Dienstag, 15. September 2015

Welt im Wandel: Zeit, danke zu sagen

Grenze zu, Flüchtlinge mit gültiger Einladung stehen vor verschlossener Tür, in Ungarn ballt sich der Unmut über ein unmenschliches deutsches Politsystem, das Fremde erst als Freunde zu Hilfe ruft, um sie dann nach langer Reise im Blutregen des Orban-Regimes stehen zu lassen.

Syrien wird vom Land, in dem die Hälfte der Bevölkerung auf der Flucht ist, zum Land, aus dem mehr Flüchtlingen strömen als dort jemals gewohnt haben. Der Innenminister ist dann eines sonntagsabends in Sorge, weil "sich vermehrt Flüchtlinge als Syrer ausgeben, es tatsächlich aber nicht sind". Er schließt die Grenzen und suspendiert das Schengen-Abkommen, einen der Grundpfeiler, auf dem ruht, was als Weltfriedensnobelpreiskontinent Europa erst vor drei Jahren höchstes Lob der Weltgemeinschaft einheimste.

Doch der Schwenk von Kanzlerin, Innenminister und Oppositionsführer hin zu Pegida-Postionen ist nicht die einzige "jähe Wendung" (Erich Honecker) dieser Spätsommertage. Der Justizminister, eben noch damit beschäftigt, kritische Journalisten mit der Strafverfahrenskeule mundtot zu machen, ruft als Zukunftsprojekt die breitwandige Einschränkung der Meinungsfreiheit aus. Umjubelt von einer Medienbranche, die eher eifersüchtig sieht, wie Menschen bei Facebook diskutieren, statt die verlagseigenen, von günstig eingekauften Praktikanten vorzensierten Foren zu nutzen, hebelt der Sozialdemokrat im Sinne des alten Parteiliedes "die Gedanken sind frei" das im Grundgesetz enthaltene Verbot von Zensur durch den Staat aus, indem er die von ihm gewünschte Zensur an eine private Firma auslagert.

Selten hat sich Deutschland, hat sich Europa binnen weniger Tage so drastisch verändert, obwohl die vergangenen Jahre mit dem Bruch der europäischen Verträge im Zuge der Griechenland-Krise, der Suspendierung der Grundrechte in Zypern und den völkerrechtswidrigen Angriffen von Nato-Ländern auf andere Staaten ohne nicht eben unbewegt waren.

Schlagartig bedrohen zu uns kommende Flüchtlinge nun "Sicherheit und Ordnung" (de Maiziere), schlagartig sind für die staatliche Nachrichtensendung "Tagesschau" Leute, die jedem Ankommenden begeistert Beifall klatschen, "linke Gutmenschen" - ein Begriff, der bis dahin das Vermögen hatte, denjenigen, der ihn aus dem Mund ließ, sekundenschnell zu einem rechtspopulisten Nazi-Wutbürger zu machen. es wird noch Stunden dauern, dann landet "Geld für Oma, nicht für Roma" als offizieller Wahlkampfspruch auf einem CDU-Plakat. Und Staatsmedien treffen sich mit ihrem Lügenpresse-Kritikern.

Das geht alles rasend schnell, obwohl sich nichts bewegt. Der Kopf kommt nicht mehr mit dem Tempo mit, in dem sich die offiziellen Regierungspositionen ändern, die in den zurückliegenden Jahren immer mehr auch die offiziellen Positionen einer allumfassenden Medienphalanx geworden sind. Schaffen das, schaffen es nicht. Obergrenze oder doch nicht? Islamisierung, Integration, Sarrazin, Freizügigkeit, Mehropa für alle und TTIP für nichts?

Wer sich abends als Anhänger der Großen Koalition zufrieden ins Bett legt, steht morgens vielleicht schon als Dissident auf. Wer Merkel heute noch kritisiert, muss ihr einen Moment später schon applaudieren. Wer Gabriel für die bedingungslose Beweglichkeit seiner Positionen schätzt, erkennt mit einem Mal gar keine mehr.

Heute noch Hasser, morgen schon Held, heute noch Held, morgen schon Hasser. Zeit, danke zu sagen an eine Regierung, die inzwischen wie ein seitenverkehrter Nachbau des Kabinetts Krenz in den letzten Tagen der DDR wirkt. Gebe Gott oder sonstwer, dass nicht irgendwann doch mal eine ernste Krise kommt.

Wie der Meinungskorridor schrumpfte: Unser Jahr am rechten Rand


9 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Merkel geht mit gutem Beispiel voran und will weiter Flüchtlinge aufnehmen.

Geier hat gesagt…

Da sie nun einmal so unsagbar beliebt ist bei den Syrern sollten wir uns vielleicht einen Ruck geben und endlich auch einmal solidarisch zeigen und sie, nachdem wir sie nun schon so lange bei uns haben durften, für ihre Restlaufzeit den Syrern überlassen. Logistisch wäre das auch viel, viel einfacher, eine Person nach Syrien zu schaffen als Millionen nach Deutschland. Dann könnten die Liebenden für immer zusammensein und wir unsere Kernkraftwerke wieder hochfahren.

Ansonsten: Ich bin mal wieder dabei.

Anonym hat gesagt…

Wer spendiert mit mir Fallschirmabsprung-Dankeschön-Sets und einen Transall-Freiflug nach Syrien für Merkel und ihre Entourage? Rückmeldungen bitte unter "internetpost@bundesregierung.de". Auch Premium-Sets mit Ausflugsgutscheinen ins IS-Abenteuerland sind erhältlich.

Anonym hat gesagt…

Gäbe es in diesem Land eine unabhängige Presse und eine parlamentarische Opposition, müsste die Merkel-Clique nach dieser Nummer noch heute ins Exil nach Chile gejagt werden.
Wer aber im Gleichschritt ins Chaos marschiert, wird sich nicht gegenseitig verpetzen.
Und Maas kann, der medialen Masseträgheit folgend, noch schnell die Verfolgung von Wortmeldungen anordnen, die nicht zur Regierungslinie von voriger Woche konform gehen.

wolpertinger hat gesagt…

Das es sich hier um Satire handelt ist mir schon klar.
„Der Schwenk zu Pedigapositionen“brachte mich aber in Lebensgefahr,indem ich mich beim Abendbrot verschluckte.Bitte in Zukunft etwas sanfter satiren,ppq.

Gernot hat gesagt…

Eurasien war eben schon immer mit Ozeanien verbündet, und wer´s abstreitet, wird umerzogen.

Natürlich will ich nicht etwa behaupten, dass die Notbremse da gezogen wurde, wo Integration und somit Bevölkerungsaustausch unmöglich wurden und Parallelgesellschaften, die dem deutschstämmigen Rest von Eingeborenen eine Überlebenschance gegeben hätten, unausweichlich geworden wären. So etwas behaupten nur rechte Verschwörungstheoretiker.

Kurt hat gesagt…

Dieser Regierung gehört ein Denkmal gesetzt! Oh, Moment, ich höre gerade, dass dies schon passiert ist. In Köln: http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/altstadt_s%C3%BCd_das_narrenschiff_karl_berbuer_brunnen_389104

Anonym hat gesagt…

Eher Zeit, "Merkel, verschwinde!" zu sagen.

Anonym hat gesagt…

"Räder müssen rollen für den Krieg, Köpfe müssen rollen für den Sieg." Danke, Frau Merkel. Viele Grüße - Ihr "wunderbarer Neger" ((c) Joachim Herrmann)