Mittwoch, 8. April 2009

Umso jünger, desto dümmer

Leben macht offenbar doch zumindest ein bisschen schlauer, und selbst der Mensch ist, recht gemächlich zwar, aber irgendwann doch lernfähig. Nach einer dieser unsäglichen Umfragen, bei denen minderbezahlte und uninteressierte Interviewer von Wildfremden intimste Ansichten zu erfahren hoffen, sind zwei von drei Bundesbürgern gegenwärtig der Meinung, es gebe tatsächlich ein Leben nach dem Tod. Das zumindest hat die auftraggebende Bertelsmann Stiftung aus entsprechenden Einträgen der Interviewer in die ausgegebenen Formblätter herausgelesen.

Allen Erfahrungen mit Doping und Bestechung im Sport nach ist zwar davon auszugehen, dass die ausgesandten Studentinnen und Studenten den überwiegenden Teil der Fragebögen selbst ausgefüllt haben, nachdem ihnen die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Tröstlich aber ist, dass immerhin ein Drittel der Befragten die Idee vom Leben nach dem Tod ablehnt. Insbesondere im Osten sei der Glaube an ein Hinauffahren der Seele in einen wie auch immer gearteten Himmel, an Harfenspiel und Wiedergeburt recht schwach ausgeprägt. Während 60 Prozent der Ostdeutschen mit der Vorstellung von einem Weiterleben nach dem Tod gar nichts oder nur wenig anfangen können, sind im Westen 75 Prozent der Menschen sicher, dass irgendwo hinter Krematorium und Friedwald neue, packende Abenteuer auf sich warten.

Dass es zu früh ist, nach dem Glauben an das jenseits auch den Glauben an die Menschheit zu verlieren, zeigt die Aufschlüsselung der Antworten nach Altersgruppen. Danach sind sich Menschen unter 30 Jahren deutlich sicherer in ihrem Auferstehungsglauben als Ältere. Der Anteil derjenigen, die den Gedanken an eine Auferstehung von sich weisen, ist bei den über 60-Jährigen mit 37 Prozent doppelt so groß wie bei den Menschen unter 30 Jahren. Beruhigend ist der Gedanke, dass Unsinn sich im Menschen vielleicht doch nicht anreichert. Beängstigend allerdings der, dass auch Vernunft sich nicht vererbt und die Kinder von Menschen, die nicht mehr an Unsinn glauben, auch erst alt werden müssen, um sich zur selben Konsequenz durchzuringen.

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