Montag, 28. Januar 2013

NSU: Warum nicht wenigstens ein Terzett?

Seit fast einem Jahr beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss des Bundestages mit der rechtsextremen Terrorgruppe NSU. Dennoch konnten die ehrenamtlichen Ermittler bisher immer noch nicht alle Täter benennen. Davon ist der Politikwissenschaftler Hajo Funke überzeugt. Auch die Türkische Gemeinde erwartet sich noch mehr Täter.

Bestand der NSU wirklich nur aus drei Tätern? Die Antwort des Berliner Politikwissenschaftlers Hajo Funke, der bereits Tage nach dem Auffliegen der NSU als einziger nachweisen konnte, "dass das Neonazi-Trio aus Zwickau Kontakt zu Mitgliedern sogenannte freier Netze in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt hatte“, verfügt jetzt über „klare Hinweise, dass der NSU aus mehr als drei Leuten bestand", sagte er. Er glaube, dass es noch mehr zu enthüllen gibt, wolle aber jetzt noch nicht sagen, was.

Als Beispiel nannte Funke den Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 in Heilbronn. "Mehrere Zeugen berichteten unabhängig voneinander von der hektischen Flucht zweier männlicher Personen mit blutverschmierter Kleidung sowie von drei weiteren Fluchthelfern." Eine weitere Zeugin überdies die amerikanische Schauspielerin Sara Gilbert in Tatortnähe gesehen. Nach Funkes Rechnung mache das sechs Terroristen. Dabei sei Beate Zschäpe nichtg einmal mitgezählt, denn die sei zur Tatzeit in Zwickau gewesen, wo sie aus einer Telefonzelle versuchte, ihre Terrorkumpane anzurufen.

Damit seinen sieben Terroristen nachgewiesen, so Funke, der als Sachverständiger in den Terror-Ausschüssen in Thüringen und Bayern auftrat. Alle hätten vermutlich Verbindung untereinander und womöglich auch zu weiteren Personen gehabt. Bei nur drei weiteren Kontaktleuten für jedes Mitglied des Kerns bestehe die Nazitruppe damit schon aus mindestens 28 rechtsextremistischen und radikalen Personen, die nun nur noch gefunden werden müssen.

Das wäre ein Anfang hin zu einer echten Braunen Armee Fraktion, ohne die die Aufarbeitung der NSU-Mordserie nach Ansicht des Wissenschaftlers zu misslingen droht.

Ähnlich sieht das die Türkische Gemeinde in Deutschland. Sie ist unzufrieden mit der bisher aufgebotenen Menge an NSU-Mitgliedern und fordert ein Eingreifen der Bundesregierung. "Kanzlerin Angela Merkel muss das zur Chefsache machen", sagte der Vorsitzende Kenan Kolat. Die Regierung müsse einen Masterplan aufstellen, um Konsequenzen zu ziehen. Nötig sei außerdem ein Gipfel gegen Rassismus, um junge Nachahmer davon abzuhalten, in die Fußstapfen der NSU zu treten.

Auch der nächste Bundestag müsse die Aufarbeitung weiterführen. Ein neuer Ausschuss müsse sich um den Kampf gegen Rassismus kümmern. Hier könne eine Grundgesetzänderung helfen, hieß es im politischen Berlin. Ein Artikel 2 mit dem Inhalt „Die Aufarbeitung wird fortgesetzt“ werde es möglich machen, noch viel mehr Konsequenzen zu ziehen als bislang.

Der türkische Botschafter in Deutschland, Hüseyin Avni Karslioglu, forderte dazu auf, den Rechtsextremismus genauso zu ächten wie die kurdische Rebellenorganisation PKK. Es sei nötig, die gemeinsamen Werte in den Vordergrund zu stellen.

Das verlangt auch Kenan Kolat, der sich zuletzt empört über die Aufnahme der Themen "Völkermord an den Armeniern" und "Leugnung des Völkermords an den Armeniern" in die Lehrpläne des Bundeslandes Brandenburg gezeigt hatte. Es gebe in Brandenburg keine Armenier, deshalb gebe es auch keinen Grund, über fehlende Armenier zu reden. Vielmehr müssten alle, die bei den Ermittlungen im Fall NSU und bei der Aufarbeitung Fehler gemacht hätten, zur Verantwortung gezogen werden. "Der Apparat ist krank", sagte Kolat. Es handele sich nicht um vereinzelte Pannen, sondern um Fehler im System. Das müsse verschwinden.


Die große Jahrhundertserie "Ein Land schreibt einen Thriller":
NSU: Auf der Märchenwiese
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NSU: Eine Muh, eine Mäh, eine Zschäperättätä
NSU: Von der Zelle in die Zelle
NSU: Die Spur der Schweine
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NSU: Verdacht auf Verjährung
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NSU: Was steckt dahitler?
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3 Kommentare:

  1. Ich hab unlängst (großzügig gemessen) einen halben Abend mit Funke in einer Kneipe verbracht. Netter Kerl. Alle Angaben ohne Gewähr, aber mein Eindruck ist jedenfalls: Der glaubt selber nicht, was er öffentlich daherredet und -schreibt, der lügt, weil's sein Job ist, zu sagen, was er sagt, und weil's irgendwie den Zielen dient, die er vor dreißig Jahren mal vage hatte, jedenfalls solange ihm keiner seine Villa wegnimmt.
    Am Rande: Dir Altersdifferenz zwischen Funke und seiner, ahem, Mitbewohnerin entspricht ziemlich genau der zwischen Brüderle und der Stern-Tante.

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  2. @mmarcus:

    Ich hab unlängst (großzügig gemessen) einen halben Abend mit Funke in einer Kneipe verbracht. Netter Kerl. Alle Angaben ohne Gewähr, aber mein Eindruck ist jedenfalls: Der glaubt selber nicht, was er öffentlich daherredet und -schreibt, der lügt, weil's sein Job ist, zu sagen, was er sagt, und weil's irgendwie den Zielen dient, die er vor dreißig Jahren mal vage hatte, jedenfalls solange ihm keiner seine Villa wegnimmt.

    Schwacher Trost. Denn er lügt ja heute.

    Am Rande: Dir Altersdifferenz zwischen Funke und seiner, ahem, Mitbewohnerin entspricht ziemlich genau der zwischen Brüderle und der Stern-Tante.

    Verstehe. So was muß man sich leisten können.

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  3. CIA-Sven in den 80igern: "Heute wir maken uns eine söne Quisling. Man nehme:

    1. Akademiker ohne Aussicht auf Festanstellung und/oder Professur

    2. Man gebe ihnen eine Umschulung: von Industriesoziologe oder "Bonapartismus" oder Sozialpsychologie auf "Antisemitismusexperte"

    3. Studium in Moskau ?
    Falsch, "Lehrauftrag in den USA".

    4. Danach weise man die underlings in den D. an, ihnen Lehrstühle und Professuren zu geben.

    Et voila, fertig is die söne Expertesouffle für den Propa... äh... Medienapparat."

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