Montag, 28. November 2011

NSU: Tanz den Trinitrotoluol

Neue, große Sorgen um die bisher noch nicht entdeckten Mitglieder der sächsisch-thüringischen Kleinstarmee Nationalsozialistischer Untergrund. Nachdem Mitarbeitern der „Hamburger Morgenpost“ eingefallen war, dass aus einem Munitionsdepot der Bundeswehr vor zwanzig Jahren rund 40 Kilogramm Trinitrotoluol verschwunden sind, geht die Angst um, dass der als TNT bekannte Sprengstoff „in den Händen von Neonazis sein“ könnte.

Hinweise darauf gibt es: Mit zwei Kilogramm des Sprengstoff, den die Beatband AC/DC auffälligerweise ausgerechnet im Zschäpe-Geburtsjahr 1975 in einem Lied besang, ist möglicherweise vielleicht eventuell und man weiß es wieder noch nicht ganz genau, der Kölner Nagelbombenanschlag von 2004 verübt worden. Die Spur des Sprengstoffs führe, so guttenbergen zahlreiche Qualitätsjounralismusplattformen einstimmig, zu einem Bundeswehr-Munitionsdepot nahe Kahla nahe Jena und Zwickau. Hier könnte die NSU, damals noch minderjährig, sich versorgt haben, heißt es: Auch die von den Rechtsextremisten gebauten Rohrbomben, die 1998 in einer Jenaer Garage gefunden wurden, waren "mit dem TNT aus dem Bundeswehrdepot gefertigt" (dpa) worden.

Die Ermittler befürchten jetzt, dass auch die restlichen 38 Kilogramm Sprengstoff in den Händen von Neonazis sein könnten. Das hätte unter Umständen fatale Folgen: Selbst für einen theoretisch hochstabilen Sprengstoff wie Trinitrotoluol sind 20 Jahre bei unsachgemäßer Lagerung eine lange, lange Zeit. Zwar löst sich TNT kaum in Wasser und in Säuren, dafür reagiert es jedoch empfindlich auf alkalische Reize. Kommt der Explosivstoff mit wässrigen Lösungen von Alkalihydroxiden wie Natronlauge in Berührung, entstehen Abbauprodukte, die sehr viel empfindlicher auf Schlag, Reibung und Wärme reagieren als das relativ unempfindliche Reinprodukt. Auch durch bloße Lichtbestrahlung verliere TNT einen Teil des Stickstoffs und geht in eine dunkelgefärbte, sauer reagierende Substanz mit erhöhter Schlagempfindlichkeit über, warnen Experten.

Dadurch ist auch bei eventuellen Bränden die Detonationsgefahr von TNT wesentlich grösser als bei reiner Fertigware. Das vor 20 Jahren gestohlene TNT könnte einfach so explodieren, wenn etwa ein Bierflasche umkippt oder ein Hitlerfoto von der Wand der Tarnwohnung fällt, so die Sorge der Ermittler, die den Verdacht hegen, dass die NSU seit Jahren ein Sprengstofflager betreibt, das über keine Lagergenehmigung nach § 17 Sprengstoffgesetz verfügt. Damit sei nicht sichergestellt, dass die gesetzlich vorgeschriebene "Vorsorge gegen Gefahren für Leben, Gesundheit und Sachgüter Beschäftigter oder Dritter, insbesondere durch die den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprechenden Maßnahmen getroffen" sind. "Die Täter gefährden sich und andere", heißt es in mit der Materie vertrauten Kreisen, zumal der als NSU-Sprengmeister bekannte Uwe Böhnhardt von Rechts wegen nie die Voraussetzungen erfüllt habe, eine Genehmigung für den "Umgang und Verkehr, Einfuhr, Durchfuhr und Aufzeichnungspflicht" zu erhalten.

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5 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Man traut sich ja schon nicht mal mehr, die Presse anzufragen, wo sie ihre forensische Expertise abgeschrieben haben. Sicher waren die 40kg TNT mit einem Marker versehen. Nur wurde dies erst seit Mitte der 90er Jahre gesetzlich festgeschrieben und dann für plastisch verformbare Sprengstoffe, zu denen TNT wiederum nicht gehört.

Mit der massenspektrometrischen Untersuchung kann die Presse auch nichts anfangen.

Die liefert allerdings auch nur eine Wahrscheinlichkeit, sofern eine Charge des damals geklauten Sprengstoffes aufgehoben wurde. Damit ließe sich zumindest nachweisen, ob es aus dieser Produktionscharge stammen könnte, keinesfalls ob von der Bundeswehr.

Fragen über Fragen an die Experten der Schriftsetzerei und keine Antworten.

ppq hat gesagt…

du nimmst das aber auch wieder alles sehr genau. lass die jungs doch einfach mal träumen! jetzt ist die phase, wo alle das von den anderen abschreiben, was sie sich vor zwei wochen nicht getraut haben abzuschreiben. dadurch kommen zwar keine neuen erkenntnisse in die welt, aber die stille post gebiert doch neue unschärfen, die als neuer verdacht bei den ursprünglichen urhebern weiterverwertet werden können.

leider glaube ich zu spüren, dass das interesse des publikums nahezu erloschen ist. wenn jetzt nicht doch noch rauskommt, dass die es waren, die damals die adelheid streidel auf den lafo gehetzt haben, um dessen liebe zu sahra noch vorm keim zu ersticken. dann weiß ich nicht, wie das weitergehen soll.

eulenfurz hat gesagt…

Die lang ersehnten Sicherheitsgesetze werden schnell durchgewunken. Das freilich wäre Grund genug, noch lange wider den Stachel zu löcken und das aufgeblasene NSU-Gespinst über den Jahrmarkt zu treiben.

Die stattfindende Informationsverwirrung scheint aber auch System zu haben. Niemand weiß nichts, außer, daß niemand nichts weiß. Welch Wunder, daß sich alle gelangweilt abwenden.

Die Anmerkung hat gesagt…

Ich nehme das nicht genau, sondern möchte es verstehen.

Nehme ich einen Krimi zur Hand, dann ist der Plot meistens ziemlich hanebüchen, in sich gesehen jedoch logisch, konsistent und oft sogar aus der Reihe "spannend erzählt".

Nichts von alldem ist in den Dichtungen der Nachwuchs-Krimiautoren vorzufinden. Das ist es, was ich stört.

Ich habe keine Lust, mir den Krimi zum Ereignis auch noch selber aufschreiben zu müssen. Die kriegen einen Haufen Kohle für den Müll, dann sollen sie dafür gefälligst auch ein lesbares Produkt abliefern.

eulenfurz hat gesagt…

Die NSU-Story ist was für Spezis. War die Sache beim Mannichl noch stringent, so palavert heute jeder alles und die Lage ist verworren, weil nicht nur der große Schlangennazi, sondern eine ganze Nazi-Untergrundarmee mitsamt Verfassungsschutz und Berliner Antifa involviert sind.

Derweil werden schon soziologische Debatten darüber geführt, warum die braune Terrorszene den Pink Panther bevorzugt, hatte der doch einen jüdischen Erfinder. Und das, bevor überhaupt geklärt ist, wer das "Bekenner-Video" erstellt hat.

Immerhin haben sich die Bundestagsparteien geeinigt: Die Anti-Rechts-Gelder werden nicht gekürzt, dafür aber bleibt die Extremismusklausel bestehen, die SPD-Grün-Linke abschaffen wollten.

Ist doch fein, wenn der braune Terror soviel Gutes bewirkt, dann könnte eine bestimmte Klientel fast auf die Idee kommen, diesen künstlich zu beatmen.