Montag, 19. Januar 2009

Mannichl: Stochern im Stichkanal

Beinahe tödlich verletzt, entkam der Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl dem Sensenmann nur durch vortreffliche ärztliche Kunst und großes Glück. Der mit einem Lebkuchenmesser aus eigenen Beständen erstochene Beamte konnte das Krankenhaus nach wenigen Tagen auf eigenen Beinen verlassen - böswillige Rechtsradikale spekulierten daraufhin, Mannichl sei gar nicht so schwer verletzt gewesen. Eine angebliche Zeugin, die als Krankenschwester auf der behandelnden Station tätig ist, wollte gar in den Behandlungsunterlagen von einer "oberflächlichen Fleischwunde" gelesen haben, bei der "jeder andere nur ambulant versorgt und nach Hause geschickt worden wäre."

Mehr als einen Monat nach der Tat, die "eine neue Qualität rechtsextremer Gewalt" (Horst Seehofer) nach Deutschland brachte, lässt das offenbar von rechtsextremen Kreisen okkupierte Landeskriminalamt nun Experten im Stichkanal stochern. Nachdem der mittlerweile sehr schön zugeheilt sein dürfte, kommen jetzt die Gerichtsmediziner zum Zuge: Wie der in der Affäre Mannichl ansonsten weitgehend verstummte „Spiegel“ vermeldet, soll von Münchner Rechtsmedizinern ein "Plausibilitäts-Gutachten" erstellt werden. Die Spezialisten sollen ermitteln, ob der nahezu tödliche Messerstich wirklich so erfolgt sein kann wie von Alois Mannichl angegeben. Der Polizeidirektor hatte ausgesagt, an der Haustür von einem 1,90 großen Glatzkopf mit Leberfleck oder Tätowierung im Gesicht überfallen worden zu sein, der ihm "Grüße vom Nationalen Widerstand" bestellte und brutal mit einem zufällig herumliegenden Messer zustieß.

Später war bekannt geworden, dass der wackere Polizist den Täter mit im Bauch steckendem Messer noch auf die Straße verfolgt hatte, um ihn festzunehmen. Dabei hatte er nach eigener Aussage aber keine Gelegenheit, den Angreifer zu sehen. "Wenn's ums blanke Überleben geht, denkt man nicht darüber nach, welche Schuhgröße der Täter hat", beschrieb Alois Mannichl später. Als ihm die geplante Festnahme nicht gelang, zog Alois Mannichl die Stichwaffe nach eigenen Angaben selbst aus der Wunde, die nun aber wohl von den Spezialisten der Rechtsmedizin erneut geöffnet werden muss, um den Einstichwinkel zu rekonstruieren.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Jeden Tag eine neue Enthüllung und eine neue anatomische Überraschung. 2 cm neben dem Herzen. Im Bauch, sozusagen. Trug er sein Herz etwa nicht auf dem rechten Fleck?