Mittwoch, 6. Juli 2011

Uno warnt vor Tragödien

Zwei Brennpunkte im Kampf gegen Kinderarmut und Verelendung hat die Uno weltweit ausgemacht: Deutschland und Somalia werden beide schwer kritisiert, weil sie Kinder weitgehend ohne staatliches Frühstücksbrot oder gar gar nicht in die Schule schicken. Die Weltgemeinschaft kritisiere Deutschland wegen seiner "Gesellschaftspolitik scharf", schreibt der "Tagesspiegel". In ihrem aktuellen Staatenbericht gebe sich die Uno "tief besorgt" und fordere die Bundesregierung zum Handeln auf. Es fehle in Deutschland an ausgedehnten Armutsprogrammen, zitiert der "Spiegel" den "Tagesspiegel", der aus einem brisanten Uno-Papier zitiert. Im "Focus", der ebenfalls den "Tagesspiegel" interpretiert, heißt es, "einer der brisantesten Vorwürfe laute, dass jeder vierte Schüler ohne Frühstück zur Schule gehe."

Nachdrücklich fordere die Uno deshalb nun „konkrete Maßnahmen“, damit „Kinder, besonders aus armen Familien, richtige Mahlzeiten erhalten“.

Allerdings ist Deutschland eben nicht das einzige Land, in dem Kinder Hungers sterben müssen, auch wenn laut Google News (oben) 209 deutsche Zeitungen und Zeitschriften das Thema besorgt aufgreifen. Auch in Somalia drohe eine "unvorstellbaren menschlichen Tragödie", zitiert der "Stern" als eines von sechs angesichts der dortigen Entwicklung fast ebenso besorgten deutschen Medien in einer Kurzmeldung. Die"Zeit" findet sogar Platz, auf die von der Uno angeprangerte Lage der Kinder in dem afrikanischen krisenstaat einzugehen: Die sei ähnlich wie in Deutschland kritikwürdig, Kinder würden oft ohne Frühstück auf mehrwöchige Fußmärsche geschickt, viele seien unterernährt und verhungerten dann auf der Flucht vor dem Hunger.

7 Kommentare:

suedwestfunk hat gesagt…

Ja, das Elend schreit zum Himmel. Das des politischen Journalismus am lautesten.

Oels hat gesagt…

Hatte nicht schon Karl-Eduard von Schnitzler in einer seiner letzten Sendungen darauf hingewiesen das Kinder in der BRD ohne Schuhe zur Schule müssten und in Pappkartons übernachten würden ? In unserer Verblendung hatten wir das natürlich als Propaganda abgetan und herzlich gelacht. Dafür möchte ich mich heute entschuldigen.

ppq hat gesagt…

jaja, ich erinnere mich. die hungermärsche der kinder des mansfelds. ein verschwiegenes kapitel deutscher geschichte, bis heute

derherold hat gesagt…

"einer der brisantesten Vorwürfe laute, dass jeder vierte Schüler ohne Frühstück zur Schule gehe."

Gegen wen richtet sich der Vorwurf ?

Gustaf Fröhlich hat gesagt…

Ich hatte zu DDR-Zeiten einige Mitschüler aus sozial schwierigen Verhältnissen, welche seinerzeit auch ohne Frühstück zur Schule kamen. Die haben sich gefreut, wenn sie meine Leberwurst-Bemme kauen durften, die mir meine Oma jeden tag gegen meinen Willen in den Ranzen gepackt hat. Das waren damals vier Mitschüler auf insgesamt 26 Schüler in der Klasse; nach Adam Ries wäre das damals schon die Hälfte des heutigen Wertes gewesen..

Das würde aber nicht in das Meinungsbild passen, an dieser Stelle zu erkennen, daß das eigentliche Problem Elter_Innen sind, die - aus welchen Gründen auch immer - zu einer liebevollen Pflege ihrer Brut nicht in der Lage sind. Bei einer solchen Argumentation würde man ja zwangsläufig einer der verschiedenen Thesen Sarrazins verifizieren..

Gustaf Fröhlich hat gesagt…

Anscheinend gibt es doch noch den Funken Restintelligenz beim Blatt aus Hamburg: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,773055,00.html

M. Manie hat gesagt…

Wo kommen bloß die vielen, viel zu fetten Kinder hier in Deutschland her? - Aus der Türkei oder aus der Tschechei?