Samstag, 4. November 2017

Doku Deutschland: Glück auf 80-Stunden-Basis


Ich habe eigentlich nie davon geträumt, später mal als Spielhallenaufsicht zu arbeiten. Das können sie sich ja sicher denken. Mädchen träumen von Prinzessin, vielleicht Ärztin, Kindergärtnerin oder Model. Aber schauen Sie sich hier um, dieses fürchterliche Halbdunkel den ganzen Tag, die nervigen Geräusche der Maschinen. Zum Glück höre ich es nicht mehr richtig, der Kopf gewöhnt sich daran, dass ist wie beim Straßenbahnfahrer, der das Quietschen in den Kurven nicht mehr wahrnimmt. Aber manchmal schreckt man doch hoch, wenn man hier hinter der Theke lehnt und der Zeit beim Vorübergehen zuschaut. Es kommt ja vor, dass wirklich Gäste hier sind, also Leute, die an den Automaten spielen und nicht, wie die meisten das machen, in Internetcasinos https://www.lapalingo.com/de.

Nicht oft, natürlich nicht oft. Ich mache das hier auf 80-Stunden-Basis, im Grunde nun schon das zwölfte Jahr. Und ich habe immer noch nicht rausbekommen, wie der Laden hier läuft. Sie müssen wissen, dass kaum jemand kommt. Die meiste Zeit sind meine Kolleginnen und ich, wir schmeißen den Laden zu dritt in zwei Schichten, ganz allein hier drin.

Wir putzen die Spielautomaten, machen sie leer, beseitigen kleine technische Mängel oder rufen an, wenn Reparaturen zu machen sind. Dazu muss der Laden auf Vordermann gehalten werden, also mal mit dem Staubtuch über die Oberflächen gehen, den Kaffeeautomaten saubermachen, die Tassen spülen, Orangensaft nachordern. Zum Glück haben wir hier keinen Alkoholausschank, das hat der Gesetzgeber verboten, damit die Kerle nicht auch noch besoffen sind, wenn sie ihr Häuschen verspielen.

War ein Scherz. Die, die hierher kommen, haben kein Häuschen, nie gehabt. Meist sind es Männer vom Balkan, sagt man doch so, Monteure, irgendwas, keine Ahnung. Oder welche von den Jungs, die noch nicht so lange hier leben und nicht wissen, dass es hier nichts zu gewinnen gibt. Woher die das Geld nehmen, weiß keiner, aber wir wissen ja auch nicht, woher das Geld kommt, wegen dem unser Chef das Geschäft hier betreibt. Ich habe mal gezählt, ist schon ein paar Jahre her, als alles noch besser lief. Da hatten wir in meiner Schicht in einer ganzen Woche 17 Besucher. und die haben, nun halten Sie sich ruhig mal fest, 124 Euro im Automaten gelassen. Und für 22,70 was getrunken.

Das kann doch auf Dauer nicht gehen, oder? Geht aber. Für die Einnahmen ist die Bezahlung hier nicht nur gut, sondern sehr gut, das sage ich Ihnen. Und nichts zu tun, meistens, einfach nur hier stehen, nett sein, freundlich und als "dienstleistungsorientierte Persönlichkeit" auftreten, wie der Chef es nennt. Um als Spielhallenaufsicht arbeiten zu können, ist kein bestimmter Bildungsgang vorgeschrieben.

Ich zum Beispiel bin gelernte Maschinenbauschlosserin, aber dann natürlich arbeitslos geworden, als der VEB verkauft wurde. Ich habe dann Umschulungen gemacht, Computerkurse, war auch mal ein Jahr krankgeschrieben, weil es gar nicht mehr ging. Ich war so verzweifelt. Das war, als die Große auszogen ist, der Mann war schon weg, mein Sohn auch. Freund Alkohol war eingezogen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich hatte dann Kur, Reha, das Übliche. Und eine Freundin, die ich da kennengelernt habe, die war vom Automatenkönig die Frau.Die sagte dann irgendwann, Carin, ich heiße Carin mit C, mein Bruder Carl mit C, unsere Eltern fanden das irgendwie toll oder witzig, was weiß ich. Die sagte also: warum fängst du nicht in der Spiele an.

Ich habe mir das angeguckt, damals war noch viel mehr los, diese Online-Casinos brummten noch nicht so. Es hat mir gefallen hier drin, gerade das Halbdunkel, was mich heute so nervt, das fand ich schön. Auch die Stille mit dem Piepsen der Geräte, das gelegentliche Gebrabbel der Gäste und dass man nur hin und wieder einen Kaffee machen muss. Machst Du das dann aber erst mal ein paar Jahre, dann fühlst du dich wie im Grab, wie lebendig eingebuddelt. Immer dunkel, immer die Männer, die nicht viel reden außer mit den einarmigen Banditen. Die meisten von denen sind so verpeilt, die baggern nicht mal meine jüngere Kollegin an, obwohl die richtig hübsch ist. Die haben nur die Idee im Kopf, hier mit dem Jackpot rauszugehen.

Das ist Quatsch. Das habe ich noch nie erlebt. Den Jackpot, den hat der Chef, aber auch nur, weil er die Automaten nach Ladenschluss vermietet. Nein, dazu kann ich nicht mehr sagen. Sonst müsste ich Sie danach gleich umbringen. Das wollen Sie doch nicht.

Mehr Doku Deutschland in der preisgekrönten Reihe:

Ökumenischer Arbeitskreis SM
Als die SPD das Internet rettete

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

https://sciencefiles.org/wp-content/uploads/2017/03/fb_handlungshilfe_gg_afd_2ka.pdf

verdi angreifen und niederkämpfen

ppq hat gesagt…

soll das eine handlungsanweisung sein? eine seite so eklig wie die andere