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Martin Schulz ist angetreten, alles für das berühmte arme Mädchen mit der roten Jacke zu tun. |
Mehr Gerechtigkeit, das ist, ganz wolkig, der Kern der Marke Martin Schulz, den der kommende SPD-Kanzler gern an den Wähler verkaufen würde. Vor allem mit scharfer Kritik an millionenschweren Boni für für Manager und Plänen für höhere Steuern versucht der neue Mann an der Spitze der deutschen Sozialdemokratie, die Gesellschaft entlang einer gefühlten Wohlstandsgrenze zu spalten: Wer weniger hat, soll neidisch sein auf den, der mehr hat. Und Schulz wählen, der immer zugesehen hat, dass er zu Letzteren gehört, dabei aber wirken will, als sei er einer von den Ersteren.
Wie einst Franz Müntefering mit seiner populistischen Managerschelte zielt auch Schulz mit seiner Pauschalkritik nicht auf Manager, sondern auf Wählerinnen und Wähler. Aus dem Bauch heraus sollen die Schulz glauben, dass die SPD unter seiner Führung dafür sorgen wird, überzogene Gehälter und ausufernde Bonuszahlungen zu stoppen.
Wie wahrscheinlich das ist, zeigt das aktuelle Beispiel der SPD-Politikerin Christine Hohmann-Dennhardt, die nach der Enthüllung des Abgas-Skandals in den VW-Vorstand geholt wurde, um dort beispielhaft für "Recht" und "Integrität" zu stehen. Nach nur einem Jahr verlässt die frühere hessische Landesministerin den Autobauer nun wieder. Ausgestattet mit einer Abfindung in Höhe von knapp zwei Jahresgehältern zusätzlich zu dem einen Millionengehalt, das sie verdient hat. Zusammen macht das nach Zeitungsberichten mehr als zwölf Millionen Euro für ein Jahr Vorstandstätigkeit.
Ein Fall für Martin Schulz? Aber nein. Zwar ist der kommende Gerechtigkeitskanzler sogar „Ehrenmitglied der VW-Belegschaft“ (WAZ), doch zur üppigen Bezahlung seiner Parteigenossin durch den Wolfsburger Konzern hat sich der Spezialdemokrat nicht geäußert. Es fiele ihm auch nicht leicht, ist doch sein SPD-Kollege Stephan Weil als niedersächsischer Ministerpräsident Mitglied im Aufsichtsrat der Volkswagen AG und zudem noch im Präsidium des Aufsichtsrats vertreten.
Und weil Martin Schulz Niedersachsen braucht, um die SPD im Herbst zur stärksten Partei zu machen, verklingt der Ruf nach Gerechtigkeit ganz schnell.