Seit das Virus grassiert, haben sich ganz unterschiedliche Gruppen von Menschen radikalisiert. Menschen in Funktionsjacken, Menschen in Yogahosen, Menschen von nebenan.
Die Süddeutsche Zeitung definiert den aktuellen Stand der Radikalisierung
Seit das Virus grassiert, haben sich ganz unterschiedliche Gruppen von Menschen radikalisiert. Menschen in Funktionsjacken, Menschen in Yogahosen, Menschen von nebenan.
Die Süddeutsche Zeitung definiert den aktuellen Stand der Radikalisierung
![]() |
Ägypten ist mit nur 150.000 Infektionen und knapp 9.000 Toten kaum von Corona betroffen. |
Räder mussten rollen für den Sieg, aber das ist lange her. Heute sind es Bälle, die rollen müssen, selnbst in der "größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg" (Angela Merkel). Die ist nur durch einen totalen Krieg gegen zwischenmenschliche Kontakte einzuhegen. Doch wenn niemand mehr mit niemandem Kontakt haben darf, insoweit ist die Wissenschaft sich ausnahmsweise vollkommen einig, dreht der Bürger*in durch. Nicht jeder da draußen, drinnen eingesperrt durch Eindämmungsverordnung Nummer 99, kann lesen. Nicht jeder hat ein Buch oder ein Instrument daheim. Und viele haben Netflix und Amazaon Prime, die wahren Gemeinsinnsender der Seuchenzeit, im elften Monat der Pandemie bereits einmal komplett durchgeschaut.
Es war deshalb von Anbeginn an nicht nur im politischen Berlin klar, dass den professionellen Gladiatorenspielen der großen Fernsehsportarten eine Sonderrolle im Kampf gegen "den Virus" (Armin Laschet) zukommen muss. Natürlich wäre es der Bundesregierung, die mit einer winzigen Handbewegung Millionen von Gaststätten, Restaurants, kleinen Läden und großen Handelsketten, Hotels und und Veranstaltungsbetriebe zu retten vermag, ein Leichtes gewesen, das bisschen Fußball-Bundesliga, den Basketball, das Eishockey und den wegen seiner rassistisch konotierten Grundausrichtung ohnehin in der Kritik stehenden Wintersport mit November-, Dezember- und 2021-Hilfen am Leben zu halten.
Aber dazu kam es nicht. Stattdessen folgte auf eine kurze Zwangspause im Frühjahr die Erfindung der Systemrelevanz des Profisportes. Gekleidet in die Illusion einer angeblichen "Blase", in das Virus keinesfalls eindringen könne, zieht der Seuchenzirkus des Spitzensports seitdem unverdrossen durch Land, Kontinent und Welt, ein letzter Rest Normalität, der gebraucht wird, die Fernsehabende des Volkes zu füllen und Nachrichten zu produzieren, um die Corona-Trump-Tagesschau versöhnlich abzurunden. Es wird Skigesprungen wie in der alten Normalität, es wird beim Biathlon geschossen und beinahe jeden Abend natürlich Fußball gespielt.
Und nun eben auch Handball. In Ägypten, einer Halbdiktatur, die Homosexualität verbietet und Regierungsfeinde foltert und einsperrt, seit ein Militärputsch eine rechtmäßig gewählte Islamisten-Regierung gestürzt hat, findet mitten in der "größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg" (Angela Merkel) die größte Handball-WM aller Zeiten statt. 32 Mannschaften, zwei davon wegen zahlreicher Corona-Fälle nur kurz vor Anpfiff noch gegen willige Nachrücker ausgetauscht, werfen um die Wette um einen Titel, geborgen in der Sportlerblase inmitten eines Landes, dem es auf geheimnisvolle Weise gelungen ist, sogar noch deutlich besser durch die Corona-Pandemie zu kommen als das von der ganzen Welt bewunderte Deutschland.
Das Turnier ist eine Farce, nicht nur wegen der Nachrücker, der Absagen einzelner Spieler aus Angst vor dem Virus und den fehlenden Zuschauern, sondern auch wegen der absurden Aufblähung des Teilnehmerfeldes, professionell trainierende Sportler auf Volkssportvertretungen voller übergewichtiger Freizeitwerfer treffen lässt. Die ersten Ergebnisse des "Weltturnieres" sehen aus wie ein Witz. 43:14, 51:29 und 38:19 stehen da, von Fachleuten kommentiert als wären sie richtig ernstgemeint. Wirklich ernst aber ist nur das Beispiel, das das gespenstische Sporttheater der Coronaleugner dem Fernsehvolk daheim vermittelt. Während die am esten gar nicht mehr aus dem Haus gehen sollen, bejubeln die Kommentatoren im Gemeinsinnfunk die tolldreisten Kempa-Tricks im Kampf gegen die Seuche.
![]() |
Deutschlands Impfkurve ist beruhigend grün. |
Der Sturm auf den Reichstag wurde einem jetzt gefundenen Youtube-Video zufolge bereits 2017 zum ersten Mal geprobt - generalstabsmäßig.
Der Nachmittag des 30. August 2019 markierte eine Zeitenwende für Deutschland, die noch lange in Erinnerung bleiben wird. Im Schutz der Grundrechte, bewaffnet mit Fahnen, Flaggen und Smartphones, zogen rechtsradikale Aktivisten, Corona-Leugner und Querdenken angeführt von einer bewusst harmlos und verwirrt wirkenden süddeutschen Heilpraktikerin zum Reichstagsgebäude, dessen Außentreppen sie ohne behördliche Genehmigung betraten. Nur dem Heldenmut einer Handvoll wackerer Polizeibeamten war es zu verdanken, dass der Reichstag nicht wie am 30. April 1945 gestürmt wurde.
Eine Schicksalsstunde für die junge deutsche Demokratie, die sich erstmals wehrhaft zeigen musste gegen den Ansturm totalitär infiltrierter Verweigerer der Teilnahme an den Coronamaßnahmen und Aufwiegler gegen die vielfältigen Eindämmungsverordnungen. Zurück blieb ein Bild der Verwüstung, das tagelang durch alle Medien ging: Schreiende, zeternde selbsternannte Demonstranten. Eine Staatsmacht, zusammengeschrumpft auf drei verblüffte Wachtmeistergestalten. Verheerender Sachschaden in Form von Schmutz und Unrat auf den Reichstagstreppen und den asozialen Netzen. Und ein Schock, der die Deutschen zurückversetzte in den unseligen Tage des Reichstagsbrandes, als sich eine Diktatur selbst ermächtigte, ihre Feinde "auszumerzen", wie es Franz Müntefering, ein später Zeitgenosse der Tragödie, sein ganzes Leben lang immer wieder im Mund führte.
Es war der größte Neonazi-Angriff seit den Neunzigern, fast ein halbes Jahr ist das nun her. Eigentlich eine lange Zeit für die Strafverfolgung, wenn die Tatverdächtigen schon wenige Stunden nach der Attacke auf die Herzkammer der Demokratie und identifiziert wurden. Immerhin hatten die Behörden fast 500 Straftaten und Ordnungswidrigkeiten registriert, 59 Polizisten waren nach einem Bericht des "Tagesspiegel" verletzt, obgleich eigentlich nur drei die gesamte Verteidigung hatten schultern müssen.
In den Tagen nach dem schändlichen Geschehen traten denn auch auf nahezu allen allen Kanälen die zuständigen Fernsehgerichte zusammen. Es herrschte ausnahmsweise Einigkeit darüber, dass der „aufwieglerische Landfriedensbruchs“, angeführt von der Heilpraktikerin Tamaka K., nicht ohne rechtliche Konsequenzen bleiben dürfe. Nach schnellen, harten Urteile, die Nachahmer abschrecken, verlangte das Land, so sehr, dass nach Angaben des viertelstaatlichen Portals T-Online nicht nur wie üblich Staatsanwaltschaften ermittelten, sondern erstmals in der deutschen Geschichte Gerichte.
Trotz all dieser titanischen Anstrengungen des Rechtsstaates aber fehlt es bislang an Ergebnissen. Nicht nur sind ausweislich der bundesweiten und regionalen Schlagzeilen noch immer nicht alle Täter verurteilt, nein, auch die Prozesse laufen nicht schleppend. Sondern überhaupt nicht. Nicht ein einziger Staatsfeind vom Reichstagssturm konnte bisher angeklagt werden, niemand kam auch nur mit einer Bewährungsstrafe davon, wie das in Fällen von besonders schweren Landfriedensbruchs zuweilen vorkommt.
Und nicht nur das. Auch die betroffenen Bundestagsabgeordneten warten noch immer auf Aufklärung aller Hintergründe. Bis heute haben die Behörden in Berlin, aber auch die Ermittler in den Herkunftsbundesländern der identifizierten mutmaßlichen Rädelsführer und Mittäter in keinem einzigen Fall Erkenntnisse über die Organisationsstruktur des Angriffs vorgelegt. Gab es wie üblich in der Leugner-, Hetzer- und Hasserszene Vernetzungen? Absprachen? Verbindungen ach Thüringen oder Sachsen? Zum NSU oder gar, manche gezeigte Fahne legte es nahe, ins feindliche Ausland?
Die Ergebnislosigkeit der anfangs noch großangekündigten Ermittlungen ist frappierend. Schaut der Rechtsstaat hier vielleicht wieder weg? Ist er auf dem rechten Auge blind, trotz aller Warnungen? Dabei gab es zumindest in den ersten Tagen nach dem - einem jetzt aufgetauchten Youtube-Video zufolge (oben) bereits 2017 geprobten - Sturm Hinweise genug: Mobilisierungen in Chatgruppen und Videoaufnahmen bei Youtube, Bekennerinterviews und eine Lageeinschätzung der Berliner Behörden, die schon Tage vor der demonstrativ großangelegten Querleugner-Demonstration darauf hingewiesen hatten, dass bundesweit Rechtsextreme, Corona-Maßnahmengegner, Querfrontler und Esoteriker anrücken würden.
Was ist da los? Was läuft da falsch? Weshalb fassen die sonst so kritischen Großmedien nicht nach? wo ist Schäuble, was sagt die Reichstagspolizei? Weder für Tatjana K., im Spätsommer für einige Tage die Staatsfeindin Nummer 1, noch für die nach Veranstalterangaben Millionen weiteren Neonazis, die Großberlin am 29. August verwüsteten, haben die bisher ausgebliebenen Anklagen, Prozesse und Urteile bisher schwerwiegende Konsequenzen gehabt.
Die Wunde in der Hauptstadt dagegen bleibt offen, sie klafft nicht nur als Baugrube rings um das von der Abgeordnetenzahl her größte Parlament der demokratischen Welt. Nein, nach den Aussagen zahlreicher Augenzeugen, denen sich die schrecklichen Szenen aus "Tagesschau", "Tagesthemen" und "Morgenmagazin" unauslöschlich ins Hirn gebrannt haben, reicht sie tief ins demokratische Selbstverständnisses eines Staates, der sich selbst immer als wehrhaft beschreibt. In der Stunde der Bewährung aber vor seinen Feinden zurückzuweichen scheint.
![]() |
Viel prächtiger als noch zuletzt bei Trump setzte Bidens Inaugurationsfeier ein Hoffnungszeichen für die ganze Welt. |
![]() |
Greta Thunberg kennt den Schuldigen, die früher prominente Klimaikone traf Ursula von der Leyen erst im vergangenen Jahr. |
Aus dem Inneren betrachtet tödlich für viele Tausende, aber ein wenig Schwund ist immer, gerade im Altenheim. Während sie sich in Berlin und Brüssel und in den Redaktionsgroßraumschiffen in München und Hamburg noch demonstrativ die Bäuche hielten über die irrsinnigen Aussagen des US-Präsidentenn dass es bis zum Jahresende einen Impfstoff geben werde, kaufte der Maga-Egozentriker Trump, dieses Scheusal, dieser Demiurg und Hassprediger, alle Impfstoffe weg. Als die EU kam, mittlerweile stand Deutschland schon vor dem legendären Wellenbrecher-Lockdown, der Weihnachten retten sollte, war es zu spät. Wieder einmal.
Doch unverdrossen kaufte man, was noch übrig war und man kaufte es zusammen, so dass absehbar keiner genug bekommen würde. Eine ausgeklügelte Strategie von perfider Eleganz, die auf Bilder statt auf Spritzen setzte. Auf allen Kanälen liefen die packenden Reportagen vom Bau der gewaltigen Impfzentren, wie ein Breitbandantibiotikum zeigten sie überall die ersten Impfungen, immer wieder und wieder die Oma mit dem Piks, der wackere Impfarzt, die Hoffnungsbotschaft, bis sich auch der Letzte im heimischen Lockdownliegestuhl schon fast wie immunisiert fühlte.
Echt geimpft wurde eher weniger. Doch Europa, wie sich die EU-Staaten selbst am liebten nennen, lässt sich nicht verrückt machen oder unter Druck setzen. Alles läuft nach Plan, kurzzeitige Planänderungen amerikanischer Großkonzerne ändern nichts an der grundsätzlichen Genialität des Konzepts, die EU-Mitgliedsstaaten nicht nach deren selbstgefühlten Bedarf, sondern nach den Grundsätzen der Gleichbehandlung beliefern zu lassen. Griechenland und Finnland, mit Inzidenzwerten um 40, bekommen nun genauso wenig Impfstoff wie Irland, Tschechien und Portugal mit Inzidenzen von 500 aufwärts.
So geht Gerechtigkeit auf europäisch, die nicht nach dem größten Primärnutzen schaut, sondern stets die zweite Ebene mitdenkt und den sekundären Gewinn kühl einkalkuliert. Gerade nach dem Ausscheiden der Briten, die derzeit versuchen, die EU durch fieberhaftes Impfen selbst in den Nächten zu beschämen, ist es wichtig, ein "Zeichen" (Ursula von der Leyen) zu setzen: Alle oder keiner, no patria o muerte! Lieber spät als so wie die!
Im Europäischen Parlament, in Seuchenzeiten mehr noch als sonst ein Ort, der halb wirkt wie der Planetenbundestag in "Star Wars", halb wie ein von allen guten Geistern verlassenes Haus, das von Anfang an viel zu groß konzipiert worden war, verbreiten Abgeordnete fake news über gelähmte Gesichter nach der Impfung, über ausreichende Mengen von Vakzinen, die bestellt wurden, und über eine insgesamt prima angelaufene Impfkampagne in der Union. Ein Prozent der Bürger sei sogar schon geimpft, jubiliert ein Abgeordneter aus Deutschland, und das nach nur knapp einem Monat!
Weitere 99 Monate dieser Art "Geschlossenheit" (EU-Kommission), und dem Virus ist der Garaus gemacht, noch ehe das Jahr 2030 anbricht. Dem Parlamentarier, einem Grünen, ist angesichts dieser Perspektiven besonders wichtig, dass Europa rechtzeitig zu teilen beginnt. Auch anderswo und sowieso auch überall sonst müsse geimpft werden. "Corona besiegen wir nur global", ruft er aus dem Kellerstudio.
Die Pandemie erscheint plötzlich als Gelegenheit, alles zu tun, das sich in gewöhnlichen Zeiten nicht durchsetzen ließe. Die Probe des Belagerungszustandes, das Hochfahren einer Propagandamaschine sowjetsozialistischer Dimension, die Herstellung medialer Einstimmigkeit und eine Schuldenorgie, die auf den Kreditbetrag aus 2.000 Jahren Menschheitsgeschichte noch einmal ein Drittel der Schuldsumme binnen eines Jahres draufpackt - das sind historische Errungenschaften. Aber vielleicht geht da noch mehr, vielleicht ist das die Chance, überhaupt alles abzuschaffen, was noch am Durchregieren hindert: Gesundheit, einer der letzten Bereiche, die in der EU in nationaler Hoheit verblieben sind, könnte zur Gemeinschaftsaufgabe werden, dauert Corona nur noch lange genug.
Zugleich verwandeln sich die von den europäischen Verträgen verbotenen gemeinsamen Schulden vom Ausnahmetatbestand in eine "neue Normalität" (Olaf Scholz) und der bei aller Geschmeidigkeit der Aktiven doch immer auch ein wenig lästige Parlamentarismus tritt ganz hinter die Entscheidungskompetenz kleiner Hinterzimmerrunden zurück, die sich Europäischer Rat oder Corona-Kabinett nennen. Nur so ist es möglich, binnen von nur drei Wochen nach dem durchschlagenden Erfolg der gemeinsamen EU-Impfstrategie den "Kraftakt" (Tagesschau) zu leisten, mit dem die "EU-Kommission den stockenden Impfprozess in Europa in Gang" bringen will.
Geplant ist dazu übrigens eine "neue Impfstrategie der EU", die vorsieht, "dass klare und transparente Lieferfahrpläne mit den Herstellern vereinbart werden". So einfach ist das manchmal, wenn alle an einem Strang ziehen und nur immer mal wieder über die Richtung sprechen müssen, in die gezogen werden soll.
![]() |
Impfweltmeister, wie stolz das klingt: In acht Jahren könnten alle EU-Bürgerinnen geimpft sein. |
![]() |
Kai Eisele beim Comeback und nach seiner finalen Rettungstat. |
Dieser Held war gar nicht bestellt. Aber so wie das Spiel des Halleschen FC gegen den SV Waldhof Mannheim läuft, ist dieses Ende nur logisch. 90.Minute, einmal mehr läuft ein halbherzig vorgetragener Angriffsversuch der ermatteten Gastgeber bis etwa auf Höhe der Mittellinie, ehe ein Gästespieler dazwischengeht. Der Gegenzug versandet an der Grundlinie des HFC, der Ball springt zur Ecke ins Aus und ehe die in Rot und Weiß aufgelaufenen Männer von HFC-Trainer Florian Schnorrenberg sich sortiert haben, ist die Ecke schon ausgeführt. Sie kommt zentral vor das Tor von Kai Eisele, der für den verletzten Sven Müller den letzten Mann gibt. Abwehrchef Stipe Vucur köpft, aber einmal mehr zentral in die Mitte. Fernschuss, Pfosten, Nachschuss, Eisele, Kerze. Vucur ist da und köpft ins Toraus. Abpfiff.
Die Männer in Rotweiß feiern Eisele, der dem Halleschen FC gerade einen Punkt gerettet hat, den an diesem Tag weder Gast noch Gastgeber verdient gehabt hätte. Denn das mittlere Spiel der englischen Woche ist eine der fürchterlichen Begegnungen, in denen allen alles schiefzugehen scheint.Pässe kommen nicht an, Spieler rutschen weg, während sie versuchen, aufs Tor zu schießen. Alles ist Gegurke, Gekrampfe, Gezerre und Geschiebe, ohne dass eine Mannschaft sich einen sichtbaren Vorteil erarbeiten kann,. Der HFC versucht es zwar, doch Mannheim beschränkt sich darauf, alles zu zerstören, was über drei Stationen geht.
Nur ganz zu Anfang sieht es ein bisschen so aus, als wolle der HFC sich nach der blamablen Hinrichtung durch den Nachwuchs des FC Bayern am Wochenende gleich wieder in den Sattel schwingen und das 0:4 vergessen machen. Ohne sich Chancen zu erarbeiten, dominieren die Hallenser das Spiel. Und in der 22. Minute ist es Rückkehrer Braydon Manu, der für den ersten Strich auf der Statistiktafel sorgt: Zum ersten Mal geht der Mann mit der 28 auf seiner rechten Seite durch. Doch sein Schuss streicht am Tor vorbei.
Der Rest ist Fußballarbeit der unansehnlichen Art. Julian Derstroff, wegen der Gelbsperre von Terrence Boyd Träger aller Hoffnungen auf das zweite HFC-Tor seit kurz vor Weihnachten, steht komplett neben sich. Antonios Papadopoulos ist fleißig, aber immer wieder zu langsam. Die linke Angriffsseite liegt brach, auf der rechten stolpert sich Manu den Ball selbst vom Fuß. Es dauert bis zur 62. Minute, bis es endlich mal wieder nach Torchance riecht: Michael Eberwein, als direkter Boyd-Vertreter in die Sturmspitze beordert, zieht zum ersten Mal gefährlich ab. Trifft aber nicht ins Netz, sondern Mannheim-Keeper Timo Königsmann mittig.
Die Schwarzblauen aus Baden-Württemberg haben bis dahin nach vorn noch gar nichts unternommen - und im Grunde werden sie das auch nicht mehr. Ihnen geht es wie ihrem Gegner: Es kommt kein Spielfluss zustande. Und nicht einmal das klappt. So sehr die 22 Spieler auch zu wollen scheinen, es ist nur Leerlauf im Lockdown, eine Lähmung aller Fußballmuskeln, die jeweils einzusetzen scheint, wenn ein Akteur die Mittellinie überschreitet. Hinter der regiert König Zufall, die Bälle fliegen hoch und weit, aber selbst aus vielversprechenden Freistoßpositionen und getreten von eigentlich ausgewiesenen Experten wie Janek Sternberg nur tief und umstandslos auf den Fuß eines Abwehrspielers.
Noch tiefer ist nur das Niveau an diesem Abend, so niedrig sogar, dass es nur als Übung in Demut zu ertragen ist. Niemand bei den Blauschwarzen hat die Absicht, ein Tor zu schießen. Niemand bei der Rotweißen sieht aus, als habe er eine Vorstellung, wie es gehen könnte. Schnorrenberg, der das Zuschauen immerhin bezahlt bekommt, hat den emsigen, aber glücklosen Manu zur Halbzeit schon vom Platz genommen. In der zweiten Halbzeit folgen der noch unglücklicher agierende Marcel Titsch-Rivero und der nach einem Foul verletzte Julian Derstroff. Doch auch der junge Laurenz Dehl und HFC-Rekordspieler Toni Lindenhahn vernögen es nicht, der verkorksten Partie Struktur und dem HFC-Spiel eine Richtung zu geben.
Zum einzigen Helden an diesem Abend wird so Kai Eisele, der vielkritisierte frühere Stammkeeper, der den Ball in 90 Minuten nur dreimal zu fangen hatte und das - abgesehen von einer Situation - souverän tat. Seine Parade in der Nachspielzeit rettet dem HFC einen Punkt, den er nicht verdient hat, gegen einen Gast, dem er noch weniger zustehen würde, wäre die Fußballwelt gerecht. Das Beste an Eiseles Tat in höchster Not ist vielleicht die psychologische Wirkung: Ein Spiel, das man hatte gewinnen wollen, um vielleicht doch noch Richtung obere Tabellenhälfte schauen zu können, wurde wenigstens nicht in letzten Sekunde verloren. Beim derzeitigen Zustand des HFC, der in den fünf Spielen zuvor nur vier Punkte geholt hatte, fühlt sich das wiederum fast wie ein Sieg an.
![]() |
PPQ-Kolumnistin Svenja Prantl freut sich bereits auf den Besuch der Mitarbeiter der Arbeiter- und Bauerninspektion, denn sie hat nichts zu verbergen. |
Es waren dann doch die erwartet drastischen Maßnahmen und wie erwartet hatte es sich bei den angekündigten Ausgangssperren nur um die berühmte Holzwurst gehandelt: Ein Hunde, die auf die beißt, freut sich anschließend, wenn es doch Gemüse gibt. Nach Fleisch fragt er nicht mehr.
Wie noch bei dem der bisher 678 Corona-Beschlüsse ist Deutschland anschließend glücklich und erleichtert. Nur noch drei Wochen. Bis zur nächsten Verlängerung. Nur noch dreimal um die Hälfte runter mit der Inzidenz, und die Bundesliga findet bestimmt weiter statt wie bisher. So wenig reicht, um so viele zufrieden zu stellen. Und alle anderen müssen mitziehen, denn mit der neuen Home-Office-Pflicht entsteht ein weiterer neuer Berufszweig, der künftig zum Bruttoinlandsprodukt beitragen wird: Das Verbleiben von Arbeitnehmerinnen im Home-Office (HO) wird nach einer Ankündigung von Bundesarbeitsminsiter Hubertus Heil schon in Kürze von Bundeshomeoffice-Prüfern kontrolliert werden.
Home Office sei eine nationale Aufgabe, hieß es aus der Verhandlungsrunde in Berlin, die sechs Stunden länger getagt hatte als vorher angekündigt worden war. Grund dafür war unter anderem die von der SPD geforderte Verlegung von Baustellen, Talk Shows und der Produktion von Windkraftanlagen und Zuckerrüben ins Home Office. Nur so, argumentierten Hubertus Heil und seine Ministerkollegin Franziska Giffey, könnten Kontakte im öffentlichen Nahverkehr, in Büros und Betrieben vermindert werden.
Vor allem immer noch privatkapitalistisch wirtschaftende Unternehmen machen Front gegen diese neue Eindämmungsstrategie. Doch vergebens. Die SPD setzte sich durch, der aktuelle Bund-Länder-Beschluss zur Corona-Bekämpfung fordert ausdrücklich, dass Beschäftigte Homeoffice-Möglichkeiten angeboten bekommen und diese "massiv nutzen" (Heil) müssen. Der Bundesarbeitsminister strebt hier keine Verhandlungslösung in Einzelfällen an: Überall, wo Maschinen und Anlagen auch in Heimarbeit konstruiert, zusammengeschweißt oder konfektioniert werden könnten, sollen Arbeitgeber diese neue Art der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ermöglichen.
Wer sich hartnäckig weigert, muss mit Kontrollen rechnen. Eine neugegründete Arbeiter- und Bauerninspektion (ABI) soll die Umsetzung der Pflicht zur Heimarbeit bundesweit prüfen und gegen von Arbeitgebern angekündigte Verstöße vorgehen. Gerade in der Industrie waren die wegweisenden Beschlüsse des Corona-Kabinetts auf Kritik getsoßen. So hatte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Oliver Zander, die neuen Vorgaben für eine virusfreie Industrieproduktion als "inakzeptabel" beschimpft.
Hubertus Heil aber denkt bereits über die Pandemiezeit hinaus. Sein Plan, Home Office zum Standard des Broterwerbs zu machen, stammt noch aus der Zeit vor Corona, war aber im ersten Anlauf am Widerstand des Koalitionspartners und aus der Wirtschaft gescheitert. Im Zuge der Pandemiebekämpung versucht es Heil nun noch einmal: Home Office werde zwischenmenschliche Kontakte minimieren und damit Infektionen verhindern. Der entsprechende Verordnungsentwurf von Heil ist vorerst bis zum 15. März befristet, kann aber wie alle Corona-Eindämmungsbeschlüsse bisher jederzeit durch einen einfachen Kabinettsbeschluss verlängert werden.
![]() |
Am besten gar keine Rechte mehr für Rechte, dann wäre die Welt ein besserer Ort. |
Wenn der 78 Jahre alte Joe Biden heute als neuer amerikanischer Präsident vereidigt wird, übernimmt ein Konglomerat von Firmen die Führung des immer noch mächtigsten Landes der Welt, die zumeist nicht einmal älter als ein Vierteljahrhundert sind. Dank Google, Facebook, Twitter, Snapchat und der Rest des Silicon Valley sind die USA dort angekommen, wo Skeptiker der Digitalisierung die Gesellschaften des Westens irgendwann in einer dystopischen Zukunft anlangen sahen: Das Recht auf Meinungsfreiheit hat sich am Land des freedom of speech verwandelt in das Recht einiger Multimilliardenkonzerne, zu entscheiden, was genau unter dieses Recht fällt. Und wessen Recht darauf wegfallen kann und muss.
Vor allem die letzten Tage der Präsidentschaft Trump haben Amerika und - dieselben Konzerne sind überall die Türsteher zur Wahrheit - die ganze Welt mehr verändert als die vier Jahren zuvor. Entscheidungen, die Trump da traf - Grenzschließung, Truppenabzug, Russlandkonfrontation und das Kräftemessen mit China - könnte Biden "ganz einfach rückgängig machen". Was die großen Tech-Konzerne aber getan haben, entzieht sich seinem Einfluss und es wird deshalb bleibende Spuren hinterlassen – nicht nur in den USA selber, sondern global.
Denn es war eine Machtdemonstration. Hatten die größten player im Internet zeit der Amtsperiode des "Hasspredigers" (Steinmeier) zähneknirschend zugeschaut, wie Trump seine Werte und Überzeugungen ungefiltert durch reguläre Medien, aber unter gewitzter Ausnutzung von deren Sensationsreflexen an Millionen vermittelte, fasste das Kartell der Giganten ganz zum Schluss den Mut, zuzuschlagen.
Zwar waren schon im Wahlkampf Nachrichten unterdrückt und auch seriöse Absender zeitweise breitbandig blockiert worden. Dass aber eine ganze Branche es wagt, nach offenkundig hinter den Kulissen getroffenen Absprachen einen amtierenden Regierungs- und Staatschef aus dem Internet zu werfen, ist einmalig, nicht nur wegen des Verlust von 51 Milliarden Dollar an Kursverlusten, die die Giganten dafür hinzunehmen bereit waren.
Ein Fall für das Kartellamt, unter gewöhnlichen Umständen. Aber natürlich eigentlich auch eins für Menschenrechtler, die überaus besorgt sein müssten über einen Zustand, in den namenlose Managerrunden darüber befinden, was hate speech ist, welcher Satz zu Gewalt aufruft und welcher Bürger vorbeugend keinen Anspruch mehr darauf haben soll, sich in sozialen Netzwerken zu äußern. Weil alles, was er schreiben könnte, Gefahr bedeutet.
Aber es ist still geblieben in der schönen neuen Welt des "Überwachungskapitalismus" (NZZ), der seine Souveränität aus dem Umstand bezieht, dass big tech jetzt direkt in der Regierung sitzt. Nein, Joe Biden ist kein Internetfreak, kein Nerd und Techie. Doch so sehr Trump für das Amerika der Stahlkocher, Eisenbahnnostalgiker und Bergleute stehen wollte, so sehr steht Biden für die neue digitale Weltmacht. Kaum war er gewählt, drehten die Kurse der virtuellen Weltmächte nach oben. Trump hatte sich stets mit den Googles, Facebooks und Apples angelegt, wenn auch nie richtig. Der Nachfolger, so spekulierten die Anleger, werde nicht durch sie gegen sie, sondern mit ihnen regieren.
Zum Wohl der Welt, in der nur Abweichler den Tabubruch kritisierten. Für alle anderen sprach Annalena Baerbock, die Grünen-Chefin, die sich auf der richtigen Seite wähnt und im Moment keine Sperrung nirgendwo zu befürchten hat. Donald Trump "das Rederecht in den sozialen Medien zu entziehen", urteilte sie, sei richtig gewesen. Und falsch ebenso: "Das hätte schon vor vier Jahren geschehen müssen."
Womöglich meint sie fünf, denn ohne Twitter wäre Trump vielleicht gar nicht Präsident geworden. So beugt die Sperre zumindest einer Wiederholung vor, sollte der "Irre" (FR) in vier Jahren noch einmal antreten, um der Nachfolger seines Nachfolgers zu werden.
Gelingen wird das nicht, gelingen wird es vielleicht nie wieder, nicht nur Trump nicht sondern allen von seiner Façon, dem ganzen "Trumpismus" (NZZ) also. Die künftige amerikanische Regierung aus Politprofis und die digitalen Technokraten stehen von nun an gemeinsam an der Tür zu jeder Debatte. Sie entscheiden, wer teilnehmen darf und wer ausgesperrt bleibt, wo die Grenzen des Sagbaren liegen und wo Geschriebenes zu Gewalt wird, ohne selbst Gewalt zu sein. Wie unglaublich weit ihr Arm reicht, zeigt die Verbannung von Diensten, auf die Menschen ausweichen wollten. Parler verschwand kurzerhand - wie zuvor schon Gab.com - aus den App-Stores wie der "Spiegel" zu DDR-Zeiten aus dem Westpaket.
Dass es ausgerechnet die in der EU beständig als kleine Diktaturen geschmähten Mitgliedsländer im Osten sind, die die neue Situation nicht wahrhaben wollen, ist ein besonders pikantes Detail. Polen plant ein Gesetz, dass die Zensur sozialer Medien durch Unternehmen illegal machen soll. Medienriesen dürften nicht entscheiden, welche Ansichten richtig oder falsch sind, erklärte der polnische Ministerpräsident, der die große Säuberungsaktionen in den sozialen Netzwerken mit der Praxis in der Zeit im Sozialismus vergleicht.
Annalena Baerbock ist im Grunde derselben Meinung, nur dass ihr vorschwebt, dass der Staat einfach Gesetze macht, "die Hetze im Internet regulieren".
Die EU ist dran, sie hat die Zensur der freien Rede, bekannt aus totalitären und autoritären Regimen, längst zu einer Hauptaufgabe der kommenden Monate erklärt. Im Zusammenspiel mit den Möglichkeiten der Tech-Konzerne, ihre Werbemaschinen zu nutzen, um abweichende Ansichten vorbeugend auszuschließen, könnte das ein perfektes Paket werden, von dem spätere Generationen noch lange sprechen, wo sie noch können.
![]() |
Die Übersterblichkeit aus aktuellen Medienberichten ist längerfristig kaum noch zu entdecken. |
1568 Tage dauerte der Erste Weltkrieg, in diesem Zeitraum starben etwa zwei Millionen Deutsche, Soldaten und Zivilbevölkerung. Das sind 1.275 Opfer am Tag - ein erschütternder Wert, den Deutschland zuletzt wieder ansteuerte. Im elften Corona-Monat war es soweit: Das Robert-Koch-Institut meldete atemberaubend ähnliche Zahlen von der Corona-Front.
Das mediale Echo aber blieb verblüffend flach. Zwar fantasierte die "Süddeutsche Zeitung", Covid-19 sei "ein Totmacher" und "noch nie in der Geschichte der Republik sind so viele Menschen in so kurzer Zeit an einer einzigen Krankheit gestorben." Doch selbst dieses aufrüttelnde Märchen, das Herzinfarkt-, Krebs- und Grippetote elegant ignoriert, entzündete nicht die überschäumende Begeisterung, die medial ausbrach, als gemeldet werden konnte, dass Covid-19 mehr US-Amerikanern das Leben gekostet als der Vietnamkrieg. Mehr US-Opfer als der Vietnamkrieg! Mehr Schlagzeilen als jedes Vorsorgeversagen im Inland. Nun aber zwangsläufig mehr Opfer als der Erste Weltkrieg, wenn alles bis zum Impftermin für den letzten Bauarbeiter aus der Nicht-Risikogruppe im gleichen atemberaubenden Tempo weitergeht! Und gar keine Schlagzeilen. Der Moment geht ungefeiert vorbei.
Ähnlich wie deutsche Medien das Erreichen runder Opferzahlen seit Monaten nur im Ausland feiern und ähnlich wie es die EU bis heute erfolgreich vermeidet, eine EU-bezogene Auswertung der Infizierten- und Opferzahlen öffentlich zu machen, spielen statistische Vergleiche in der Regel nur eine Rolle, wenn sich Regierungsentscheidungen damit noch besser begründen lassen.
Nützen die Zahlen oder könnten sie schaden? Helfen sie bei der Krisenbewältigung? Oder drohen sie den Uneinsichtigen in die Karten zu spielen? Darum geht es immer, begonnen bei der irrwitzigen Anti-Maskenkampagne im Frühjahr 2020 bis zum Start des Salami-Lockdown im November, dem die Rettung von "Weihnachten" als Würstchen vorangeschwenkt worden war.
Wenn nun auf allen Kanälen Särge zu sehen sind und Bestatter demonstrativ stöhnen, dann geschieht das, um Übersterblichkeit durch Covid-19 als Warnung zu verwenden. Übersterblichkeit, die dann regelmäßig im Zeitraum zwischen 2016 und 2019 entdeckt wird: Zuletzt sind danach in Deutschland 24 Prozent mehr Menschen gestorben als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. "Vergleicht man diese Entwicklung mit den gemeldeten Covid-19-Todesfällen, so ist ein Zusammenhang deutlich erkennbar", folgert der WDR.
Längerfristig aber stimmt das nicht ganz. Längerfristig nämlich ist die Sterblichkeit in Deutschland geradezu frappierend stabil. Lag sie vor dem Zweiten Weltkrieg bei 11,6 auf 1.000 Einwohner, stieg sie bis 1975 auf 12,4 pro 1.000, ehe sie bis 2005 auf 10,5 sank, um mit dem Corona-Jahr 2020 ziemlich genau auf den Wert von 1937 zurückzuklettern. In der Datenreihe des ganzen zurückliegenden Jahrhunderts lässt sich dabei Erstaunliches feststellen: Gestorben wird immer und sterben tut jeder. Und da die statistischen Zahlen nahelegen, dass nur sehr, sehr wenige Menschen hierzulande über 100 Jahre alt werden, heben sich zeitweise Über- und Untersterblichkeiten auf ein Jahrhundert hochgerechnet nahezu vollkommen auf.
Es ist eine Eigenart der menschlichen Zivilisation: Nach hundert Jahren sind in der Regel nahezu hundert Prozent aller ursprünglichen Bewohner tot, Corona hin, Corona her. Selbst das Bemühen der deutschen Behörden im zweiten Weltkrieg, die an den Fronten unübersehbare Übersterblichkeit statistisch nicht ins Gewicht fallen zu lassen, spielt nur insofern eine Rolle, dass die dort ums Leben gekommenen Menschen später nicht mehr sterben mussten. So dass die - statistisch ignorierte (siehe Ausriss) kriegsbedingte Übersterblichkeit sich zehn Jahre nach Kriegsende in eine auffallende Untersterblichkeit verwandelt hatte. Wer schon tot war, konnte nicht mehr sterben.
So muss die kurze Sicht helfen, die Nation zu sensibilisieren und zu mobilisieren. Einer Zahlenreihe von fünf Statistikjahren mag die manipulative Absicht auf die Stirn geschrieben sein, zumal schon etwas längerfristige Statistiken ein anderes Bild ergeben. Doch im Kampf gegen den Eindruck, dass Bundes- wie Landesregierungen die Kontrolle erst über Handeln in der Corona-Krise und dann auch über die Pandemie selbst verloren haben, braucht es nun hartes Durchgreifen, und sei es um den Preis der Argumentation mit Statistiken, die nicht mehr aussagen als dass ein kleines Bild zuweilen etwas ganz anderes aussagen kann als ein großes.
![]() |
Gefälschter Befehl zur Ausgangssperre: Faktenchecker enttarnten die Fälschung. |
Irgendwann knapp vor dem Jahrgedächtnis der ersten Corona-Erwähnung in einem deutschen Massenmedium fiel es dann tatsächlich doch noch auf. Was offen ist, ist schwer zu kontrollieren! Wenn ein hot spot "hinter der Grenze" (Spiegel) liegt, da aber keine Grenze ist, dann weiß bald niemand mehr, wer rein, wer raus und was er mitgebracht hat. Markus Söder, der demnächst vielleicht Kanzler werden will, hat nun verwegen Grenzkontrollen ins Spiel gebracht. Das Corona-Kabinett aber hat ganz andere Ideen. Schärfer noch als letzte Woche. Noch viel schärfer als vor Weihnachten. Und verglichen mit dem Wellenreiter-Lockdown vom Spätherbst ein reines Knebelfestival.
Galt anfangs noch die Devise, möglichst nur zu verbieten, was symbolischen Gehalt hat, aber nicht direkt dazu führt, dass bei "Anne Will" nur noch zusammengeschaltete Home-Office-Bildschirme aus Karl Lauterbachs Keller, Peter Altmaiers Loft und dem Reinstraumrechenzimmer eines Virologikers miteinander in allen Punkten einig sind, wird jetzt zur materiellen Gewalt. Zur Corona-Leine, dem Corona-Mundtuch und dem Corona-Shopping-Verbot kommen nun allen Vorausmeldungen zufolge ein Bündel ergänzender Regeln. Bisher noch nicht enttarnt: Das Original.
Nicht mehr nur AHA, sondern AHAAH wie Abstand halten, Händewaschen, Atemmaske, Ausgangssperre und home office sollen gelten, um die von den abgefallenen Briten verbreitete gefährliche Mutation B117 einzudämmen. Die verbreitet sich ungleich schneller, nichts Genaues weiß man in Deutschland wie immer nicht, außer Karl Lauterbach, der schon "mit anderen Wissenschaftlern" (Lauterbach) über die Lage beraten hat. Die neue Variante, eine Art schnell wirkendes Kontaktgift, ist seit Wochen hier. Und in Einzelfällen auch schon gefunden worden. Mehr später, nach Inkrafttreten der neuen Sequenzierungsverordnung.
Die Ratlosen im Regierungsviertel, gefangen in einer Endlosschleife aus selbstgemachter Angst, müssen handeln. Das mit den Masken hat nicht geklappt, das mit der Grenzöffnung im Sommer ging nach hinten los. Der Wellenbrecher-Lockdown wurde zum Wellenreiter-Lockdown. Und die größte Impfkampagne der deutschen Geschichte schleppt sich mit dem Tempo eines Schreitbaggers durch die Niederungen der unzähligen "bereits" (DPA) geöffneten Impfzentren.
Warum also nicht Ausgangssperren? Und FFP2-Masken? Dann reden die Leute wenigstens über etwas anderes als das "große Impfversagen" (Die Welt). Als sichtbarste Variante von „Wir tun irgendwas“ ist das Verbot, das eigene Haus zwischen Abend und Morgengrauen zu verlassen, wenn die Straßen leer sind und die Ansteckungsgefahr bei Null liegt, zugleich von maximalster Bedeutungslosigkeit. Niemand wird sich weniger anstecken, wenn er nicht vor die Tür geht, wann er sowieso schon lange nicht mehr vor der Tür war. Folglich wird auch niemand durch die Regelung gefährdet - und das ist schon in viel in diesen Zeiten der fröhlich sprießenden Allmachtsträume von Corona als Aufbauhilfe für den Sozialismus. Der diesmal aber wirklich richtig gemacht werden wird.
Das geht nun alles, denn die Rebellion des Bundestages, der im Herbst für eine historische Sekunde mehr Mitsprache gefordert hatte, um das Notstandsregime demokratischer zu gestalten, ist im Winter verpufft wie früher Blitzknaller in Schneewehen. Als Christian Lindner, der seit Thüringen schmallippig gewordene Chef der Rest-FDP, jetzt eine Beratung des Bundestages vor neuen Eindämmungsbeschlüssen forderte, damit wenigstens im Fernsehen zu sehen sei, dass das Parlament quasi im Corona-Sturm mitspielt, hießen Unionsvertreter das in einem Fall seltener Offenheit eine „PR-Veranstaltung“.
Lindner quengelt seitdem. "Da das Kanzleramt die Krisenpolitik konzeptionell prägt, ist eine Debatte im Bundestag nötig", findet er. Doch selbst frühere Unterstützer von Grün und Rot, die es mit der Forderung nach mehr Parlamentskontrolle vor vier Monaten noch in die "Tagesschau" geschafft hatten, bleiben jetzt still. Der Bundestag hat das neue Infektionsschutzgesetz schließlich beschlossen, das jede Corona-Regel erlaubt, wenn jemand glaubt, sie sei angemessen, nützlich und herzhaft. Wer wollte da nun noch kleinlich nachkarten?
Aus Weihnachten wurde Januar, aus Januar wird Februar, dann kommen auch schon Ostern und Pfingsten und die Fußball-EM und die Sommerferien und es ist völlig egal, weil wichtig nur noch ist, dass alles kurz vor dem Wahltermin zum Bundestag im September wieder ins Lot gekommen ist. was wird das für ein Aufatmen sein im ganzen Land, was für ein Vergessen all dessen wird einsetzen, ein AHAlzheimer geradezu, breiter als hoch und tiefer denn je. Jede jetzt verhängte straffe Maßnahme ist eine mehr, die dann aufgehoben werden kann und mit der unendlichen Dankbarkeit der Wählerinnen und Wähler belohnt werden wird.
Von wegen keine Corona-Strategie? Das nun wirklich nicht.
![]() |
Der bayrische Ministerpräsident Marku Söder wird schon vor seinem Amtsantritt als Kanzlerkandidat nicht ernst genommen. |
Sie lieben es, die Menschen, die Kommentatoren und die Veranstalter der Schwarzrunden im Gemeinsinnfunk. Es dauerte nur Tage nach dem Bekanntwerden der ersten Versagenskaskaden im politischen Berlin, und Söder, der Feldchirurge mit den blutigen Ärmeln, der antritt, das Allerschlimmste abzuwenden, auch wenn es wehtut, wurde überall als Kanzlerkandidat der Union gehandelt. Dass er selbst schwor, versprach und beteuerte, dass "mein Platz in München ist und da bleibe ich auch", dass er "Spekulationen" (DPA) entgegentrat, er habe Höheres vor - weder im politischen Berlin noch in den Großlegebatterien der Tageswahrheit wurde das ernst genommen.
Markus Söder gilt als Kanzlerkandidat, egal, was er selbst dazu sagt. Auf den Schlachtfeldern der politischen Ränkespiele werden eine Dementis als fake news behandelt, taktische Lügen, die niemand ernst nimmt. Wehrte Söder auch noch so sehr und noch so oft jedes Ansinnen ab, Kanzlerkandidat und damit womöglich Bundeskanzler zu werden, heißt es in den Gazetten, am Ende sei das Strategie, denn um es zu werden, müsse man gerufen werden und nicht sich selbst rufen. In den Funke-Zeitungen, einem der großen Medienkonglomerate der Republik, heißt es, Markus Söder wittere "seine
historische Chance für den Sprung ins Kanzleramt", Laschet müsse das "vom ersten
Tag an abwehren". In der "Taz" gilt Laschet trotz "Mängeln" als der bessere der Kandidat, um "ein Gefühl von Aufbruch zu erzeugen". Als habe Söder die vergangenen Monate immer wieder versprochen, das zu tun.
Für die ohnehin in galoppierendem Schwinden begriffene Glaubwürdigkeit der politischen Klasse sind das katastrophale Nachrichten. Nicht nur fallen Sagen und Tun unter dem Druck der Realität irgendwann wie immer auseinander. Nein, schon perspektivisch rechnen alle damit, dass alles, was gesagt wird, gar nicht gemeint sein kann, sondern das genaue Gegenteil davon. "Mein Platz ist in München" bedeutet in dieser Lesart "mein Platz ist in Berlin". Denn wer süße Hundewelpchen vorzeigt, der zeigt seine wahren Absichten nur allzu deutlich.
Nichts sonst zählt, alles ist Theater, Kulissenschieberei für Vorschüler im populistischen Geschäft und Nasführerei für Parteisoldaten, die wirklich naiv genug sind, überhaupt nur noch irgendetwas zu glauben, was irgendwer irgendwo auf Mutter oder Vater schwört. Heilige Eide, auf die niemand im politischen Betrieb auch nur einen Groschen setzen würde. Da spricht ein Ministerpräsident seit Monaten stur davon, seinen Platz in Bayern zu sehen. Er schließt eine eigene Kanzlerkandidatur aus. Und er sieht die CDU mit ihrem neuen Vorsitzenden in der Pflicht, Deutschland zu führen. Dennoch aber fallen ihm nicht nur ungeachtet jeder fehlenden Faktenbasis wild spekulierenden Medien in den Rücken. Sondern auch die eigenen Leute, die es besser wissen müssten.
Bei einer "Anne Will"-Sendung unter dem Motto "Ohne Maske, ohne Abstand, ohne Lüftungsprotokoll" war es jetzt der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier, der Söders Seriosität und Glaubwürdigkeit vorbeugend demontierte. Über die Kanzlerkandidatur müssten der Armin und Markus müssen jetzt reden, verkündete Bouffier, als habe Söder seine Ansprüche schon angemeldet und durch den Sprung des kleinen, aber weitgehend unbeliebten Aacheners Laschet müssten beide Männer nun im Hinterzimmer klären, wer es machen muss. Wichtig sei, so Bouffier, dass der Kandidat Kandidat werde, der "die größten Erfolgsaussichten" habe. Gern eben auch Markus Söder, den Bouffier damit zu einer Witzfigur erklärte, auf deren Aussagen ja kein vernünftiger Mensch jemals etwas gegeben habe.
Die Schizophrenie des politischen Geschäfts lässt sich kaum besser einfangen als in diesem verräterischen Satz. Bei "Erfolgssaussichten" leuchtet im Hinterkopf des Publikums das Wort "Söder" auf, nicht der Name "Laschet". Zugleich aber wäre eine Kandidatur Söders das Eingeständnis, dass diesem Kanzlerkandidaten nicht zu trauen sein wird: Er redet dies, er schwört, versichert und beeidet. Und tut dann das. Ein klassischer Umfaller wie der - zumindest Älteren noch bekannte - SPD-Gottkanzler Martin Schulz, ein Verräter mit Ansage und "a Hund fei scho" wie die Bayern sagen, obwohl Söder Franke ist.
Ernstzunehmen wäre ein Kanzlerkandidat Markus Söder damit auf jeden Fall, denn er käme schon mit dem Nachweis ins Amt, dass auf seine Worten kein Verlass ist, dass er skrupellos taktiert und immer bereit sein wird, das Gegenteil von dem auf die Agenda zu setzen, was er hoch und heilig versprochen hat.
如您觉得上述更正非您所要求或资料有误,请在此电邮发出后的48小时内通知我们以更正有关错误。 如有任何疑问,欢迎随时与我们联系。