Samstag, 27. August 2011

Fremde Federn: Die Wahrheit, so fern

Das poltert, das bollert und prügelt, seit Monaten nun schon. Und der Sack ist immer derselbe: "Märkte", "Banken", Spekulanten", konkreter haben sie es nicht, die Schwätzer unterm Rettungsschirm, die genau wissen, dass es auch niemand genauer wissen möchte. Dass die eigene Lebensversicherung mitspekuliert? Mit Nichtwissen bestritten. Dass der Sparbrief von der Sparkasse ein verkappter Call auf einen höheren Platinpreis ist? Mit Nichtwissen bestritten, Dass der DWD-Vermögensbildungsfonds 3 gelegentlich Gelegenheiten nutzt? Das Kleingedruckte haben wir doch nie gelesen!

Drei Jahre nach dem Beginn der großen Krise redet niemand mehr von Landesbanken, keiner erwähnt mehr Männer wie Jörg Asmussen und Peer Steinbrück, die die Verbriefung von fremden Schulden hoffähig machten und in den Aufsichtsräten der großen Pleiteinstitute saßen. Die Krise, so heißt es bei den Männern, die inzwischen die Rolle als Warner und Retter spielen, kam von draußen rein. Nichts konnte man tun außer entschlossen zu gucken.

Denn so ist er, der Kapitalismus. Irgendwie am Ende, findet sogar Frank Schirrmacher, als Chef der FAZ eine Art Marktwirtschaftsprediger. Aber wenn auf einmal alles so kaputt geht, muss man da nicht daran zweifeln, ob das wirklich der richtige Weg, die richtige Art zu wirtschaften ist?

Schirrmacher hat keine Alternative zu bieten. Er will nicht zurück zum Sozialismus, er will aber eben auch keine Krisen im Kapitalismus. Für sein Gebet darum hat der journalistische Großdenker wie immer viel Aufmerksamkeit eingeheimst - dabei zeugen schon die vermeintlichen Voraussetzungen für seine Zweifel von einer völligen Vermeidung von Recherche im Vorfeld, wie ihm jetzt auch Spiegel-Kolumnist Jan Fleischhauer bescheinigt.

"Schon die Annahme, die derzeitige Vertrauenskrise sei Folge einer enthemmten Finanzökonomie, könnte ja weiter entfernt von der Wahrheit nicht sein", schreibt er. Am Beginn dieser Krise habe nämlich "eine Politik billigen Geldes" gestanden, "die erst dem Parkplatzwächter in Amerika zu einem Eigenheim verhalf und dann jedem zweiten Griechen zu einem Golf". Der erste konnte die Raten nicht mehr bezahlen, als begonnen wurde, das viele Geld wieder einzusammeln. Der zweite blieb die Rückzahlung schuldig, als seine Regierung niemanden mehr fand, der ihr glaubte, dass sie nicht über ihre Verhältnisse lebte.

Wer aber war verantwortlich? Für Fleischhauer keine Frage. "Es ist genau dieses, aus den Regierungszentralen orchestrierte Leben auf Pump, das die Grundlagen soliden Wirtschaftens korrumpierte und die Kreditwirtschaft an den Rand des Abgrunds führte. Das ist die Reihenfolge, nicht umgekehrt."

Der ganze Text steht hier.
2008 bei PPQ: Bodenplatte für den Zusammenbruch

3 Kommentare:

Volker hat gesagt…

Wenn wir gerade bei fremden Federn sind ...
Ortner meinte zum gleichen Thema
Zur Erinnerung: Zuerst zwingt die (eher linke) Clinton-Regierung die US-Banken, Kredite an nicht kreditwürdige Angehörige von Minderheiten zu vergeben und verursacht damit kausal den Immobilien-Crash und in der Folge die Finanzkrise 2007; ein Staatsversagen von monumentalem Ausmaß. Des Weiteren verschlechtern die Regierungen in den USA wie in Europa die legistische Qualität der Regulierung von Finanzmärkten erheblich; abermals gravierendes Staatsversagen. Sodann drucken die staatsnahen Notenbanken Geld containerweise und untergraben damit das Vertrauen in Währungen auf kriminelle Weise; abermals Staatsversagen. Die Staaten verschulden sich bis tief in das Territorium der Fahrlässigkeit hinein, können sich aber in den USA wie in der EU anschließend nicht einmal annähernd auf dringend nötige Entzugsmaßnahmen einigen. Fortsetzung folgt: Mehr Staatsversagen war wohl nie zuvor seit dem Weltkrieg. Wer hingegen, wie die Linke das ja versucht, „die Gier“ oder „die Märkte“ als Unfallursache verortet, kann genauso gut die Schwerkraft für Flugzeugabstürze verantwortlich machen

Volker hat gesagt…

Noch eine fremde Feder, diesmal von (reibe erstaunt die Augen) von Bundespräsident Wulff.

ppq hat gesagt…

so sieht es aus. wir hatten 2008 mal einen text dazu:

Bodenplatte für den Zusammenbruch

aber wie das so ist. wies wirklich war, will niemand hören