Mittwoch, 2. Dezember 2009

Gierig nach Wählerstimmen

Die bösen Manager sind es gewesen, die die Welt durch Gier und Spekulation an den Abgrund geführt haben, so ist es seit Ausbruch der Finanzkrise Tag für Tag irgendwo zu lesen. Und wenn die Mär mal aussetzt, findet sich garantiert irgendein in Finanzdingen erfahrener Ex-Ministerpräsident wie Peer "Retter" Steinbrück, der faktenfrei und wirr die alleinige Verantwortung der Wirtschaft und der Banken und all der grausigen "Neoliberalen" für das Beinahe-Ende der Welt beschwört.

Hans-Olaf Henkel, in den heute wieder für gut gehaltenen Zeiten der Deutschland-AG Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, hat jetzt ein Buch namens "Die Abwracker" geschrieben, das ein bisschen näher an der Wahrheit bleibt, die PPQ im Oktober 2008 aufgeschrieben hatte..

"Wir wurden in den letzten 12 bis 24 Monaten vor allem von der Politik, aber auch von vielen Leuten in den Medien, nicht richtig über die Ursachen der Krise aufgeklärt", erklärt Henkel bei n-tv. Verursacher der Krise seien nicht böse Manager, sondern "Gutmenschen" wie die US-Präsidenten Jimmy Carter und Bill Clinton. Mit Carter habe alles angefangen, denn einer der Hauptpunkte von dessen Wahlprogramm sei gewesen: "Jeder Amerikaner muss unter seinem eigenen Dach wohnen." Man habe dann "aus politischen Gründen Leuten, die sich das eigentlich gar nicht hätten leisten können, Kredite gegeben".

Als Bill Clinton ins Weiße Haus einzog, öffnete er die Schleusen noch weiter: "Er hat durch Gesetze und die Schaffung der großen Immobilienhäuser Fanny Mae sowie Freddy Mac Leute ohne Job in die Lage versetzt, Häuser zu kaufen", analysiert Henkel. Daraufhin stieg der Wert aller Häuser, weil immer mehr Käufer auftreten konnten. "In der Folge der Wertsteigerung konnte man dann plötzlich Kredite aufnehmen, um sich damit eine Weltreise oder ein neues Auto zu finanzieren." So und nicht anders sei die große Blase entstanden. "Nicht aus Gier, sondern aus Gutmenschentum. Die Politiker waren gierig nach Wählerstimmen".

Die vielbeschworenen "undurchsichtigen Finanzprodukte" kamen erst hinterher, als aus den wackligen Immobilienkredite verkäufliche Produkte gemacht wurden - eine Idee, die der damalige Finanzminister Peer Steinbrück und dessen Staatssekretär Jörg Asmussen ganz hervororagend fanden. Hier könne man in der Tat "von Gier einer kleinen Schicht von Investmentbankern sprechen, die gemerkt haben, dass man durch den Verkauf dieser Papiere Geld machen konnte", sagt Henkel.

Doch gehören dazu immer zwei: In Deutschland war es die Politik, der die Dollarzeichen in den Augen glitzerten. "Mehr als 70 Prozent dieser Papiere sind in staatlich kontrollierte Banken gewandert, nicht etwa in Privatbanken", rechnet Henkel vor. Deshalb sei es unredlich zu sagen, die Bankenkrise zeige, dass der Staat mehr zu sagen haben müsse. "Zumindest für Deutschland gilt das Gegenteil. Politiker in den Kontrollgremien staatlich kontrollierter Banken haben es verbockt. Die haben sich die Papiere aufschwatzen lassen, die uns jetzt fast versenken."

6 Kommentare:

ulysses hat gesagt…

na hauptsache man kann die schuld überhaupt auf eine überschaubare menschenmenge abwälzen, sonst entzieht man den populisten künftig jede argumentationsgrundlage..

ppq hat gesagt…

genau, das isses

derherold hat gesagt…

Die liberale Gesellschaft "im Westen" ist "erkauft" worden: Nicht mit "Blut, Schweiß und Völkerfreundschaft"-Reden (und abgeriegelten Grenzen), sondern mit Wachstum/Konsum. Wachstum, das nicht sui generis erzeugt werden konnte, sondern nur über ständige (Neu-)Verschuldung(smöglichkeiten).

Insbesondere GB und USA finanzieren ihre multikulturelle
Gesellschaft samt postmarxist. Kulturagitatoren über den Öffentlichen Dienst und eine extensive Dienstleistungsgesellschaft. "Blasen" sind notwendig, um Verschuldung zu ermöglichen und Finanz-/Aktienkursgewinne darzustellen.

Wall Street IST die US-Wirtschaft, so wie Versicherungen und Banken der Londoner City die Ökonomie GB´s am blubbern halten.

Keine Blase = kein Wall Street = kein Harvard, AIPAC, NYT, CIA, head start, ADL, southern poverty law center, chicago machine politics, nclb, great society = Ende Gelände.

binladenhüter hat gesagt…

@herold: großartig, wie du das erklärt hast. leider glaubt dir das da draußen keiner. die denken, wachstum weg, schulden weg, leben schön

Anonym hat gesagt…

Laßt mich mal bitte ein bißchen krümelkacken: Wenn die Posts im Regelfall schon nicht Korrektur gelesen werden, bevor sie hochgeladen werden - ok, geschenkt. Aber könntet Ihr vorher nicht wenigstens einen Spellchecker darüberlaufen lassen?

ppq hat gesagt…

das muss manchmal so schnell gehen, ich muss ja nebenbei auch noch wände streichen