Donnerstag, 11. Februar 2010

Flottenmanöver im Euro-Eintopf

Dass Griechenland seinerzeit nicht in der Lage war, den Voraussetzungen zu genügen, die Bedingung für eine Einführung des Euro gewesen wären, war allen Verantwortlichen in der Europäischen Union klar. Doch es ging darum, Einigkeit zu demonstrieren, niemanden zurückzulassen, ein Europa zu schmieden, dass in Konkurrenz treten konnte mit dem großen nordamerikanischen und mit dem hungrigen asiatischen Wirtschaftsraum.

Griechenland fälschte sein Visum und erhielt augenzwinkernd Einlaß. Die Führer der Union setzten darauf, dass die Einheitswährung die Fußlahmen über kurz oder lang schon fit werden lassen, das Tempo der an der Spitze Marschierenden aber durch elf Millionen in einem maroden Staat gefangeneGriechen nicht allzu sehr beeinträchtigt würde.

Kein ganzes Jahrzehnt hat die Spekulation gehalten - und nun ist zumindest die medial vorgetragene Empörung darüber groß, wie sehr man doch von den Griechen betrogen worden sein. Nichts gewusst habe man davon, dass der Euro den Hellenen das Geldverschwenden noch erleichtert habe. Alle löffeln aus demselben Euro-Eintopf, wo unterschiedliche Währungen fehlen, fehlt es auch an den von Frankreichs Präsident Sarkozy erst kürzlich zu Teufelszeug erklärten Währungsspekulationen. Gäbe es die Drachme noch, gäbe es die. Dann ginge es Griechenland schlecht. Es gibt sie nicht mehr, also leidet ganz Europa.

Selbst Frankreich, das große Hoffnungen auf die Griechen setzt, auch wenn in den endlosen amtlichen Mitteilungen der amtlichen Nachrichtenagenturen und Qualitätsmedien nicht die die Rede davon ist. Doch auch wenn das nirgendwo erwähnt wird: Die maladen Griechen sollen nicht nur sparen, sondern auch sechs Kriegsschiffe von Frankreich kaufen und 2,5 Milliarden Euro dafür bezahlen. Griechenland braucht die Schiffe angeblich dringend "zur Bekämpfung von Überwasserschiffen und U-Booten, aber auch für die Vernichtung von Boden- und Luftzielen", wie es bei Novosti heißt. Frankreich wiederum braucht das Geld, um Löcher im Staatshaushalt zu stopfen und selbst sechs Ersatzfregatten zu kaufen.

Da riecht es nach Rettung, so teuer sie auch wird, denn ein gerettetes Griechenland rettet Frankreich und ein gerettetes Frankreich rettet die Union. Flottenmanöver im Euro-Eintopf. Erst später gibt es dann vermutlich Krieg bei den Spartanern: Im vergangenen Jahr hat das nur noch von europäischen Kreditversprechen aufrechterhaltene Griechenland 3,16 Milliarden Euro für den Erwerb neuer Waffen ausgegeben, für 2010 sind 2,72 Milliarden Euro geplant.

Das Land, dem niemand mehr etwas leihen will, kauft damit derzeit für 0,2 Prozent der Weltbevölkerung rund vier Prozent aller Waffen, die auf den Weltmarkt kommen. Mal sehen, gegen wen es gehen soll.

6 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Wenn französische Bauern mit Traktoren und Anhängern in Paris auftauchen, interessiert den franz. Staatspräsidenten die EU einen feuchten Kehricht.
Ergo: Kann innerhalb einer Währungsgemeinschaft keine koordinierte Wirtschafts- und Finanzpolitik ablaufen, gibt es einen fettes Knrischen im Währungsgebälk.

Und selbstverständlich wußte man in Brüssel von der "kreativen Buchführung" in Griechenland.

Gustav Fröhlich hat gesagt…

nach neoliberalem Verständnis ist das, was in Griechenland passiert unter Staatsversagen zu fassen; bezogen auf den europäischen Kontext könnte man locker & leicht von Gemeinschaftlichen Versagen sprechen..

vakna hat gesagt…

Wieso "könnte"?
Es IST gemeinschaftliches Versagen.

ulysses hat gesagt…

whoo.. das mit den waffen läuft einem aber echt kalt den rücken runter.. winkt da schon der nächste balkankonflikt am horizont? ein bürgerkrieg am ende gar? hoffen wir mal das es dabei wirklich nur um gegenseitige wirtschaftshilfe geht..

ppq hat gesagt…

also von frankreich aus betrachtet ist ein bailout wirtschaftliche vernunft.

die deutschen sind dümmer: vier u-boote, die die griechen hier bestellt hatten, wollen sie nun nicht mehr haben. die merkln wird die kurzarbeitsregelung wohl nochmal verlängern müssen

Anonym hat gesagt…

Natürlich gibt es da immer Vertragsstrafen bei Nichtkauf, eine Fregatte in der Hand ist also immer noch besser als keine Fregatte auf dem Dach.