Sonntag, 4. Februar 2024

Bundesworthülsenfabrik: Wirtschaftswende rückwärts

Ein Archivfund aus dem Jahr 2019 macht Furore: Die damals in der BWHF gedrechselte Worthülse "Wirtschaftswende" ist fünf Jahre später in aller Munde.

Die Öffentlichkeit hatte sie schon beinahe vergessen, jene Worthülse aus dem Jahr 2019, die sich die damals erstarkenden Freie Demokraten von der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) im politischen Berlin aus den traurigen Resten von Kohls "geistig-moralischer Wende" der 80er Jahre der mystischen "Wirtschaftskompetenz" hatte drechseln lassen, die der FDP seit Urzeiten zugestanden wird. Eine "Wirtschaftswende" (®© BWHF)  wollte die liberale Partei einleiten. Sie war damals ein Teil eines "Akutprogrammes", das "angesichts drohender Rezession" mit "steuerlichen Entlastungen" wieder auf Vordermann bringen sollte.

Ende eines Akutprogrammes

Der Plan versandete. Als die Liberalen zwei Jahre später in die Regierungsränge aufrücken durften, war von "Wirtschaftswende" nicht mehr die Rede. Der Kurs stimmte nun, die Steuern stiegen, die Abgaben kamen obendrauf, die Rezession war nun da, aber nicht mehr der Rede wert. Das mächtige Versprechen des "Akutprogrammes" bekam von "Wumms" und "Doppelwumms" Glanzlichter aufgesetzt, "Sondervermögen" und Transformationspläne ersetzten die Wirtschaft. 

Statt die Wirtschaft zu wenden, ging es nun darum, das mit dem Klima zu tun. Als kleinster drei Koalitionspartner blieb der FDP die Rolle als Bremser bei Heizungs-, Energie- und Verkehrswende. Keine Funktion, der der Wähler mit Liebe belohnt. FDP-Chef Christian Lindner hat deshalb nun im Archiv kramen lassen und die "Wirtschaftswende" wieder ausgegraben. 

Zwischenzeitlich von der Linkspartei okkupiert und von der Union als eigene Idee ausgegeben, soll die magische Worthülse als letzte Patrone im Kampf um eine Rückkehr zu politischer Relevanz noch einmal ihren Zauber entfalten: Er halte "eine Wirtschaftswende für nötig" betont Lindner, "aber nicht mittels Subventionen auf Pump, sondern durch ein Dynamisierungspaket, mit dem wir private Investitionen, Gründergeist und Wettbewerbsfähigkeit entfesseln".

Der Fesselkünstler

Kein Akutprogramm diesmal, sondern ein "Dynamisierungspaket", ebenfalls eine Schöpfung der BWHF, mit der Lähmung, Stagnation und der "Unfall in Zeitlupe", als den die Financial Times den Verfall Deutschland beschrieben hat, in ein hübsches Blümchenkleid aus neuen Verheißungen hüllt.  

Mehr Wende war nie, seit Egon Krenz den Aufstand der DDR-Bevölkerung gegen das SED-Regime vor 35 Jahren zu einer von der Parteispitze bewirkten "Wende" erklärt hatte. Von der CDU-Frau Julia Klöckner ("Das kostet den Steuerzahler keinen Cent") über die radikale Rosa-Luxemburg-Stiftung der Ex-PDS bis zum "Konzeptwerk Neue Ökonomie", dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz und der AfD ist Politik-Deutschland bereit für eine "radikale Wirtschaftswende".

Wohin, wozu und wie, weshalb überhaupt, wo doch Deutschland insgesamt auf einem guten Kurs ist, alle Klimaziele bis zum Jahr 2040 oder 2050 zu erreichen, spielt wie immer im Geschäft mit Leerbegriffen und Beschwörungsvokabeln keine Rolle. Die "Wirtschaftswende", die schon in der 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts so viel bewegt hatte, soll noch einmal ihre Wunderwirkung tun, vom richtigen Kurs, auf dem alle sind, einmal wenden und danach noch viel richtiger unterwegs sein... In der Logik des politischen Nahkampfes ist das naheliegend.


7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eine Wirtschaftswende, also das nächste Heer von ahnungslosen Schmarotzern mit ganz neuen Plänen bis zum Jahr 2100.

Anonym hat gesagt…

2 mal gewendet, und man ist wieder auf Kurs.

Anonym hat gesagt…

Köstlich, dieses Phrasengewäsche. Wende ruck ruck ruck an meine grüne Seiheite ...
Da muss sich Die Entwickelte Sozialistische Gesellschaft und Der Real Existierende Sozialismus schamvoll verkriechen.
Was Ananas: Wisnewski (Gerhard, nicht Arno) hat einen gucken lassen, auf den Spuren von "Lumi". der sich schon unter anderem im pfoinen Rittergut und bei Röper überflüssig gemacht hat mit: Es gäbe überhaupt keine Atomwaffen. Wisnewski schwächt ein wenig ab - jein - oder, 1945 in Japan noch nicht, ab 1950 aber schon ...
Eingeräumt: Auf Fotos, auch auf Filmaufnahmen, ist gesch .. gehustet. Leichenberge damals, und 2020.
Was sehr dagegen spricht: Dann hätten unsere edlen Befreier so etwas auch ab Ende 44 / Anfang 45 über Deutschland abziehen können, oder?

Anonym hat gesagt…

>Es gäbe überhaupt keine Atomwaffen.

Ein Schönling auf YT (K. Hill) hat dazu ein Video auf YT (hat was drauf, aber brauche dazu keine Widerlegung zu gucken).

Ein Schwafelkopp mit guten Absichten hat auch was dazu auf YT (Sir Sic), aber eben Schwafelkopp (und: brauche dazu keine Widerlegung zu gucken).

Schauen wir mal: Wisniewski auf Compact TV wörtlich zur Plutoniumbombe auf Nagasaki:
In Nagasaki wurde kein Plutonium gefunden.

Wikipedia:
Die Bombe explodierte rund 550 Meter über dicht bewohntem Gebiet...
...
Durch die große Explosionshöhe gab es über Japan kaum radioaktiven Fallout der Explosion.


Und tschüs.

Anonym hat gesagt…

"Oh welches Glück, daß mich ein Menschenherz begreift!" - Alois Revecki

Anonym hat gesagt…

OT

Differenzierer 4. Februar 2024 at 17:10

Melnyk und Selenski sind für jedermann erkennbar Menschen vom Stamme Nimm. Sich mit solchen Figuren überhaupt auf eine Kooperation einzulassen, zeugt entweder von großer Naivität oder von einer russophoben Besessenheit.
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Schon erstaunlich - bei PIPI. Scheint aber kein Stammkommentator zu sein(?)
Dürfte auch hier nicht bei JEDEM auf Zustimmung hinauslaufen(?)

Anonym hat gesagt…

Nochmal zum Thema Atombombe, gestern und heute bei Vitzlis Freakschau.
Das Grauen! Das Grauen!