Sonntag, 21. April 2013

Neue Frühjahrsoffenfliese


Er schien die Arbeit an seinem großen Projekt eingestellt zu haben. Der Kampf um die komplette Neuverfliesung der halleschen Altstadt , gedacht als epochales Argument bei der Bewerbung der Saalestadt um den Titel "Unesco-Welterbestadt", ruhte, so lange der Schnee sich dachfirsthoch in den Straßen türmte. Monatelang gelang es ausschwärmenden Kacheleologen nicht, neue Werke des als "Kachelmann" kultisch verehrten Kachel Gott von Halle aufzuspüren. Die sprichwörtliche Ignoranz der Einheimischen, aber auch die Nichtbeachtung durch die überregionale Kunstkritik schien dem fleißigen Flieser die Nerven geraubt zu haben.

Doch kaum hat der erste Sonnenstrahl die vom Winterdienst aus ästhetischen Gründen liegengelassenen Schneegebirge aus den Straßen geräumt, ist auch der Fliesenleger wieder da. Noch vor den ersten Frühblühern blüht seine Kachelkunst in neuen, strahlenden Motiven, hoch über den Köpfen der Hallenser, deren Blicke auf den überfrorenen Gehwegen kleben. Der Kachelmann denkt weiter, er beantwortet die bisher ausgebliebene traditionelle Ankündigung der traditionellen Frühjahrsoffensive der Taliban, die später traditionell sowieso auszufallen pflegt, mit einer eigenen Frühjahrsoffenfliese: In der Wuchererstraße, einem der häßlichsten Straßenzüge der Metropole an der Straße der Gewalt, hat der große Unbekannte angefangen, ein neues Kachelkapitel aufzuschlagen. Ein kleines Vögelein singt hier vom Sommer und ergänzt das einzige originale Kachelverzeichnis um ein neues Stück.

Eigene Funde können wie stets direkt an politplatschquatsch@gmail.com geleitet werden, jeder Fund wird von uns auf Wunsch mit einem mundnachgemalten Kunstdruck der inzwischen von Kachel-Gegnern vernichteten Ur-Fliese prämiert.

Der Kampf um die Kachelkunst:

Leise flieseln im Schnee
Verehrte Winkel-Fliese
Kanonen auf Kacheln
Antifaschisten im Fliesen-Ferrari


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