Freitag, 1. Dezember 2017

Warum denn nicht eine Not-Regierung aus Alpha-Journalisten

Er war sein größter Fan, ein Mann, mit dem sich Heribert Prantl einen Traum zu erfüllen hoffte. Martin Schulz, so lobte der Meinungsführer aus München, sei die Antwort "auf ein allgemeines Unbehagen im Land“, er ziehe die SPD aus dem Tief, er habe, laut Heribert Prantl, “was Merkel fehlt”.

Später gab Schulz dann auch noch dem Wahlkampf die Würde zurück, denn er „rackere sich ab“, sei „ein demokratischer Populist“ und mit ihm gelte in Europa „nicht mehr das Recht des Stärkeren, sondern die Stärke des Rechts.“

Ein Männerbund, der bis ins Kanzleramt hätte führen sollen. Doch das Wahlvolk folgte nicht. Schulz unterlag Merkel, Prantl zog seine Schlüsse und er entzog dem glücklosen Würselener seine Liebe. „Mit Martin Schulz hat die SPD keine Zukunft“, urteilt der Großkommentator nun, als einer der letzten Getreuen, die sich angewidert vom Merkel mit Bart abwenden. Heribert Prantl hat angesichts der schwieriger gewordenen innenpolitischen Weltlage den Glauben verloren. Mit dem Wahlkampfverlierer werde sich die SPD in einer großen Koalition nicht behaupten können, ätzt er. Die Partei brauche eine neue Spitze. Andrea Nahles wäre die Richtige.

Das Land aber braucht bis dahin eine neue Regierung – und wenn die Parteien keine zustandebringen, dann müssen es eben die einzigen richten, die es ohnehin schon immer besser wissen: Die Journalisten. Es wäre die erste JoKo, die jemals in Deutschland regiert hat, dürfte aber aufgrund der Kompetenz der Minister eine der besten Regierungen weltweit werden.

Klar ist, dass in der ungewöhnlichen Konstellation einer Übergangsregierung der nationalen Rettung kein Weg an einer Kanzlerschaft Prantls vorbeiführt. Der 64-Jährige ist Träger des Brüder-Grimm-Preis der Philipps-Universität Marburg, der Bayerischen Verfassungsmedaille und die Wolff-Preises für herausragende Alltagsliteratur, er hat sein Jura-Studium mit dem Staatsexamen abgeschlossen und eine feste Position in der Flüchtlingspolitik.

Prantl lebt zudem mit der SZ-Wirtschaftskorrespondentin Franziska Augstein zusammen, der Tochter des Spiegel-Herausgebers Rudolf Augstein und Ziehschwester des „Freitag“-Besitzers Jakob Augstein, so dass die Ressorts Wirtschaft und Soziales im Kabinett Prantl aus der Familie besetzt werden könnten. Entsprechend dem Proporz zwischen Abo- und Boulevardblättern käme dann Julian Reichelt (Bild) als Innenminister zum Zuge, während Alice Schwarzer die logische Wahl für das Frauenressort wäre.

Für die Außendarstellung Deutschlands, die zuletzt unter den innenpolitischen Querelen gelitten hatte, wäre Giovanni di Lorenzo der richtige Botschafter. Der neue Außenminister von der "Zeit" gilt als eloquent und weltgewandt, er könnte auf Augenhöhe mit smarten Stilikonen wie Macron, Renzi und Kurz debattieren. Für das Justiz- und Verbraucherschutz-Ressort ist natürlich Frank Plaßberg Favorit. Als Vertreter der öffentlich-rechtlichen Sender steht die Unabhängigkeit des Remscheiders nicht infrage, der Talkshow-Moderator schlösse dank seiner familiären Verbindung mit Morgenmagazin-Moderatorin Anne Gesthuysen zugleich die offene Flanke der Regierung zur frühmorgendlichen Nachrichtenschiene.

Während Bascha Mika das Amt der Gesundheitsministerin übernimmt, wechselt Maybrit Illner in Verteidigungsressort, Welt-Reporter Alan Posener stünde für Ernährung und Landwirtschaft Gewehr bei Fuß, Richard Gutjahr wird erster deutscher Digitalminister. Einen Fachmann für das als nicht nur durch die Diskussion über die Bürgerversicherung und die Pflege als überaus schwierig geltende
Gesundheitsministerium fände Prantl in Hans Haltmeier, dem Chefredakteur der legendären "Apotheken Umschau", der zuletzt mit der großen Komma-Reform gezeigt hatte, dass er vor raschen und entschiedenen Weichenstellungen nicht zurücksteckt.

Für Anne Will bliebe die Umwelt, der Alt-Internationale Hans Leyendecker dürfte nach seinem Rücktritt aus dem Rateteam unumstrittener Favorit für das Ressort Bildung und Forschung sein. Als Kanzleramtsminister wäre Günter Jauch gesetzt, die Krisenbummlerin Antonia Rados dagegen fände späte Erfüllung als Entwicklungshilfeministerin.

Für Laura Himmelreich, die trotz ihres jungen Alters schon hinreichende Erfahrungen in der Bundespolitik gesammelt hat, bliebe das derzeit nur kommissarisch geführte Finanzressort. Ein Zeichen des Aufbruchs in harten Zeiten: Wo lange der älteste und männlichste aller Merkel-Minister amtierte, säße erstmals eine junge, "dirndltaugliche" (Himmelreich) und beim Lifestyle- und Jugendmagazin Vice sozialisierte urbane Frau.





2 Kommentare:

Gerry hat gesagt…

Ein schöner Schreck am Morgen, so unvermittelt mit einer Visage aus dem Auenland konfrontiert zu werden. Rein physioGNOMisch ähneln sich Fan und Objekt ja ungemein.

Anonym hat gesagt…

Ähnlichkeit aber nur seeeehr vaaaage. -
Ausser unrasierter Fresse sehe ich nix Klon-verdächtiges (das iss aber heute ja ganz doll "in", unn bei diesen schon nicht mehr ganz Taufrischen strahlt's so einen hinreissenden Bahnhofspenner/Landstreicher-Charme aus).

Solche Fressen sind halt die traurigen Ruinen v. früheren Möchtegerns, die sich in jungen Jahren mit ihrem "Gelehrter-/Philosophus"-Bärten so schrecklich intellektüll vorkamen, sprich, mit dieser Ego-Prothese ihre kognitive Unterbelichtung (über) kompensierten. -