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In den alten Braunkohlengruben in der Lausitz könnten nach Urbans Plänen demnächst nachhaltige Braunkohle hergestellt werden.
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Als
junger Mann erregte er großes Aufsehen mit deiner Entwicklung eines Atommüll-Ofens
und einer Solarlaser-Heizung für afrikanische Entwicklungsstaaten, später
verbesserte er ein NSA-Patent zum energiefreien Betrieb eines Perpetuum Mobile
und erfand ein starkmagnetgetriebenes
Fahrzeug: Mit zwei frontal angebrachten Antriebsmagneten überwand das als
"Magnet-Car" vertriebene Gefährt die von der Erdanziehung zugelieferte
Bodenhaftung, indem er der NSA-Konstruktion zusätzlich
zu den beiden Vortriebsstartmagneten eine
dritte Magnetspule spendierte.Inzwischen
50 Jahre alt, ist Jens Urban allerdings ruhiger geworden. Seit seiner Erfindung
eines Kraftwerkes, das tödliche Alpha-, Beta- und Gamma-Strahlung aus
Atommüllagerstätten in Strom verwandelt, widmet er sich erneuerbaren Industrien,
setzt dabei aber bei Grundsatzfragen an. Urban, der aus Mitteldeutschland
stammt, mittlerweile aber auf Sylt lebt und forscht, will sich nicht abfinden
mit den Beschränkungen der Schulphysik, er sieht gerade in Zeiten
grundsätzlicher Weichenstellungen viel Raum für grundstürzende Erfindungen, die
globale Klimagerechtigkeit schaffen können.
In einer
bisher als Pre-Print veröffentlichten Arbeit unter dem Titel "Renewable
lignite and why it is climate-neutral and sustainable" (Science Monitor) geht der
gelernte Innovator und Innovationstrainer einem neuen revolutionären Ansatz
nach. Braunkohle, die erneuerbar ist, weil sie klimaneutral aus vorhandener
Vegetation hergestellt wird. Ein verblüffendes Konzept, das schon allein
aufgrund der Tatsache überzeugt, dass sowohl die Produktion als auch die spär#tere
Verwendung zum Heizen, aber auch in der chemischen Industrie CO2-neutral
geschieht. "Jedes Gramm, das emittiert wird", sagt Urban, "ist zuvor
im selben Zeitkreis aus der Atmosphäre entnommen worden".
PPQ hat
mit Jens Urban über seine Erfindung, deren praktische Umsetzung, aber auch über
die Denkungsart gesprochen, die dem Einzelkämpfer an der Ökofront erlaubt, immer
wieder mit global bedeutsamen Vorschlägen aufzuwarten. Ignoranz, erfuhr
Interviewführerin Linde Tanja Goldbecker dabei, gehört für den Tüftler und
Theoretiker dabei zum Geschäft. Der große Nikola Tesla sei schließlich auch ein
Leben lang abgelehnt worden.
PPQ: Herr
Urban, erklären Sie uns doch eingangs die Grundidee hinter erneuerbarer
CO2-freier Kohle.
Urban:
Gern, aber dazu muss ich ausholen. Sie wissen ganz sicher, dass unsere bisher
gebräuchliche Kohle, ich beziehe da die sogenannte Steinkohle mit ein, vor
etlichen Jahren aus umgeknickten Farnen und Schachtelhalmen entstand.
Damals in der Kohlezeit, sie damals aber noch nicht so und wir Wissenschaftler
nennen sie auch Karbon, vom Lateinischen für Kohle, dem carbo, mussten wegen
eines Klimawandels zahllose Pflanzen sterben. Sie fielen in Sümpfe, wurden von
Wasser, es entstanden Moore, und in die tieferen Schichten gelangte bald kein
Sauerstoff mehr. Ohne Sauerstoff aber ist das abgelagerte pflanzliche Material
gehindert, sich vollständig zu zersetzen, das ist wichtig. Später lagerten sich
dann über diesem Mulchschichten aus Sand und Schlamm ab, wodurch sich der
Druck und die Temperatur erhöhten.
PPQ:
Das leuchtet ein. Aber woher kommt denn nun die Kohle?
Urban:
Daran sind chemische Reaktionen schuld, bei denen Sauerstoff und Wasserstoff
abgespalten wurden. Dadurch stieg der Anteil des Kohlenstoffes im Verhältnis zu
anderen Elementen in der Masse. Wir Forscher bezeichnen den Prozess als Inkohlung, das meint die
Verwandlung in Kohle, wie der Name ja sagt. Je länger die Inkohlung
anhält, desto weniger Sauerstoff und Wasserstoff enthält die Kohle: Torf ist das
jüngste und noch wasserhaltigste Produkt der Herstellung, dann folgen
Braunkohle, Steinkohle und schließlich auch noch Grafit, das können wir aber
hier vernachlässigen.
PPQ:
Ihnen geht es nun darum, diesen Prozess quasi nachzustellen?
Urban:
Genau. Braunkohle eignet sich
dazu besonders, denn sie ist ein relativ
junges Produkt der Inkohlung, sie entstand in der Kreidezeit und im Tertiär vor
20 bis 40 Millionen Jahren. Deshalb liegt sie auch nicht so tief, nur wenige
Sedimentschichten sind da meist drüber. Sie hat eine deutlich faserige,
holzartige Struktur und enthält noch bis zu 50 Prozent Wasser. Aber ihr
Heizwert ist doch gegeben - verglichen etwa mit einem Stück Holz, einem
Holzpellet oder einer Zeitung ist das schon eine ganze
Menge.
PPQ:
Aber es heißt doch immer, dass die Verbrennung von Braunkohle das Klima
vergiftet. Schließlich wird dadurch das gesamte in den Braunkohlevorkommen in
Deutschland gespeicherte CO2 frei.
Urban:
Das ist auch vollkommen korrekt. Dagegen lässt sich nichts sagen. Auch der
Schwefelgehalt der Braunkohle ist nicht zu unterschätzen, der wird ja auch frei.
Er hängt vor allem davon ab, in welcher Zeit die Braunkohle entstand. Je älter,
desto schwefelhaltiger, das muss man wissen. Wenn Braunkohle nun in einem
Kraftwerken verbrannt wird, entsteht dabei Schwefeldioxid, das die Umwelt
schädigt, weshalb eine Rauchgasentschwefelung durchgeführt werden muss, um das
Schwefeldioxid aus den Abgasen zu entfernen. Das liegt dann wieder rum und man
muss sehen wohin damit, unabhängig vom CO2.
PPQ:
Das klingt nun gar nicht nach einem Erfolgsmodell, mit dem sich die
Klimademokratie der Zukunft über Wasser halten kann.
Urban:
Doch, doch. Sie machen den Fehler, den weltweit bisher alle gemacht haben. Sie
sehen die vorhandene Braunkohle, ein Problem, auf jeden Fall. Aber Sie
vergessen, welches Potenzial in der Kohle steckt, die es noch nicht gibt!
PPQ:
Wie bitte?
Urban: Ich muss
da noch mal grundsätzlich werden. Wir haben ein Problem mit der Kohle, das darin
liegt, dass sie einen tollen Heizwert hat, also in Anbetracht ihrer Masse eine
ganz gehörige Wärmemenge freizusetzen versteht, die bei der Verbrennung des
Stoffes freigesetzt wird. Ähnliches gilt auch für Gas und Öl,
übrigens. Der Heizwert von Braunkohle beträgt je nach Wassergehalt
zwischen 7 300 und 12 000 Kilojoule pro Kilogramm, das ist schon eine Menge,
damit lässt sich nicht gleich Stahl schmelzen, aber man kann Kaffee kochen und
bekommt die Wohnung warm.
PPQ: Auf Kosten des Klimas weltweit natürlich.
Urban: So war das bisher, das ist zweifellos richtig. Daher ist ja mein
Vorschlag, die alte Braunkohle, die Steinkohle ebenso, auch Öl und Gas, in der
Erde zu lassen. Wenn es uns stattdessen gelingt, aus heute wachsenden Pflanzen,
das müssen auch nicht zwingend Schachtelhalme sein, neue Kohle herzustellen, die
wir dann verbrennen, ist das für das Klima ein Nullsummenspiel, absolut
unschädlich. Und in den Nebeneffekten weitaus umweltverträglicher Elektroautos
oder die vielbeschworene Wasserstoffwirtschaft mit ihren kindischen
Wirkungsgraden.
PPQ: Wie kann das aber sein?
Urban: Nun, dazu müssen wir beachten, dass in der jetzt verwendeten Kohle,
die uns so viel Kopfzerbrechen bereitet, das CO2 vergangener Zeiten gespeichert
ist, das nun plötzlich frei wird. Das bringt natürlich alles durcheinander.
Lassen wir die Natur aber auf ganz natürlich Weise neue Kohle herstellen, dann
stellt sich die Frage nicht, weil bei deren Verbrennung nur CO2 frei wird, das
im selben Zeitkreis, ich nenne das Zeitkreis, abgespeichert wird. Die Summe vor
der Abspeicherung und nach der Verbrennung ist Null. Besser geht es nicht.
PPQ: Das leuchtet absolut ein. Aber wie wollen Sie die Kohle
herstellen?
Urban: Das ist kein großes Problem. Wir wissen alles, was es dazu braucht.
Gruben, Sümpfe, Wasser, Pflanzen, Druck. Den Rest erledigt Mutter Natur von ganz
allein. Je nachdem, wie viel Zeit wir ihr geben, bedient sie uns mit Öl, Gas,
Kohle oder Steinkohle, wobei ich denke, dass junge Braunkohle in Anbetracht der
zeitlichen Verläufe wohl das beste Produktionsziel wäre. Aber wie gesagt, Öl
geht auch. Es ist wie bei einem Komposthaufen: Man setzt das an und unter immer höherem
Druck und steigenden Temperaturen setzt die geochemische Inkohlung ein. Das ist
zwangsläufig, ein Naturgesetz.
PPQ: Was
man dann erhält, lässt sich klimaneutral verfeuern?
Urban:
Ja, genau. Und - dieser Vorteil wird oft unterschätzt, man erspart sich die
unheimlich umweltbelastenden Neubauten, egal ob das jetzt Solaranlagen oder
Windkraftsachen sind oder auch die verrückte Idee, eine neue Strom-Infrastruktur
aufzuziehen. Von der Wasserstoffwirtschaft mit ihren erbärmlichen Wirkungsgraden
gar nicht zu reden. Kohle ist sicher, Kohle ist erprobt, die Kohlekraftwerke
sind alle schon da, die Fernwärmetrassen, was Öl betrifft die Benzinfabriken,
die Heizungen, auch die gasgetriebenen. Da muss nichts neu gebaut werden, das
allein erspart global wenigstens ein Grad Erwärmung.
PPQ: Herr
Urban, das klingt alles überaus einleuchtend, ja, geradezu einladend. Wie
schätzen Sie als Vater der Idee von der nachhaltigen Kohle aber die
Umsetzungschancen ein? Ist das etwas, was wir nach der Bundestagswahl sofort in
Angriff nehmen werden?
Urban: Da
bin ich skeptisch. Die Lobby der Solarfarmer, der Windkraftturmbauer und der
Großkonzerne, die auf Milliarden aus der Förderung für ihren grünen Wasserstoff
mit seinen traurigen Wirkungsgraden setzen, ist unfassbar mächtig. Ich habe
meine Vorschläge samt Umsetzungsplan bereits vor Monaten allen
Parteien kostenfrei zur Verfügung gestellt, in einfacher Sprache erklärt, worum
es geht, und was hier für eine Chance gerade für die deutsche
Braunkohlenindustrie, eine der größten der Welt!, liegt. Die hat bisher nie
gesät, immer nur geerntet, könnte aber nun voll neu durchstarten mit meinem
Konzept.
PPQ:
Und?
Urban:
Nichts, von keiner Seite, keiner Partei, keinem Ministerium, keinem Verband,
nicht einmal von der IG Bau Steine Erden.