![]() |
Nur wer gemäß der neuerfundenen Kategorie "frisch geimpft" ist, darf die Maske auf dem Parkplatz absetzen. |
Er mag es gesagt haben, aber so gemeint? Nein. Dass der Entwurf des neuen Infektionsschutzgesetzes den Eindruck nahelegt, es sei genau so gemeint gewesen, diesen Eindruck hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach vehement zurückgewiesen. Nur weil dort festgelegt wird, dass die Sonderrechte zur Freistellung von der Befolgung bestimmten unbestimmter Kontroll- und Sicherungsauflagen für vollständig Geimpfte künftig nur noch dann gelten, wenn deren letzte Impfung nicht länger als drei Monate zurückliegt, dürfe niemand behaupten, dass sich darin der Wunsch der Bundesregierung ausdrücke, jede Bürgerin und jeder Bürger solle sich künftig und bis ans Ende aller Zeiten einmal im Quartal seinen "Pieks" (Lauterbach) abholen.
Sommer ohne Risiko
Der sogenannte "zweite Booster", eine Impfung, von der das eigentliche Fachgremium Stiko abrät, hält der gerade an Corona erkrankte frühere CDU- und heutige SPD-Politiker für wichtig, "wolle man den Sommer ohne das Risiko einer Erkrankung genießen". Lauterbach selbst hat sich längst seine 4. Impfung geholt, er ist derjenige im Land, der immer noch sicher ist, dass "die verfügbaren Impfstoffe zuverlässig davor schützen, an Covid zu erkranken oder infolge einer Corona-Infektion zu sterben", weshalb er als "Arzt" (Lauterbach über Lauterbach) "in Absprache natürlich mit dem Hausarzt auch Jüngeren die Impfung empfehlen".
Zumindest für drei Monate würde so viel Folgsamkeit und Vertrauen in den guten Rat des Ministers die "frisch Geimpften" freistellen von der Verpflichtung, wie alle anderen eine Maske zu tragen. Dazu haben Lauterbach und sein FDP-Kollege Marco Buschmann sich im dritten Pandemiejahr eine neue Fach- und Sachkategorie ausgedacht: Der "frisch Geimpfte", bislang jemand, der zwar "gepiekst" (Jens Spahn), aber noch nicht vollständig "immunisiert" (Lauterbach) war, ist nun eine Person, deren "dritte oder eine weitere Impfung höchstens drei Monate zurückliegt".
Zuverlässig geschützt
Obwohl "die verfügbaren Impfstoffe zuverlässig davor schützen, an Covid zu erkranken oder infolge einer Corona-Infektion zu sterben" (Lauterbach) hat man nämlich nur "dann eine gute Wahrscheinlichkeit, dass der Geimpfte selbst gut geschützt und nicht so stark ansteckungsgefährdet ist wie jemand, der länger zurückliegend geimpft ist oder nur eine Impfung hat" (Lauterbach).
So ist das, ganz genau so, oder anders. Alles eine Frage des Wochentages. Karl Lauterbach will keineswegs missverstanden werden. Selbstverständlich sieht der "Corona-Fahrplan" (Der Westen) der Bundesregierung eine kleine Motivationshilfe vor, damit sich im Winterhalbjahr möglichst viele Menschen ihre dritte, vierte, fünfte oder auch sechste Impfung holen. Sollten es aber zu viele werden, die sich dauernd "frisch" impfen lassen, um die sonst fällige Masken- und Testpflicht im öffentlichen Leben zu umgehen, dann werde man allerdings gezwungen sein, die Ausnahmen für "frisch Geimpfte" wieder aufzuheben. Denn: "Von einem frisch Geimpften geht selbst dann ein relativ geringes Infektionsrisiko aus, wenn er keine Maske trägt", so Lauterbach. Seien es aber zu viele, dann "machen wir die Ausnahme dicht".
Wie aus einem Guss
Eine Politik wie aus einem Guss. Für frisch Geimpfte soll die Maskenpflicht entfallen, außer im Fall, dass zu viele Menschen sich durch diese Regelung motivieren lassen, sich aller 90 Tage neu impfen lassen. Medizinisch sei eine Impfung aller drei Monate selbstverständlich "unsinnig" hat Karl Lauterbach Fachkollegen zugestimmt und Vorwürfe energisch zurückgewiesen, die geplante Gleichstellung von dreifach Geimpften mit Ungeimpften ab Oktober" ignoriere wissenschaftliche Erkenntnisse, wonach "Geimpfte selbst gut geschützt" seien und "nicht so stark ansteckungsgefährdet ist wie jemand, der länger zurückliegend geimpft ist oder nur eine Impfung hat" (Lauterbach).
Alles nur Missverständnisse, befeuert von den Feinden des Gesundheitsministers, der als Mann klarer Worte immer nur das eine meint, wenn er auch zuweilen etwas anderes zu sagen scheint. Karl Lauterbach will nicht missverstanden werden und schon gar nicht hat er jemals behauptet, dass nur frisch geimpft gut geimpft sei und deshalb belohnt werden solle, damit der Impfstoffberg abgebaut wird, den den die deutsche Pieks-Müdigkeit stoisch in den Himmel wachsen lässt. Fakt ist für Karl Lauterbach. die vierte Impfung ist gut für alle, jeder sollte sie haben, manche aber sollten noch warten, dann aber handeln, das rate er als Arzt, nur nicht zu viele, davon rate er "absolut" ab. "Lauterbach empfiehlt vierte Impfung", zitiert das ZDF, nie habe der Minister "eine vierte Impfung für alle propagiert", stellt die "Tagesschau" richtig.