Donnerstag, 2. Juli 2015

Im Führerstaat zur Volksabstimmung


Als der griechische Premierminister Georgios Papandreou im Jahr 2011 eine Volksabstimmung ankündigte, in der das Volk selbst sagen sollte, ob es bereit ist, die Härten der Sanierung des Staatshaushaltes zu tragen, schrie das beamtete, gewählte und kommentierende Europa wie ein Mann auf. Hasardeur, schallte es, was denkt der sich! Das Volk ist, jeder Politiker weiß das, ein unzuverlässiger Geselle. Will man, das Dinge erledigt werden, wie man sich das selbst vorstellt, dann darf man nicht fragen, dann muss man machen.

Hitler wusste, dass er den Weltkrieg beginnen muss. "Wer mir nachfolgt, wird es nicht können." Kohl war sich sicher, dass er den Euro gegen den Willen der Deutschen durchdrücken muss. "Der Schäuble hat nicht die Statur dazu." Eine Volksabstimmung zur Aufgabe der D-Mark hat es deshalb nie gegeben - und nun kommt dieser Grieche und jongliert mit den demokratischen Defiziten seiner großzügigen Gönner.

"Wer das Volk fragt, wird zur Bedrohung Europas", schrieb FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher seinerzeit über den "Kurssturz des Republikanischen" (Schirrmacher). Das Volk wird als störend empfunden, ein dumpfes Pack, dass die großen historischen Linien nicht sehen kann, das sei die Botschaft der Märkte und der Politik.

Merkel und Sarkozy fingen die unabgesprochene Initiative des Griechen damals binnen dreier Tage ein. Man werde Athen sofort den Geldhahn zudrehen, hatte es zuvor geheißen. Papandreou spurte, nachdem er die Instrumente gesehen hatte. „Ich werde glücklich sein, auch wenn wir kein Referendum durchführen", trank er den Kakao noch dankbar aus, durch den ihn seine Gläubiger zogen.

"Es ist das Schauspiel einer Degeneration jener Werte und Überzeugungen, die einst in der Idee Europas verkörpert schienen", schrieb Frank Schirrmacher, der alle politischen Begriffe, die mit dem geeinten Europa verbunden waren, im Wind zerstoben" sah "wie Asche". Der Autor starb, seine Warnungen sind verhallt, drei Jahre danach ist Europa erneut empört, entsetzt und fassungslos. "Der Europäischen Union stehen schwere Zeiten bevor", orakelt Schirrmachers FAZ nun, als stecke die Union nicht seit Jahren in solchen.

Alles zum inneren Zustand der EU sieht, wer darauf schaut, dass ihren Führer nun nicht einmal mehr gelingt, ein Mitgliedsland dazu zu zwingen, eine Abstimmung abzusagen, die weder die Brüsseler Kommission noch die Chefs der großen Anführernationen haben wollen. Griechenlands Pleite ist Europas Bankrott. 

5 Kommentare:

derherold hat gesagt…

"Der Schäuble hat nicht die Statur dazu."

Klar, der könnte nicht einmal eine Bordsteinkante ohne Hilfe überwinden !

(Der war richtig fies. Müßte aber auch mal sein. So für 85 Milliarden.)

Gerry hat gesagt…

Auch wenn es schon zum Allgemeinwissen gehört: Hitler begann keinen Weltkrieg, sondern einen Krieg mit Polen. Weiter ist das Volk naturgemäß gegen einen Krieg, aber im Fall Polen, wo waren da die Einwände? Selbst gegen die Sowjetunion regten sich kaum Stimmen, so groß war der Glaube an den Führer und das dt. Selbstvertrauen, gerade nach den Siegen 1940 gegen das brit. Empire und gegen die Grande Nation. Vergl. Kriegsstimmung in den USA vor Pearl Habour. Auf dieses Vertrauen in die politische Führung blickt die unsrige heute mit großen, neidischen Augen, selber nicht in der Lage, da was zu ändern.

ppq hat gesagt…

Hitler-Rede im Sportpalast vor 7000 Offiziersanwärtern



"Welche Einschränkungen wir auch vornehmen, wir werden niemals Frankreich und England besänftigen können ... Wenn schon dieser Kampf für mein Volk ein nicht zu vermeidender ist, dann habe ich absolut den Willen, diesen Kampf bei meinen Lebzeiten noch durchzuführen."

derherold hat gesagt…

"Auf dieses Vertrauen in die politische Führung blickt die unsrige heute mit großen, neidischen Augen ..."

Ich sehe nur, daß "die Bevölkerung" so ziemlich alles mitmacht ... im Vertrauen auf die Regierung:

Umwandlung der Bundeswehr in ein Expeditionskorps; Aufmärsche und Militärmanöver an der russischen Grenze; Unterstützung div. Politiker (Özdemir, Käßmann) für den Überfall auf Libyen; Drohnenmorde via Deutschland; ziemlich offene Unterstützung "des Westens" für die (Bürger-)Kriege und Kriegsverbrechen im Irak und in Syrien; Verpulverung von (at least) 80 Milliarden Euro an Griechenland, Aufhebung der Staatsgrenzen für Masseneinwanderung; mit dem NSU-Prozeß die größte Justizkomödie seit mind. 1945; Deckung von Zwangsehen und Verwandtenehen ...

... betrachte ich jetzt noch, daß sich unsere Polit- und Medieneliten mit +hate crime+ quasi ein Ermächtigtungsgesetz schaffen ... ohne jede Reaktion in der Bevölkerung, in den Kirchen, bei den Intellektuellen ... dann komme ich aus dem Grinsen nicht mehr heraus, wenn ich mich daran erinnere, daß uns in der Schule eifrige Lehrer erklärten, wie sie "im III. Reich Widerstand" geleistet hätten.

Anonym hat gesagt…

In einigen Jahren wird man das nun bunte nicht mehr deutsche Völkergemisch sagen hören: Wenn das damals die Kanzlerin gewußt hätte...........

Grüße vom Preußen