Mittwoch, 1. Mai 2013

Mailosungen: Vermögen verteuern!


Die offiziellen Mai-Losungen 2013 sind da - klar, deutlich und unmissverständlich. Die 14 knappen, aufrüttelnden Sätze aus der Bundesworthülsenfabrik kommen einem Kampfprogramm gleich, das allen Bürgerinnen und Bürgen der europäischen Rettungspakete Richtschnur ihres Handelns sein muss:

1) Dem vereinigten Europa unser Herz, Hand und Hirn!

2) Schulden und Schuldensenkung als Wohlstandsmotor!

3) Steuersünder zur Schlachtbank!

4) Datenschutz ist Täterschutz!

5) Vermögen verteuern!

6) Nukleare Entsorgung im Dienste des Volkes im Konsens regeln!

7) Neue Technologien Voraussetzung für eine beschleunigte Steigerung der Mindestlöhne!

8) Naturschutz und Gewässerschutz in bewährter Einheit von Partei und Volk voranbringen!

9) Einführung einer bundesweiten Wertstofftonne - Schlüssel zu größerer Effektivität der Arbeit!

10) Neuer Schwung für Klimaschutz - alles für das Wohl des Volkes und den Frieden!

11) Diskussion über unkonventionelle Erdgasvorkommen verantwortlich gestalten!

12) Bürgerbeteiligung und Transparenz als Voraussetzung erfolgreicher Politik!

13) Lehren aus Rio: Neue Wege in der Europäischen und Internationalen Umweltpolitik!

14) Alle Kraft der Bildung!

15) Energiewende als Kernaufgabe moderner Umwelt- und Wirtschaftspolitik erfolgreich und effizient umsetzen!


13 Kommentare:

FDominicus hat gesagt…

2) Schuldensenkung als Wohlstandsmotor!


Und wie passt das in die andren Punkte? Kann ja wohl nur heißen

2) Mehr Schulden als Wohlstandsmotor

Aber vielleicht kann mir PPQ ja erläutern wie man mit mehr Schulden wohlhabender wird?

Die Anmerkung hat gesagt…

Wie, bitteschön, soll denn die 6) praktikabel gestaltet werden?

Das geht doch gar nicht.

ppq hat gesagt…

die kritik ist unangebracht! schuldensenkung als wohlstandsmotor ist logische folge der forderung, vermögen zu verteuern!!! ohne schulden keine vermögen, ohne vermögen keinbe schulden, das ist wie in der schule, wo vor der rechnung erstmal gekürzt wurde, auf beiden seiten der gleichung.

punkt 6 ist einfach umzusetzen, steht doch genau drin: einerseits muss "im dienst des volkes" gehandelt werden, andererseits hat das "im konsens" zu geschehen. skeptiker würden jetzt sagen, man hätte als mailosung auch "nukleare entsorgung auf die lange bank schieben" schreiben können. aber das klingt doch scheiße

Thomas hat gesagt…

16. Laßt uns endlich die Gans aufessen, von deren Eiern wir leben!

FDominicus hat gesagt…

"ohne schulden keine vermögen, "

Hä???
Habe ein Haus ohne Schulden und habe ein Haus mit Schulden, wer ist da vermögender?

ppq hat gesagt…

ich habe es jetzt geändert. aber grundsätzlich liegst du falsch. der größte teil der weltweit existierenden finanzvermögen (nicht dein haus, nicht dein auto, dein iphone, dein silberbesteck) existiert nur als versprechen. A glaubt, er habe eine million auf dem konto, in wirklichkeit aber hat sich B die geborgt, um ein hotel zu bauen.

oder die schulden der öffentlichen hand - sie verkörpern derzeit knapp die hälfte des vermögens der deutschen, denn die hälfte aller bundespapiere liegen in den depot von deutschen steuerzahlern.

bestechende idee: geht der bund pleite, nur mal so theoretisch, dann wären 100 % seiner schulden weg, die deutschen wären schuldenfrei. hätten aber nur die hälfte der verluste selbst zu tragen.

FDominicus hat gesagt…

Nur wenn ich Anleihen kaufe oder Geld verleihe. Dann gibt es selbstverständlich Schulden. Tatsache ist durch Schulden wird man niemals wohlhabend und vermögend. Vermögen ist das was übrig bleibt nachdem ich alle meine Schulden "bezahlt" hätte.

Und nein ich weiß, daß mein Geld auf der Bank nur eine Forderung darstellt, daß wissen vielleicht nicht so viele. Aber halte ich irgendetwas ohne Schulden was auch keine Forderung ist bin ich halt "vermögender". Im Endeffekt läuft es doch auf folgendes heraus.

Güter die man "hat" - Güter die man schuldet -> Vermögen....

Beispiel Haus 1000 VE. Schulden darauf 500 VE -> "vermögen" 500 VE (wenn denn der Wert zu realisieren wäre)

Das gleiche Haus 1000 VE ohne Schulden -> "Vermögen" 1000 VE (immer unter der Annahme die VE sind zu realisieren)

Ich weiß was Sie sagen wollen und grundsätzlich haben Sie bei einem Teil recht. Generell ist es aber eine falsche Aussage.

Nicht alle Vermögen bestehen aus Schulden von anderen (nur leider halten sich viele zu viele Verschuldete auch für Vermögende). Die Illusion mit "geliehenem" Geld den "dicken Max" zu markieren gelingt vielen sehr eindrucksvoll.

Darum kommt es ja immer wieder auch zu Schneeballsystem. Der schöne Schein und die "bittere" Realität.

Was aber noch passen würde.
30) Verdoppelung des Lohns = Verdoppelung des Vermögenes oder so ;-)

FDominicus hat gesagt…

5 würde ich ändern von
Vermögen verteuern (wie soll man das machen) zu
Vermögen versteuern. Das System weiß am Besten was die Untertanen "brauchen".

ppq hat gesagt…

ich glaube, wir reden da ein wenig aneinander vorbei. der wert der vermögen weltweit ist natürlich nur so hoch, wie er nach abzug der verbindlichkeiten ist. andererseits verkörpern eben diese verbindlichkeiten in einem großen maße das "gefäß", in dem die vermögen aufbewahrt werden, soweit es sich nicht um schuldenfreie sachwerte handelt.

japan ist das beste beispiel: hier decken sich staatsschulden auf der einen seite und finanzanlagen auf der anderen beinahe zu 100%

wir hatten vor jahren mal einen text dazu, der versucht hat, das zu beschreiben. die japaner sind sozusagen bei sich selbst verschuldet - würden alle jap. staatschulden gestrichen, ständen sie auch ohne große teile ihrer vermögen da.

deine version läuft ja eigentlich auf dieselbe these hinaus: ziehst du alle schulden von allen guthaben ab, bleibt logischerweise nur das, was an sachvermögen übrig ist, schuldenfreie häuser, bezahlte autos, ipods, couchgarnituren usw. zuzüglich bargeld (dessen wert dann aber fraglich wäre) plus gold, silber, geschmeide.

die losung "vermögen verteuern" finde ich tiefgründiger als "versteuern". es muss sich wieder lohnen, arm zu zu sein und das kann nur gelingen, wenn es riskanter, moralisch fragwürdiger und teurer wird, reich zu sein

so ist diese losung gedacht

Orwell hat gesagt…

Hehe, kleiner "Flash" in die Vergangenheit.... - jetzt hatt ich doch grad das Gebrüll der Einheizer bei den Berliner "1. Mai-Demonstrationen" 1989 vor der SED-Führung auf der Tribüne im Kopf... - wie gestern...

"DDR - Unser Vaterland! DDR- Unser Vaterland!"

-Frieden schützen! Demokratie auch in Nordkora verteidigen!

-Von den USA lernen heisst sichen lernen.

-Tod dem imperialistischen Atom!#

-Solidarität durch Lohnverzicht!

usw....^^

ppq hat gesagt…

ho-ho-hochfinanz!!!

Anonym hat gesagt…

Wer Schulden bezahlt verplempert nur sein Vermögen.

Spaß beiseite.
Ein Mangel an Denkfähigkeit erzeugt Worthülsen, welches noch keine Gefahr für Leib und Leben darstellt.
Gefährlich wird es, wenn die Verkünder von Hülsen sich ihrer vorzüglichen geistigen Gesundheit rühmen und sich in Machtpositionen befinden.

Dann sollte man schleunigst das Weite suchen und Hülsenfrüchte pflanzen.

Karl_Murx hat gesagt…

@ppq:

ich glaube, wir reden da ein wenig aneinander vorbei.

Das Gefühl habe ich auch. Vielleicht sollte man sich vorher besser über die Definition der Kategorien einig werden. Reden wir nun über die volkswirtschaftliche oder betriebs-, d.h. einzelwirtschaftlichen Aspekte?

der wert der vermögen weltweit ist natürlich nur so hoch, wie er nach abzug der verbindlichkeiten ist.

Das ist der einzelwirtschaftliche Aspekt, wo Vermögen und Verbindlichkeiten saldiert werden.

andererseits verkörpern eben diese verbindlichkeiten in einem großen maße das "gefäß", in dem die vermögen aufbewahrt werden, soweit es sich nicht um schuldenfreie sachwerte handelt.

Das ist etwas unklar formuliert. Die volkswirtschaftliche Betrachtungsweise setzt sich von der oben genannten Betrachtungsweise ab und sieht beide Seiten von Schulden bzw. eines Schuldverhältnisses. Jemandes Schulden sind logischerweise immer jemandes Forderungen. Demzufolge sind auch Schulden (in Form von Zins und Tilgung) auch immer irgendjemandes Vermögen. Reine Bilanzlogik, von der einzelwirtschaftlichen Betrachtungsweise abstrahiert. So gesehen entstehen Vermögen sowie allgemein Geld immer aus Schuld- respektive Kreditverträgen, meist zwischen Banken und Nichtbanken. Mit diesen Wert- bzw. Schuldpapieren, die sie mit ihren Kreditnehmern abgeschlossen haben, gehen Banken zu ihren jeweiligen Notenbanken und hinterlegen sie dort als Sicherheit für die Verleihung von Geld, das einzig die Notenbanken emittieren dürfen, um das dann wieder zur Verleihung neuer Kredite zu benutzen. Die Rückzahlung eines Kredites bedeutet immer die Vernichtung von Vermögen und von Geld.

japan ist das beste beispiel: hier decken sich staatsschulden auf der einen seite und finanzanlagen auf der anderen beinahe zu 100%

Damit ist wohl gemeint, daß die Japaner (Privathaushalte, Unternehmen, öffentliche Körperschaften) zum größten Teil an sich selbst, d.h. an einheimische Gläubiger verschuldet sind. Für den Zugriff auf den Schuldner ist das entscheidend, ebenso wie den Zugriff auf so geschaffene Vermögen auf der Gläubigerseite. Entsteht letzteres im Inland sowie in einheimischer Währung, bedeutet das zwar eine höhere Verbindlichkeit für den einheimischen Kreditnehmer, aber gleichzeitig auch eine Forderung und damit ein höheres Vermögen des gleichfalls inländischen Gläubigers.

wir hatten vor jahren mal einen text dazu, der versucht hat, das zu beschreiben. die japaner sind sozusagen bei sich selbst verschuldet - würden alle jap. staatschulden gestrichen, ständen sie auch ohne große teile ihrer vermögen da.

Stimmt. Allerdings haben die Japaner gleichzeitig auch ein hohes Auslandsvermögen durch deren hohen Investionen dort in der Vergangenheit. Das hält sie auch jetzt noch kreditwürdig.