Dienstag, 8. Oktober 2013

Hitlerpeak: Der Überführer im Sinkflug

Er ist einer der stabilsten Star der Gegenwart, seit mehr als 80 Jahren auf der Bühne, aber immer noch kein wenig ausgespielt. Adolf Hitler gilt als Marke, mit der sich alles verkaufen lässt, und sei es als Gegenteil davon, er füllt keine Fernsehsendungen, sondern Fernsehprogramme, keine Bücher, sondern Bücherregale, er inspiriert Rocksänger und Poeten, Politiker rufen ihn im Streit zu Hilfe und selbst seine größten Gegner definieren sich meist zuallererst über ihre Ablehnung ihm gegenüber.

Hitler ist 80 Jahre nach Amtsantritt eine Art Überführer des deutschen Schicksals, ohne ihn geht gar nichts, seine Verbrechen sind der Maßstab, an dem sich Massenmörder stets messen lassen müssen, auch wenn das Ergebnis vorher feststeht: Niemand kommt gleich, ja, niemand kommt ihm auch nur nahe. Gäbe es Hitler nicht, so müsste er erfunden werden, allerdings bröckelt offenbar inzwischen auch das nachhaltige Modell des ewig Untoten als oberster Unterhaltungskünstler und Erziehungsberechtigtem der Republik.

Denn neue Zahlen aus Googles Ngram-Analysetool lassen für die Führerindustrie schlechte Zeiten ahnen. bereits heute liegt der Hitlerpeak ganz offensichtlich hinter uns, gelegentlichen Aufwallungen wie um des Führers Geburtstag im Jahre 2007 sind historischen Zufälligkeiten geschuldet, momentanen Empörungswellen oder sorgfältig inszenierten Jubiläen. Der technische Analyst aber sehen im Langfristchart der Aktie Hitler denselben hoffnungslosen Verlauf wie im Chart der Deutschen Telekom-Aktie: Nach einem historisch kurzen Höhenflug beginnt das endlose traurige Versinken in der Bedeutungslosigkeit.

Bei Hitler begann der Abwärtstrend bereits Ende 1942. In diesem Jahr weit vor unserer Zeit herrschte Hitler-Hochkonjunktur. Der Führer kannte nur eine Richtung, der Chart ging von einer steilen in eine nahezu senkrechte Aufwärtsbewegung über, wie später auch eben jene Telekom und noch später die Apple-Aktie vorweisen konnten.

Mit Rommels Rückzug in Afrika und der Niederlage von Stalingrad wandten sich die Bewunderer ab und auch die Feinde schrieben nun weniger Bücher. Die stete Präsenz des toten Hitler, die nahezu jeden heute Lebenden befähigt, eine halbwegs erkennbare Führerpersiflage vorzuführen, ist nur eine Scheingröße. Hitler ist zwar noch da, mehr als je zuvor sogar. Aber eigentlich auch medial längst gestorben.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hitler lebt, wie bekanntlich auch jeder martyrisierte oder an Altersschwäche verblichene Führer der marxistischen Bewegung, in uns und unseren Taten. Ich sag nur Veggy - Day.

eulenfurz hat gesagt…

Ja, in "American English"-Publikationen. In Italienischen bspw. sieht das schon ganz anders aus.

Orwell hat gesagt…

Ach kommt. Der Hüttler wird ab 2017 auch in Schland wieder verlegt, wenn Baiern die Urheberrechte verliert.

Aber selbstverständlich wird jedes Wort dann erläutert, erklärt, und einer politisch korrekten Analyse und Wertung unterzogen.

Das Ganze erscheint dann sicher auch in "gerechter Sprache" mit Begleitheft und Bonus-DVD-Palette auf der ein Gildo Klopp seinen gesamten Scheiß von Hüttlers Buchse über Hüttlers Stinksocken bis hin zu Hüttlers Bettwanzen mit immer den selben Bildern aus der Zeit wo selbst der Himmel braun war, keine Sonne in Deutschland schien, ja selbst Pflanzen und Tiere das Wachstum in Deutschland einstellten, unterlegt werden.

Anonym hat gesagt…

Hitler ist 80 Jahre nach Amtsantritt eine Art Überführer des deutschen Schicksals, ohne ihn geht gar nichts, seine Verbrechen sind der Maßstab (..) wie heftig ist der Autor auf den Kopf gefallen? 50.000.000 tote etwa vergessen?

Teja hat gesagt…

Jaja, soviele Tote, und daran ist nur der Hitler Schuld. Zum Glück ist (die) Geschichte ein wenig komplexer.

Volker hat gesagt…

Oh, wieder mal ein Auskenner (ein Historiker), der den Deppen hier wieder mal ordentlich heimleuchten will.
Da ist Spaß im Anmarsch.
Also, Anonymus, zeig mal was Du kannst!

Volker hat gesagt…

Ach so, bevor das wieder in Vergessenheit gerät, der Terrorgrund wollte auch Gehard Schröder ermorden.

So weit für heute. Mal sehen, was die uns morgen auftischen.