![]() |
Die einfachste Möglichkeit, die Lage zu verbessern, wird oft übersehen: Ohne Kapitalismus gäbe es all die Probleme nicht. |
Die Rezepte, sie alle auf dem Tisch. Es bräuchte nur wenig, um einen unwürdigen Zustand zu beenden, der dazu führt, dass die schon seit dem Ende des Lissabon-Planes im Jahr dynamischste Wirtschaftsregion des Globus den USA atemlos hinterherhechelt. Und Deutschland als eine Art Klumpfuß des kranken Mannes der Welt sogar den schmalen Wachstumsraten der Partnerländer vergebens nachhinkt. Langsameres Stagnieren gilt hier schon als Schwung, der Rückgang der Geschwindigkeit des Zusammenbruchs als Hoffnungszeichen.
Besseres Wetter, billigere Zinsen
Die jeweiligen Bundesregierungen erwarten, dass es von selbst besser wird. Seit die letzte mit dem großen "Wachstumsbeschleunigungsgesetz" eine Idee aus dem Jahr 2009 wiederbeleben wollte, das mit 3,2 Milliarden Euro fast 40 Euro Steuerersparnis pro Bürger - und damit mehr als ein Drittel so viel wie damals - versprach, harrt das politische Berlin der Dinge, die da hoffentlich kommen werden.
Besseres Wetter. Billigere Zinsen. Besseres Wachstum. Bäcker und Stahlkocher, Chemiefirmen und Bauern, die derzeit nicht mehr backen, kochen, klimaschädliche Materialien herstellen oder die Äcker verseuchen, überlegen es sich dann sicher besser. Und beenden ihre Betriebsferien.
Fachleute aus allen Lagern bemängeln dieses Krisenmanagement im Stil der "ruhigen Hand" der Scholz-Vorgänger Schröder und Merkel allerdings seit Jahren. Immer wieder tauchen Vorschläge auf, wie sich Wachstumskräfte auch in einer rapide alternden Gesellschaft entfesseln ließen. Häufig genannt wird etwa das Lieferkettengesetz oder der Bürokratieabbau, der sich, überwacht von einer neuen Behörde mit zahlreichen lukrativen Arbeitsplätzen, sofort segensreich auf das Wirtschaftswachstum auswirken könnte.
Schnelle Maßnahmen
Bei den Großkonzernen, die seit Monaten flächendeckend dabei sind, sich auf die Versorgung der transformierten Gesellschaft aus dem Ausland einzustellen, werden allerdings andere Konzepte favorisiert. Schuld an der prekären Lage seien die "Ideen der Populisten", ein "reines Gift für unsere Wirtschaft". Dort liege der Grund, "warum immer weniger Menschen Lust haben, sich richtig anzustrengen" und Deutschland international als "Null-Bock-Nation" gilt.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Allein der von der AfD geplante Dexit kostet jeden Deutschen 2.430 Euro im Jahr, Geld, das viele gar nicht übrig haben. Dazu kommt der Hang der Bevölkerung, sich Angst machen zu lassen, aber nicht aus den richtigen Gründen. Statt Höllensommer fürchten viele ein Tempolimit, statt des Korallensterbens einen Zwangstausch ihrer Heizungen.
Selbst als der grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck im vergangenen Jahr harsch auf die Verkaufspläne von ThyssenKrupp und die Schließung großer Anlagen bei BASF reagierte und ein wohldurchdachtes Konzept für "neue grüne Leitmärkte" vorstellte, löste das keinen "Kraftstoß" (Habeck) aus.
Neue Leitmärkte überwachen
Statt auf das Angebot, etwas teurere Vorprodukte einzusetzen, um damit teurere Waren herzustellen, so dass die Umsätze ganz allgemein und überall wachsen, lehnten die meisten Firmen die Idee ab, dass Bund, Ländern und Kommunen künftig nur noch klimafreundlich hergestellte und von einer neuen Leitmärkteüberwachungskommission (LMÜK) zertifizierte Produkte kaufen, um die neuen Beamten und Angestellten beschäftigt zu halten.
Populistische Arbeitgeber gefallen sich in Warnungen vor noch mehr Staat, interessierte Kreise nennen die über Jahrzehnte so fein ziselierte europäische Bürokratie "zum Haare raufen". Statt auf die Bedrohung durch die AfD, die Überforderung der unterbesetzten Behörden und Ministerien bei der Umsetzung der Fünf-Jahr-Pläne und den mangelnden Mut der deutschen Unternehmer zu Risikoinvestitionen mit scharfen Maßnahmen zu reagieren, lässt es sich das politische Berlin gefallen, vom kapitalistischen System am Nasenring durch die Arena geführt zu werden.
Mehr Investitionen
Fakt ist: Schon 2045 könnte Deutschland klimaneutral sein, wenn es vier statt 2,9 Billionen Euro in den Klimaschutz investieren würde, sagt eine PwC-Studie, für die vom engagierten Lobbyverband Agora Energiewende getrommelt wird. Dass das Geld einfach nicht aufzutreiben ist und die Fachkräfte zur Umsetzung fehlen, kommt teuer zu stehen, sind die Experten für ein klimaneutrales Energiesystem und die umfassende Wärmewende vor dem Klimatod sicher.
Halte man hingegen an den bisher scheiternden Plänen eines Umbaus nach finanziellen Möglichkeiten und technischem Entwicklungsstand fest, droht der Energieausstieg wegen des höheren Verbrauchs von Öl und Gas bis zum Schlussdatum 13,3 statt 13,2 Billionen Euro. Zudem wäre man erst 2050 klimaneutral und selbst dann noch immer eine kapitalistische Marktwirtschaft.
Ausweg Sozialismus
Im Wettbewerb um die besten Ideen, dieses Grundübel zu beseitigen, geht es nicht um Kosmetik, um neue "Leitmärkte" und die Abstimmung der Ausstiegsstrategie mit Großkonzernen und Mittelständlern. Die längst unübersehbare und unumkehrbare Erderhitzung macht andere Schritte unumgänglich, so hart und grausam sie im ersten Moment auch erscheinen mögen. Ein Blick in die Geschichte zeigt schnell, wo die Rettung liegt: Bis 1990 wurde ein großer Teil der Erde von sozialistischen Gesellschaften bewirtschaftet, die sich von der ressourcenverschwendenden kapitalistischen Konkurrenz verabschiedet hatten.
Mit großem Erfolg: Die Klimaerwärmung war seinerzeit kein Thema. Der Hitzekollaps, der der Menschheit heute droht, wurde mit Degrowth und Mangelwirtschaft, mit einer umfassenden Reparaturkultur und der Erziehung der Verbraucher zu Demut und Bescheidenheit in die Schranken gewiesen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen