Mittwoch, 13. Februar 2008

Kein Leder mehr für Legastheniker

Die kostenlose Online-Enzyklopädie Wikipedia hat den traditionsreichen Brockhaus ermordet. Ab dem 15. April wird der Mannheimer Brockhaus-Verlag seine wuchtige "Brockhaus Enzyklopädie" mit mehr als 300.000 Stichwörtern online kostenlos anbieten und versuchen, Einnahmen aus Werbung zu generieren. Auf Papier kostete die 30-bändige Ausgabe mit rund 24.500 Seiten bislang mindestens 2670 Euro, jahrzehntelang ernährte sie ein Heer von fahrenden Lexikonverkäufern. "Die 21. Auflage der Enzyklopädie war voraussichtlich die letzte - ab jetzt findet alles online statt", sagte ein Sprecher zum Aus. Nicht erwähnt wurde, was aus den unermüdlichen Hausierern werden soll, die es immer wieder schafften, 45-jährigen Legasthenikern das gesammelte Weltwissen in Leder gebunden anzudrehen.

"Wir dachten, wir könnten in der Printwelt noch einmal richtig glänzen. Doch wir mussten einsehen, dass die Leute im Internet suchen"
, sagte Verlagschef Ulrich Granseyer, der dabei natürlich einem Irrtum unterliegt, wie Experten hier bei PPQ immer wieder betonen: Die Zukunft liegt bei den Medien, die zerfaserte Baumreste mit Tinte bedrucken. Horst Seehofer, Peer Steinbrück und Kurt "Mecki" Beck jedenfalls werden, sobald die Zahl der entlassenen Brockhaus-Vertreter bekannt wird, zum Boykott des neuen Online-Lexikons aufrufen.

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