Montag, 27. März 2023

Berliner Luftnummer: Der Kampf geht weiter

Freshes Klimagirl: Luisa Neubauer.

Wo das Klima ist, da ist selbstverständlich auch sie. Luisa Neubauer, eigentlich ein Hamburger Deern, führt den Kampf um die globale Welttemperatur aber von vorn, von oben, von dort, wo die Thermostate sind und das Volk willig, sich einzureihen in die grünen Truppen, die um die Zukunft bangen. Der Klimaentscheid von Berlin war ein Heimspiel für die Norddeutsche,. die sich in der Hauptstadt bereit hält, die lahmende und vom Koalitionszwist gelähmt grüne Staatspartei eines Tages zurückzuführen zu ihren radikalen, rabiaten und tatsächlich weltrettenden Wurzeln.  

Eine Strategie aus Nadelstichen

Neubauer, die nach acht Jahren Geografie-Studium und ehrenamtlichem Engagement in der jungen, freshen Klimabewegung zu einem der ideologischen Köpfe der nächsten grünen Generation gewachsen ist, weiß, wo es langgeht. Und mit 23 hat sie auch noch mehr Zeit als der Weltuntergang. Doch wer etwas erreichen will, der braucht die permanente Revolution, eine Strategie aus Nadelstichen, die das Klimathema jeden Tag reitet, jede Stunde, auf allen Kanälen und in allen Himmelsrichtungen. 

Es soll niemand mehr sein können, ohne rund um die Uhr konfrontiert zu werden mit seiner Verantwortung. Wer geht und steht, wer isst, heizt, fährt oder läuft oder - wie der Kanzler - reist, er braucht Ängste, Schuldgefühle, den Eindruck, es komme auf ihn an. Nur unter Druck entstehen Diamanten, nur mit Gewalt gelingen Revolutionen.

Scheitern im Ersten Anlauf gehört dazu

Dass sie im ersten Anlauf auch scheitern können, das war Luisa Neubauer klar. Deutschland 1848, Russland 1905, Deutschland 1923, China 1927, Afrika 2006. Die Geschichte ist voller Versuche, die Erde zu einem besseren Ort zu machen, wie es auch die Initiative "Berlin klimaneutral bis nächste Woche" mit ihrer Idee vorhatte, die Schonlängerdortlebenden und ihre zugezogenen Nachbarn 786 Jahre nach der offiziellen Ersterwähnung ihrer Stadt darüber entscheiden zu lassen, ob die deutsche Hauptstadt ihren Betrieb im Dienste des Weltklimas umgehend einstellen oder weiterhin an Helmut Kohls verhängnisvollem Vorschlag vom "Weiter so" festhalten soll.

Wahrheit oder Pflicht? Die Hoffnung bei Neubauers war groß, dass die breite mediale Unterstützung für die gute Sache reichen würde, eine ausreichende große kleine Minderheit von rund 600.000 Berlinerinnen und Berlinern in einem schwachen Moment zu erwischen, so dass sie gegen egoistische Partikularinteressen und für das große Menschheitsziel einer klimaneutralen ehemaligen Preußenmetropole stimmen.

Es fehlt an preußischem Opfermut

Doch ach, doch ahhh. Selbst der deutsche Hauptstädter, ein Menschentyp, der seine typisch preußische Opferbereitschaft vor 80 Jahren erstmals stoisch unter Beweis gestellt hatte, zeigte der Vision von der Stadt, die nur noch schläft, um möglichst wenig CO2 zu verbrauchen, an der Wahlurne die kalte Schulter. Die 607.518 Ja-Stimmen, die gereicht hätten, den Verkehr in den kommenden Wochen und Monaten lahmzulegen, das Heizen von Häusern zu unterbinden, private Pkw dauerhaft an den Stadtrand zu verbannen und die Reste der einst beachtlichen Berliner Industrie nach Polen und in die USA, sie kamen nicht einmal annähernd zusammen.  Es wurde nicht einmal "sehr, sehr knapp", wie eine kleine Hauptstadtzeitung beschwor. Sondern sehr, sehr deutlich.

Wo aber eine Schlacht verloren wird, das geht der Kampf weiter, wie es Rudi Dutschke die Nachgeborenen gelehrt hat. Kaum war die Schlappe amtlich, kaum war bewiesen, dass selbst der wenig rational denkende Teil der Berliner nicht groß genug ist, um sich glauben lassen zu machen, dass schneller laufen kann, wer sich aus Gewichtsgründen ein Bein abschneidet, stand Luisa Neubauer schon wieder vor Kameras und kündigte die nächsten Angriffe auf das in Deutschland von staatswegen organisierte System der Klimavernichtung an. 

"Mehrheit für Berlin 2020"

Neubauer weiß: Wichtig ist nicht das Ergebnis, sondern zuallererst die Deutung. Und notwendig vor allem die Verklärung der Niederlage zu einem Sieg, der den Anhang weiter glauben und alle anderen weiter fürchten lässt. Die womöglich schon nächste grüne Parteichefin definierte also noch am Abend der Pleite der bizarren "Volksabstimmung" über den Umzug ins Wolkenkuckucksheim  "eine Mehrheit für Berlin2030", die nur leider nicht gereicht habe. So ungerecht geht es zu, so lange man selbst nicht das Sagen hat.

Das sei "nicht nur hart für den Volksentscheid, sondern für alle, die sich darauf verlassen können sollten, dass im Klimaschutz endlich losgelegt wird". Bangemachen aber gilt nicht. Ein Nein wird nun "teurer als ein Ja", aber das wird der Preis sein, den Berlin zahlen muss, bis seine Bürgerinnen und Bürger ein Einsehen haben und Berlin mit einem neuen Klimagesetz "zum Vorbild für die Welt" (Neubauer) machen. "Wir kämpfen bergauf", hat Luisa Neubauer unmittelbar nach der Verkündigung eines Abstimmungsergebnisses erklärt, nach dem nur 442.000 von knapp 2,5 Millionen wahlberechtigten Berlinern für den totalen Klimaausstieg binnen von nur sieben Jahren stimmten.  

Ehrgeizig und streng

Das sind viel mehr Menschen, als einstmals auf die Feldherrnhalle marschierten, und noch viel mehr, als mit Walter Ulbricht im Flugzeug saßen, um die Heimat zu retten. "Auch nach heute ist klar: Wir kämpfen weiter", sagt Luisa Neubauer trotzig. Das Klima hat noch Hoffnung. Die Welt muss nicht zwingend untergehen. Gibt sich das einst durch die Alliierten aufgelöste Preußen im nächsten Anlauf dich noch "ehrgeizige Klimaziele" (Die Zeit), die durch "strenge Regeln" (DPA) rechtssicher durchgesetzt werden, kann die Menschheit vielleicht doch noch einen Ausweg finden: Geleitet vom Licht aus der deutschen Hauptstadt.


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die ganze Welt wollte Berlin nacheifern, wenn die Mehrheit 'Ja' gestimmt hätte. Jetzt aber nicht mehr. Die Welt wendet sich ab von Berlin und fügt sich dem Klimaschicksal.
So ähnlich funktioniert doch die Logik von Gucci Neubauer.

Die Anmerkung hat gesagt…

Ist das Bild im Post auch künstliche AI?

Beim Süddeutschen Beobachter sind sie vom Popen hellauf begeistert.

https://www.sueddeutsche.de/kultur/papst-franziskus-mantel-bild-midjourney-kuenstliche-intelligenz-1.5776258?reduced=true

Bezieht sich hierauf.

https://www.reddit.com/r/midjourney/comments/121y0bz/just_found_this_trending_on_twitter_w_99_who/

Wie überhaupt der ganze Fred lohnenswert ist.

https://www.reddit.com/r/midjourney/

ppq hat gesagt…

kein stück. stammt aus einer modestrecke, die nachhaltigkeit empfiehlt

Anonym hat gesagt…

Bernd guckt einen Fönix-Film film film über einen leider erschossenen Bläckleifbürgerrechtlerprediger der leider erschossen wurde ( Dr. Gring ? oder so )

Anonym hat gesagt…

die eigentliche Gefahr : die Herrrrenclubfreylaurer werden ein vorlautes Mödschen mit Gucci Blingblang und Macht ausrüsten.

Ulriker Härmann ( die Hackfresse ) will den Ökostalinismus - HH Eppendorf und B-Mitte sagen sich : na gut - dann wohnen wir eben im weißen Hirschen der kommenden Glücksbärchenwelt .Bernd wird heute seine alten ChemiekombinatsfachbücherInnen herausholen und mal die organische Chemie angucken

Die Anmerkung hat gesagt…

Apropos Stalinismus.

In Wolgograd läuft auch eine Volksabstimmung. Die Bürger sollen entscheiden, ob die Stadt wieder Stalingrad heißen solle.