Freitag, 26. Juni 2009

Kachelverzeichnis geht online

Ein Mammutwerk ist es geworden, dieses erste große und allgemeine Kachelverzeichnis der mitteldeutschen Fliesenkunst, das Kacheologen aus vier Nationen nach jahrelanger Feldforschung in den Straßen und Gassen der sachsen-anhaltinischen Kulturhauptstadt Halle erstellt haben. Mit freundlicher Unterstützung der weltgrößten Suchmaschine Google, die ihre Angebote Maps und Google Earth exklusiv für die erste umfassende Dokumentation des einmaligen Versuchs öffnet, die City einer deutschen Großstadt komplett neu zu verfliesen, ist es gelungen, alle bislang bekannten Fundstellen von Kacheln aus der Käferserie, Keramiken der ikonografisch legendären "Fäuste"-Reihe, aus der fußballaffinen "Maradona"-Serie und den verschiedenen anderen Werken des rätselhaften Kachel Gott von der Saale in eine moderne Navigationslösung einzubetten.

Obwohl zuweilen noch unklar ist, welche Botschaft der von Kunstfreunden "Kachelmann" genannte Baukultur-Avantgardist mit seiner nächtlichen Kleberei zu verbreiten hofft, erwägt die Stadtinformation der Saalestadt inzwischen, eigene thematische Stadtführungen entlang der bislang erschlossenen Kachelwege anzubieten. PPQ geht als einzig offziell zugelassene Online-Galerie des künstlernden Fliesenlegers noch einen Schritt weiter: Mit Hilfe des zum Vertrieb im Apple-App-Store angemeldeten Kachelverzeichnisses sind ab sofort gebührenfreie virtuelle Rundgänge durch die mehrere Quadratkilometer große Freiluft-Galerie des Kachel-Giganten möglich.

Die internationale Kacheologie erhoffe sich von der neuen Applikation auch eine größere Aufmerksamkeit von Bundeskulturstiftung und die Unesco-Weltkulturerbekommission für die einmalige Kunstaktion im öffentlichen Raum", sagten Fliesen-Forscher bei der feierlichen Online-Schaltung der Virtual-Galerie in San Francisco.

Die Volksbewegung zur Entdeckung weiterer Fliesversuche an Hausfassaden müsse noch breiter werden, um die nach Ansicht einiger Experten vermutlich erst durch die Raumanordnung der Fliesen im Kartenbild erkennbare Botschaft des Kachelmannes an die Welt sichtbar zu machen. "Das Kachelverzeichnis, das quelloffen geführt wird", so hieß es, "ist vielleicht nur ein kleiner Schritt für den Internet-Giganten Google, aber ein großer Sprung nach vorn für die internationale Kacheologie."

4 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Da habe ich eine Frage an zeigenössische Kachel-Forschung.

Wenn ich es richtig sehe, wird das Wirken des Künstlers in nordöstl. Ausbreitung im wesentlichen von der Ludwig-W.-Str. begrenzt.

Läßt das darauf schließen, daß - wie sich einst Jack the R. in seinem Schaffen auf Prostituierte konzentrierte - auch der Künstler nur best. Gebäuden widmet oder hat er einfach nur Angst, daß der Paulusviertel-Mob nicht das richtige Kunstverständnis für "Kunst am Bau" aufbringen könnte ?

binladenhüter hat gesagt…

ja, wenn man es denn wüsste...

Prolliticker hat gesagt…

Ich denke eher, es liegt an den Fußweg-Routen des Kachel-Entdeckerteams. Eine ausgedehnte Tour in den Norden oder ins noble Paulusviertel würde sicher die eine oder andere Kachel zum Vorschein bringen. Denke ich zumindest.

Anonym hat gesagt…

Vom Reileck südöstlich zur Stadtmitte?
Das erinnert mich an unsre Kneipentouren zu NVA- Zeiten ... sollte der Künstler Aufarbeitungsprobleme haben?