Montag, 12. Dezember 2011

NSU: Die Welt ist klein

Die mutmaßlichen Mörder der Zwickauer Terrorzelle sollen laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zahlreiche Bekannte in der deutschen Neonazi- und NPD-Szene gehabt haben. Selbst im Westen, der bisher wegen fehlender DDR-Sozialisation als immun gegen die Versuchungen des braunen Sumpfes galt, hätten die zwei tödlichen Drei "viele Unterstützer und Mitwisser" gehabt, konnte SZ-Sonderermittler Hans Leyendecker recherchieren. Die Qualitätsillustrierte "Stern" macht eine interaktive Grafik daraus: Und siehe da, die aus Thüringen stammenden Täter kannten zahlreiche andere Nazis! Die wiederum andere Nazis kannten! Von denen wiederum zeitweise einige Mitglieder der NPD waren! Und andere als ostdeutsche Schläfer in die alten, vollentwickelten Bundesländer zogen, um dort für die NSU "mögliche Tatorte" auszuspionieren.

Leyendecker, dem es vor nahezu 20 Jahren schon gelungen war, eigenhändig einen Zeugen für den staatlich geplanten und durchgeführten Mord am RAF-Mitglied Wolfgang Grams zu finden, der ihm "aus Seelennot" (Leyendecker) mitteilte "Die Tötung des Herrn Grams glich einer Exekution", gelangte auch diesmal an Insiderinformationen aus der Sonderermittlungseinheit Trio. Die hatte angeblich "einen Rechtsradikalen" (Leyendecker) vernommen, der zugab, für die NSU gearbeitet zu haben. Wies der Teufel will, sei er "jedoch ausgestiegen, kurz bevor die Täter das Anschlagsziel festlegten". Kurz darauf sei ein türkischer Kleinunternehmer "in der Gegend" (SZ) "von den Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos" (Leyendecker) erschossen worden.

Nach Angaben von Hans Leyendecker handelte es sich bei der NSU um eine Art rechtes Popstar-Trio: Die "drei Mörder" - zu Böhnhardt und Mundlos hat sich in der Leyendecker-Lyrik nun plötzlich offenbar auch Beate Zschäpe gesellt - seien "bei der harten rechtsextremistischen Szene im Westen bekannt gewesen", zitiert der Enthüller eine schon an der Wortwahl erkennbar selbstausgedachte Aussage seines "Zeugen". Die Morde seien in der Szene akzeptiert, die Täter möglicherweise als Helden gefeiert worden. Möglicherweise auch nicht, Leyendecker weiß es nicht, aber mit solchen kleinen Erfindungen hat der Talkshow-Stammgast stets gute Erfahrungen gemacht - den Mord an Grams ließ er seinerzeit einen "hochrangigen BKA-Beamten" beobachten, der von der "kaltblütigen Hinrichtung" so geschockt worden war, dass er Leyendecker sein trauriges Herz ausschütten musste, um wieder ruhig schlafen zu können.

Wie damals beruhen die Angaben des obersten Enthüllers der Republik auch diesmal wieder auf konkretem Abgeschriebenen aus anderen Zeitungen und schwammig Hinzufabuliertem. "Man habe gewusst", soll der "Zeuge" angegeben haben, dass die NSU "hinter den Morden an acht türkischen und einem griechischen Kleinunternehmer gesteckt habe". Der letzte Mord aus dieser Serie geschah 2006, die Ermordung der Polizistin Kiesewetter sogar erst 2007 - weshalb der angebliche Zeuge, wie Leyendecker schreibt, "für seine Unterstützung nicht mehr strafrechtlich belangt werden" kann, da "die Tat mittlerweile verjährt" sei, bleibt unklar: Die Verjährungsfrist dürfte in diesem Fall bei fünf Jahren liegen, die noch keineswegs vorüber sind.


Ein Land schreibt einen Thriller:
NSU: Verdacht auf Verjährung
NSU: Weniger hats schwer
NSU: Terrorwochen abgebrochen
NSU: Rechts, wo kein Herz schlägt
NSU: Was steckt dahitler?
NSU: Neue Spuren ins Nichts
NSU: Tanz den Trinitrotoluol
NSU: Der Fall Braun
NSU: Honeckers rechte Rache
NSU: Die Mundart-Mörder
NSU-Todeslisten: Sie hatten noch viel vor
NSU: Was wusste Google?
NSU: Kommando späte Reue
NSU: Die tödliche Bilanz des braunen Terror
NSU: Mit Hasskappen gegen den Heimsieg
NSU: Mordspur nach Möhlau

9 Kommentare:

Kurt hat gesagt…

Heute morgen zum Frühstück habsch Hans Leyendecker im DLF-Interview gehört. Ganz großes Kino des Sollentologen!

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1626184/

ppq hat gesagt…

den begriff solltologe sollte sich die anmerkung schützen lassen. das ist ein volltreffer

Die Anmerkung hat gesagt…

Ach so? Da gibt es dann aber noch die Grenzwissenschaften der Könntologie, Würdologie und Wärologie.

- könnte damit in Zusammenhang stehen...
- wäre dann ein nicht zu...
- würde eventuell

die in den letzten Wochen ebenfalls zu Ruhm gelangten, weil endlich mal in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

Ich wollt was ganz anderes sagen. Am besten gefällt mir ja in dem Artikel der Einstiegssatz, wo der Leyendecker selber zugibt, daß die mutmaßlichen Mörder von Uwe und Uwe aus dem Westen Unterstützung hatten. Ich habe das ja schon immer behauptet.

Muß man eigentlich ein verschwurbeltes Hirn mit sich rumschleppen, um so verschwurbelt schreiben zu können, oder muß man besonders schlau sein, um die Wahrheit verschwurbelt zu tarnen?

Ansonsten gehört das alles seit gestern in den Bereich des Spekulativen, wie ich direkten Drahtes vom Verfassungsschutz erfuhr.

ppq hat gesagt…

aber die unterstützung aus dem westen, von der er schrieb, wurde doch korrekterweise durch schläfer aus dem osten geleistet, oder habe ich da was übersehen? man muss doch als kind getopft worden sein, um nazi werden zu können, so las ich doch zuletzt wieder höufer.

alle anderen rechtsextremisten, also die aus dem westen, werden ja führer bei der npd in sachsen

eulenfurz hat gesagt…

Nach Sachsen? Wie enttäuschend! Läßt man die nicht rein in Neuschwabenland oder liegt dieses sowieso nur in jenen Kiezen, in welchen an den Wänden "Schwaben raus!" steht?

130 der Hardcore-Nazis sollen übrigens spurlos verschwunden sein, vielleicht haben sie auch nur einen neuen Auftrag und eine neue Identität bekommen. Aber eher nicht aus Neuschwabenland, sondern aus dem Rheinland.

Die Zahl 130 - schon wieder so ein brauner Geheimkot! Erinnert an den zuständigen Paragrafen.

Volker hat gesagt…

Wenn von Verjährung die Rede ist, würden wir ganz gern wisse, um welche Straftaten es geht.
Die Tatvorbereitung zum Mord ist Beihilfe und die verjährt (wie Mord) nicht.
Oder um welche Straftaten geht es?

Die Geschichte vom sich freiwillig meldenden Zeugen ist so glaubwürdig wie alle anderen „Beweise“. Der hat nach offiziellen Angaben was auf dem Kerbholz, das noch nicht verjährt ist. Anstatt still zu halten und Gras über die Sache wachsen zu lassen, geht der ohne Not zur Polizei und sagt „zu meinen noch nicht verjährten Straftaten sage ich nichts“.
So muss es gewesen sein. Die Geschichte wird uns von den selben erzählt, die auch von feuerfesten „handschriftlichen Aufzeichnungen“, „Tatvorbereitungsskizzen“ und „DVDs“ berichten.

ppq hat gesagt…

nöönöö, von beihilfe zum mord war nirgendwo die rede. beihilfe, um „ein Leben unter falscher Identität zu führen und unentdeckt Terroranschläge verüben zu können“ hieß es und/oder "unterstützung einer terroristischen vereinigung". das wäre nach 5 jahren verjährt

Kurt hat gesagt…

Jetzt hacken alle auf dem Erzgebirge herum.
Erzgebirge? Da war doch was. Genau!
Anton Günther (da wundert einen gar nichts mehr):

Heil eich, ihr deitschen Brüder!
Grüß Gott viel tausend Mol!
Auf, singt deitsche Lieder,
deß rauscht ve Barg ze Tol.
Denn's gilt ja onnrer Haamit
in alter deitscher Trei;
loßt's weit in Land nei klinge,
deß mer Arzgebirger sei.
Deitsch on frei wolln mer sei,
on do bleibn mer aah derbei,
weil mer Arzgebirger sei!

http://www.anton-guenther.de/aguenther/html/deitschon.htm

SOFORT DAS ERZGEBIRGE VERBIETEN!!!

Anonym hat gesagt…

Endlich ist sie raus, die Wahrheit über die NSU und die Hintergründe:
http://www.dasdossier.de/notizen/die-ganze-wahrheit-ueber-den-nsu