Sonntag, 22. November 2009

Steinbrück macht in Stahl

Als er noch Ministerpräsident war, öffnete er der maroden WestLB die Türen zum Weltmarkt für heiße Finanzspekulationen. Als er Finanzminister wurde,
setzte er sich mannhaft für mehr unverständliche Finanzinstrumente und rätselhafte Asset-Back-Securities ein, er war einer der ersten, die im sogenannten Verbriefungsmarkt eine große Zukunft sahen, und einer der letzten, der vor einer "amerikanischen Krise" warnte, die Deutschland wenig oder kaum treffen werde.

Peer Steinbrück, nach Ansicht seines Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel der Mann, der den Finanzministern der Welt gezeigt hat, wie sie die Krise, die dann doch keine rein amerikanische war, bekämpfen müssten, fand zwischendurch immer noch Zeit, die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau zu überwachen. Als Chef die Verwaltungsrates lebte der Arbeiterführer vor, wie er sich "schärfere Aufsicht" vorstellt: Unter seiner Ägide gelang es der Bank sogar, ohne jeden Grund 320 Millionen Euro an die gerade pleitegegangene Investmentbank Lehman Bros. zu überweisen, während die Deutsche Bundesbank es in seiner Ära sogar schaffte, zehn Milliarden mit spekulativen Geschäften zu verlieren.

Solche Empfehlungen bleiben nachhaltig im Gedächtnis, auch bei anderen Wirtschaftsführern. Nachdem Peer Steinbrück seine segensreiche Tätigkeit als Finanzminister zuletzt wegen sozialdemokratischer Kommunikationsdefizite beenden musste, wechselt der Spezialist für Briefkastenfirmen und Steuersparfilialen, der es stets schaffte, als Vorkämpfer gegen das zu gelten, wofür er sich einsetzte, nun als Aufsichtsrat zum Düsseldorfer Stahlkonzern ThyssenKrupp.

Am 21. Januar findet die Hauptversammlung statt, danach soll Steinbrück für fünf Jahre lang in dem Gremium bleiben, um vorzuleben, dass die Rente mit 67 kein Ding der Unmöglichkeit ist. Der 62-Jährige bleibt nebenbei auch einfacher Abgeordneter im Bundestag als der er mit Freuden hören wird, dass die Europäische Union sich ein jahr nach Ausbruch der großen Krise endlich stark macht für die seit Monaten plakativ verteufelten Asset-Back-Securities (ABS): Ab März 2010 ändert die EU die Emissionsregeln für ABS mit dem "Ziel, zur Wiederherstellung eines reibungslos funktionierenden ABS-Marktes beizutragen."

9 Kommentare:

Ein Brandenburger hat gesagt…

Um die Leistungen des ehemaligen Finanzministers und stellvertretenden Parteivorsitzenden der SPD Peer Steinbrück umfassend würdigen zu können sollte man unbedingt diesen Beitrag der „Nachdenkseiten“ lesen.

http://www.nachdenkseiten.de/?p=4260

ppq hat gesagt…

danke für den hinweis. habs eingearbeitet

VolkerStramm hat gesagt…

Ach nö, die Nachdenkseiten müssen es ja nun nicht wirklich sein.
Allein der Name wirkt rückwärtsessend; und was Müller anbietet erst recht.
.
Allein das ehemalige Nachrichtenmagazin SPIEGEL als „neoliberales Kampfblatt“ zu werten ist doch absurd. Aber er merkt es nicht, weil ihm bei seinem Kreuzzug gegen den herbeihalluzinierten „neoliberalen Mainstream“ der Bezug zur Realität komplett verlorengegangen ist.
Wo bitteschön, ist in einem Land mit einer Staatsquote über 50%, mit Sozialausgaben von 30% des Staatshaushaltes und mit nahezu komplett links gleichgeschalteten Medien der neoliberale Mainstream?
Richtig, in seinem kranken Gehirn.
.
Er wirft Steinbrück vor, Ursache mit Wirkung zu verwechseln; ausgerechnet Müller.
Denn dass es
„... an Hartz IV, an der Rente mit 67, an der Bahnprivatisierung, an der Frage nach der sozialen Gerechtigkeit ... Kritik von nahezu zwei Dritteln der Bevölkerung gibt“
liegt ja nicht an rationalen Erwägungen, sondern an der linken Dauerbeschallung durch Agitatoren der Müller-Klasse (Armut per Gesetz, Sklaverei, bla bla bla)
Oder haben Müller & Co. je dargelegt, wie es funktionieren soll dass immer weniger Arbeitenden immer mehr Nichtarbeitende alimentieren?
.
Womit wir bei der „Alimentierung“ sind, einem weiteren Feld, auf dem Müller sich regelmäßig austobt. Es reicht ihm nämlich nicht, dass die Nichtarbeitenden alimentiert werden. Nein, der Sozialstaat muss einer sein, der
„der nicht alimentiert, sondern der in seinem Handeln soziale Sicherheit und soziale Gerechtigkeit anstrebt, um die Teilnahme aller an den gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen zu gewährleisten.“

Mit einem Wort: Mutterschutz fürs Vaterland (www.politplatschquatsch.com/2009/11/mutterschutz-furs-vaterland.html);
oder für uns Absolventen des Staatsbürgerkundeunterrichts: Die ESG.

ppq hat gesagt…

aber gut ist es doch, wenn es unterschiedliche ansichten gibt

VolkerStramm hat gesagt…

Jau

Friederich hat gesagt…

Unterschiedliche Ansichten? Das hast Du jetzt aber nicht im Staatsbürgerkundeunterricht gelernt.

derherold hat gesagt…

Na ja, die *Nachdenkseiten* sagen selbstverständlich wenig - um nicht zu sagen: gar nichts - über Steinbrücks "Verstrickung" in die "Investtiionststrategeie" der Staatsbanken.

Man kritisiert eher den faschistischen Faschismus: "Deregulierung" sagt wenig aus und "Agenda" dürfte mit Steinbrück wenig zu tun habe, da er bis 2005 MP in D´dorf war.;-)

VolkerStramm hat gesagt…

Das ist eine interessante Frage, Friedrich.
Obwohl es nur eine richtige Meinung gab, wurde doch (besonders in der Hochschule) viel diskutiert. Rückblickend frage ich mich, wie das eigentlich ging.

Aber zum Glück muss man sich nicht lange fragen.
Einfach eine normale deutsche Talkshow ansehen. Wie da die gleichen Meinungen aufeinanderprallen – beeindruckend.
Am besten war mal ein in Dialogform präsentiertes Selbstgespräch der Antifatunten Joachim Hermann (der heißt zwar so wie der Propagandasekretär im ZK und der redet auch so, es st aber eine andere Person) und Sebastian Edathy.
Wenn einem zur Wendezeit jemand gesagt hätte, dass die Joachim Hermanns dieser Welt uns zwanzig Jahre später wieder genauso dumm kommen ...

VolkerStramm hat gesagt…

Das ist eine interessante Frage, Friedrich.
Obwohl es nur eine richtige Meinung gab, wurde doch (besonders in der Hochschule) viel diskutiert. Rückblickend frage ich mich, wie das eigentlich ging.

Aber zum Glück muss man sich nicht lange fragen.
Einfach eine normale deutsche Talkshow ansehen. Wie da die gleichen Meinungen aufeinanderprallen – beeindruckend.
Am besten war mal ein in Dialogform präsentiertes Selbstgespräch der Antifatunten Joachim Hermann (der heißt zwar so wie der Propagandasekretär im ZK und der redet auch so, es st aber eine andere Person) und Sebastian Edathy.
Wenn einem zur Wendezeit jemand gesagt hätte, dass die Joachim Hermanns dieser Welt uns zwanzig Jahre später wieder genauso dumm kommen ...