Freitag, 24. Juli 2015

In der Rettungswelt

Die wachsende Bedeutung Griechenlands für die Welt: Nie war das Zehn-Millionen-Volk so wertvoll wie heute.
"Immer noch ein Krisengipfel, immer noch eine letzte Frist, eine allerletzte Nachverhandlung, immer wieder Bedingungen, immer wieder Zahlungen - und dann wieder ein Krisengipfel mit Sitzungsende spät in der Nacht", schreibt R.A. bei Zettels Raum zur Analyse der endlosen Griechenland-Rettung. Seit Jahren dasselbe Lied, und es findet keinen Schluss, weil die "fette Lady" immer weitersingt.

Muss sie, denn wenn auch PPQ-Leser bereits im Januar 2009 sicher waren, dass es noch mehr als ein weiteres Rettungspaket geben werde - die Leitmedien richteten sich lieber in der Illusion ein, wer nicht an eine schnelle Rettung durch eine beherzte Angela Merkel glaube, sei ein populistischer Hetzer gegen das vereinte Friedensprojekt Europa.

Fünf Jahre hat es gebraucht, bis es von "Spiegel" bis "Zeit" nicht mehr als protofaschistisch gilt, Artikel 125 des EU-Vertrages von Lissabon zu zitieren, in dem es heißt: "Ein Mitgliedstaat haftet nicht für die Verbindlichkeiten der Zentralregierungen, der regionalen oder lokalen Gebietskörperschaften oder anderen öffentlich-rechtlichen Körperschaften, sonstiger Einrichtungen des öffentlichen Rechts oder öffentlicher Unternehmen eines anderen Mitgliedstaats und tritt nicht für derartige Verbindlichkeiten ein".

Dafür sind sie nun alle zur Stelle, die frischgebackenen Realisten, denen jetzt nichts mehr einleuchtet als der Umstand, dass die Euro-Zone in dieser Form nie gelingen konnte. Das sei doch absehbar gewesen!

Selbstverständlich hindert das dieselben Blätter nicht daran, die mystischen Märchenmeldungen der staatlichen deutschen Nachrichtenagentur nachzubeten, in denen die Rede davon ist, dass die aktuellsten "Sparvorschläge" umgesetzt würden, indem die Umsatzsteuer erhöht wird. Der alte Trick aller Staaten, die "Sparen" sagen, wenn sie es darauf angelegt haben, ihre Steuerzahler noch gründlicher zu schröpfen.

Fällt niemandem auf, rechnet keiner nach. Es geht schließlich darum, die Illusion zu erhalten, irgendjemand habe die Dinge in der Hand und die Lage im Griff. "Es wird schlicht noch lange so weitergehen: Es gibt Auflagen, die werden teilweise umgesetzt, teilweise nicht. Man wird die Altschulden strecken und verschieben, so dass es egal ist, ob man das "Schuldenschnitt" nennt. Man wird jährlich ein Stück Geld überweisen, das dann wirklich kassenwirksam wird und nicht nur der virtuellen Schuldenumwälzung dient - und dieses Geld werden die Europäer problemlos verschmerzen", heißt es bei Zettels Raum.

Das kommt der Wahrheit gefährlich nahe.

2 Kommentare:

FDominicus hat gesagt…

doch doch ich habe hier und da gerechnet und ich habe auch hin und wieder (keine Ahnung mehr wie oft wirklich) den §125 zitiert. Und nein deswegen bin ich tatsächlich kein Faschist aber auch noch lange kein Sozialist.

Der Denker schreibt heute ja auch "mal" wieder was es ist:
http://lepenseur-lepenseur.blogspot.de/2015/07/das-nachste-linke-eliten-projekt.html

Und Griechenland ist genau man möchte schon schreiben dasselbe....

Volker hat gesagt…

R.A. ist Historiker. Der kann das nicht wissen, dass die Geschichte keine Einbahnstraße, dass die geradlinig gleichförmige Bewegung nicht die Regel, sondern die Ausnahme ist.

Den Sozialismus in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf.
War ja richtig, hat man ja gesehen. Das ging die letzten Jahre so und das wird durch die lineare Extrapolation bestätigt.

Den Pillenknick gab es zur Zeit von Kaiser Augustus (für R.A.: Augustus, formerly known as Gajus Octavius, war der erste römische Kaiser).
Und, ist das Imperium fünf Minuten später untergegangen?
So ungefähr geht sozialistische Geschichtswissenschaft.

Wenn man sich finanziell überhebt, kriegt man als Privatperson sehr schnell sehr große Probleme. Bei Staaten ist das nicht so streng, die haben x Möglichkeiten, ihre Schulden zu überrollen. Selbst die chronisch klamme DDR hat es geschafft, bis zum letzten Tag ein AAA-gleiches Rating zu halten.
Griechenland allein wird Europa nicht in den Abgrund ziehen. Aber wenn die Partei- und Staatsführung alle Wegweiser in die falsche Richtung stellt, wenn die alles sinnvolle, logische, moralische und vernünftige in den Dreck tritt - dann geht es eben nicht ewig so weiter. Dann geht es wie mit der DDR, irgendwann ist Schluss. Nur dass wir beim nächsten mal keinen großen Bruder haben, der uns alimentiert. Und dann bricht es zusammen. Not with a bang but with a whisper and a lot of tears.