Freitag, 28. September 2012

Expo 58: Die Vergangenheit der Zukunft

"Wer zählt die Völker, nennt die Namen? Wer kennt die Flaggen, zählt die Häuser, schätzt die Kosten?", schwärmt die "Zeit". Ist es ein Spiel, dies alles, oder ein ernsthaftes Treiben — des Schweißes der Edelsten wert? Wie — die Nationen rings im Erdkreis geben sich hier ein Stelldichein, um gegenseitig Freud und Leid zu offenbaren?

Es geht um die Weltausstellung, die damals „Expo 58" hieß, weil 1958 das Jahr war, in dem sie stattfand. Atomium, schreibt Jan Molitor. Ein Zimmer kostet hundert und für ein Frühstück dreißig Mark. Es war noch kalt, damals, und der Regen berieselte die Besucher. Brüssel steht unter dem "asymmetrisch gezackten Stern", der über dem Gelände gegenüber dem Königsschloss Lacken leuchtet. Ringsum weht Musik aus Lautsprechern, überall knattern Fahnen.

Es gibt noch keinen Euro, es gibt noch keine Finanzpakete und Rettungsschirme. Die Vergangenheit hat noch Zukunft: glanzvolle Avenuen, weiße Tunnel, Über- und Unterführungen, riesige Parkplätze. "Und sogar inmitten des umzäunten Geheges läuft auf Betonstreben eine schräg geschnittene, pompöse Fahr- und Gehbahn, die mit der Kühnheit ihrer Linienführung obendrein künstlerische Ambitionen hat."

Der Planet Zukunft ist eine sonderbare Welt, auf Hochglanz poliert. "Stellen wir uns einen Menschen vor, der nie in Deutschland, nie in England, Frankreich, Belgien, Rußland war, ja, überhaupt nirgendwo auf der Welt, so ergibt sich notgedrungen der Typ, für den die „Expo 58" glaubhaft ist: der Marsmensch, quod erat demonstrandum.

Denn eines ist schon damals so: In Brüssel halten sich die Nationen so wenig an die Vereinbarung, dass sie das menschliche Leben der Völker rund um den Erdkreis darstellen wollen wie sie sich später an den Maastricht-Vertrag halten werden. "Sie stellen nur die Hälfte dar, nur das Gute, nicht das Schlechte, nur den Glanz, nicht den Alltag; nur die Freud, nicht das Leid."

54 Jahre, und Europa war schon fertig. 1958 schon schickte jeder Staat das nach Brüssel, womit er glaubte, tüchtig angeben zu können. So war in Brüssel "alle Tage Sonntag", befindet Zeit-Autor Jan Molitor. Nichts ändert sich wirklich. Es sieht nur im Fernsehen so aus.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ja und eine grosse Geldmaschine. Mit solchen "Austellungen" kann man viel Geld in die eigene Tasche wirtschaften, auf Kosten des Staates. Was ist nun wohl die EU? Viele haben es noch nicht begriffen, aber bald sehen und erleben sie es.

Thomas hat gesagt…

Atomium? Es ist längst Zeit, das schädliche Atomium durch ein Solarium zu ersetzen!

Anonym hat gesagt…

DIE ZEIT zu lesen, macht die Nase krumm und erzeugt Knoblauch-Odeur...
Heil Naumann!(Den Durchgeknallten)