Donnerstag, 25. Juni 2020

Eurobonds: Modell Subprime

Kredite für alle, auch für die, die es sich nicht leisten können. Das ist jetzt auch das Motto der EU.
Als Bill Clinton, der Zigarrenpräsident und damalige Kopf des besseren Amerika, Ende der 90er Jahre Gutes tat, dachte er sich nichts Böses dabei. Clinton wollte helfen, er wollte dafür sorgen, dass auch die, die sich ein eigenes Haus nicht leisten können, weil sie viel zu wenig Geld verdienen, eines besitzen dürfen. Clinton verfügte also einfach, dass der staatliche Immobilienfinanzierer Fannie Mae Kredite auch an Schuldner vergeben dürfe, die nicht ausreichend waren. Die New York Times lobte, wie gut das wirkte: Fannie Mae reduzierte die Vorschriften zu Sicherheiten und Rückzahlungsauflagen.

Und es begannen goldene Zeiten für alle. Von nun an funktionierte die Welt ganz einfach: Immer mehr Menschen in Amerika konnten sich Immobilienbesitz leisten. Immer mehr Häuser wurden verkauft. Die Preise stiegen aufgrund der wachsenden Nachfrage immer höher. Bei steigenden Preisen mussten die Banken überhaupt keine Sorge um die Rückzahlung ausgereichter Kredite haben, denn entweder zahlten die Schuldner, oder das betreffende Objekt fiel an die Bank. Die es zu noch höheren Preisen verkaufen konnte, um den ausgefallenen Kredit zu decken.

Den Rest an Risiko sicherten gewiefte Investmentbanker durch ein Prinzip ab, das sie Bündelung nannten. Die Zahlungsverpflichtungen von ein paar sicheren Schuldnern wurden mit ein paar anderen von recht verlässlichen zusammengeschnallt und anschließend mit Forderungen zusammengemixt, deren Rückzahlung einigermaßen unsicher schien, weil die Kreditnehmer - siehe oben - eigentlich mangels ausreichend hoher Einkommen niemals große Kredite hätten aufnehmen dürfen.

Geradezu genial, dieses Prinzip Subprime. Einerseits bekamen nun alle Geld, andererseits hatten alle irgendwo das Gefühl, das Ganze sei eine absolut sichere Sache. Niemand musste zu hohe Zinsen zahlen, die Regierung freute sich über die vielen neuen Hauseigentümer und die Bauwirtschaft boomte, weil Menschen, die niemals auf die Idee gekommen wären, dass sie sich eines Tages eine eigene Wohnimmobilie leisten können könnten, auf einmal zu Bauherren wurden.

Ein Traum, den auch die EU träumt. Wie die berühmten Subprime-Kredite sollen auch die als "Euro-Bonds" oder "Corona-Bonds" oder - nächstes Mal vielleicht - "Digitalbonds" angepriesenen gemeinsamen Schulden der EU-Mitgliedsländer gute Schuldner und drohende Totalausfälle zusammenschnallen, auf dass für alle genug da sei. Deutschland bürgt mit seiner Leistungskraft für Italien, Österreich für Spanien und alle zusammen bürgen für Griechenland - das hält die Zinsen niedrig, zumindest für die Schuldner, die sonst so hohe zahlen müssten, dass sie gar keinen Kredit aufnehmen könnten.

Wie einst die US-Regierung mehr Kredite an Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen ermöglichen wollte, hofft die EU heute, dass gemeinsame Schulden die weitere Erhöhung der Schuldenlast erleichtern. Durch die Beteiligung seriöser Bürgen wird das Geld für die Staaten billiger, die es sich sonst nicht leisten könnten, noch mehr Kredite aufzunehmen. Euro-Bonds bündeln sichere und riskante Schulden in einem Paket, von dem die Gläubiger zuversichtlich annehmen, dass am Ende schon irgendwer zahlen wird, so lange Deutschland, Dänemark, die Niederlande, Schweden und Österreich an Bord sind.

Bis zur Finanzkrise von 2008 hat das bei den amerikanischen Subprime-Krediten ja auch ganz hervorragend geklappt.




3 Kommentare:

Hase, Du bleibst hier ... hat gesagt…

Und is de Wuscht och schlecht, für Paella g'rade recht.

Anonym hat gesagt…

OT
Freund Danisch und der ostmärkische "Wochenblick" ent-täuschen etwas. Zuerst las ich mit Freude und Häme heraus, die Zeckerei hätte in Favoriten tatsächlich von серых волков auf die Knackbeere bekommen, aber nee, ein bißchen verbarrikadiert.
Wat soll der Unsinn?

Die Anmerkung hat gesagt…

Egal, dafür hat Danisch dem Fefe so richtig auf die Fresse, aber dermaßen fies, daß es für mich ein großer Genuß war.