ein guter Ort dafür.

Nein, dieses Land ist schon längst nicht mehr der dunkle Landstrich rechts und links der "Straße der Gewalt", die sich von Sebnitz über Mittweida und Dessau sowie Lichtenhagen bis nach Passau zieht. Hier wachsen die Romanzen im Stillen, hier kommt es vor, dass einen der Geliebte zwingt, einen kurzen Rock zu tragen, während er dafür auf Alkohol verzichtet.

Eine ehrliche Geschichte, die ihre Kanten und Scharten nicht vor ihrem Publikum versteckt. Ja,  Aishe ist mit Kevin auch intim, aber ihre Reliogion und Erziehung sagen ihr, dass es nur mit Kevin sein soll. Als Mädchen, das unser im Pisa-Weltmaßstab zusehends zulegendes Bildungssystem hinter sich gebracht hat, weiß sie genau, dass erst die Ausbildung kommt, dann die Kinder. "Ich will etwas Anständiges lernen, sonst müsste ich vielleicht für immer beim Kika arbeiten", sagt sie.


Heilige Allianz 1815: Die EU der Kaiser

Es war eine Idee, die spätere Ideen um fast 200 Jahre vorwegnahm. Am 26. September des Jahres 1815 - der Deutsche Bund als Vorläufer des späteren Deutschen Reiches war eben erst gegründet worden - beschlossen die christlicher Monarchen Europas, gemeinsam zu einem überstaatlichen Rechtszustand zu kommen, der es verhindern sollte, das Krieg und Hader den Kontinent überziehen.

An jenem 26. September 1815 war es soweit. Nach dem endgültigen Sieg ihrer bescheiden "heilige Allianz" genannten Verbindung über Napoleon Bonaparte unterzeichneten Zar Alexander von Rußland, Kaiser Franz von Österreich und König Friedrich Wilhelm von Preußen die "Gründungserklärung der Heiligen Allianz", die die drei Monarchen Russlands, Österreichs und Preußens nun für immer "alleine an die Gebote der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens" binden sollte. Die Idee dahinter glich der, die die Gründerväter der EU später auch für sich reklamierten: Die "Alliance Européenne" sollte der Sicherung eines „Ewigen Friedens“ durch konsequente Selbstverpflichtung aller europäischen Monarchen auf die Grundsätze der christlichen Nächstenliebe dienen, Grundlage des großen Fürstenbundes sollten die Bibel als höchstes Gesetz des Völkerlebens sein.

Kein exklusiver Klub, den die drei Monarchen da gründeten, noch im Hochgefühl der Gestaltungsmacht, das sie nach dem Sieg über Napoleon befallen hatte wie es auch spätere Gründer völkerrechtlichter Gemeinschaften nach dem Sieg über Hitler und später über den Kommunismus befiel. Am Ende der Urkunde, die von allen Monarchen unterzeichnet wurde, findet man zudem eine Bitte an alle christlichen Fürsten Europas, dass sie der Heiligen Allianz beitreten sollen.

Eine erste EU, der sich alle Staaten des Kontinents anschlossen, bis auf den Vatikan, der wie immer außen vor blieb, und die damals noch als Osmanisches Reich firmierende Türkei, die dem falschen Glauben anhing. Und Großbritannien, das damals noch strenge regeln und Vorgaben für alle Mitglieder verlangte: Prinzregent Georg IV. hätte gern mitgemacht, doch so lange die Allianz nur ein Bekenntnis zu abstrakten Grundsätzen, aber keine realen Verpflichtungen enthalte, sehe das Vereinigte Königreich keinen Sinn in einer solchen Gemeinschaft.

Manches ändert sich im Laufe der Geschichte, manches nicht. War die Allianz geschaffen worden, um jede Wiederholung der von Napoleon geübten Großraumpolitik zu verhindern, indem sich die Monarchen verpflichten, sich "ihren Untertanen als Familienväter zu fühlen" und als "Delegierte der Vorsehung" für deren Wohlstand und Frieden zu sorgen.

Die Interessen der Mitgliedstaaten aber, so stellte sich mit der Zeit heraus, waren nur partiell gleich. Auf dem Aachener Kongress 1818 beschloss die Allianz Maßnahmen zur Überwachung und Bekämpfung revolutionärer liberaler und nationaler Tendenzen im Deutschland, die bei einem Geheimtreffen in Karlsbad bestätigt wurden. Später wurden militärische Interventionen gegen die Aufrührer in Italien, die Unterstützung der Türkei gegen Griechenland und die Niederschlagung der bürgerlichen Revolution in Spanien durch französische Truppen beschlossen.

Die Allianz, gestartet mit großen Visionen von der Schaffung einer Zeit ohne Kriege, war zum Instrument des fürstlichen Establishments gegen das aufbegehrende Bürgertum in Europa geworden.


Mittwoch, 25. September 2019

Poesiestunde: Unter der Maske des Bösen


An meiner Wand hängt
ein japanisches Holzwerk
Maske eines bösen Dämons,
bemalt mit Goldlack.
Mitfühlend sehe ich

Die geschwollenen Stirnadern,
andeutend
Wie anstrengend es ist,
böse zu sein.

Bertolt Brecht, "Maske des Bösen", 1942

PPQ-Archiv: Es war nicht alles Brecht
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CO₂-Limit: Ein Klimakillerkonto für jeden

Auch die ehemalige Liberalen-Partei FDP positioniert sich klar: Staatlicher Druck, enge Überwachung und scharfe Sanktionen gegen Unverantwortliche, die kein CO₂-Limit-gerechtes Leben führen, sollen Deutschland radikal grün machen.

Lange, ja, selbst für deutsche Verhältnisse fast schon sehr lange acht Jahre dauerte es, bis die Stimme der Vernunft die großen Parteien erreicht hatte und deren Führungsspitzen begannen, einen konkreten und radikalen Vorschlag in Erwägung zu ziehen, den der damalige Bundesumweltminister Norbert Röttgen im Spätherbst 2011 vorgelegt hatte. Ein "einheitliches CO2-Budget für jeden Menschen" schlug der nach dem Scheitern seiner Idee von einer "machiavellischen" (WAZ) Klimakanzlerin kurzerhand entlassene CDU-Politiker seinerzeit vor - für die damaligen Verhältnisse in Deutschland eine Ungeheuerlichtkeit, denn individuelle Freiheit und Eigenverantwortung wurden in jenen Tagen gefühlte tausend Jahre vor dem Klimanotstand noch unverantwortlich großgeschrieben.

Doch das "Limit für das Leben", wie es PPQ als eine der wenigen seriösen Plattformen nannte, die Röttgens mutigen und wegweisenden Vorschlag in dieser dunklen Zeit der Klimavernunft engagiert aufgegriffen hatten, konnte nur weggedrückt, nicht aber dauerhaft denunziert und zerstört werden.

Mitten im "Klimasommer" (Annalena Baerbock) taucht der Vorschlag einer strikten Begrenzung der während eines Menschenlebens zulässigen Menge an "CO2-Verbrauch" (Malu Dreyer) wieder auf: Die Kanzlerin, aber auch die SPD, die Grünen sowieso und nun sogar die FDP in Person ihres Vorsitzenden Patrick Lindner haben sich in den letzten Tagen für ein solches CO2-Limit ausgesprochen. Lindner war dabei gewohnt gedankenklar: "Wir geben ein Limit vor von CO2, das wir noch verbrauchen dürfen bis zum Jahr 2030, 2040, 2050", verriet er der ARD im großen Sommerinterview, "und jeder, der daran einen Anteil haben möchte - für Fliegen, Verbrennungsmotor, für Energie, für Fleisch - der muss sich seinen Anteil an diesem Budget kaufen".

Ein konsequenter, freiheitlicher und marktwirtschaftlicher Plan, der den nach Perspektiven zur Rettung vor dem Hitzetod fragenden Wählerinnen und Wählern im Land endlich konkrete Antwort auf ihre Frage gibt, wie ihr Leben in der Zukunft aussehen wird, wie Mobilität eingeschränkt, Fleischverbrauch begrenzt und auch der Medien- wie Modekonsum auf ein gesundes Maß zurückgeschnitten werden kann, ohne dass es zu neuer Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich kommt.

Schon vor der äußerst wichtigen Klimakonferenz in Durban, von der nichts weiter erwartet wurde als der Ausstoss von zusätzlichen rund 7453 Tonnen "des schädlichen Klimagiftes Kohlendioxid" (dpa), hat Norbert Röttgen im Besorgnismagazin Spiegel(CDU) "für weltweit einheitliche Ziele" bei der Klimapolitik plädiert. In der künftigen Weltklimapolitik solle ein einheitliches CO2-Budget für jeden Menschen festgelegt werden, fordert der CDU-Politiker. "Es ist vernünftig und geboten, eine globale Wettbewerbsordnung zum Schutz des Klimas einzuführen." Das Endziel sei "ein Pro-Kopf-Budget für die Emission von Treibhausgasen, das für jeden Menschen auf der Welt gilt."

Egal, ob Amerikaner, Europäer, Asiate oder Afrikaner - die Obergrenze würde alle einen. Im Umweltministerium wird derzeit berechnet, wo die nach einem Buch des großen Umwelterzählers Frank Schätzing "Limit" genannte Lebensdosis etwa liegen könnte. "Ein Mensch im Ruhezustand hat einen CO2-Ausstoß von etwa 10-20 Litern in der Stunde", verriet ein Mitarbeiter der Normgruppe gegenüber PPQ. Das seien zwischen 86.400 und 172.800 Litern im Jahr bei einer Dichte von Kohlendioxid von 1,977 Gramm also 17,281 Kilogramm. "Ein Energiesparauto emittiert 140 Gramm pro Kilometer", erklärt der Experte weiter, "ein Flug nach Südafrika dagegen acht Tonnen."

Nach den Plänen von Norbert Röttgen, denen sich Christian Lindner jetzt angeschlossen hat,  erhielte jeder Menschen bei seiner Geburt eine Art Kohlendioxid-Gutschrift auf seinem persönlichen Konto bei der Uno-CO2-Behörde, der sich am natürlichen Durchschnittsverbrauch, aber auch an den Notwendigkeiten eines nachhaltigen Umsteuerns in der Klimapolitik orientiere. "Von diesem Konto", heißt es im Umweltministerium, "wird dann jeder Verbrauch abgebucht."

Wer joggt, raucht, Fleisch isst, viele Kinder hat, lange Strecken mit Auto fährt oder Flugreisen in den Urlaub unternimmt, muss sich darauf einstellen, dass sein CO2-Plus schnell dahinschmilzt. Betroffen wären aber auch Konsumenten: Wer viel einkauft, haftet mit seinem eigenen Konto für einen Teil der CO2-Kosten, die bei der Herstellung von Waren anfallen.

Nötig ist das aber nicht: Im Durchschnitt produziert ein Mensch schon beim Atmen vier Prozent CO2 pro eingeatmetem Liter Sauerstoff. Während in Ruhe ungefähr vier Liter Luft pro Minute die Lunge passieren, steigert sich dies bei körperlicher Belastung auf über 50 Liter pro Minute. Um in der verbleibenden Zeit bis 2050 – das sind mit Stand heute nur drei Jahre mehr als bisher zur Verfügung standen – dreimal mehr Reduktion zu erreichen, muss der Mensch selbst den Unterschied machen.

 Die Zahlen zeigen, dass auch eine Lebensweise der konsequenten Untätigkeit - etwa, wenn ein kleiner, unsportlicher Mensch sein Leben ausschließlich im Bett verbringt - einem decarbonisierten Leben nicht einmal nahekommen kann. Damit die EU-Staaten ihr Ziel der völligen Decarbonisierung erreichen, müssten deshalb bis 2050 alle Europäer nicht nur jede Art von Sport, sondern das Atmen einstellen. Da das praktisch nicht möglich ist, würde das in der Praxis bedeuten, dass die betroffenen Bürgerinnen und Bürger aus dem leben scheiden müssen - was allerdings vielfach problematisch ist, weil sie natürlich einerseits als Produzenten, andererseits als Steuerzahler und drittens als Verbraucher und Mieter gebraucht werden.

Was aber, wenn das Konto sich leert wie ein normales Giro-Konto? Was, wenn der Kontoinhaber sich trotz leerer CO2-Kassen immer noch ganz gut fühlt und eigentlich noch nicht daran denkt, abzutreten und Platz für neue Weltklimaverbraucher zu machen? Christian Lindner hat das noch nicht abschließend entschieden, doch "ein solches Limit macht natürlich nur Sinn, wenn die Einhaltung durchgesetzt wird", heißt es bei mit der Angelegenheit vertrauten höheren Mitarbeitern. Während einige wenige liberale Umweltpolitiker auf einen privaten CO2-Rechtehandel setzen, bei dem Vielflieger, Shoppingopfer, Autofahrer, Fleischesser und Freizeitsportler die benötigten zusätzlichen Kontingente an Verbrauchsrechten von asketischen Stubenhockern, Komapatienten und den Inhabern von Baumschulen kaufen könnten, machen sich die ordnungspolitischen Kräfte für eine entschiedenere Lösung stark.

Danach soll mit dem Auslaufen des jeweiligen CO2-Vorrats eines Menschen auch dessen Leben enden. Der Betroffene würde dann etwa nach einer klimaschädlichen Mallorca-Reise daheim ankommen, auf dem Flughafen könnte schon beim Einchecken festgestellt werden, dass sein "Live-Limit" mit Beendigung des Fluges erreicht ist und die nächste Klimaschutzstufe greift: Die CO2-Polizei am Zielflughafen wird alarmiert, die den sogenannten "Exceeter" direkt nach der Ankunft in Empfang nimmt und in einem speziellen "Exciting-Room" eliminiert.

Noch ungeklärt sei derzeit, was mit den klimagiftigen sterblichen Resten geschehen werde. Erste Überlegungen, hieß es in Berlin, gingen jedoch in die Richtung, auf jedem CO2-Konto einen Sperrbetrag verpflichtend zu machen. Dieses Restguthaben könnte vom Besitzer nicht nach Wahl verwendet werden, sondern würde nach dem Ableben des Betreffenden für die Beseitigung der sterblichen und überdies klimaschädlichen Überreste abgebucht.

Nun kann sich jeder ausrechnen, wie er steht und wie weit er mit seinem Anteil am weltweiten "CO2-Verbrauch" (Lindner) kommen wird: Ein Mensch im Ruhezustand hat einen CO2-Ausstoß von etwa zehn bis zwanzig Litern in der Stunde, das sind zwischen 86.400 und 172.800 Liter im Jahr also umgerechnet etwa 3,4 Tonnen. Das Lebenslimit eines Menschen sollte mithin nicht viel mehr als 300 Tonnen betragen, um wirklich die Erziehungseffekte zu erreichen, die nötig sind, damit menschliches Leben auf der Erde weiterhin möglich bleibt.

Ein energiesparendes Auto emittiert 140 Gramm pro Kilometer, ein Flug nach Südafrika acht Tonnen. Angela Merkel hatte das mögliche CO2-Lebenslimit für einen Menschen zwar auf "etwa zwei Tonnen" festgelegt, doch auch diese erweiterte Schwelle wäre schon mit einem Linienflug von Frankfurt nach New York gerissen, der pro Person vier Tonnen CO₂ "verbraucht" (Malu Dreyer)

Merkel aber will zwei Tonnen pro Person. Insgesamt. Pro Jahr. Würde das wirklich durchgesetzt, wie es der Klimaplan der Bundesregierung vorsieht, der nach den Landtagswahlen in Ostdeutschland im Herbst über das Land kommen wird, zählte in der Konsequenz endlich das CO₂-Konto jedes Menschen mehr als das Girokonto. Mit seiner Geburt hätte jeder BürgerIn auf seinem Klimakillerkonto zwei Tonnen CO₂-Guthaben pro Jahr, die er "verbrauchen" (Malu Dreyer) darf. Für einen Flug in die USA heißt es - bei sonstigem Nullverbrauch - zwei Jahre sparen, für den Rückflug nocheinmal zwei. Ist kein Guthaben mehr auf dem Konto, ist die Möglichkeit menschlicher Aktivität auf die eines Bären im Winterschlaf limitiert – egal, wie reich einer ist oder wie arm.

Damit erfüllte sich der Karl Marxens alter Traum von einer Revolution des Kapitalismus. Luxus in der gegenwärtigen Form wäre obsolet, Statussymbole für Menschen wären nicht mehr teure Autos, Häuser oder Smartphones, sondern klimaethische Freiheitsgrage. Luxus und Verschwendung durch Konsum, Mobilität oder übereiweisreiche Ernährung, wie sie heute noch an der Tagesordnung sind, wären nur noch sehr begrenzt möglich. Im Zentrum allen Bemühens des Homo Climacterius, der sich selbst durch die grüne Null des CO₂-Limits im Namen und zum Nutzen kommenden Generationen Vernichtungsfesseln angelegt hat, stünde ein klimaneutrales oder besser noch gänzlich umweltneutrales Leben, wie es heute noch nur sehr wenige zu führen vermögen.

Wir schaffen das: Mit entsprechendem staatlichem Druck, enger Überwachung aller Lebensäußerungen und scharfen Sanktionen gegen Unverantwortliche, die kein CO₂-Limit-gerechtes Leben führen, kann Deutschland radikal grün werden.