Samstag, 30. November 2024
Zitate zur Zeit: Ruhe und Ordnung
Dolchstoßlegende: Verrat am D-Day
D-Day vor der offenen Feldschlacht: Nach dem Rücktritt des FDP-Generalsekretärs Djir-Sarai rückt nun Parteichef Christian Lindner in den Fokus. |
Es könnte alles noch gut so super laufen wie die drei Jahre lang bis zu diesem fatalen 7. November. Eine Regierung würde tun, was eine Regierung tut: Gesetze beschließen, neue Regeln und bürokratische Hürden bauen, immer mal hinauseilen und Rettungspakete verteilen, aber natürlich auch die Vielzahl der Chefsachen des Chefs genau im Auge behalten. Kein Land wie Deutschland kann ohne Digitalisierung, Kriegstüchtigkeit, einen Umbau von privatem Wohnungsbetrieb, allgemeiner Mobilität und industrieller Basis langsam, aber stetig aufgeben, was vom Wohlstand früherer Generationen noch übrig ist.
Mutwille der Liberalen
Es war allein der Mutwille eines der bis dahin geräuschlos zusammenarbeitenden Ampel-Partner, der die Fortschrittskoalition zerstörte. Erste Hinweise lieferte der Bundeskanzler, der nach der erzwungenen Entlassung seines Finanzministers auf eine ganz unpolitische Art über den FDP-Chef polterte, dem er im Streit mit den Grünen so manches Mal die Flinte gehalten hatte. Unanständig, hinterlistig, unmoralisch - all die Eigenschaften, ohne die kein Politiker es bis ganz nach oben schafft, warf Scholz Lindener vor.
Zurecht, wie sich wenig später zeigte: Nicht nur die SPD und die Grünen hatten schon wochenlang zuvor allerlei Pläne für den Fall der Fälle geschmiedet. Im Zentrum stand bei allen die Überlegung, wie sich mit dem Zerbrechen des fragilen Regierungsbündnisses der drei verfeindeten Verbündeten von Anfang an eine gute Startpostion im dann anstehenden Wahlkampf sichern ließe.
Drei Reden und eine Volksbewegung
Olaf Scholz hatte drei Reden vorbereitet, Robert Habeck seine Volksbewegung #teamhabeck bereits durchgeplant. Die FDP fasste ihre Strategie im D-Day-Papier zusammen: Ein Ablaufplan, der die Regieanweisungen für die Eskalation bis zum Bruch der Fortschrittskoalition in Gestalt einer auf dem Kopf stehenden Pyramide in einfacher Sprache zusammenfasste. Impuls, Narrativ, Beginn der offenen Feldschlacht, schließlich Ampel-Aus, ein Begriff, der alles mitbringt, Unwort des Jahres zu werden.
Eine Ungeheuerlichkeit. Dass es Planungen gab, zumindest bei einem der Partner einer Regierung, deren Planungshorizont über drei Jahre hinweg die nächste Ausgabe der "Tagesschau" war, erscheint im Licht des ersten Monats ohne mehrheitsfähiges Kabinett wie eine neue Dolchstoßlegende. Verraten worden ist der Kanzler, gemeuchelt wurde der Versuch, drei widerstrebende Ideologien mit viel fehlendem Geld zu einem Zukunftsentwurf zusammenzubinden, mit dem eine langjährige Wirtschaftsnation so lange hiberniert wird, bis sie als nachhaltig neutrales Landschaftsmuseum erwacht.
Wie seit mehr als 100 Jahren nicht
Verrat, wie ihn die Nation noch niemals erlebt hat. Oder jedenfalls nicht, seit vaterlandslose Zivilisten aus der Heimat dem deutschen Heer sei im Ersten Weltkrieg das Messer in den Uniformrücken stießen. Auch die Ampel ist bis heute im Felde unbesiegt und sie wäre es auch noch ihr letztes Jahr hinweg geblieben, hätten nicht Lindner und seine Spießgesellen zum Brutus-Dolch gegriffen. "Die Politik der Ampel war nur so schlecht, weil mit der FDP halt ein Totalausfall involviert war", hat der Komödiant Marcus Mittermeier festgestellt.
Alles könnte schön sein, würden sie noch miteinander um jede Nebensächlichkeit streiten, um ihre grundlegenden Differenzen nicht austragen zu müssen. Seit dem "Schwarzer Freitag für die FDP" (Spiegel) aber ist klar: Diese FDP ist nicht regierungsfähig (Britta Haßelmann), sie war es nie und wird es den Umfragen zufolge nie wieder sein.
Die "Dark FDP" (Die Zeit) entpuppt sich als politische Kraft, die Staat, Regierung und Parteien schlimmer delegitimiert als alle Schwachkopfverbrecher zusammen. Die kleinste Partei der Ampel hat dem "besten Kanzler, den wir je gehabt haben" (Karl Lauterbach) und seinem Vize, der das Land in Fahrt gebracht hat, selbstsüchtig den Boden unter den Füßen weggezogen. Wochenlang hat die FDP die Menschen "belogen" (Zeit). Jetzt gleitet sie "ins politische Dunkel" ab.
Knausriger Zerstörer
Mit dem Rücktritt von FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai - mit nur 44 Sekunden der schnellste in der bundesrepublikanischen Geschichte - ist das nicht abgebüßt. Zu durchsichtig ist das Manöver, zu bekannt das Ritual. Im Oktober erst waren die grünen Parteivorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour abgetreten, um Hoffnungsträger Robert Habeck zu retten. Jetzt wiederholen die früheren Liberalen die Übung, allerdings so plump und hektisch, dass die Schuld am Zerbrechen einer nicht nur bei Klimaschutz und sauberer Energie erfolgreichen Regierung bis zum Wahltag an ihr kleben bleibt.
Um diesen Fleck auf der gelben Weste abzuwaschen, braucht die FDP ein offenes Schuldeingeständnis von Parteichef Christian Lindner. Warum hat der Finanzminister ein Regierungsbündnis zerstört, das wunderbar hätte weiterwursteln wie bis dahin ja auch können? Warum waren ihm die Schuldenbremse und das Grundgesetz wichtiger als die vielen gemeinsamen Projekte? Warum wurde das versprochene Klimageld nicht einfach ausgezahlt? Geld genug fehlte doch ohnehin schon. Weshalb hat das Kabinett die Transformation nicht einfach beschleunigt, bis das grüne Wirtschaftswunder selbsttragend wird?
Freitag, 29. November 2024
Millionärin Merkel: Lebensende als Ladenhüter
Mit "Bringschuld" meinte Merkel aber nicht die 42 Euro für ihr Buch. |
Lebensbeichte der Langzeitkanzlerin
Hektische Krisendiplomatie
Trotzdem Platz 1
Untergraben des Restvertrauens
Meinungsmache: Wie #TeamHabeck den X-Algorithmus manipuliert
Die Daten sprechen klare Sprache: #TeamHabeck ist keine Volksbewegung, die langsam populär wurde, sondern eine Kampagne, die am 9. November vormittags startete. |
Wie #TeamHabeck entstand
Am 9. November vormittags
Eine Armee grüner Sockenpuppen
Signifikante Sichtbarkeit
Verräterische Ratio
Vermutete Empfehlungsverzerrung
Intransparenze Werbekampagne
Donnerstag, 28. November 2024
Neue EU-Kommission: Säulen der Erde
Eben noch waren es zu viele Männer und viel zu viele Rechte. jetzt aber lobt Kommissionschefin Ursula von der Leyen (M.) euphorisch: "Das Team ist wahrhaft europäisch". |
Ganz so schnell schießt Europa nicht. Auch 24 Stunden nach Kür und Wahl der neuen EU-Kommission ist weiter die alte im Dienst, zumindest bis zum 1. Dezember. Auch auf der offiziellen EU-Seite wird die höchste Europäerin Ursula von der Leyen weiterhin begleitet von Frans Timmermans, Margrethe Vestager und Valdis Dombrovskis, drei mächtigen Vizepräsidenten, die deshalb sogar "Exekutiv-Vizepräsidenten" heißen. Timmermanns kümmert sich nebenher fachlich um den Aufgabenbereich "Ein europäischer Grüner Deal", Vestager bereitet "ein Europa für das digitale Zeitalter" vor und Dombrovskis organisiert "eine Wirtschaft im Dienste der Menschen".
Im kaputten Spruchbeutel
Prioritäten und Hauptprioritäten
Niemand weltweit, der nicht voller Neid auf den europäischen Green Deal schaut und die "Umwandlung der EU in eine moderne, ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft bei gleichzeitiger Erhaltung der natürlichen Umwelt in Europa" bewundert. Kein Volk irgendwo da draußen, das nicht das unter kluger Führung der Kommission entstandene "Europa für das digitale Zeitalter" als Wegweiser für sich selbst sieht.
Nie hatte die EU mehr weniger Gewicht
Ein Team aus Spaltung
Abrechnung im März
Rettungsplan oder Sondervermögen
Endlich eine "solide Außenpolitik"
Trumps Überraschungssieg: Hat Harris verloren, weil sie keine Kinder hat?
Sie brachte alle aus deutscher Sicht für den Wahlsieg notwendigen Tugenden mit. Verlor aber trotzdem. Warum nur? |
Geschlecht und Identität spielten bei der US-Wahl eine bedeutende Rolle. Aber die begründet sich die Niederlage von Kamala Harris gegen Donald Trump dadurch, dass sie eine Frau ist? Oder dass sie sowohl Wurzeln in Indien als auch auf Jamaika und damit in Afrika hat?
Analyse nach der Niederlage
Präsident ohne Kinder? Undenkbar!
"Krieg gegen die Kinderlosen"
Dramatische Folgen
Grundsätzliche Verschiebung
Scholz hat Kinder
Mittwoch, 27. November 2024
EU-Betreuungszwang: In letzter Not ein Rauchverbot
Die EU möchte aus Europa eine einzige Rauchverbotszone machen, um nachzuweisen, dass der Peak Regulierung noch lange nicht erreicht ist. |
Vom Start weg Betreuungsangebote
Ein Thema der Einigkeit
Neuer Kontrollbedarf schafft Arbeitsplätze
Politik für unmündige Kinder
Beleidigungsbeobachtungsposten: Schwachkopfverbrecher im Visier
Immer noch werden Kneipen, Sportvereine und Familien missbraucht, um strafrelevante Inhalte zu verbreiten. |
Hausdurchsuchungen für alle, überall
Wahrnehmungslücke schließen
Nutzung des Stammtisches
Interaktive neue App
Konzept soll schnell greifen
Dienstag, 26. November 2024
Klimagipfel: Gute Gaben für das gute Gewissen
Der globale Süden kennt weder Pfandpflicht noch CO2-Abgabe, was an Müll anfällt, landet oft hinterm Haus, auf dass der Wind es fortträgt. |
Alles muss gerettet werden
Wofür aber genau?
Kein messbarer Beitrag
Neuer Zahlungsgrund
Anspruch auf Krücken und Rollstuhl
Robert Habeck: Der größte Kampf des Küchenjungen
Robert Habeck kommt aus einer Welt der weitläufigen Küchen und großen Küchentische. Wie selbstverständlich hält er das für die Realität aller Bürger. |
Verkäufer des Jahres
Wirklichkeit voller Zumuntungen
In seiner westdeutschen Haut
Vielerorts ist für Habeck kein Platz
Langfristige Wahlkampfstrategie
Echo ist bescheiden
Montag, 25. November 2024
EU-Hinterzimmerdeals: Machtkampf um die Unsichtbaren
Der neue Reigen Unbekannter, der in Zukunft über Europa regieren wird. |
Lässt du meinen, lass ich deinen, schießt du quer, schieße ich auch. So ungefähr geht das Spiel, das die EU-Fraktionsspitzen, die Heimatparteien der Kommissarskandidaten und die bereits wieder mit ihrem Amt betraute EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen seit mehr als fünf Monaten spielen.
Immer um alles
Das Interesse an der neuen EU-Kommission. |